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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

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Beitrag von LittleAngel Do Dez 02, 2010 2:42 pm

Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) A8qp6jqn

Autor: LittleAngel

Titel: Klein-Harry wartet auf Weihnachten

Fandom: Harry Potter

Genre: Familie, Humor

Hauptcharaktere: Harry, James und Lily Potter, Sirius Black, Remus Lupin

Nebencharaktere: Severus Snape, Draco und Narcissa Malfoy, die Weasleys, Albus Dumbledore und viele weitere

Warnungen: AU

Altersfreigabe: ab 6

Spoiler: keine

Inhaltsangabe Jedes Kind freut sich auf Weihnachten, denn Weihnachten ist toll, Weihnachten ist wunderbar. Wenn du allerdings vier Jahre alt bist, die liebenswürdigste Mutter der Welt hast und dein Vater, dein Pate und deren bester Freund einmal die berühmt berüchtigten Rumtreiber waren, dann ist schon die Weihnachtszeit ein einziges Abenteuer und der 25. Dezember nur das Sahnehäubchen auf Onkel Siris heißgeliebtem Schokoladenkuchen.

Anmerkungen: Voldemort ist tot und Harry kann unbeschwert bei seinen Eltern aufwachsen. Durch den Tod des Dunklen Lords dürften sich bestimmte Personen natürlich auch anders verhalten, aber das werdet ihr im Laufe der FF schon bemerken. Ansonsten ist die FF natürlich vor allem süß und niedlich, aber so ganz ohne ein klein wenig Tiefe kommt ihr mir auch hier nicht davon^^ Ach ja, soweit ich weiß spielen die Engländer an Weihnachten nicht die Weihnachtsgeschichte nach und die Kinder haben da auch keinen Adventskalender, aber letzteres ist nun mal ein wichtiger Bestandteil der FF, also hoffe ich, dass ihr darüber hinwegsehen könnt Very Happy

Disclaimer: Die Charaktere gehören J.K. Rowling, nur der Plot und die Weiterentwicklungen meiner Lieblinge sind meins

Reviews: Wichtig und gern gesehen, denn sie motivieren ungemein, sind der einzige Lohn, den man als FF-Autorin erwarten kann und eindeutig Balsam für die Seele, es gibt nichts Schöneres. Natürlich verstehe ich, dass ihr nicht unbedingt jeden Tag Zeit findet, mir eine Antwort dazulassen (wobei das ja soooo lange auch nicht dauert *Dackelblickaufsetz*), aber ich hoffe einfach auf so viele Rückmeldungen wie möglich^^

Updates: Jeden Tag vom 1. bis zum 25. Dezember. Ich werde versuchen, das jeweilige Kapitel bis spätestens 15 Uhr onzustellen.

Widmung: Gewidmet meinen lieben Reviewern, die mich jetzt mittlerweile schon seit mehr als drei Jahren unterstützen, kritisieren und motivieren. Ihr seid die Besten! *knuddel*



Samstag, 1. Dezember 1984, 5.30 Uhr

"Mummy?" Ein schwarzer Wuschelkopf schob sich langsam durch den Türspalt und beobachtete von dort, wie sich eine Hand unter der Bettdecke hervorkämpfte und auf dem Nachttisch herumtastete, bis... RUMS! "Lily? Schon wieder die Lampe?", brummte eine verschlafene Stimme und ein leises, bestätigendes Kichern ertönte. "Lumos!" "Harry?", erklang es fast gleichzeitig und während der Schein des Lichtes langsam den Raum erhellte, schlug die Frau die Bettdecke zurück und klopfte auf die Matratze. "Komm her, Schatz." Mit einem begeisterten Quieken und so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, lief der kleine Junge zu seiner Mutter hinüber und kuschelte sich dann zu ihr unter die Bettdecke. "Du meine Güte, hattest du deine Füße im Eisfach?", lachte sie und rieb wärmend mit ihren Händen über eben diese, woraufhin der Schwarzhaarige aufschrie und dann glucksend sein Gesicht an ihrem Hals versteckte. "Ach, ich vergaß, wir sind ja kitzelig", schmunzelte die Frau, ließ ihn dann aber los und strich ihm stattdessen über den Rücken.

"Was ist los, Schatz? Hattest du einen Albtraum?" Der kleine Kopf an ihrem Hals schüttelte sich verneinend. "Hast du Bauchschmerzen? Siehst du, James, ich habe es euch ja gesagt: Die Pizza war viel zu scharf für ihn, ihr hättet darauf bestehen müssen, dass er sich eine andere bestellt!" "Er wollte eben das Gleiche wie sein Vater und sein Pate essen", antwortete ihr Mann, setzte sich auf, schaltete seine Nachtischlampe ein, löschte das Licht seines Zauberstabes und ein "Reparo!" später waren dann auch die Scherben auf dem kleinen Tischchen wieder verschwunden. "Und so ein bisschen Salami hat noch keinem Magen geschadet!" "Also James, manchmal bist du wirklich..." "Mummy?" "Oh entschuldige, Schatz, was wolltest du sagen?" "Mummy, jetzt ist doch morgen, oder?" "Das kannst du laut sagen, verdammt früher Morgen sogar! Ich dachte ja eigentlich, dass du das mit dem durchschlafen schon vor langer Zeit gelernt hast, aber anscheinend habe ich mich da geirrt!" "James!" "Jaja, schon gut!" "Mummy?" "Entschuldige Schatz, du kennst ja deinen Vater. Ja, wir haben Morgen, weswegen möchtest du das denn wissen?" "Weil... weil wenn jetzt morgen ist, dann darf ich heute das erste Geschenk aufmachen! Du hast gesagt, dass ich ab morgen jeden Tag etwas kriege und jetzt ist morgen!"

"Ja, Lily", stimmte sein Vater breit grinsend zu, "Das stimmt! Du hast gestern gesagt, dass er morgen Morgen das erste Mal an seinen Adventskalender darf. Und jetzt ist morgen Morgen, na ja eher morgen Nacht." "James?" "Ja?" "Klappe zu!" "Okay!", lachte er fröhlich und auch sein Sohn gluckste glücklich, setzte sich dann aber auf und zupfte seine Mutter ungeduldig am Nachthemd. "Und?" "Was "und", Harry?", fragte sie unschuldig und der Kleine rollte mit den Augen. "Mum-my! Das Geschenk!" "Ach ja, richtig", lachte sie, stemmte sich hoch, griff nach ihrem Zauberstab und band mit einer eleganten Bewegung ihre Haare zusammen. "In Ordnung, wir wollten zwar eigentlich heute ausschlafen, aber gut, damit hätten wir natürlich rechnen müssen. Dann hilft Daddy dir jetzt beim Waschen und ich packe noch die letzten drei Geschenke ein, okay?" Ihr Sohn nickte begeistert und lief sofort ins angrenzende Badezimmer, ihr Mann allerdings wirkte alles andere als glücklich. "Hättest du das nicht gestern Abend machen können? Du weißt doch wie er ist, das wird sicher wieder eine Megaüberschwemmung geben!" "Es ist nicht mein Problem, dass du dich jedes Mal auf eine Wasserschlacht einlässt. Und muss ich dich jetzt wirklich daran erinnern, warum ich gestern nicht mehr dazu gekommen bin, die letzten drei Päckchen einzuwickeln?" Die Wangen des Schwarzhaarigen färbten sich rot und er starrte verträumt in die Luft. "Ach ja..." "Ja!", antwortete sie knapp, lächelte dann aber und drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. "Und jetzt sieh bitte nach Harry, ja? Bevor er noch das ganze Badezimmer flutet..."

Ihr Mann grinste, griff nach seiner Brille und trottete dann langsam ins Bad. Sekunden später hörte man das Plätschern des Wassers und zweistimmiges, lautes Gelächter. Die Rothaarige lächelte sanft, schlüpfte in ihre Hausschuhe, griff erneut nach ihrem Zauberstab und warf sich dann ihren Bademantel über. Gähnend tappste sie in den Flur, hob Harrys Lieblingskuscheltier und seine Schmusedecke auf und trug beides nach unten in die Küche. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabes rief sie Geschenkpapier und viele kleine, bunte Schleifchen herbei und zog gleichzeitig einen kleinen Weidenkorb unter der Spüle hervor. Schnell griff sie nach den einzigen noch nicht eingepackten Gegenständen und machte sich dann mit geübten Fingern an die Arbeit. Schon Minuten später blickte sie zufrieden auf ihr Werk und legte die Päckchen zu den anderen in den Weidenkorb. Harry war schon immer fasziniert von Heißluftballons gewesen und so hatte sie dieses Jahr kurzerhand den Brotkorb zum Adventskalender umfunktioniert. Die kleineren Geschenke hatte sie in vielen Säckchen verstaut, die jetzt fröhlich an dem Körbchen hin- und herbaumelten, während die größeren in dem Weidenkorb lagen und von einem Stoffnikolaus bewacht wurden. Abgerundet wurde das Bild von einem von vielen zu einem Netz verknüpften Kordeln umrundeten Wasserball, der jetzt wiederum von ihr mit einem Zauber belegt wurde, sodass er in der Luft schwebte und dort seine Runden drehte.

Die Rothaarige lächelte zufrieden und begann dann den Frühstückstisch zu decken. Als sie gerade dabei war, die Eier in den Eierbechern zu verstauen und jedem ein Glas Orangensaft einzugießen, betrat das vierte Mitglied der Familie Potter die Küche. "Hallo Mina", begrüßte die Rothaarige die Hauselfe sanft, welche aber alles andere als begeistert wirkte. "Mina macht das Frühstück, das ist Minas Aufgabe! Missy Potter kümmert sich um den jungen Master, Mina macht den Haushalt, so muss das sein!" Die kleine Mina war die einzige Hauselfe der Potters und etwa ein Jahr älter als Harry. Als ihre Eltern kurz nach seiner Geburt getötet wurden, hatten die Potters sie aufgenommen und seitdem war sie Harrys beste Freundin. Und auch wenn sie mit den Jahren gelernt hatte die drei beim Vornamen zu nennen, so war doch alles vergessen sobald sie sich aufregte und das kam leider ziemlich häufig vor, denn im Gegensatz zu den meisten Hauselfen besaß Mina ein leicht entzündbares Temperament.

Lily erinnerte sich nur zu gut an die diesjährige Halloweenparty, auf der es ein Ministeriumsangestellter gewagt hatte, Harry als ungezogenes kleines Gör zu bezeichnen, weil er von sämtlichen Vorspeiseplatten die Wurst stibitzt und diese dann zufrieden grinsend in einer Ecke verputzt hatte. Die Gäste hatten das allesamt niedlich gefunden, nur besagter, etwas betuchter Ministeriumsmitarbeiter hatte sich echauffiert, was er aber sehr schnell bereut hatte. Lily hatte die Situation noch immer genau vor Augen: Während Harry sich von seiner Mutter trösten ließ, die bitterböse Blicke in Richtung des Mitarbeiters ihres Mannes abschoss, bugsierte Mina, die gerade den Hauptgang hatte auftragen wollen den Mann per Elfenmagie und laut schimpfend aus dem Haus. Dass dieser sich dabei die eine oder andere Beule zuzog schien sie eher zu freuen als zu stören und obwohl dieses Verhalten von den meisten Besitzern wohl eine harte Bestrafung nach sich gezogen hätte, kümmerte es die Potters wenig. Natürlich war Mina eine Hauselfe und übernahm eben auch für diese typische Aufgaben, aber vor allem war sie war eine Freundin, ein Teil der Familie, alles was sie tat, tat sie freiwillig und sie wurde auch nie bestraft. Mina liebte die Potters und die Potters liebten Mina, sie war in ihren Augen genauso viel wert wie jeder Mensch auf diesem Planeten, auch wenn das manche reinblütige Familien für den Verrat ihrer Werte hielten, aber so etwas kümmerte Harrys Eltern schon lange nicht mehr.

"Ach Mina, wir hatten doch übers Kochen geredet, erinnerst du dich? Aber es wäre mir eine große Hilfe, wenn du ein paar Brötchen toasten könntest!", sagte Lily sanft, füllte die Milch in einen großen Glaskrug um und stellte sie auf den Tisch. Die Hauselfe knurrte ungehalten und beobachtete das ihr so verhasste Muggelgerät dann misstrauisch. Anfangs war sie ja noch begeistert von den vielen unbekannten Geräten gewesen und hatte sie mit Feuereifer ausprobiert, aber seit sie es irgendwie geschafft hatte ihre eigenen Finger zu toasten, war sie diesbezüglich sehr vorsichtig geworden. Andererseits lag ihr auch nichts ferner als ihrer Herrin einen Wunsch abzuschlagen, dazu war sie einfach noch zu sehr Hauselfe. Also steckte sie leise vor sich hingrummelnd den Stecker in die Steckdose, öffnete mit einem Schnippen die Brottruhe und ließ zwei Brötchen auf den Toaster schweben. Lily lächelte dankbar, drückte den Griff nach unten und deckte den Tisch dann zu Ende.

Mina war gerade dabei Lily auszuschimpfen, weil sie jetzt nicht wusste womit sie die fertigen Brötchen transportieren sollte, da der Weidenkorb ja nun von ihr zwegentfremdet worden war, als Harry und James die Küche betraten. Letzterer trocknete gerade sein Schlafanzugsoberteil mit einem Schlenker seines Zauberstabs und hob dann seinen Sohn auf dessen Lieblingsplatz. "Daddy!", schmollte der Schwarzhaarige sofort und James hob fragend eine Augenbraue, lachte aber dann. "Entschuldige", gluckste er und beschwor drei Kissen herauf, die er Harry unter seinen Po schob, sodass dieser nicht mehr mit der Nase gegen die Tischplatte stieß. "Danke, Daddy", lächelte der Kleine, nur um sich dann neugierig umzuschauen. "Wo ist mein Zug?" In den letzten drei Jahren hatte seine Mutter ihm einen aus Pappkartons und Toilettenpapierrollen gebastelten Zug mit kleinen Aufmerksamkeiten gefüllt. Besonders lange hatte diese Art von Adventskalender allerdings nie gehalten, denn entweder hatte Harry so lange mit ihm gespielt bis er auseinanderfiel oder er war Padfoot zum Opfer gefallen, als dieser mal wieder zu übermütig herumtollte. Wie auch immer, in den letzten Monaten hatte sich Harry die Zahlen beigebracht, war also fähig das jeweils richtige Geschenk zu erkennen und dass der Heißluftballon anders als seine Vorgänger außerhalb der "gefährlichen Zone" schwebte, wie Lily sie so gerne nannte, also nicht zufällig beim Toben zerstört werden konnte, war dabei ein recht nützlicher Nebeneffekt.

"Schatz, du bist doch jetzt schon ein großer Junge und große Jungen haben richtige Adventskalender. Ich kann dir natürlich auch wieder einen Zug basteln, dann kannst du dir immer aus fünf Geschenken eins aussuchen, aber ich dachte eigentlich, dass du mittlerweile alt genug wärst, um selbst zu erkennen, welche Überraschung für welchen Tag gedacht ist. Aber du hast recht, Harry, damit warten wir besser noch ein paar Jahre." "Nein, nein!", widersprach der Schwarzhaarige hastig und mit großen Augen. "Ich kann das! Ich bin schon groß!" Lily lächelte verschmitzt. "Wenn du das sagst, Liebling, dann will ich dir mal vertrauen." In diesem Moment entdeckte ihr Sohn seinen Adventskalender, der gerade an ihm vorbeiflog. "Luftballon!", quietschte er begeistert und sah dann die vielen Geschenke aus dem Weidenkorb herauslugen. "Ist das meiner? Ist das meiner? Oh, Mummy, darf ich jetzt schon? Darf ich, darf ich, darf ich? Oh Mummy, bitte! Bittteeee!" Die großen Kulleraugen und der flehende Blick ließen Lilys Herz erweichen und sie seufzte tief auf. "Aber das ist eine Ausnahme, das weißt du! Morgen wird wieder zuerst gegessen, in Ordnung?" Der Kleine beeilte sich zu nicken und rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. "Darf ich jetzt, darf ich jetzt?"

"Quäl ihn doch nicht so, Lils", schmunzelte sein Vater, lehnte sich an den Kühlschrank und biss hungrig in ein Croissant, das er sich wohl stibitzt hatte. "James, wir essen gemeinsam!", schimpfte Harrys Mutter und blitzte ihn gespielt böse an. "Also wirklich, du bist kein besonders gutes Vorbild!" Ihr Mann grinste nur, biss erneut genüsslich in sein Croissant und nickte seinem Sohn dann auffordernd zu. "Na los, sieh mal nach, was Mummy dir für heute eingepackt hat!" Die Augen des Kleinen leuchteten vor Begeisterung und er rutschte mittlerweile so aufgeregt hin und her, dass es ein Wunder war, dass die Kissen noch nicht auf den Boden gefallen waren, rührte sich aber nicht von der Stelle und sah seine Mutter stattdessen mit großen Kulleraugen an. Sie lächelte sanft und nickte dann. "Na los, schau mal nach." Mit einem begeisterten Schrei sprang Harry von seinem Stuhl hinunter und lief sofort zu dem Heißluftballon hin, der jetzt -als hätte er ein Gehirn- immer schneller seine Runden drehte. Der Schwarzhaarige stutzte kurz, hetzte seinem Adventskalender dann aber sofort hinterher.

Ein paar Minuten später saß James am Tisch, trank seinen Orangensaft, beobachtete seinen mittlerweile etwas erschöpft wirkenden Sohn und streichelte dabei abwesend den Bauch seiner Frau, die sich auf seinem Schoß an ihn gekuschelt hatte. In diesem Moment blieb der Vierjährige stehen, die Wangen zornesrot und die Augen verdächtig glitzernd. "Oh Baby", machte Lily sofort und eilte auf ihn zu, um ihn in die Arme zu schließen und zu trösten. "Vielleicht habe ich den Zauber ein wenig zu oft geübt, weißt du, er sollte eigentlich nur an die Decke schweben, sobald du hier rumtobst. Und dass er die Geschwindigkeit verändern kann... also mein Werk ist das nicht." Der Kleine schniefte an ihrem Hals. "Das ist ganz, ganz doll gemein. Ich will mein Geschenk!" "Ich helfe dir", bot seine Mutter an, hob ihn hoch und griff dann nach dem Heißluftballon, der sofort vor ihr zurückwich. Dieses Spiel wiederholte sich noch ein paar Mal, bis es Lily zu bunt wurde und sie nach ihrem Zauberstab griff. "Jetzt hör mal zu, Mister! Du rückst jetzt sofort die Geschenke raus, ich habe mir doch nicht umsonst wochenlang einen Kopf gemacht! Ich zähle jetzt bis drei, dann lass ich dich platzen! Eins... zwei..." "Ähm, Lily, ich mach das schon", murmelte James, zog den Zauberstab und schwang ihn über dem Kopf als wolle er ein Lasso auswerfen, kurz darauf verringerte sich die Geschwindigkeit des Heißluftballons enorm.

"Du warst das?", fragte Lily mit hochgezogenen Augenbrauen und ihr Mann grinste schief. "Ich dachte, das wäre lustig. Ich habe ihn gestern Abend gefunden und ähm..." "Sehen wir irgendwie amüsiert aus?", unterbrach ihn Lily und sein Blick huschte von ihren Augen, die etwas dunkler als sonst wirkten zu dem Gesicht seines Sohnes, auf dem immer noch leichte Tränenspuren zu erkennen waren. "Tut mir Leid, Harry", murmelte er beschämt, stand auf und nahm ihn auf den Arm. "Wir gucken jetzt zusammen, was Mummy sich heute für dich ausgedacht hat, ja?" "Okay", schniefte der Kleine leise und ließ zu, dass sein Vater ihm das Gesicht mit dem Ärmel seines Oberteils abwischte. Immer noch seinen Sohn haltend griff James mit der freien Hand nach dem Adventskalender und hielt ihn so vor Harrys Gesicht, dass der Vierjährige ohne große Verrenkungen nach der richtigen Nummer suchen konnte.

"Da!", schrie er kurz darauf begeistert und griff nach einem der Säckchen. "Da ist die Eins, siehst du, Daddy? Da ist die Eins!" "Gut gemacht", lächelte James und sah geduldig zu, wie Harry an dem Knoten herumfuhrwerkte und ihn dann nach geschlagenen drei Minuten endlich aufbekam. Mit einem stolzen Triumphschrei riss er das Säckchen an sich und inspizierte dann den Inhalt. Während Harry nun das Stoffstück unachtsam auf den Boden fallen ließ, was Lily offenbar alles andere als gut fand, aber unkommentiert ließ, setzte sich James zurück auf seinen Platz und streichelte seinem Sohn sanft über den Rücken. "Schau, ein Buch!", sagte Harry und hielt sich das etwa fingerhohe Heft vor die Augen. James runzelte die Stirn. "Schatz, was...?" "Du musst es vergrößern", antwortete Lily augenrollend und James grinste schief. "Natürlich. Du musst entschuldigen, es ist schließlich noch früh am Morgen." "Bei dir ist doch immer früh am Morgen", antwortete Lily trocken, grinste aber, drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und ließ sich auf ihrem Platz nieder. James streckte ihr kurzerhand die Zunge raus, vergrößerte Harrys Geschenk aber kommentarlos, was allerdings weniger daran lag, dass er nichts erwidern wollte, sondern eher daran, dass ihm einfach nichts Intelligentes einfiel.

"Oh schau, Daddy, Pferdchen!", riss ihn die begeisterte Stimme seines Sohnes aus seinen Überlegungen bezüglich eines frechen Spruchs und er hob eine Augenbraue. "Lily, was bei Salazar hast du ihm geschenkt?" Seine Frau lächelte. "Ein Malbuch, aber kein magisches, sondern eins aus der Muggelwelt." "Und du schenkst ihm eins mit... Pferden? Gab es keine vernünftigen mehr? Welche mit Autos, Rennwagen, Feuerwehrmännern oder du weißt schon... diesen Typen mit den Helmen und den Westen... uhm, mit Bauarbeitern?!" "Doch", sagte Lily, "Aber die hätten Harry nicht gefallen, das ist doch langweilig. Ich hätte wissen müssen, dass dir das Malbuch nicht gefällt..." "Ja, aller..." "Ich hätte doch die Ballerinas nehmen sollen!" "Ja... LILY! Das ist nicht witzig!" "Doch, finde ich schon", gluckste sie und er schnaubte. "Außerdem sind es keine Pferde, sondern Einhörner!" "Oh", machte James und legte die Stirn in Falten, "Einhörner sind okay, Einhörner sind magisch und Einhörner sind gefährlich, schließlich haben sie ein Horn auf der Stirn, ja, das ist okay... Moment", er stutzte, "Hast du nicht gerade gesagt, dass du das Ding in der Muggelwelt gekauft hast?" Blitzschnell zog er seinem Sohn, der gerade aufmerksam die Zeichnungen studiert hatte, das Heft unter der Nase weg, warf einen kurzen Blick auf das Deckblatt und stöhnte. "Ich wusste es! Guck dir das an, Lily! Giftgrün und pink! Giftgrün und pink stellen die magische Wesen dar! Das ist eine Frechheit, die verspotten unsere Welt, alles was uns etwas bedeutet und an was wir glauben, das ist Blasphemie, jawohl!"

"James?" "Ja?" "Nimmst du irgendwelche Pillen?" "Nein, das weißt du doch!" "Dann solltest du vielleicht damit anfangen", grinste sie, woraufhin ihr Mann ihr lachend die Zunge rausstreckte. "Ich habe vielleicht in den letzten Wochen etwas zu viel Zeit mit Mad-Eye verbracht und bin vielleicht auch gerade ein klitzekleines bisschen übers Ziel hinausgeschossen, aber das tut jetzt hier nichts zur Sache. Mein Sohn malt jedenfalls keine Einhörner pink und grün an, dass das mal klar ist!" "Nun, mein Sohn malt Dumbledore auch ein rosa Kleid an den Leib, wenn ihm das gefällt!", gab sie schnippisch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Daddy? Kann ich mein Buch wiederhaben, bitte?" "Oh Harry, du willst doch bestimmt nicht so ein doofes Malbuch haben, oder? Wir kaufen dir ein anderes, ja? Eins für Männer! Eins, das eines Potters würdig ist!" "Aber ich mag Pferdchen", widersprach sein Sohn mit zitternder Unterlippe und feuchten Augen. "Oh toll, James. Da siehst du, was du angerichtet hast!", schimpfte Lily und hob den Vierjährigen auf ihren Schoß. "Ist Daddy böse auf mich? Hat er mich jetzt nicht mehr lieb?", wisperte er ganz leise gegen ihren Hals, allerdings nicht leise genug. James wurde blass und sah beschämt zu Boden, während Lily versuchte ihn mit ihren Blicken zu erdolchen. "Natürlich habe ich das, Schatz", widersprach Harrys Vater energisch, "Ich finde nur nicht, dass Einhörner das Richtige..." "Daddy ist nur verwirrt, weil er heute das erste Mal in seinem Leben ein Fremdwort benutzt hat", fuhr Lily dazwischen und verhinderte so, dass ihr Mann es nur noch schlimmer machte. "Weißt du, eigentlich ist es ja noch recht früh. Was hältst du davon, wenn wir das Frühstück auf später verschieben und du jetzt deine Buntstifte holst und dann mit Daddy dein Geschenk ausprobierst?" "Au ja", machte Harry und strahlte mit einem Mal wieder. Etwas ungelenk kletterte er vom Schoß seiner Mutter herunter, nicht ohne sich vorher noch unauffällig die Nase an ihrem Bademantel abzuwischen und rannte dann so schnell wie möglich in Richtung Treppe.

"Jetzt stell dich bitte nicht so an und lass Harry seine Freude! Du kennst doch seine Begeisterung für alles was vier Beine hat!", sagte Lily leise und drückte kurz die Hand ihres Mannes. "Ich verstehe sowieso nicht, warum du dich so anstellst." James seufzte gequält. "Mussten es denn gerade so scheußlich grelle und kitschige Einhörner sein?" "Es ist nur eine Vorlage, James, das bedeutet nicht, dass Harry sie auch so ausmalen wird. Und zu deiner Frage: Wenn du dich nicht wenigstens ein klitzekleines bisschen aufregst, macht das Ganze ja keinen Spaß." "Du hast Glück, dass du so verflucht sexy bist", knurrte James, aber seine Mundwinkel zuckten. "Ich weiß", antwortete Lily leichthin, stand auf und ließ sich wieder auf seinem Schoß nieder. "Ach Harry?", rief sie, "Vergiss nicht deinen pinken Stift, ja? Das ist nämlich Daddys Lieblingsfarbe und er will heute den ganzen Tag mit nichts anderem mehr malen!" "Ich hasse dich", wimmerte James, zog sie an sich heran und küsste sie. "Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!", nuschelte er gegen ihre Lippen, die sich sofort zu einem Lächeln verzogen. "Du warst schon mal überzeugender." "Ich weiß", grinste er, schob sie dann aber ein Stück von sich und sah sie ernst an. "Ich bin so glücklich, Lily, so unglaublich glücklich." "Sogar so sehr, dass du mit unserem Sohn Einhörner anmalst?", fragte sie frech und er antwortete mit einem Lächeln: "Ja, sogar so sehr. Aber eins schwöre ich dir: Solltest du es jemals wagen, ihm Schleifchen ins Haar zu binden..." "Hey, ich bin doch nicht lebensmüde, Sirius würde mich umbringen!" "Sirius?!" "Oh", sie tätschelte seinen Arm, "Du natürlich auch, Schatz!" "Das will ich aber auch gemeint haben", murmelte er und zog seine Frau noch ein wenig näher an sich heran. "Na dann mal los, lass uns Pferdchen anmalen."


Zuletzt von LittleAngel am Do Dez 16, 2010 11:02 am bearbeitet; insgesamt 12-mal bearbeitet
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Beitrag von LittleAngel Do Dez 02, 2010 2:43 pm

Sonntag, 2. Dezember 1984, 8.03 Uhr

Mit einem fröhlichen Glucksen lief Harry in die Küche und blickte sich suchend um. Sein Adventskalender schwebte ganz ruhig in einer Ecke und bewegte sich auch nicht, als er auf ihn zuging. Dem Heißluftballon immer wieder misstrauische Blicke zuwerfend stemmte sich der Kleine gegen einen der Stühle und schob ihn dann mit aller Kraft in die Ecke. Etwas umständlich hielt er sich an der Sitzfläche fest und zog sich so auf den Stuhl hinauf, nur um sich dann Sekunden später aufzurichten und nach dem Adventskalender zu greifen. Mit einem strahlenden Lächeln stellte er fest, dass sich dieser dieses Mal nicht fortbewegte und so begann er mit Feuereifer, die kleinen Säckchen nach der passenden Zahl zu durchsuchen. Dazu musste er allerdings die Arme in die Luft strecken und den Kopf in den Nacken legen, was ja nun wirklich nicht gerade zu den bequemsten Positionen gehörte, was den Kleinen aber nicht zu stören schien. Mit flinken Fingern drehte er die Stoffsäckchen in seine Richtung und hoffte nur, dass sein heutiges Geschenk nicht in dem Weidenkorb lag, denn dort würde er nicht alleine herankommen und er hatte wirklich keine Lust, auf seine Mummy zu warten, die hatte sich nämlich mit seinem Onkel Siri und seinem Daddy in der Speisekammer eingeschlossen und erzählte ihnen da irgendetwas. Der Zeiger auf dem bunt bemalten Teller, der als Küchenuhr diente, hatte sich zwar nur zweimal weiterbewegt, aber Harry war das schon zu viel und er langweilte sich wirklich, da konnte seine Mummy doch nicht erwarten, dass er noch länger wartete, oder?

Dann endlich: Da war die Zwei! Mit einem begeisterten Laut begann er den Knoten an dem grünen Säckchen zu lösen und glücklicherweise gestaltete sich dies auch als nicht so schwierig wie am vorherigen Tag. Als er es nach knapp einer Minute (die ihm wie eine Ewigkeit vorkam) endlich geschafft hatte, riss er das Stoffstück glücklich an sich und inspizierte sofort den Inhalt. "Oh", machte er enttäuscht und betrachtete den Keks misstrauisch, nur um dann noch einmal in dem Säckchen nachzugucken, ob er das richtige Geschenk nicht vielleicht übersehen hatte. Da dies aber nicht der Fall war, schob er sich den seiner Meinung nach viel zu kleinen Keks in den Mund, kaute fünfmal auf ihm herum, schmatzte und schluckte den fade schmeckenden Brei dann herunter.

In diesem Moment knarrte die Tür der Speisekammer und Harry zuckte ertappt zusammen. Schnell kletterte er von dem Stuhl herunter, drehte sich um und blickte dann seine Mutter schuldbewusst an, die mit verschränkten Armen und undefinierbarem Gesichtsausdruck in der Tür stand. Sein Vater und sein Patenonkel waren nirgends zu sehen, aber das interessierte Harry in diesem Moment nicht besonders. Stattdessen versuchte er gar nicht erst seinen Fehler zu vertuschen, sondern hielt seiner Mutter das grüne Säckchen entgegen, nur um dann ganz schnell den Daumen in den Mund zu schieben. Dies hatte er schon seit mehr als zwei Jahren nicht mehr getan, aber offenbar fühlte er sich jetzt so unsicher, dass er das Bedürfnis dazu hatte und zu alten Angewohnheiten zurückkehrte. Ein sanftes Lächeln glitt über das Gesicht seiner Mutter, sie hob ihn hoch und setzte sich dann mit ihm auf dem Schoß auf einen Stuhl. "Wir hatten doch ausgemacht, dass wir deine Adventskalendergeschenke zusammen aufmachen, oder? Schau, Harry, ich kann ja verstehen, dass du es gar nicht erwarten kannst, ich war als Kind genauso, aber ich möchte nun einmal gerne wissen, wie du reagierst. Ich habe mir wirklich viele Gedanken gemacht, womit ich dir eine Freude machen könnte und dann möchte ich dein kleines Strahle-Gesicht auch sehen." Sie grinste und kniff ihm leicht in die Wange, woraufhin ihr Sohn kicherte und sich an ihre Hand schmiegte. "Tut mir Leid, Mummy, ich machs nie wieder", versprach er mit großen Kulleraugen. "Aber es hat wirklich, wirklich lange gedauert, ich konnte einfach nicht mehr warten!"

Lily lachte leise und verstrubbelte zärtlich sein Haar. "Ich war vielleicht vier, fünf Minuten weg und dann komme ich wieder und was sehe ich? Mein Baby mit dem schuldbewusstesten Gesicht, das ich seit langer Zeit gesehen habe." "Mummy! Ich bin doch kein Baby", schmollte Harry und Lily lachte erneut auf, führten sie diese Diskussion doch fast täglich. "Und es war ja auch nur ein Keks!" "Harry! Du solltest wirklich nicht so abfällig reden, andere Kinder bekommen jeden Tag ein Stück Schokolade, es ist nicht selbstverständlich, dass ich mir für jeden Tag etwas Besonderes überlegt habe!" Sie seufzte und schüttelte den Kopf. "Nun, lassen wir das jetzt, wir sprechen später noch einmal darüber. Was für ein Keks ist das denn, Harry?" "Uhm", machte dieser und Lily lächelte. "Schau ihn dir doch noch mal an!" "Uhm", gab ihr Sohn erneut von sich und warf seinem Bauch einen verstohlenen Blick zu, woraufhin Lilys Augen deutlich größer wurden. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du hast ihn nicht wirklich schon aufgegessen?" "Oh Mummy, sei nicht wieder böse, bitte, bitte, bitte sei nicht böse!", flehte er und blickte seine Mutter mit großen, feuchten Augen an. "Ach nein, Harry, ist schon gut. Ich war vorhin ein klein wenig enttäuscht, aber das ist jetzt vorbei. Weißt du, ich hätte mir das eigentlich denken können, du bist da genau wie dein Vater. Ich hätte mir vielleicht einen anderen Hinweis ausdenken sollen. Naja, dann wechseln wir eben zu Plan B."

Stille. Während Harry seine Mutter neugierig musterte, starrte sie abwartend auf die Tür, die zur Speisekammer führte und verdrehte dann die Augen. "Ju-ungs! Plan B!" Die Tür öffnete sich einen Spalt und James schob seinen Kopf hindurch. "War das unser Einsatz? Oh, verdammt. Okay, noch mal von vorne, ja?" Damit zog er seinen Kopf zurück und schloss die Tür wieder. Lily lachte, tat ihm aber den Gefallen. "Ich hätte mir vielleicht etwas anderes ausdenken sollen. Tja, dann muss eben Plan B greifen." Stille. "Das gibts doch nicht", knurrte sie. "JAMES!" Ein leises Poltern ertönte. "Das war nicht meine Schuld, Pad hat mich abgelenkt! Los, noch einmal, diesmal schaffen wirs", erklang seine dumpfe Stimme und seine Frau seufzte. "Harry, würdest du mir bitte mal gegen die Stirn schlagen?" Ihr Sohn kicherte und patschte ihr mit seiner kleinen Hand gegen den Kopf. "Dankeschön", machte Lily trocken. "Na gut, tun wir Daddy den Gefallen. Aber nächstes Mal mache ich das mit Remus, der ist nämlich nicht so schwer von Begriff. Okay... JUNGS! PLAN B!" Die Tür wurde aufgestoßen und James und Sirius sprangen mit seltsamen Hüten auf den Köpfen und wild auf und abwedelnden Armen in den Raum. "Wir gehen in den Zoo, wir gehen in den Zoo!"

Während Lily sich die halbe Faust in den Mund steckte um nicht in Gelächter auszubrechen, kicherte Harry haltlos los, sprang von dem Schoß seiner Mutter herunter und lief auf Sirius zu, um sich hochnehmen und angemessen begrüßen zu lassen. Dann griff er glucksend nach dessen Kopfbedeckung und zog daran, woraufhin ein seltsam klingendes Geräusch ertönte. "Was bei Merlin ist das, Sirius?" Der Angesprochene strahlte seine beste Freundin fröhlich an. "Die habe ich gleich besorgt, als Jamsie-Pooh mir erzählt hat, dass wir in den Zoo gehen! Die sind doch toll, oder?" "Ja, die sind wirklich etwas... ganz Besonderes", antwortete Lily trocken. "Dann bestehe ich aber darauf, dass ihr mindestens drei Meter Abstand zu Harry und mir haltet!" "Aber das ist lustig, Mummy!", entgegnete Harry mit kindischer Unbeschwertheit und Sirius hob eine Augenbraue. "Ja Mummy, sag doch mal, wieso dürfen wir keinen Spaß haben?" "Oh du", machte sie. "Na schön, aber wundert euch nicht, wenn wir dann bevor wir den Zoo betreten schon als Zauberer identifiziert werden." "Oh hast du gehört, Harry? Deine Mummy denkt, dass sie ein Mann ist", feixte Sirius und Harry machte große Augen. "Sirius?" "Ja?" "Überspann den Bogen nicht!" "Du und deine Muggelsprichwörter..." "SIRIUS!" "Bin ja schon still", grinste er und ließ sein Patenkind dann wieder auf den Boden herunter.

"Gut, gefrühstückt haben wir, Proviant ist eingepackt... Muss noch jemand auf die Toilette?" Ihre drei Männer schüttelten synchron die Köpfe. "Seid ihr sicher? Ich weiß nicht, wie viele Möglichkeiten wir im Zoo haben und ich lasse ganz sicher nicht zu, dass ihr mich wieder blamiert und irgendwo in der Öffentlichkeit die Hosen herunterlasst." "Oh, dann... dann geh ich noch mal", murmelte James mit roten Wangen und eilte davon, während Sirius Harry jetzt an den Händen fasste und einen Sprechchor anstimmte. "Wir gehen in den Zoo! Wir gehen in den Zoo-oh!" Schon bald hüpften die beiden sich immer noch an den Händen haltend durch die ganze Küche und Lily zauberte verstohlen ihre Kamera aus dem schon gepackten Rucksack und schoss ein Erinnerungsfoto. Dann ging sie in den Flur, zog sich Stiefel und eine dicke Jacke an, legte die Kamera zurück und kontrollierte schnell noch einmal den restlichen Inhalt des Rucksackes. In dem Moment, als ihr Mann aus dem Badezimmer im unteren Stockwerk kam und sie mit einem frechen "Ja Mummy, ich habe mir die Hände gewaschen!" angrinste, klingelte es und während Lily Sirius und Harry herbeirief, öffnete James die Haustür und begrüßte seinen Freund.

"Hey Remus", murmelte Lily abwesend und hielt ihrem Sohn seine Winterjacke hin, sodass er bequem hineinschlüpfen konnte. "Zieh dir bitte alleine deine Schuhe an, ja? Und Sirius, du brauchst ihm gar nicht zu helfen, die haben Klettverschlüsse, er kann das selber, ist nur zu faul!" Angesprochener hob abwehrend die Hände und machte sich dann selbst fertig. "Entschuldige, Rem, jetzt aber", lächelte Lily, ging auf ihn zu, umarmte ihn und ließ sich sanft auf die Wange küssen. "Schön, dass du dabei bist, wir machen wirklich viel zu selten Familienausflüge." Der Werwolf lächelte. "Schön, dass du es schön findest, dass ich dabei bin und schön, dass ich für dich zu eurer Familie zähle, das finde ich wirklich... schön." "Was ist schön?", mischte sich Sirius breit grinsend ein, aber sie gingen nicht darauf ein. "Ja toll, ignoriert nur den gutaussehenden, intelligenten, sportlichen, unglaublich charmanten..." "Sirius, diese Art von Humor funktioniert nicht, wenn du positiv von dir sprichst", spöttelte Lily mit einem Augenrollen, woraufhin dieser empört die Hände in die Hüften stemmte und die Wangen aufblies. "Aber über mich gibt es nichts Negatives zu sagen! Ich bin..." "So unglaublich bescheiden", schloss Remus trocken , woraufhin Sirius ihm die Zunge rausstreckte und Lily ihm die Hand hinhielt, in die er lachend einschlug.

Während sich die vier anderen jetzt endgültig ausgehfertig machten, musterte der Werwolf seine Freunde interessiert und grinste dann breit. "Schicker Hut, Pad!" "Ja, nicht w... Haha, sehr witzig! Also, ich finde ihn gut, aber ich habe ja auch Geschmack!" "Den hast du allerdings", nickte Lily und hustete dann etwas, das sich merkwürdig nach "Aber keinen besonders guten!" anhörte. "Bitte?" "Oh nichts, Siri-Schatz, da war nur so ein Kratzen in meinem Hals." "Aha", machte er misstrauisch und mit zusammengekniffenen Augen, zuckte dann aber mit den Schultern. "Können wir jetzt los, oder was?" "Oder was!", antwortete Lily knapp. "Rück die Tierkekse wieder raus!" "Was für Kekse?", fragte der Schwarzhaarige unschuldig, etwas zu unschuldig für Lilys Geschmack. "Die Kekse, die sich vor deiner Ankunft definitiv noch im Rucksack befunden haben, die Kekse, die ich in eine Dose umgefüllt hatte, nachdem ich einen Löwen für Harry beiseite gelegt hatte, damit sie knackig bleiben." "Oh, diese Kekse", murmelte Sirius und zog eine luftdichte Dose aus seiner Jackentasche hervor. "Weißt du, ich habe vorhin den Rucksack durchsucht, hätte ja sein können, dass du das Essen vergessen hast und da dachte ich, dass sie sicher schon alt und pappig sind, deswegen wollte ich sie entsorgen." "Natürlich", nickte Lily nur, während James sich hinter seinen besten Freund stellte und flüsterte: "Du wolltest ja nur nachsehen, ob es mehr Hunde oder Hirsche gibt!" "Sieben zu drei, ätsch!", zischte Sirius zurück, lächelte Lily an und reichte ihr die Kekse mit einem sehnsüchtigen Blick zurück. "Aber ich krieg schon welche ab, oder?" "Wenn du brav bist", nickte Harrys Mutter und sein Pate hob eine Augenbraue. "Aber ich bin immer brav... Okay, wenn es ums Essen geht", gab er zu und lachte dann.

"Gut, seid ihr dann alle fertig?", fragte Lily und als die vier nickten, packte sie die Kekse wieder ein, schnallte James den Rucksack um und drückte ihm ihren Sohn in die Arme. "Dann hast du dein Training für heute schon absolviert", antwortete sie auf seine unausgesprochene Frage hin und er grunzte zustimmend. "Okay, dann können wir ja lo..." "Wart ihr alle noch mal auf der Toilette? Ehrlich, ich möchte nicht wieder erleben, dass Pad von einer alten Dame mit dem Spazierstock gejagt wird, weil sie ihm beim öffentlichen... ähm beim... also... ähm... bei Erregung öffentlichen Ärgernisses erwischt hat, genau!", sagte Remus. "Also ich finde nicht, dass das ein Ärg..." "Sirius!", fauchte Lily und zeigte mit den Augen auf ihren Sohn, der der Unterhaltung zwischen den Erwachsenen neugierig folgte. "Als wenn er das kapieren würde! Und mal im Ernst, Moony, sei doch nicht immer so verdammt verklemmt, nenn es beim Namen! Pinkeln, urinieren, Wasser lassen, pieseln, strullern, pullern, piss..." "Wir habens verstanden, ist ja gut, Pad! Können wir jetzt los? Bitte?!" "Sicher", sagte Lily , öffnete die Haustür und trat hinaus. "Ihr habt die Adresse, wir apparieren in die Büsche vor dem Eingang, klar? Und Sirius... denk nicht wieder nur daran, dass du dort die Meerkatzen ärgern kannst, sondern konzentrier dich diesmal bitte wirklich auf die Büsche, ich habe keine Lust dich noch mal aus den Fängen mordlüsterner und verdammt hungriger Affen zu retten!" "Man darf nicht "verdammt" sagen, Mummy!", widersprach Harry mit großen Augen und Sirius grinste frech. "Ja Mummy, wieso bist du denn so ein schlechtes Vorbild?" "Grr", machte diese, rollte mit den Augen und disapparierte dann mit einem lauten Knall, woraufhin Harry erschreckt aufwimmerte, er hatte sich noch immer nicht ganz daran gewöhnt, dass Menschen einfach so verschwanden. Er fand das gar nicht lustig und noch weniger mochte er das Gefühl, das diese Art der Fortbewegung erzeugte. Er fühlte sich dann immer so, als hätte er mit seinem Onkel Siri mal wieder zu viel Eiscreme verdrückt.

Harry schrie verstört auf, als er plötzlich verschwand und Sekunden später in einer grünen Hecke wieder auftauchte. Vor lauter Schreck brach er in Tränen aus und weinte dann aus Scham noch weiter, aber weder sein Vater noch sein Pate lachten ihn aus. Stattdessen wiegte ihn sein Ebenbild sanft in den Armen hin und her, strich ihm die Tränen von den Wangen und flüsterte ihm leise beruhigende Worte ins Ohr. Als der Tränenstrom schließlich versiegte, lächelte er sanft und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Das ist nicht schlimm, Schatz, ich hatte als Kind auch Angst vor dem Apparieren, das legt sich von ganz alleine wenn du älter bist." "Ja, Harry, das ist keine große Sache", stimmte Sirius seinem besten Freund ungewohnt ernst zu. "Aber ansonsten hätten wir in den doofen, langweiligen Zoo gehen müssen, der hier ist doch viel cooler, nech? Mit dem Auto hätten wir sicherlich einen halben Tag gebraucht, das hätte sich ja nun wirklich nicht gelohnt." "Ja", sagte Harry und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Der ist wirklich doof, der Zoo. Voll für Babys." "Und du bist kein Baby, ja, wissen wir", lachte Lily in diesem Moment und ging dann mit Remus zur Kasse, um die Tickets zu besorgen.

"Sirius!", zischte James in diesem Moment und ließ seinen Sohn herunter. "Bei Merlins Ohren, komm endlich aus der Hecke raus, die Leute gucken ja schon! Der Zoo ist zwar magisch und nur für Zauberer als solchen erkennbar, aber hier können uns die Muggel immer noch sehen, also benimm dich gefälligst unauffällig!" Tatsächlich wurden sie gerade von zwei alten Damen beobachtet, die jetzt heftig miteinander zu tuscheln begannen. "Der Kleine musste mal aufs Klo", erklärte Sirius und zeigte auf Harry, welcher ihn daraufhin bitterböse anblitzte, drei Schritte auf ihn zulief und ihm dann gegen das Schienbein trat. "Musste ich gar nicht, du bist voll doof!" "Ja gibs ihm, Harry", grinste sein Vater, nahm in dann aber an der Hand und zog ihn zu seiner Mutter und Remus herüber, wissend dass Sirius ihnen sowieso innerhalb von Sekunden folgen würde. Lily lächelte und winkte die beiden und den heraneilenden Sirius zu sich. "Wo ist meine Karte, Mummy?" "Die brauchst du nicht, ich habe für uns fünf bezahlt und die nette Dame da hat jetzt nachgezählt." "Aber ich mag meine Karte haben, bitte!", jammerte er und Lily lächelte. "Na gut, wo du doch so schön bitte gesagt hast..." Damit drückte sie ihm das Ticket in die Hand, das er mit einem Strahlen an sich drückte, intensiv betrachtete und dann sorgfältig zusammenfaltete und in eine seiner kleinen Hosentaschen steckte. "Die kleben wir dann zu Hause in dein Album, ja?", schlug Lily sanft vor und Harry nickte begeistert. Gemeint war ein dickes Buch, das die Rothaarige während ihrer Schwangerschaft angelegt hatte und in dem sie seitdem jede Veränderung, jede Entwicklung Harrys und die gemeinsamen Erlebnisse dokumentiert hatte. Abgerundet wurde das Ganze von Ultraschallbildern, Fotos, farbigen Fuß- und Handabdrücken der Familie, kleinen, von Lily angefertigten Bleistiftzeichnungen und von Weisheiten, Sprüchen und vielen selbstgemalten Bildern von Harry.

In diesem Moment zupfte der Kleine aufgeregt an der Jacke seines Vaters herum. "Schau mal, Daddy, der sieht aus wie du!" Die Augen der Umstehenden folgten dem Finger des Vierjährigen und blieben dann an dem Wildgehege hängen. Während James’ Brust auf den doppelten Umfang anzuschwellen schien, Lily ihm einen wissenden, zärtlichen Blick zuwarf, Sirius so breit grinste, dass man meinen könnte, er hätte gerade einen Hot Dog quer im Mund stecken und Remus leise gluckste, starrten die umstehenden Leute Harry an als sei er verrückt geworden. Aber es kam ja nun auch nicht unbedingt oft vor, dass ein Kind einen Hirsch mit dem eigenen Vater verglich. Selbst in der Zaubererwelt nicht.

"Soll ich ihm meine Mütze und meinen Schal geben, Mummy? Der friert doch bestimmt ganz doll!" "Das ist wirklich lieb von dir, Harry, aber wir haben dir doch schon letztes Mal erzählt, dass die Gehege hier magisch erwärmt werden, sodass die Erde nicht gefriert und die Luft auch nicht zu kalt wird. Jedenfalls nicht so kalt, dass es ungesund für die etwas empfindlicheren Tiere wäre." "Oh", machte Harry. "Dann ist ja gut." Sekunden später hatten sich seine Interessen schon wieder geändert. "Daddy, darf ich deinen Hut haben?", fragte Harry mit großen, bittenden Augen und zog seinen Vater gleichzeitig von dem Gehege weg, Geduld war noch nie seine größte Stärke gewesen. "Oh, sicher", murmelte James und schielte nach oben, offenbar längst vergessen habend, dass sich das pelzige, orange Ding, das offenbar einen Fuchskopf darstellen sollte und gerade ein pfeifendes Geräusch von sich gab, immer noch auf seinem Kopf befand. Als er seinem Sohn dann aber kurz darauf das seltsame Gebilde aufsetzte, rutschte es ihm über die Augen und der Kleine quiekte erschrocken. "Daddy, ich mag das nicht, machs ab, machs ab!" James seufzte, kam seinem Wunsch aber sofort nach, wusste er doch, dass sein Sohn die Dunkelheit nicht besonders gerne mochte und drückte den Hut dann Sirius in die Hand. "Steck ihn in deine Jackentasche, ja?" "James, ich glaube nicht, dass da..." "Vergrößerungszauber, Lils! Was denkst du denn, wie er sonst die Keksdose und die Wurstbrötchen trans..." "Wurstbrötchen? Oh, darf ich eins haben, bitte?" "Vielen Dank, Prongs", knurrte Sirius böse und lächelte sein Patenkind eine Zehntelsekunde später gespielt gelassen an. "Natürlich Harry." Er steckte den Hut und dann auch sein eigenes Gebilde, das wohl einen Otter darstellen sollte und gerade fröhlich ein Liedchen pfiff, in seine Jackentasche, tastete umher und blickte dabei nachdenklich nach oben. "Kaugummi, zerbröselter Keks, uh Wurm? Oh, Gummiwurm von letzter Woche, richtig... und... taaadaaa, Wurstbrötchen!" Triumphierend hielt er eine Plastiktüte in die Luft, ignorierte die leicht angeekelten Blicke seiner Familie und streckte Harry eines der Brötchen hin. "Ich... ich glaube, ich möchte doch lieber einen Saft", murmelte der Vierjährige, woraufhin sein Pate mit den Schultern zuckte und selbst hungrig in das Brötchen hineinbiss.

"Habsch heut Morgn schmiert", nuschelte er. "Bischn makschi, aba schmecksch!" Lily seufzte, holte eine kleine Saftflasche aus dem Rucksack auf James’ Rücken hinaus und hielt sie ihrem Sohn hin, der gierig danach griff und dann zu trinken anfing. Mittlerweile hatten sie schon das eine oder andere für Harry eher langweilige Gehege passiert und standen nun nicht weit entfernt von einem riesigen Wasserbecken. "Hey Harry", gluckste Lily in diesem Moment und stupste ihn sanft an. Du hast doch vorhin Daddy entdeckt, nech? Und weißt du was? Der da vorne sieht doch aus wie Onkel Siri in seiner menschlichen Gestalt, oder?" Der Kleine folgte ihrem Finger und quietschte dann begeistert auf. Auch James und Remus brachen in Gelächter aus, während Sirius erst gar nicht zu verstehen schien, worüber sie sich so amüsierten, bis...

"EY! ICH BIN DOCH KEIN WALROSS!" Seine Empörung genügte, um seine Familie erneut in Gelächter ausbrechen zu lassen und es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, zu göttlich war einfach der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen. "Nein Siri, natürlich nicht", antwortete Lily ernsthaft, aber ihre Mundwinkel zuckten verräterisch, "Wenn du allerdings älter wirst, also ich weiß nicht... Faltige Haut, immer dünner werdendes Haar, eine ziemlich... hrm... korpulente Form... doch, das klingt ziemlich nach deiner Zukunft, tut mir Leid." "A... aber ich hab schönes Haar! Es ist füllig und glänzend und... ähm... äh... Ich hab schönes Haar!", wiederholte Sirius offensichtlich verstört und fuhr sich immer wieder durch die schwarze Seide, als wolle er sich das Gefühl noch einmal ganz genau einprägen, bevor es zu spät war. Lily grinste breit. "Du futterst den halben Tag und wenn du dann endlich auch mal Kinder kriegst, wirst du dir so oft die Haare raufen, dass sie dir büschelweise ausfallen. Du könntest dich natürlich auch sterilisieren lassen, kommt halt darauf an, was dir wichtiger ist: Dein Aussehen oder deine Männlichkeit."

Sirius warf ihr einen tödlichen Blick zu, schnappte sich die andere Hand seines Patensohns und zerrte ihn -und somit auch James- hinter sich her, bis sie vor einem weiteren Gehege ankamen. "Seht ihr? Ich habe Prongs gefunden!" Triumphierend zeigte er auf das ihn ziemlich dümmlich ansehende Rhinozeros und strahlte seine Freunde dann erwartungsvoll an. Das Lachen blieb allerdings aus und Lily hob sogar eine Augenbraue. "Der Witz ist mittlerweile wirklich so ausgelutscht wie das Stück Zitrone, das du anscheinend immer dabei hast wenn Sev... Severus in der Nähe ist." Ihre Mundwinkel zuckten verräterisch und auch James und Remus bissen unnatürlich heftig auf ihren Unterlippen herum, was Sirius allerdings nicht bemerkte. "Menno", maulte er. "Immer bin ich der Dumme!" "Man kann eben nicht alles haben", erwiderte Remus jetzt doch breit grinsend. "Und deine Schönheit ist es dort wert, ab und zu mal etwas einzustecken, oder?" Sein Gegenüber grinste selbstgefällig. "Da hast du allerdings recht." Lily wollte schon etwas entgegnen, wurde aber von Harry unterbrochen, der sich von den beiden Schwarzhaarigen losgemacht hatte, sich die Mütze vom Kopf zog und seine Mutter dann an dem langen Schal zupfte. "Können wir jetzt weiter Tiere gucken gehen? Sonst sind die Löwen vielleicht müde! Und dann möchte ich ein Eis... und einen Kakao, damit mir wieder warm wird!" "Und Pommes", fügte James mit strahlenden Augen hinzu. "Und dann suchen wir eine Toilette, ja?", wisperte Sirius mit roten Wangen und Remus gluckste. "Ohrenstöpsel wären auch ganz nett." "Und eine Valium", schloss Lily, hob ihr Kind in ihre Arme, schmiegte sich an ihren Mann und genoss einfach nur den Augenblick und dankte Merlin, dass sie hier so unbeschwert mit ihrer Familie stehen und herumalbern durfte. Das Leben war schön.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Fr Dez 03, 2010 10:26 am

Hier also das dritte Kapitel,es ist euch allen gewidmet, es gibt eine Menge zu rätseln, mal sehen ob ihr mir sagen könnt, wer wen darstellt^^



Montag, 3. Dezember 1984, 12.30 Uhr

"Harry! Jetzt ist es aber genug! Es ist nicht meine Schuld, dass du heute Morgen verschlafen hast und dein Geschenk noch nicht aufmachen konntest! Und ich möchte nie wieder hören, dass du deinen Kindergärtnerinnen die Ohren vollheulst, weil du nach Hause willst, ansonsten muss ich mir das mit deinem Adventskalender wirklich noch mal überlegen! Es kann nicht sein, dass du nichts anderes mehr im Sinn hast, so habe ich dich nun wirklich nicht erzogen!", schimpfte Lily und schloss die Tür hinter ihrem Sohn ab. "So, jetzt ist es aber auch wieder gut. Zieh dich schnell aus und dann schauen wir mal, was ich mir für heute überlegt habe, ja? Mina dürfte mit dem Essen auch bald fertig sein, also beeil dich, okay?" Der Kleine nickte und flitzte zu einer kleinen Bank, die im Flur stand, wo er sich hinsetzte, die Schuhe auszog und sich danach noch schnell aus seiner Jacke schälte. Als er schon wieder losssausen wollte, rief ihn seine Mutter zurück. "Hast du nicht etwas vergessen?" Er legte die Stirn in Falten, lief dann auf sie zu und umarmte sie ganz fest. "Danke, dass wir gestern im Zoo waren?!" Lily lächelte. "Das meinte ich zwar nicht, aber schön, dass du so höflich bist und vielen Dank für deine Umarmung." Sie grinste und zupfte ihm die Mütze vom Kopf. "Das wars, dann lauf mal und guck nach, was der Heißluftballon heute für dich bereithält." "Huh?" "Äh, was du heute kriegst, meine ich." "Ah... Nein, ich warte auf dich. Weil dann kannst du glücklich sein, wenn ich mich gaaaanz doll freue." Lily lächelte gerührt darüber, dass er sich ihre Worte offenbar zu Herzen genommen hatte. "Okay, Schatz." "Aber beeil dich, ja?", bat Harry und trat so unruhig von einem Fuß auf den anderen, dass Lily in Versuchung kam, ihn zu fragen, ob er mal auf die Toilette müsse. Aber bei jemandem, der diesen Witz nicht als solchen erkannt hätte, war das irgendwie nur halb so witzig.

Wie gewünscht beeilte Lily sich wirklich und so schaffte sie es in Rekordzeit, Stiefel, Jacke, Schal und Handschuhe auszuziehen und folgte ihrem aufgeregt auf und abhüpfenden Sohn dann in die Küche, wo er erneut auf einen Stuhl kletterte und die Säckchen nach der richtigen Zahl absuchte. Diesmal hatte er allerdings kein Glück und so musste ihm seine Mutter den Heißluftballon etwas herunterziehen, sodass er problemlos in den Weidenkorb blicken konnte und kurz darauf nach einem mittelgroßen Paket griff, das durch die giftgrüne Farbe sofort herausstach. Begeistert hüpfte er mit seinem dritten Adventskalendergeschenk von dem Stuhl herunter und riss das Papier dann innerhalb von Sekunden entzwei. "Ein Bilderbuch", hauchte er ehrfürchtig und strich über den Einband. "Schau mal, der sieht aus wie Daddy und der wie Onkel Siri... Oh und guck..." "Soll ich es dir vorlesen?", fragte Lily sanft und ihre Augen strahlten ungewöhnlich hell. "Es gefällt dir, ja? Ich hatte auch wirklich viel Mü... Ähm... Wie wärs, wenn wir uns ein paar Kekse und zwei Gläser Milch holen und das Mittagessen auf später verschieben? Dann setzten wir uns auf das Sofa, holen uns einen Haufen Decken und Kissen, kuscheln uns ein und ich lese dir das Märchen vor, okay?" "Au fein", jubelte Harry und klatschte in die Hände. "Ich hol die Kekse!" "Wieso nur überrascht mich das jetzt nicht?", murmelte Lily grinsend, widersprach aber nicht und ging stattdessen zum Kühlschrank.

Ein paar Minuten später hatten es sich Lily und Harry in einem großen Ohrensessel gemütlich gemacht. Der Vierjährige hatte sich in den Schoß seiner Mutter gekuschelt und nippte gerade an dem wunderbar warmen Kakao, den ihm Mina gebracht hatte. "So", sagte Lily, nahm ihm den Becher ab, stellte ihn zu der Milch und den Keksen auf den Tisch und zog die Decken so fest, dass sie die beiden Potters wie ein Kokon einhüllten. Dann rückte sie Harry so zurecht, dass sie beide gut in das Buch gucken konnten, schlug es auf und begann mit sanfter, ruhiger Stimme vorzulesen.

"Es begab sich zu einer Zeit, in der Reinblüter, Halbblüter, Squibs, Muggelgeborene, Trolle, Riesen, Zentauren, Elfen und fast alle anderen magischen Wesen friedlich miteinander lebten und selbst die Muggel, die ihnen oft merkwürdig erschienen, unbehelligt existieren ließen. Leider gab es auch Zauberer und Hexen, die auf die Menschen hinabsahen, die keine magischen Fähigkeiten besaßen oder nicht so reines Blut wie sie selbst hatten. Diese Zauberer und Hexen waren unzufrieden mit sich selbst und genossen es, sich wertvoller und wichtiger zu fühlen. Nun gab es die, die nur so dachten und ab und zu meckerten und die, die die Situation als eine Schande empfanden und unbedingt etwas daran ändern wollten. Eben diese waren sehr empfänglich für die Hasstiraden eines wirklich bösen Zauberers, der mit seiner überzeugenden Art schnell Anhänger fand und sich so eine immer größer und größer werdende Gruppe an Kämpfern aufbaute. Die Menschen waren unzufrieden und er hatte das Talent, ihnen genau das sagen zu können, was sie hören wollten. Die Jahre gingen ins Land und hatte der böse Zauberer bis jetzt nur im Untergrund versucht neue Mitglieder anzuwerben, so trat er jetzt immer offener auf, schüchterte die Menschen ein, verletzte und tötete ihre Familien und Freunde und machte ihnen fürchterliche Angst."

Harrys Augen waren angstvoll geweitet und er kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. Zitternd blickte er seine Mutter an. "Hat er ihnen wehgetan?" Lily lächelte ihn beruhigend an und streichelte ihm vorsichtig über den Kopf. "Manchmal, ja, aber oft sind sie auch ganz friedvoll und schmerzlos von uns gegangen. Sieh mal, Liebling, manche Menschen auf dieser Welt sind nicht so nett wie die anderen, aber am Ende, am Ende siegen immer die Guten." Sie verzog leicht das Gesicht, lächelte ihn aber weiterhin beruhigend an. Natürlich war es wichtig, dass ihr Sohn mit dem Bewusstsein aufwuchs, dass nicht alles gut war, dass man nicht jedem bedingungslos vertrauen durfte, aber man musste ihn ja nicht grundlos ängstigen. Sanft drehte sie seinen Kopf wieder in Richtung Buch und zeigte auf das Bild. Zu sehen war ein niedergebranntes Haus, über dem ein Totenkopf aus Rauch schwebte, aus dessen Mund gerade eine Schlange hinauskroch. "Ganz schön gruselig, nicht wahr, Schatz? Aber auch nicht schlimmer als die Geschichten in deinen anderen Märchenbüchern, hmm?" Harry kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum, nickte aber. "Gut, wollen wir weiterlesen und gucken, wer sich dem bösen Zauberer in den Weg stellt?" Ihr Sohn nickte erneut und blätterte um, sodass er die nächste Doppelseite begutachten konnte. "Schau, Mummy, die sieht aus wie du!" "Ja, sie hat auch rote Haare, nicht?", lächelte Lily und drückte ihm mit funkelnden Augen einen Kuss auf das Haar. "Aber ich lese erstmal weiter, ja?"

"Natürlich gab es auch auf der guten Seite Menschen, die sich nicht damit abfinden wollten, was der böse Zauberer aus ihrer Welt machte. Einer dieser Menschen war Rotkäppchen. Rotkäppchen lebte in einem wunderbaren Schloss und erlernte dort die Kunst des Hexens und Zaubertrankbrauens. Sie war sehr beliebt und hatte eigentlich nur ein Problem: Struwwelpeter. Struwwelpeter hatte dieselben Lehrmeister wie sie und war auch sonst immer in ihrer Nähe, er mochte sie unwahrscheinlich gerne und wollte sie unbedingt zur Freundin haben. Leider gab Struwwelpeter häufig mit seinen Fähigkeiten an, was Rotkäppchen überhaupt nicht gut fand. Und als er begann, immer mehr Streiche zu spielen und sich dann auch noch über Rotkäppchens besten Freund lustig machte, fing sie ihn regelrecht an zu hassen. Struwwelpeter hatte Rotkäppchen allerdings so gern, dass er nicht aufhören konnte um sie zu kämpfen und so kam es innerhalb der Jahre zu so einigen Wutanfällen der Rothaarigen."

"Struwwelpeter ist in den See gefallen!", quiekte Harry begeistert und zeigte prustend auf die Zeichnung in dem Buch. Lily grinste breit und sah verträumt an die Decke. "Ja, er hatte sie gerade zum vierhundertdreiunddreißigsten Mal gefragt, ob sie mit ihm in den Pub der Märchenhexe gehen wollte und da dachte sie wohl, dass ihm eine kleine Abkühlung ganz gut tun würde. Aber lass mich erstmal weitererzählen, okay?"

"Eines Tages bekam der König ganz furchtbar hohes Fieber, anders konnte es sich Rotkäppchen nicht erklären, denn er ernannte Struwwelpeter und sie zu den Oberhaupten der Lehrlinge, sodass sie sehr viel Zeit miteinander verbringen mussten. Doch sie stellte fest, dass er sich wirklich verändert hatte und sie begann ihn langsam wirklich zu mögen, auch wenn sie das natürlich nie zugegeben hätte. Eines Tages fragte er sie erneut, ob sie mit ihm ausgehen wollte und sie war so enttäuscht, dass er offenbar noch genau derselbe Esel wie die Jahre zuvor war und vor lauter Wut stieß sie ihn vom Steg in den See. Als er allerdings immer wieder nur kurz auftauchte und dann wieder unterging, begann sie sich Sorgen zu machen, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich selbst so vor ihr demütigen würde und für einen Streich war das selbst für Struwwelpeter zu makaber. -Das bedeutet, dass das nichts war, über das man Witze machte, Schatz- Voller Angst sprang sie in den See, tauchte ab, packte ihn und schwamm dann mit ihm zum Ufer zurück. Struwwelpeter selbst war furchtbar erschrocken und brach in Tränen aus, was ihm unglaublich peinlich war, aber es sorgte dafür, dass Rotkäppchen ihn endgültig mit anderen Augen sah. Von diesem Tag an waren Rotkäppchen und Struwwelpeter gute Freunde und als sie erfuhr, dass er seit seiner Kindheit panische Angst vor tiefem Wasser hatte, brachte sie ihm mit Engelsgeduld und in wochenlanger Arbeit das Schwimmen bei."

"Ich bade gerne! Vor allem mit Daddy, der ist immer so witzig!", platzte Harry dazwischen und betrachtete mit schiefgelegtem Kopf das Bild vor sich. "Der guckt ja ganz komisch!" Lily gluckste. "Ja... Rotkäppchen hatte einen ziemlich knappen Bikini an, ich glaube, da war Struwwelpeter ganz froh, als er endlich ins kalte Wasser kam." "Jaaa, Wasser ist toll", strahlte Harry und Lily gluckste leise über die unschuldige Art ihres Kindes. "Also weiter im Text, ja?", grinste sie und blätterte um.

"Struwwelpeter und Rotkäppchen verstanden sich immer besser und verbrachten so viel Zeit wie möglich miteinander und als sich ihr Freund mit einem Mal von ihr und allen anderen zurückzog, machte sich Rotkäppchen unglaubliche Sorgen. Mittlerweile verstand sie sich auch mit seinen Freunden sehr gut und da auch sie nicht wussten was Struwwelpeter so verändert hatte, machten sie sich gemeinsam daran es herauszufinden. Aber auch sonst schien niemand zu wissen, was passiert war und als ihr Freund schließlich nicht einmal mehr zum Unterricht ging, sprachen sie ihn darauf an und gaben nicht auf, bis sie erfuhren, dass der böse Zauberer Struwwelpeters Eltern getötet hatte. Es war das erste Mal, dass Rotkäppchens verstand, dass die Leute außerhalb des Schlosses nicht so gut geschützt waren wie sie selbst und sie registrierte auch, dass sie sich mehr Sorgen um ihren Freund gemacht hatte als es für eine platonische Freundin normal gewesen wäre. Sie wich nicht mehr von seiner Seite, unterstützte ihn so gut es ging und versuchte ihn aufzumuntern und als es ihm nach ein paar Wochen wieder besser zu gehen schien, gab sie ihm zu verstehen, dass er sie noch einmal um eine Verabredung bitten durfte, was er sich die letzten Wochen stets verkniffen hatte. Und schon allein der glückliche Ausdruck in seinem Gesicht machte ihr klar, dass es das Richtige gewesen war. Seit diesem Tag waren die beiden unzertrennlich und oft fragte Rotkäppchen sich, ob sie nicht vielleicht schon viel länger hätte glücklich sein können, wenn sie ihm schon früher eine Chance gegeben hätte. Aber Struwwelpeter beruhigte sie immer wieder, dass sie jetzt ja alle Zeit der Welt hätten."

"Aber das hatten sie nicht?", fragte Harry mit sorgenvollem Gesicht und seine Mutter streichelte ihm sanft über die Wange. "Es sah eine Weile so aus, ja. Aber wie wäre es, wenn ich weiterlese? Dann wissen wir es gleich." Harry nickte und strich mit den Fingern sanft über das Pärchen, das auf dem Bild Stirn an Stirn dastand und sich tief in die Augen sah. Dann blätterte er um.

"Eines Tages, als Rotkäppchen gerade einen besonders schwierigen Zaubertrank braute, kam der gestiefelte Kater hinein, nahm ihre Hand und brachte sie ohne ein weiteres Wort zum König. Dieser erzählte ihr mit Tränen in den Augen, dass ihre geliebten Eltern getötet worden waren und dass es sich dabei wohl um eine Botschaft für jeden Muggelgeborenen handelte, der es wagte das Schloss zu besuchen und die Zauberei zu beschmutzen."

"Woher wusste er das?", fragte Harry mit gerunzelter Stirn und Lily hielt inne. "Ähm... Um ehrlich zu sein... Ich habe keine Ahnung." "Aber dann hatte Onkel Siri ja recht!" "Hmm?" "Er hat gesagt, dass du auch nicht immer alles weißt." "Na, das ist ja reizend", antwortete Lily gespielt böse und las dann weiter.

"In diesem Moment schwor sich Rotkäppchen später einmal Rache zu üben, den Tod ihrer Eltern nicht umsonst gewesen sein zu lassen. Sie erfuhr vom König, dass sie, wenn sie ihre Studien beendet hatte, in eine Geheimorganisation eintreten konnte, die versuchte den bösen Zauberer zu stürzen. Sie hatte verstanden, dass es in der Welt viel Böses gab und seit diesem Zeitpunkt lernte sie umso verbissener. Als sie und ihre Freunde das Schloss verließen, traten sie diesem geheimen Bund bei und ein paar Monate später heiratete sie Struwwelpeter. Struwwelpeter ging zu einem neuen Lehrmeister und lernte dort, wie man sich am besten verteidigte, wie man spionierte und wie man dafür sorgte, dass die bösen Menschen im Land niemandem mehr weh tun konnten. Rotkäppchen dagegen wollte lieber lernen, wie man die Wunden der Menschen am besten versorgte, wie man das Unrecht, das ihnen angetan wurde so gut wie möglich wieder behob. So ging ein Jahr ins Land, in dem Struwwelpeter und Rotkäppchen trotz der Welt, die da draußen auf sie lauerte versuchten, ein Kind zu empfangen. Sie liebten Kinder und auch wenn sie noch sehr jung waren, so wussten sie doch, dass sie gute Eltern sein würden. Aber es dauerte eine Weile und als sie die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatten, passierte es: Rotkäppchen wurde schwanger. Am liebsten wären die beiden herausgerannt und hätten es in die Welt hinausgeschrieen, aber sie wollten ihr Baby nicht gefährden, schließlich hatte der böse Zauberer schon mehrmals versucht sie zu töten und so erzählten sie es nur ihren engsten Vertrauten.

Und als sie es hörten, ließen sie alles stehen und liegen und eilten herbei, um die gute Nachricht zu feiern. Der König kam und brachte den gestiefelten Kater mit, der Riese Rübezahl weinte vor lauter Freude riesige Tränen, die Kröte kam aus ihrem Versteck hervor und der Wolf verzichtete auf seinen wirklich benötigten Winterumhang, um dem Baby bei seiner Geburt dann ein Geschenk machen zu können. Am meisten allerdings freute sich Rapunzel. Rapunzel schrie und lachte, quietschte und freute sich, sprang herum und küsste immer wieder Rotkäppchens Bauch. Nur der König, der wirkte etwas unglücklich."


"Rapunzel mochte Babys, nech?", fragte Harry mit großen Augen und Lily grinste. "Naja, sie freute sich sehr, aber die Babys, die sie kannte zogen immer an Rapuzels Haaren und das fand sie natürlich gar nicht lustig und deswegen war sie etwas skeptisch. Aber das Erste, was das Baby tat, als es nach seiner Geburt das erste Mal in Rapunzels Armen lag, war ihr mit seinen kräftigen Fingerchen ein paar Haare auszurupfen. Und weißt du was? Es war Rapunzel egal!" Sie blätterte um und zeigte auf eine zweiseitige Zeichnung, blätterte dann erneut um und las weiter vor.

"Schon bald erfuhren Rotkäppchen und Struwwelpeter, dass der böse Zauberer nicht nur hinter ihnen, sondern vor allem auch hinter ihrem Baby her war, weil es eine Prophezeiung gab und er nun dachte, dass nur der kleine Prinz ihn besiegen konnte und so versteckten sie sich und obwohl sie die Kröte in den letzten Monaten kaum getroffen hatten, entschieden sie sich einen Zauber auf sie zu legen, sodass nur sie ihr Versteck preisgeben konnte. Denn niemand würde damit rechnen, dass sie gerade einer Kröte ihr Leben anvertrauten. Und als es dann endlich so weit war und der kleine Prinz geboren wurde, fühlten sie sich sicher und genossen jede einzelne Minute ihres Familiendaseins. Sie waren glücklich."

"Aber er kann gar kein Prinz sein!", unterbrach Harry sie. "Weil dann müssten ja seine Mummy und sein Daddy Könige sein und das waren sie gar nicht!" "Sie liebten ihn so sehr, für sie war er ihr kleiner Prinz", antwortete Lily ruhig und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Eines Tages, es war der erste Geburtstag des Prinzen, sprachen sie mit der Kröte und sagten ihr, wie unsagbar dankbar sie waren, dass die Kröte sich so mutig verhielt und dass sie tief in ihrer Schuld standen, denn ohne sie wäre ihr Baby vielleicht nicht mehr am Leben gewesen. Und der kleine Prinz streckte seine Hände nach ihr aus und sagte: "Lieb." Die Kröte sah ihn wie erstarrt an und dann änderte sich etwas in ihrem Gesichtsausdruck. Sie jammerte und weinte und dann gestand sie ihren Freunden, dass sie schon lange für den bösen Zauberer arbeitete, dass er ihr mit dem Tod gedroht hatte und sie doch nur einmal für jemanden wirklich hatte wichtig sein wollen. Und dann streckte die Kröte das Kinn vor und sah dem entsetzten Struwwelpeter genau in die Augen. Ganz aufrichtig und ehrlich versprach sie es wiedergutzumachen, nicht zuzulassen, dass die Familie ausgelöscht wurde. Und dann zersprang die Kröte auf einmal in tausend Teile und stattdessen stand ein Prinz vor ihnen. Kein besonders gut aussehender, aber ein Prinz, immerhin. Sie heckten zusammen mit dem Wolf, dem gestiefelten Kater, dem König, dem Riesen Rübezahl und Rapunzel einen Plan aus.

Einen Monat später dann passierte es: Der Prinz verriet dem bösen Zauberer, wo sich die kleine Familie versteckte und er kam um sie zu töten. Dann allerdings bemerkte er, dass er auf einen Friedhof geschickt worden war und voller Misstrauen rief er seine Anhänger aus dem ganzen Land zu sich. Minuten später war der Kampf im vollen Gange und die ersten Zauberer fielen, es war ein furchtbares Bild und die Freunde konnten es kaum ertragen, sie hatten noch nie so viel Leid gesehen. Aber sie mussten stark sein, mussten für ihre Zukunft und die des kleinen Prinzens kämpfen und so strafften sie ihre Schultern und stürzten sich mit gezogenen Zauberstäben in den Kampf. Doch die Chancen standen schlecht. Schon bald waren die Kämpfer der guten Seite in der Minderheit und sie hätten die große Schlacht wohl verloren, wenn nicht in diesem Moment noch Hilfe gekommen wäre. Mit wilden Augen wechselten die Drachen die Seiten und stellten sich nun gegen den Zauberer. Sie hatten verstanden, dass es in so einer Welt nur eine Zukunft als Gejagte geben würde und das wollten sie nicht. Nicht für sich und vor allem nicht für ihr Junges. Während die Drachen noch kämpften, erschien Dornröschen wie aus dem Nichts. Dornröschen hatte viel zu lange geschlafen und erst jetzt verstanden, was in der Welt vor sich ging und sofort Hauselfen, Zentauren, Trolle, Riesen und Elfen zusammengerufen, um gemeinsam für die gute Seite zu kämpfen. Und auch die bis jetzt für so böse gehaltene Schlange war darunter und leistete einen wirklich großen Beitrag.

Jetzt endlich ging es ganz schnell: Die bösen Menschen wurden Stück für Stück ausgeschaltet und sogar als Rapunzel in Brand gesteckt wurde, nutzte sie diese Chance und stürzte sich, bevor sie sich auf dem Boden wälzte und so ihre Haare löschte, auf den bösen Zauberer, der auch sofort in Flammen aufging. So stand er da, in Feuer gehüllt und mit dem Zauberstab auf Struwwelpeter zeigend, der seine Frau hinter sich versteckt hielt. Ein giftgrüner Blitz flog auf sie zu, aber sie standen nur da, fest entschlossen keine Angst zu zeigen und ihm bis zum letzten Augenblick in die Augen zu sehen. Dann aber warf sich der Prinz, der einmal eine Kröte gewesen war, vor seine Freunde und fing den Fluch für sie ab. Das tiefe Bereuen und die Bereitschaft sich zu opfern, sein Leben für sie zu lassen sorgten dafür, dass ein Teil des Blitzes auf den bösen Zauberer zurückgeschleudert wurde und er geschwächt zu Boden ging. So schnell wie möglich stand er wieder auf und als er erkannte, dass er zwar nicht mehr brannte, aber auch keine Chance mehr hatte diese Schlacht zu gewinnen, wollte er verschwinden, aber da packte der Riese Rübezahl ihn so fest er konnte und fügte ihm solche Schmerzen zu, dass er sich nicht konzentrieren konnte und wahrscheinlich hätte er es auch sonst nicht geschafft zu flüchten, dazu war er viel zu schwach.

Der Wolf, der König, Rotkäppchen und Struwwelpeter zogen ihre Zauberstäbe und sprachen einen Zauber, der sämtliches Böse aus ihm entfernen sollte, denn sie waren nicht die Art Mensch, die andere tötete, auch wenn es sich dabei um einen so furchtbaren Zauberer handelte, nein, sie wollten keine Mörder sein, sie wollten ihn nur aufhalten. Die Flüche trafen ihn und er begann zu schreien und zu wimmern, bis er plötzlich zu Staub zerfiel. Die Menschen hatten nicht gewusst, dass nicht mal mehr ein Fünkchen Gutes in ihm steckte, dazu hatte er wohl zu lange gemordet und gefoltert und nun hatten ihn diese niederträchtigen Taten das Leben gekostet.

Unsere Helden allerdings hatten Glück gehabt: Der Wolf verlor zwei Finger , die man aber wieder annähte, Struwwelpeter und Rotkäppchen konnten einen Monat nicht zaubern, weil sie sämtliche Magie aufgebraucht hatten, was für Struwwelpeter besonders schlimm war, er schaffte es anfangs nicht einmal das Licht anzuschalten und in den ersten Wochen explodierte auch der eine oder andere Toaster. Rapunzel lief fast zwei Monate mit einem seltsamen riechenden Haarteil herum, weil man ihre Haare nicht hatte nachwachsen lassen können und sie mit Glatze wie ein Ei mit Ohren aussah. Der König und Rübezahl hatten alles gut überstanden, der gestiefelte Kater konnte eine Woche lang nichts sehen, bis man endlich den richtigen Gegenfluch fand und die Drachen mussten nicht ins Gefängnis, weil sich Struwwelpeter für sie einsetzte und von ihrer Hilfe beim finalen Kampf erzählte und auch die Schlange wurde -nachdem herausgekommen war, dass sie die letzten Jahre ihrer Anhängerschaft für den Geheimbund spioniert hatte, weil sie festgestellt hatte, dass dies nicht die Welt war, in der sie leben wollte- von allen Vorwürfen freigesprochen.

Dornröschen und der Prinz starben, aber sie hatten für ihre Taten gebüßt und kamen in den Himmel, wo sie den ganzen Tag essen und schlafen durften und sie waren zufrieden, denn Dornröschen nahm kein Gramm zu und der Prinz wirkte mit einem Mal viel attraktiver und hatte viele Verehrerinnen. Und seitdem lebten Reinblüter, Halbblüter, Muggelgeborene, Squibs, Trolle, Zentauren, Elfen, nun, eigentlich sämtliche magische Wesen friedlich miteinander und auch wenn viele Zauberer sich nach wie vor schwer mit Muggeln taten, so wurden diese doch mittlerweile von fast allen akzeptiert, auch wenn sich viele Zauberer trotzdem von ihnen fernhielten. Aber vielleicht war das auch ganz gut so, denn leider hatten die meisten Zauberer keinerlei Talent dazu, sich unauffällig zu verhalten.

Nach Jahren der Angst war endlich Frieden eingekehrt und auch wenn es viel zu viele Tote auf der guten Seite zu beklagen gab, so starben sie doch in dem Bewusstsein, dass sie dies für eine bessere Welt taten. Und wenn Struwwelpeter, Rotkäppchen, der Wolf, Rapunzel, die Drachen, der König, der gestiefelte Kater, die Schlange, der Riese Rübezahl und der kleine Prinz nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute."



So. Jetzt bin ich aber gespannt wer alle Personen wiedererkannt hat^^ Wer ist...

Rotkäppchen
Struwwelpeter
der Wolf
Rapunzel
Dornröschen
der kleine Prinz
die Kröte, die zum Prinzen wurde
der König
der gestiefelte Kater
die Schlange
der Riese Rübezahl
der böse Zauberer
die Drachen
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Sa Dez 04, 2010 2:20 pm

Hallöchen Smile Da ich von allen Seiten Rückmeldungen gekriegt habe und viele mit ein paar bestimmten Personen Probleme hatten, löse ich diese erst morgen auf und gebe euch vorher noch mal ein paar Tipps Smile

ACHTUNG, wer noch lösen möchte, überspringt diesen Part bitte!

Rotkäppchen: Lily
Struwwelpeter: James
der Wolf: Remus
Rapunzel: Sirius (die meisten haben ihn erraten, sehr gut Very Happy und neeeeein, ich bin gar nicht fies^^)
der kleine Prinz: Harry
die Kröte, die zum Prinzen wurde: Peter
der König: Dumbledore
die Schlange: Snape
der Riese Rübezahl: HAGGER Very Happy
der böse Zauberer: Voldemort
der gestiefelte Kater: hier hatten manche Probleme, warum auch immer... vor der Überarbeitung stand hier "der gestiefelte Kater, der eigentlich eine Katze war"
die Drachen: Tipp 1: Ich habe diese Tierform nicht ohne Grund gewählt, Tipp 2: Die Drachen standen erst auf der falschen Seite, aber als sie gemerkt haben welches Leben bei dem bösen Zauberer auf sie warten würde, haben sie sich zugunsten ihres Jungen dagegenentschieden
Dornröschen: wohl am schwierigsten zu erraten, manche haben es aber geschafft. Dornröschen hat sehr lange geschlafen und nicht gemerkt wie der böse Zauberer wirklich ist und als Dornröschen endlich aufgewacht war, hat es versucht alles in Ordnung zu bringen. Und... nein, das sage ich nicht, das wäre zu einfach^^ Lest euch das Märchen einfach noch mal durch Wink



Dienstag, 4. Dezember 1984, 18.30 Uhr

“Und dann haben ich und Mummy einen Spaziergang gemacht und dann haben wir ganz, ganz kleine Hündchen gesehen und ich habe zu Mummy gesagt, dass ich eins haben möchte, weil Onkel Siri lässt mich ihn gar nicht waschen und er isst auch nicht aus dem Napf und so, also schon vom Boden, aber nur von Tellern, das ist voll doof. Und dann hat Mummy gesagt, dass Mina Hunde nicht sehr gerne mag und dass Sunny das bestimmt auch total doof finden würde.” James lachte, tunkte den Waschlappen ins Badewasser und schrubbte seinem Sohn den Rücken. “Ja, Hunde und Katzen verstehen sich nicht so gut, das ist wie mit den Gryffindors und Slytherins.” Harry drehte sich um und blickte sein Ebenbild vorwurfsvoll an. “Aber Mummy sagt, dass Gyff... Gryff... dass Löwen und Schlangen sehr wohl befreundet sein können!” Das Gesicht seines Vaters verschloss sich für einen Moment und er seufzte leicht frustriert auf, lächelte dann aber tapfer. “Deine Mummy ist eben etwas ganz Besonderes, sie mag fast jeden!” “Sie mag es nicht, wenn ich mit Pad draußen gespielt habe und er sich die Pfoten nicht sauber macht! Und sie mag es auch nicht, wenn wir Kekse vor dem Abendbrot essen oder wenn wir Onkel Remi nicht schlafen lassen, wenn es ihm wieder nicht so gut geht! Und Onkel Remi mag es nicht, wenn ich ihn Onkel Remi nenne, er sagt, das ist kein Name, aber ich nenne Onkel Siri ja auch Onkel Siri und das ist nur gerecht! Und außerdem macht er dann immer so ein lustiges Gesicht, so als hätte er sich am Zwieback verschluckt! Weil das kratzt dann ja immer so und ist ganz bah!”

James gluckste, erinnerte er sich doch nur zu genau an den Gesichtsausdruck seines Freundes. Für ihn sah es dann zwar immer eher so aus, als habe der Werwolf eine Fischgräte verschluckt und versuche nun krampfhaft sie wieder hervorzuwürgen, aber die Version seines Sohnes war auch nicht unbedingt schlechter. “Und Mummy mag es nicht, wenn man sie Karottenkopf nennt”, führte er die Beispielreihe seines Sohnes fort, woraufhin sich dieser erneut zu ihm umdrehte und James ihm versehentlich durch das Gesicht wischte. Harry prustete, vergaß aber nicht, was er hatte sagen wollen: “Ja, sie sagt dann immer, dass sie jetzt nicht mehr mit dir spielt... Was spielt ihr, Daddy?” Sein Vater lief rot an, ließ sich nach hinten fallen und versank so komplett im Wasser. Die dadurch entstehende Welle ließ auch Harry untergehen und als er es nicht schaffte, seine Beine wieder in die Vertikale zu bekommen, strampelte er wie verrückt, wurde aber Sekunden später von seinem Vater gerettet, der glücklicherweise bemerkt hatte, dass sein Sohn leicht panisch geworden war. Sanft setzte er ihn wieder auf seinen Oberschenkeln ab, klopfte ihm auf den Rücken und ließ zu, dass der Vierjährige eine Menge Wasser gegen seine Brust spuckte.

Schon Sekunden später hatte sich der Kleine wieder beruhigt und bestand darauf, seine Frage beantwortet zu bekommen. “Also, was spielt ihr, Daddy?” “Wir ähm... wir verstecken Dinge, weißt du?” “Oh, darf ich auch...” “NEIN!” James räusperte sich. “Ich meine... Also das ist nur was für Erwachsene. Und ähm... am besten ist es, wenn du verheiratet bist oder wenn du das mit jemandem spielst, den du ganz unglaublich doll lieb hast!” “Aber ich hab euch unglaubig... unglaublich doll lieb!”, widersprach Harry mit großen Augen und sein Vater verzog leidend das Gesicht, offenbar nicht wissend, wie er es seinem Sohn erklären sollte, ohne dessen Unschuld zu gefährden. Mal davon abgesehen würde ihn seine Frau vermutlich an der Unterhose am Fahnenmast im Garten aufzuhängen, wenn er es wagen sollte, seine unbeschwerte Kindheit zu gefährden, denn die hatte der Kleine sich ja nun wirklich mehr als verdient.“Ich erkläre dir das wenn du älter bist, okay?” Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er den Jungen wieder herum und begann dann vorsichtig, ihm die Haare nass zu machen. “Und, erzähl mal, was hast du heute noch mit Mummy gemacht? Also außer euch Welpen angeguckt?” “Na, bevor sie mich zum Kindergarten gebracht hat, haben wir mein Geschenk zusammen aufgemacht! Und wir haben uns beide ganz doll gefreut, weil guck...” Er zeigte auf eine seiner Badeenten, um genau zu sein auf die einzige, die fröhlich vor sich hinpfiff und immer wieder mit dem Kopf wackelte und die Flügel spreizte. “Mummy hat gesagt, dass du mit mir badest und wir dann einen Männertag machen! Weil du bist ja so oft weg und dann hast du eine Eule geschickt, dass du doch noch eine zuzä... zusä... zu-sätz-li-che, zusätzliche Schicht machen muss und dann war ich ganz traurig und hab geweint, weil du warst sonst immer zu Hause, wenn Mummy mich abgeholt hat und jetzt bist du ganz oft erst da, wenn ich ins Bett gehe und das ist voll doof!” James seufzte leise und massierte seinem Sohn, darauf achtend, dass es ihm nicht in die Augen lief, ein nach Gummibärchen riechendes Shampoo ein. “Das tut mir ja auch Leid, Liebling, aber soooo oft bin ich nun auch nicht bis abends im Ministerium. Vielleicht zwei, dreimal die Woche?! Und du weißt, dass das nur übergangsweise, also nicht für immer so ist.”

“Aber du bist immer weg, du magst mich gar nicht mehr”, jammerte der Kleine und ruckte dabei so unglücklich mit dem Kopf herum, dass ihm prompt etwas Shampoo in die Augen lief, woraufhin er sich über eben diese rieb und es so nur noch schlimmer machte. Energisch packte James seinen Sohn und umfasste seine Arme so fest, dass es ihm zwar nicht weh tat, er sich seinem Vater aber auch nicht entziehen konnte, während dieser vorsichtig Wasser über sein Gesicht laufen ließ und dann mit einem auf dem Wannenrand liegenden, trockenen Waschlappen seine Augen säuberte. Danach drückte er ihm den Waschlappen auf eben diese, sodass seine Augen nicht noch mehr gereizt wurden und begann dann den Schaum aus seinen Haaren zu waschen.

Nach getaner Arbeit drehte er seinen Sohn zu sich herum und blickte ihm ernst in die Augen. “Das ist nicht wahr, Harry. Hör zu, ich verrate dir jetzt ein Geheimnis, auch wenn Mummy das bestimmt nicht gut findet, das sollte nämlich eigentlich eine Überraschung werden. Ich übernehme jetzt schon ein paar Nachmittagsschichten, damit ich mir in der nächsten Zeit ab und zu mal freinehmen kann, dann können wir nämlich einen ganzen Tag zusammen verbringen und nicht nur ein paar Stunden.” “Okay”, murmelte Harry und sah nun schon um einiges glücklicher aus. “Aber danach sollst du dann wieder nur morgens arbeiten!” “Immer wird das nicht gehen, aber...” Harry schlug ihm wütend gegen die Brust. “Mummy sagt, es gibt gar keine bösen Menschen mehr da draußen und dann musst du die auch nicht fangen! Du lügst voll, du willst nur nicht mit uns zusammen sein!” “Harry!”, fauchte James und seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. “Es wird nicht geschlagen! Und du bezeichnest mich nie wieder als Lügner, verstanden?” Der Kleine blickte ihn mit Tränen in den Augen und trotzig vorgeschobener Unterlippe an und James seufzte leise. “Du hast Mummy da falsch verstanden. Natürlich, die ganz bösen Menschen gibt es nicht mehr, die sind gestorben oder an einem Ort, wo sie niemandem schaden können, aber trotzdem gibt es noch genug Unrecht auf dieser Welt und es ist nun mal mein Job, mich darum zu kümmern. Aber ich verspreche, dass ich demnächst wieder kürzer treten werde, okay?” Der Vierjährige nickte, kuschelte sich an seine Brust und blickte ihn dann von unten herauf schuldbewusst an. “Tschuldigung, Daddy!”

“Ist schon gut, ich verstehe dich ja. Als ich ein Kind war haben meine Eltern teilweise den ganzen Tag gearbeitet und ich hatte nur meine Hauslehrer und die Elfen... Ich hab damals auch oft geweint, weil ich sie so vermisst habe. Das war, als die ersten Mor... Na ja, egal. Okay, ich verspreche, dass ich versuche, bald nur noch halbtags zu arbeiten, okay? Dann brechen wir halt unsere Ersparnisse an, wenn ich dafür mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann, ist es das allemal wert, ich vermisse euch nämlich auch!” Harry strahlte und nickte heftig mit dem Kopf. “Mummy sagt, das Leben darf nicht nur aus Arbeit bestehen!” Die wichtigtuerische Miene auf seinem Gesicht ließ James in Gelächter ausbrechen und er verstrubbelte seinem Sohn zärtlich das Haar. “Dann erzähl mal, was hast du noch so mit Mummy gemacht?”

“Gestern hat sie mir ein Märchenbuch vorgelesen, das war ganz toll und da waren ganz, ganz schöne Bilder drin! Aber weißt du was? Irgendwie war das komisch, weil da ging es um einen Prinzen, aber der konnte ja gar kein Prinz sein, weil die Eltern waren nämlich gar nicht att... ad... königlich!” “Seine Eltern hatten ihn eben ganz doll lieb und sie haben ihn sich sehr gewünscht, deswegen war er ihr kleiner Prinz”, antwortete James sanft und wusch ihm dabei Hals und Ohren. “Boah!”, sagte Harry. “Das hat Mummy auch gesagt, aber ich habe dir gar nicht erzählt, dass der Prinz klein war! Und du kannst gar nicht wissen, warum seine Mummy und sein Daddy ihn so genannt haben, du kennst das Märchen ja gar nicht, du warst nämlich gestern noch gar nicht da, als ich ins Bett gegangen bin, du kannst das gar nicht wissen, ich hab das Buch nämlich abends in mein Zimmer mitgenommen! Du kannst das gar nicht wissen”, wiederholte er erneut trotzig, wohl um die Wichtigkeit seiner Aussage zu unterstreichen. “Deine Mum hat mir vor ein paar Monaten von der Idee erzählt, dir das Buch zu... kaufen und gestern Abend im Bett hat sie mir erzählt, dass du das Märchen ganz toll fandest!”

“Aber ich wollte dir das erzählen”, maulte Harry, woraufhin sein Vater mit den Schultern zuckte. “Sie hat sich so gefreut, da konnte sie es einfach nicht für sich behalten und ich bin mir sicher, dass sie gar nicht wusste, dass du etwas dagegen hast.” Darauf bedacht seinen Sohn nicht zu verbrühen, ließ er heißes Wasser in die Wanne laufen, denn es war mittlerweile doch recht kühl geworden. “Aber dafür kannst du mir jetzt ja erzählen, was ihr sonst noch so gemacht habt”, forderte er ihn sanft auf und begann dann mit seltsam dümmlichen Grinsen mit den Badeenten zu spielen. “Quak quak, erzähls mir, Harry”, machte er und stupste ihn mit dem Schnabel der Ente immer wieder in die Seite, woraufhin der Kleine leise gluckste. “Oh, wir haben DD auf dem Spielplatz wo Mummy immer als Kind war getroffen!” “Deedee?”, fragte James mit hochgezogenen Augenbrauen. “Oh, meinst du Dudley Dursley?” Harry rollte mit den Augen. “Den dicken Doof-Duddy, ja den mein ich!” “Harry!”, rügte ihn sein Vater pflichtbewusst, aber nicht wirklich ernsthaft. “Das sagt man aber nicht.” “Mummy sagt, man darf nicht lügen, weil einem sonst später keiner mehr glaubt und ich sage die Wahrheit! Der sieht aus wie ein rosa Schweinchen, da fehlt nur noch ein Schwänzchen! Und der kann noch nicht einmal Zahlen lesen!” “Das ist für Vierjährige auch nicht unbedingt selbstverständlich”, widersprach ihm sein Ebenbild sanft. “Und du solltest nicht so arrogant sein, nur weil du schon die Zahlen von eins bis fünfundzwanzig erkennen und zuordnen kannst. Weißt du, das kommt bei den Mädchen nicht so besonders gut an.” Er lächelte gequält.

“Mädchen sind ja auch doof!”, antwortete Harry mit einem Schulterzucken. “Nur Mummy nicht, die ist ganz, ganz lieb!” James grinste. “Soll ich dir mal ein Geheimnis erzählen? Deine Mum fand mich früher auch total blöd, da habe ich nämlich genauso wie du eben über Dudley über manche Mitschüler geredet. Und ich habe ihnen oft Streiche gespielt, alle fanden das lustig, nur deine Mummy nicht und die wollte ich ja damit beeindrucken und dann musste ich irgendwann wohl oder übel einsehen, dass ich mich ändern musste und weißt du was? Wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich vielleicht nie mit Mummy zusammengekommen und sie würde vielleicht mit dem schleimigen ... ähm... und dann hätten wir dich nicht gekriegt und das wäre ja eine Katastrophe, nicht wahr?” Mit geschickten Fingern kitzelte er seinen Sohn am Bauch, woraufhin dieser laut quietschte und um sich schlug und trat. Das Wasser schwappte über den Rand, aber das interessierte keinen der beiden. Harry kümmerte es sowieso selten, wenn er Dreck hinterließ, wusste er doch, dass seine Mummy nie wirklich böse wurde und dass er nur helfen musste, es per Hand sauberzumachen, wenn er es absichtlich gemacht hatte oder wenn es zu viel Dreck war. Und James? Der genoss jede einzelne Sekunde der Zeit, die er ganz allein mit seinem Sohn verbrachte, denn obwohl er seine Frau mehr als alles andere auf der Welt (Harry und Schokolade mal ausgenommen) liebte und am liebsten noch mehr Zeit mit ihr verbracht hätte als er es sowieso schon tat, so war ihm die Vater/Sohn Zeit doch sehr wichtig und er war froh, dass Lily ihm jeden Tag unauffällig welche zuschanzte. Waren es nur ein paar Minuten, in denen James ihm beim Waschen half, sie sich zusammen für einen besonderen Anlass fertig machten oder eben schon länger geplante Aktionen wie das heutige Bad, Lily war es sehr wichtig, dass Harry nicht nur zu ihr ein enges Verhältnis hatte und man merkte ja auch, wie entspannt und fröhlich die beiden Schwarzhaarigen danach immer waren, ohne regelmäßig bewusst miteinander verbrachte Zeit fehlte ihnen einfach etwas.

Auch Familienausflüge machten sie so oft wie nur möglich und meistens nahmen sie dann auch ihre beiden besten Freunde mit. Harry liebte Remus und vergötterte Sirius und mal davon abgesehen fanden Lily und James so auch mal ein paar freie Minuten für sich, wenn Harry den beiden Rumtreibern ausführlich erzählte, was er zum Mittag gegessen hatte, wie oft er die Treppen rauf und runtergerannt war und was genau er bei seinem täglichen Spaziergang erlebt hatte. Und natürlich war es auch nicht gerade als negativ anzusehen, dass Harry und Sirius sich beim Herumtoben gegenseitig auspowerten und danach erst mal eine Zeit lang sehr pflegeleicht waren und keinen Unsinn im Kopf hatten, beziehungsweise ihn zumindest nicht ausleben konnten. Und Remus, Remus tat es auch gut aus seinem Alltagstrott, seinen Minderwertigkeitskomplexen und seiner Arbeitslosigkeit herauszukommen und unter Freunden zu sein, die ihn liebten wie er war und ihn immer wieder aufbauten, wenn er sich sicher war, nie eine einigermaßen normale Zukunft haben zu können. Mit seiner Familie ging es ihm gut, aber wenn er zu lange allein war, rutschte Remus leicht in depressive Gedanken ab, aber mal ehrlich, wer tat das nicht, wenn er einsam war?

James schüttelte den Kopf und vertrieb so die trüben Gedanken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Gesetze gegen die Integration von Werwölfen noch weiter gelockert werden würden und dann würde Remus auch einen Job finden, schließlich hatte er einen fantastischen Schulabschluss, war zuverlässig, teamfähig und war sich für keine Arbeit zu schade, er wollte einfach Geld verdienen, sich nützlich machen, nicht von anderen abhängig sein, ihnen nicht auf der Tasche liegen. Davon abgesehen war er ein Kriegsheld und würde von jedem der ihn kannte eine Empfehlung bekommen. Ja, James war zuversichtlich, dass sein Freund bald einen Job finden würde.

“Daddy? Daddy! Du ignorierst mich, das ist voll doof von dir, das sag ich Onkel Siri und dann haut er dich!” Erschrocken zuckte der Schwarzhaarige zusammen und lächelte seinen Sohn dann entschuldigend an. “Tut mir Leid, ich habe gerade nachgedacht... Ähm, wo waren wir?” “Du hast gesagt, dass ich so nicht über Doof-Duddy reden darf, aber weißt du was? Als wir auf den Spielplatz kamen, hat der gerade ein Kind von der Schaukel geschubst! Und als wir ihn das letzte Mal gesehen haben, hat er meine Jacke kaputtgerissen, weil er wollte nämlich mit mir kämpfen, aber ich nicht und deswegen bin ich weggegangen und da hat er mich festgehalten und hat zwei Knöpfe abgerissen und der Stoff ist auch kaputtgegangen!” “Dann hast du recht”, nickte James mit ernstem Gesichtsausdruck. “Er ist wirklich doof. Aber sag es nicht vor Mummy, sie wäre sehr enttäuscht von dir und vor allem wütend auf mich, weil ich dich darin auch noch bestärkt habe. Also ist das jetzt unser kleines Geheimnis, ja?”

Normalerweise war es das absolut Schlimmste, das man einem Kind antun konnte, nämlich ihm zu sagen, dass es dem anderen Elternteil etwas verheimlichen müsse. Das war für die Psyche furchtbar belastend und es war für die Entwicklung eines Kindes auch nicht gut, ständig aufpassen zu müssen was man sagte. Aber James wusste, dass er Harrys Meinung nicht ändern konnte und es war ja auch nicht so, als läge er so unglaublich falsch... Und er musste seiner Mutter dies ja nicht auf die Nase binden, denn das würde sie nur wütend machen und verletzen. James wusste genau wie sehr Lily selbst in ihrer Vergangenheit unter Vorurteilen und vor allem unter den Gemeinheiten der anderen gelitten hatte. Und ihre Schwester hatte ihr wohl von allen am meisten zugesetzt.

“Du, Daddy?”, riss ihn die Stimme seines Sohnes erneut aus den Gedanken. “Als wir auf dem Spielplatz waren... Also Mummy hat neben Tante Petunia gesessen, aber ich glaube, die fand das gar nicht gut, die hat voll komisch geguckt. Und dann hab ich ein bisschen gespielt, aber die Rutsche war schon kalt und mein Popo war ganz eingefroren und dann wollte ich Mummy fragen, ob sie ihn wieder warm machen kann, aber dann bin ich hingefallen und hab mir am Knie wehgetan. Und als ich dann aufgestanden bin, da hat Tante Petunia was zu Mummy gesagt und dann... dann bin ich zu Mummy hingegangen, weil sie hatte ja gar nicht gesehen, dass ich hingefallen bin, damit sie macht, dass der Schmerz verschwindet und sie hat mich hochgenommen und wir sind dann ganz schnell weggegangen, ich musste mich nicht mal verabschieden! Und ich habe geweint, weil ich war ganz erschrocken und hatte mir wirklich, wirklich wehgetan, aber Mummy hat mich getröstet und dann haben wir uns hinter einem Baum versteckt und sie hat mein Knie geheilt und meine Hose wieder heile gemacht. Und Daddy? Sie hatte ganz rote Augen und sie hat gar nicht richtig gelächelt. Also schon, aber nicht wirklich, ich glaube sie wollte nicht, dass ich merke, dass sie geweint hat. Hat Tante Petunia etwas Gemeines zu ihr gesagt? Weil dann geh ich da hin und trete Doof-Duddy, das tu ich wirklich, auch wenn Mummy dann böse mit mir ist!”

Energisch nickte Harry mit dem Kopf und James lächelte sanft, wirkte aber ein wenig traurig und besorgt. “Das mit Mummy und ihrer Schwester ist etwas schwierig, Schatz. Wenn ich was Gemeines zu dir sagen würde, wärst du ja auch ganz unglücklich, oder? Und sie wollte dir das bestimmt nicht zeigen, weil du dann auch traurig geworden wärst und nicht weil sie dir nicht vertraut oder so. Ich werde nachher mal mit Mummy reden und sie trösten, dann ist sie sicher ganz schnell wieder glücklich.” James seufzte innerlich, das war einfach mal wieder typisch Lily. Sie hatte den Kummer, den ihr ihre Schwester bereitete schon immer für sich behalten und nur die Tränen, die sie ab und zu in ihrer Verzweiflung vergoss, zeugten von ihrer tiefen Trauer und den Narben auf ihrer Seele.

“Ich sags ja, Mädchen sind voll doof!”, nickte Harry heftig und sein Vater grinste unerwartet breit. “Alle außer Mummy und Ginny, nech?” “Jaaa... Ey! Ginny... Ginny mag ich gar nicht, die ist auch doof, die lässt Ron und mich nämlich nie allein!” Aber James grinste nur noch breiter, hatte er die geröteten Wangen seines Sohnes doch sehr wohl bemerkt. “Sie mag dich halt, Schatz.” “Ich sie aber nicht, die wollte mich küssen, da hab ich mich ganz schnell weggedreht und sie hat meine Wange angesabbert!”, maulte sein Sohn und James presste ganz schnell eine Hand auf den Mund, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. “Das darf nur Mummy, hmm?” “Und du... und Onkel Siri... und Onkel Remi! Aber am liebsten Mummy, die kratzt nicht so!” Das war zu viel und so brach sein Vater endgültig in Gelächter aus, beugte sich nach unten und rieb mit seiner Wange über die seines Sohnes. “Da hast du Recht, Schatz, aber so ein Dreitagebart sieht einfach viiiiiieeeeel cooler aus.” Er schmierte dem Kleinen etwas Schaum ins Gesicht und drehte dieses in Richtung der Armaturen, sodass der Vierjährige sein Spiegelbild betrachten konnte. “Guck mal, jetzt siehst du wie ein richtiger Mann aus!”

Der Kleine gluckste fröhlich und als sein Vater dann auch noch anfing ihn durchzukitzeln, war schon Sekunden später eine riesige Wasserschlacht im Gange. Sie bemerkten nicht mal, dass Lily das Badezimmer betrat und sie mit zärtlichem Blick beobachtete. Erst als ein besonders großer Wasserschwall aus der Wanne spritzte und sie erschrocken aufquietschte, entdeckten Vater und Sohn die Rothaarige und hielten gleichzeit in ihren Bewegungen inne. Wie erstarrt und mit deutlich schlechtem Gewissen und eingezogenen Köpfen warteten sie auf eine Rüge, aber nichts geschah. Stattdessen strich sich Lily so würdevoll wie möglich ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und griff dann nach einem großen, flauschigen Handtuch. “Ihr habt sicher schon Schwimmhäute zwischen den Zehen. Na hopp, Harry, komm raus.” Ihr Sohn blickte sie mit großen Augen an, kam ihrer Aufforderung aber sofort nach und stand auf. Mit einem schnellen Griff hob sie den Kleinen aus der Wanne, denn das letzte Mal, als er aus ihr herausgeklettert war, war er statt auf den Teppich auf die Fliesen getreten, prompt ausgerutscht und hatte sich den Kopf angeschlagen. Glücklicherweise hatte ihn sein Vater damals gerade noch auffangen können, aber seitdem ging Lily lieber kein Risiko ein und solange sie ihn noch hochheben konnte, tat sie das auch.

Mit schnellen, routinierten Bewegungen trocknete sie ihren Sohn ab und sah James dann auffordernd an. “Na los, willst du dich dadrin auflösen? Glaub ja nicht, dass ich dich ohne Haut noch liebe!” “Haha”, maulte James, erwiderte dann aber ihr freches Grinsen, griff nach einem etwas kleineren Handtuch, kletterte aus der Wanne und wickelte sich darin ein. Während Lily ihren Sohn nun in seinen Lieblingsschlafanzug steckte und ihm die Haare einigermaßen trockenrubbelte, warf sie ihrem Mann, der sich auch abtrocknete immer wieder schelmische Blicke zu. Ihr Sohn, der das natürlich bemerkte, drehte sich um und sah seinen Vater dann breit grinsend an. “Du hast voll die Omahaut!” “Wenn schon, dann Opahaut, bitte”, antwortete der Schwarzhaarige pikiert, schmunzelte aber und zog seine Frau in eine sanfte Umarmung, nur um sie dann sofort wieder von sich zu schieben. “Iiiihhhh, du bist ja ganz nass”, schimpfte er mit gerümpfter Nase und sie schnappte empört nach Luft, beruhigte sich aber sofort wieder. “Ja, warum wohl?”, antwortete sie trocken, griff nach ihrem Zauberstab, wedelte einmal kurz und schon befand sich ihre Kleidung wieder in ihrem alten Zustand.

“Kommst du, Schatz? Es ist schon spät, also ab ins Bett!” “Oho, Lily”, machte ihr Mann augenbrauenwackelnd und sie seufzte. “Ja-ames! Komm Harry, Daddy ist heute mal wieder albern, dann lesen wir deine Gute Nacht Geschichte eben heute alleine.” Der Kleine nickte und ergriff die ihm hingehaltene Hand, warf seinem Vater aber einen traurigen Blick zu, welcher wiederum gar nicht nötig gewesen wäre. “Nein! Lily! Ich will auch wissen, ob der Ritter es schafft, den Drachen zu besiegen und die Prinzessin zu erobern!” “Das Buch haben wir gestern beendet, James”, entgegnete seine Frau vorwurfsvoll und zog ihren Sohn dann hinter sich her ins Kinderzimmer. “Aber ich will doch wissen wie es ausgeht”, jammerte ihr Mann und lief ihr immer weiter quengelnd hinterher. “Der Ritter ist eigentlich ein böser Zauberer, der den Drachen verflucht hat und am Ende gelingt es der Prinzessin, den Drachen zu erlösen und der Zauberer wird dazu verdonnert, bis an sein Lebensende die Kohlen zu putzen.” “Kohlen putzen? Was ist das denn für ein Schwachsinn? Das ist doch genauso unlogisch wie dass die Prinzessin den bösen Zauberer einfach so durchschaut hat!” “Aber Kohlen werden nie sauber, deswegen ist das doch so eine gute Strafe. Hat Mummy jedenfalls gesagt und die Prinzessin war ganz doll total klug!” “Lass mich raten: Hat auch Mummy gesagt? Na, meinetwegen. Aber trotzdem war es nicht sehr nett, mir das Ende zu verraten und zu meiner Zeit waren die Märchen auch noch nicht so kompliziert!” “Du wirst eben alt, James”, gluckste seine Frau und lief dann lachend vor ihrem wild mit den Fäusten drohenden Mann fort, während Harry nur zufrieden lächelte. Seine Mummy war wieder fröhlich.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel So Dez 05, 2010 2:39 pm

So... hier der Rest der Auflösung:

der gestiefelte Kater: die liebe Gonni

die Drachen: die Malfoys

Dornröschen: Regulus

Wer hats gewusst? Very Happy



Mittwoch, 5. Dezember 1984, 18.07 Uhr

“Harry, hörst du bitte auf, mit deinem Essen zu spielen?!”
“Aber Mummy, Onkel Siri macht auch “Entchen auf dem See”!”
“Sirius, die Möhrenstückchen gehören nicht auf den Kartoffelbrei, sondern in den Mund!”
“Ey, ich bin erwachsen, ich kann tun was ich will!”
“Solange du deine Beine unter unseren Tisch stellst...”
“Sehr witzig, Prongs!”
“Lass mich mal, James: Sirius Black, du kannst in deinen vier Wänden machen was du willst und auch hier hast du freie Hand, das weißt du, aber du weißt eben auch ganz genau, dass Harry dich vergöttert und dir fast alles nachmacht! Du hast eine Vorbildfunktion, also bitte hör auf in deinem Essen rumzumanschen... Und wenn schon, dann nimm verdammt noch mal die besch... die Gabel und nicht die Hände!”
“Na, wer füllt jetzt seine Vorbildfunktion nicht aus?”
“SIRIUS!”
“Ach lass doch, James, er hat ja recht.”

Überrascht sah er seine Frau an, die mit einem Mal ungewöhnlich müde wirkte und sich still ein Glas Wasser einschenkte. “Mummy?”, fragte Harry in weinerlichem Ton. “Schau, ich ess jetzt anständig. Guck, Mummy, guck!” Schnell wischte er sich seine völlig verschmierte Hand an einer Serviette ab und steckte sich dann gehorsam eine Gabel voll Kartoffelbrei in den Mund. “Sei nicht böse, Mummy, sei nicht böse. Ich bin jetzt artig, ich machs richtig. Guck, Mummy, guck!” Die Rothaarige hob den Kopf und lächelte ihm sanft zu. “Das ist schön, Harry.” Das Lächeln verbreiterte sich um einiges, als sie sah, dass auch Sirius mit einem Mal die besten Tischmanieren, die sie je bei ihm gesehen hatte zeigte und sie mit großen, besorgten Kulleraugen anblickte, in denen das schlechte Gewissen deutlich zu erkennen war. “Lily, ich wollte dich wirklich nicht ärgern...” “Ja, wir haben Mummy traurig gemacht”, fügte Harry hinzu und seine Augen glitzerten verdächtig. “Oh nein, Schatz, das hat nichts mit euch zu tun. Kinder spielen nun mal gerne und das auch beim Essen... Schau, es hat einen Grund, dass Onkel Remi...” Ein Schnauben von der anderen Seite des Tisches unterbrach sie und die Rothaarige gluckste leise. “Nun... Es hat einen Grund, dass er dich heute vom Kindergarten abgeholt hat, Mummy musste nämlich ein Geschenk abgeben.” “Ach ja, Giraffenhals hat ja heute Geburtstag!” “Sirius! Also wirklich, du kannst doch nicht...” “Stimmt, Pferdefresse passt viel besser, also ehrlich, bei diesen Zähnen würde es mich nicht wundern...” “Sirius! Das ist immer noch meine Schwester, von der du da redest!” “Ich wette, dass sie dich mal wieder total kühl abserviert hat!” “Aber sie hat wenigstens das Geschenk angenommen”, murmelte Lily und fing sich dafür drei mitfühlende Blicke und ein Schulterzucken von Harry ein.

“Ich find sie trotzdem doof!” “Harry!”, machte seine Mutter warnend, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte ihn stattdessen sanft an. “Das zwischen uns ist schon ein wenig besser geworden, also mach dir bitte keine Sorgen um mich und denk nicht weiter darüber nach, ja? Iss lieber dein Gemüse, damit du so groß und stark wie Onkel Si...” Sie stutzte. “Damit du so groß und stark wie Daddy und Onkel Remi wirst.” Ein zweistimmiges Grummeln ertönte und Sirius schob unwillig die Augenbrauen zusammen. “Was soll das denn heißen? Ich bin groß und stark und muskulös und...” “Fragt sich nur wie lange noch!”, antwortete Lily. “Du ernährst dich so gut wie nur von fettigem Essen, Süßigkeiten und Fertiggerichten, rührst Obst und Gemüse nur bei uns an... Es gibt nur eine einzige Möglichkeit die mir einfällt, bei der du so viele Kalorien verbrannt haben könntest, dass du noch nicht wie ein Hefekloß auseinandergegangen bist und die werde ich jetzt und hier ganz sicher nicht aussprechen!” “Ach quatsch nicht, du weißt doch gar nicht, wie das geht!”, spöttelte Sirius und Lily hob eine Augenbraue. “Du hast recht, Harry wurde vom Hippogreif gebracht”, antwortete sie trocken, woraufhin sich der Hundeanimagus die Ohren zuhielt. “Uäh, du weißt schon, dass das voll ekelig ist, oder?” “Was du in deinem Bett veranstaltest ist eklig”, entgegnete die Rothaarige beleidigt. “Du wechselst deine Partnerinnen ja öfter als deine Bettlaken!”

“Stimmt gar nicht”, maulte Sirius. “Ich war vielleicht früher mal so, aber jetzt bist du schon seit Monaten die einzige Frau in meinem Leben!” “Wie süß”, gurrte sie abrupt die Stimmung wechselnd, beugte sich vor und drückte ihm sanft einen Kuss auf die Wange. “Ihr wisst schon, dass ihr ein komisches Paar seid, oder?”, fragte James mit zuckenden Mundwinkeln und Harry blickte seine Familie irritiert an. “Aber Mummy und Daddy sind ein Paar, Mummy und Onkel Siri sind nur Freunde. Oder?” Die beiden nickten und Lily stand sogar auf und ließ sich auf Sirius’ Schoß nieder. “Beste Freunde!” “Beste beste Freunde!”, nickte Sirius und Lily gluckste leise. “Die allerbesten.” “Aber manchmal bist du ganz böse auf ihn!”, hakte Harry nach, verstand er diese Art der Freundschaft doch noch nicht. “Naja, Siri ist ja manchmal auch echt nervig”, grinste seine Mutter und sein Patenonkel hob lachend die Arme. “Ich fürchte, da kann ich nicht einmal widersprechen. Aber dann schimpft sie mit mir und kurz darauf haben wir uns wieder lieb. Nech, Karottenkopf?” “NENN MICH NICHT... Oh... Sehr witzig, Flohquaste, wirklich sehr witzig.” Er streckte ihr die Zunge raus und wandte sich dann wieder seinem Abendessen zu, während Lily sich zurück auf ihren Platz neben ihren Mann setzte.

“So, dann erzähl mal, Dicker, wie war die Arbeit?” Sirius riss empört Augen und Mund auf, bis ihm plötzlich klar wurde, dass er dabei nicht besonders attraktiv aussehen konnte und er ganz schnell wieder ein neutrales Gesicht aufsetzte. “Wen nennst du hier dick, hä? Schau dir mal die Bauchmuskeln an, da brauchst du keine Waschmaschine um James’ Stinkesocken sauberzukriegen!” “EY!” “Wow, Sirius, du kannst dir mittlerweile die Namen unserer Haushaltsgeräte merken, ich bin beeindruckt”, antwortete Lily trocken und ignorierte die gespielt beleidigte Schnute ihres Mannes dabei gekonnt. “Und das mit der Ansprache tut mir natürlich unwahrscheinlich Leid, ich habe wahrscheinlich einfach nur in die Zukunft gesehen.” “Ach nee, dann hast du uns in der Schulzeit immer etwas vorgemacht, wenn du dir jedes Mal, wenn das Wort “Wahrsagen” fiel die Finger so tief in den Rachen gerammt hast, dass du dich beinahe wirklich übergeben hättest?”, erklang eine spöttische Stimme von der anderen Seite des Tisches und Lily hob grinsend eine Augenbraue. “Ich dachte schon, du wärst an deinem so brav aufgegessenen Gemüse erstickt, Onkel Remi.” “Dir kann mans aber auch nicht recht machen”, spöttelte Sirius und ignorierte dabei geflissentlich das betont angewiderte Gesicht, das Remus bei der Erwähnung seines... Namens zog. Allein die Tatsache, dass es Harry gewesen war, der ihm diesen Kosenamen verpasst hatte, machte die etwas peinlich klingende Verniedlichung seines Vornamens wieder wett und irgendwie war seine andauernde Empörung darüber eine Art Running Gag geworden, bei dem er nur aufpassen musste, Harry nicht zu sehr zu verunsichern, aber er hatte mittlerweile Übung darin, genau die richtige Mischung zwischen Spott und Zärtlichkeit zu finden.

“Dick nennt die mich. Dick nennt die mich, mich, Sirius Black! Eine Ungeheuerlichkeit so was!” Remus lachte, beugte sich zu seinem Freund herüber und tätschelte ihm gespielt mitleidig die Wange. “Armes Baby!” Harrys Kopf ruckte hoch. “Was?” “Was “was”?” “Hä?” “Hä?” “Äh... Ich bin Mummys Baby, nicht Onkel Siri!” Lilys Mundwinkel verzogen sich zu einem zärtlichen Lächeln und sie nahm etwas panierten Fisch von ihrem Teller, nur um ihn dann auf dem ihres Sohnes zu platzieren, der daraufhin ein begeistertes Quietschen von sich gab und sich mit merklich gestiegener Begeisterung auf sein Essen stürzte. “Und, Harry, was war dein heutiges Geschenk?”, fragte Remus nach einer Weile und lächelte den Kleinen sanft an, als dieser so breit grinste, dass er eine Reihe von mit Kartoffelbrei verschmierten Zähnen entblößte. “Wir haben den ganzen Tag gebastelt und gemalt! Und als Mittagessen hatten wir Kekse und Saft! Oh und Apfelteile!” “Stücke”, verbesserte Lily, stand auf und schaufelte Remus dann eine weitere Portion Kartoffelbrei, Gemüse und das letzte Stück panierten Fisch auf den Teller, was Sirius mit einem halb bitterbösen, halb unglücklichen Blick quittierte. Er sagte allerdings nichts, wusste er doch zum einen, dass am Samstag wieder Vollmond war und Remus daher alle Kraftreserven brauchte, die er kriegen konnte und zum anderen, dass sein Freund sich frisches Gemüse, Fleisch oder Fisch so gut wie nie leisten konnte und dass Lily ihm eben aus diesen beiden Gründen immer so unauffällig wie möglich so viel Essen wie sie nur konnte zuschanzte.

Freiwillig kam der Werwolf eigentlich so gut wie nie zum Essen, er hasste das Gefühl seinen Freunden, seiner Familie auf der Tasche zu liegen, aber Lily war mittlerweile ein richtiges Genie geworden was das Erfinden von Gründen für einen Besuch betraf. Die fünf trafen sich eh mindestens zweimal pro Woche zum Abend- oder Mittagessen (oft aber auch vier, fünfmal) und ansonsten vermisste Harry Remus halt so sehr, dass er schon den ganzen Tag weinerlich war, Lily brauchte Hilfe, um irgendetwas Schweres zu tragen (und den Zauberstab hatte sie dann seltsamerweise immer gerade verlegt oder es war ihr zu gefährlich, der Zauber könnte sich ja überraschenderweise lösen und dann würden die Möbel kaputtgehen), ja mittlerweile stellte Lily die Möbel oft sogar wöchentlich um, nur um sie dann in der nächsten Woche wieder an ihren alten Platz zu schieben. Manchmal bat sie ihren langjährigen Freund auch, Harry vom Kindergarten abzuholen und wenn die beiden dann fröhlich lachend ankamen, hatte sie das Mittagessen schon fertig und bestand darauf, sich wenigstens auf diese Art und Weise für seinen Gefallen zu revanchieren. Und wenn Remus doch ablehnte, dann war Harry zur Stelle und jammerte und krallte sich an seiner Hand fest, weil er den Braunhaarigen partout nicht gehen lassen wollte. Das Betteln mit riesiggroßen Kulleraugen beherrschte Harry fast so gut wie sein Pate, wenn dieser in seiner Animagusgestalt in der Muggelwelt unterwegs war und mal wieder versuchte ein paar Würstchen vom Metzger zu bekommen und deswegen konnte Remus dem Kleinen eigentlich nie etwas abschlagen. So kam es, dass Lily und James dafür sorgten, dass Remus wenigstens ab und zu eine anständige Mahlzeit zu sich nahm und auch Sirius unterstützte seinen Freund wo er nur konnte. Natürlich war der Werwolf intelligent genug, um seine Familie zu durchschauen, aber solange er vor sich selbst nicht zugeben musste, dass er ohne ihre Hilfe vermutlich schon deutliche Probleme gehabt hätte, war es für ihn in Ordnung und wenn die Scham in ihm mal wieder hervorzubrechen drohte, versuchte er daran zu glauben, dass er -wie James immer sagte- bald einen Job finden würde und dann alles wiedergutmachen konnte.

“Sirius? Sirius! Hey, hörst du mir überhaupt zu?”, riss ihn die langsam ungeduldig werdende Stimme seiner besten Freundin aus den Gedanken und er hob hastig den Kopf. “Ja, natürlich. Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, was ich noch essen könnte.” “Oh”, machte Remus und wirkte mit einem Mal beschämt. “Du kannst meinen Fisch haben, ich bin eigentlich schon satt...” Sirius’ Augen streiften für einen Moment die der Rothaarigen und ihr Blick sagte ganz eindeutig: “Sag ja und du stirbst einen langsamen, qualvollen Tod!” Der Schwarzhaarige grinste frech und hob abwehrend die Hände, hatte er doch sowieso nicht vorgehabt, seinem Freund die so dringend benötigten Kalorien abspenstig zu machen, aber andererseits war die Warnung der Rothaarigen auch nicht unbegründet gewesen, es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass sein Appetit sein Gehirn ausschaltete und er einfach alles an sich riss, was nicht blitzschnell aus seiner Reichweite gebracht wurde, von daher war er Lily nicht böse, sondern zwinkerte ihr nur frech zu und lehnte dann dankend ab. “Ich hab nachher noch eine Verabredung, das hier ist sozusagen nur die Vorspeise.”

“Ach”, sagte Lily. “Ich dachte, ich wäre die einzige Frau in deinem Leben?” Gespielt verletzt schob sie die Unterlippe vor und gab ein paar trockene Schluchzer von sich, woraufhin ihr Sohn zu ihr rannte, tröstend ihr Bein streichelte und seinem Paten so bitterböse Blicke zuwarf, dass dieser sofort die Arme in die Luft streckte. “Ich ergebe mich, bitte nicht mehr schießen!” “Wer schießt?”, fragte Harry irritiert und ließ sich schnell von seiner Mutter hochheben, um sich dann in ihren Armen zu verstecken, woraufhin es jetzt Lily war, die Sirius böse Blicke zuwarf. “Na, ihr beide! Mit euren Blicken schießt ihr ja nur so um euch, es würde mich nicht wundern, wenn ich jede Sekunde tot umfalle.” “Oh”, wimmerte Harry. “Aber ich will nicht, dass du tot bist! Mit wem gehe ich denn dann Gassi?” Sirius zog eine Schnute und blickte seinen besten Freund gespielt verletzt an. “Reizend, dein Sohn, ganz reizend!” “Ich weiß”, grinste James und sah seinen immer noch unsicher dreinblickenden Sohn dann an. “Keine Sorge, Harry, wir machen nur Witze. Ich weiß, dass ist in deinem Alter noch schwer zu verstehen und wir werden versuchen, dich nicht mehr so zu irritieren, okay?” Der Kleine nickte. “Soll ich euch mal zeigen, was Mummy und ich heute alles gebastelt haben?” Die drei Männer nickten synchron, woraufhin der Vierjährige von dem Schoß seiner Mutter rutschte und in Richtung Küchentür rannte. Dann blieb er abrupt stehen und drehte sich wieder um. “Darf ich aufstehen, Mummy?” “Spät, aber immerhin, ihr habt ihn wirklich gut dressiert”, gluckste Remus, woraufhin sie ihm die Zunge rausstreckte und ihren Sohn dann anlächelte. “In Ordnung, Liebling, aber pass auf der Treppe auf, du hast keine Hausschuhe an und ich möchte nicht, dass du ausrutschst!” Der Kleine nickte und rannte dann so schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen aus dem Raum. Dann allerdings verstummte das Geräusch, das seine Füße auf dem Boden erzeugt hatten und stattdessen hörte man ein leises Tapsen.

“Denkst du bitte daran, dir... gewisse Tage freizuhalten?”, fragte Lily und sah Sirius dabei auffordernd an, woraufhin dieser die Augen verdrehte. “Er ist oben, also warum sprichst du in Rätseln?” “Dieses Kind hat die Ohren überall”, antwortete James für sie und hob dann gleich abwehrend die Hände. “Und Pad, du brauchst mir jetzt gar nicht zu sagen, dass es mein Kind ist, über das ich da rede, du weißt ganz genau, dass das nicht abfällig gemeint war!” “Ich sag doch gar nichts”, antwortete dieser unschuldig und schielte auf den Schokoladenkuchen, der auf der Anrichte stand und offenbar von Lily als Nachtisch vorgesehen war. “Denk nicht mal dran!”, antwortete sie trocken, woraufhin er sie gekonnt anschmollte, was aber bei seinen Freunden schon lange nicht mehr funktionierte und so hob sie einfach nur eine Augenbraue. “Du wirst schon warten müssen bis Harry wieder da ist und James und Remus aufgegessen haben.” “Das lässt sich machen!”, grinste der Schwarzhaarige und Lily hätte sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen, konnte sie sich doch denken, was jetzt passieren würde. Ein “James! Schokolade!” genügte und schon Sekunden später hielt Lilys Ehemann mit prall gefüllten Backentaschen seine Daumen hoch und Sirius wandte sich Remus zu.

“Nun zu dir... Go Remus, go! Ähm... wie gehts weiter? Egal... Go Remi, go!” Erschrocken brach er ab und schlug sich die Hand vor den Mund, aber der Werwolf grinste nur, schnitt sich ein zentimetergroßes Stück von dem Fisch ab, steckte es sich in den Mund und kaute dann genüsslich grinsend darauf herum. “Weißt du, ich habe seeeehr viel Geduld...” “Du wirst jetzt stundenlang auf deinen Essen herumkauen, oder? Nur um mich zu bestrafen, weil ich... weil ich “Remi” gesagt habe, oder?” Der Werwolf grinste nur breit und schob sich ein Fitzelchen Karotte in den Mund. Bevor Sirius sich allerdings noch über so viel Frechheit aufregen konnte, wurde die Tür aufgestoßen und Harry schlitterte auf seinen bunt gestreiften Socken herein. Er rutschte prompt aus, gab ein “Wah!” von sich und landete unsanft auf dem Hintern. Der Vierjährige hatte nicht einmal die Chance, den Sturz abzufangen, denn er hielt mit beiden Armen einen Haufen Papier fest an sich gedrückt und war offenbar nicht gewillt, seine Kunstwerke loszulassen. Schnell sprang James auf und hob seinen Sohn in seine Arme. “Alles okay?”, fragte er besorgt und auch Sirius und Remus ließen für einen Moment von ihren Frotzeleien ab, während Lily schnell den Schokoladenkuchen holte und ein besonders großes Stück für ihren Sohn abschnitt. Der schien den ganzen Rummel um sich aber gar nicht zu verstehen und hielt stattdessen Ausschau nach einem Platz, wo er seine wertvolle Fracht ablegen konnte.

Mit einem Wink seines Zauberstabes ließ James sämtliches Geschirr außer dem von Remus und den Gläsern zur Spüle schweben, wo es sich von selbst abwusch. Mit einem fröhlichen Grinsen ließ Harry alles auf den Tisch fallen und hielt dann ein grünes, kreisrundes Gebilde hoch. “Schau Daddy, das ist so eine Uhr wie die bei Ron! Aber viel besser!” “Na ja, wie die Uhr bei den Weasleys sieht die ja nun... Äh... wow, die sieht ja richtig gut aus, wofür stehen denn die Bilder?”, rettete sich Sirius, stand auf und trat dann neugierig etwas näher an seinen besten Freund und seinen Patensohn heran. “Die ist viel besser! Weil guck, da ist Vollmond”, er zeigte auf einen leicht verbeulten Kreis, “Da macht ihr den Zeiger hin, wenn ihr bei Onkel Remi seid, weil manchmal vergesst ihr mir Bescheid zu sagen und dann such ich euch überall und Mummy kriegt Angst, weil ich nicht da bin und dann sind wir beide ganz furchtbar erschrocken! Und hier, das ist das Mins... Minis... eure Arbeit”, er zeigte auf einen rechteckigen Kasten, “Und hier sind wir und das ist unser Garten!”, er tippte mit dem Finger auf einen großes Gebäude und einen noch größeren, grünen Kreis, “Und das ist Onkel Siris Zeiger und das ist der von Daddy!” Er deutete auf einen Papppfeil, auf den mit Tesafilm ein schwarzes Büschel Fell geklebt war und dann auf einen, der komplett dunkelbraun angemalt war und der vorne anstatt einer Spitze zwei kleine Stöcke hatte. “Und das ist der vom Mummy, mir und Onkel Remi!” Auch sie waren leicht zu unterscheiden: Während der eine mit dunkelrotem Krepppapier beklebt war, auf das danach Herzen, Kussmünder und Blumen gemalt worden und an zwei zu einer Pfeilspitze geformten Drahtstücken viele bunte Perlen aufgereiht waren, klebte auf dem anderen ein länglicher Reißzahn, den Sirius seinem Patenkind mal unter den besorgten Blicken von Remus als Glücksbringer geschenkt hatte und auf dem letzten, kleinsten Zeiger klebte ein Kekskrümel, ein Stück Papier und die Spitze bildete der winzige Rest eines Bleistiftstummels. In die Mitte der Uhr hatte Harry fünf Personen gemalt. Ganz links stand ein Männchen mit sandbraunem Haar, neben ihm ein Männchen mit größerem Kopf, einer riesigen Brille, die das halbe Gesicht verdeckte und einer Frisur, die aussah als hätte ihn gerade der Blitz getroffen. In der Mitte stand eine Frau mit langem Kleid und bodenlangem, rotem Haar, die eine kleine Version des Männchens neben ihr auf dem Arm trug, wobei sich das Kind offenbar eng an sie kuschelte. Ganz rechts stand ein schwarzhaariges Männchen, das gerade in irgendetwas hineinbiss und mit der anderen Hand hinter dem Kopf der Rothaarigen herumfuchtelte.

“Sirius Black! Machst du mir etwa Hasenohren?”, fragte Lily empört, die dieses Detail der Uhr erst jetzt entdeckt hatte und blitzte ihren Freund gespielt wütend an. “Was? Das ist nicht fair, du kannst mich nicht für etwas verantwortlich machen, das nur mein Bild-Ich getan hat! Das ist nicht fair!”, heulte der Schwarzhaarige und verschränkte die Arme vor der Brust. Harrys Mutter wollte ihm schon einen passenden Spruch entgegenknallen, winkte dann aber breit grinsend ab. “Du bist noch hungrig, da ist es nicht fair dich zu ärgern, da hast du ja gar keine Chance.” Sie lachte. “Das ist wie bei James, wenn er mehr als drei Tage am Stück keine Schokolade gegessen hat, da ist er unzurechnungsfähig. Na komm, nimm dir als Trost ein Stück Kuchen!” Der Hundeanimagus grinste breit und zog den großen Teller mit einem Ruck an sich heran. Doch anstatt jetzt zum Messer zu greifen und sich ein Stück abzuschneiden, nahm er das gesamte Backwerk in die Hände und... “SIRIUS! Ich sagte ein Stück, nicht den ganzen Kuchen!” Grinsend hielt der Angesprochene kurz vor seinen Lippen inne und schloss den bis jetzt weit aufgerissenen Mund, nur um ihn Sekunden später wieder zu öffnen. “Aber es ist trotz allem ein Stück, von daher... Okay, schon gut, war ja nur ein Scherz, du lässt dich auch einfach zu leicht ärgern, du provozierst das ja regelrecht!” “Ich liebe dich auch”, antwortete sie trocken und ihre Mundwinkel zuckten amüsiert.

“Harry und ich haben noch mehr gebastelt und auch eine ganze Menge gezeichnet, er hat für jeden mehrere Dinge gemacht, er...” Sirius hob eine Augenbraue und unterbrach sie dann: “Was hatte Harry jetzt eigentlich im Adventskalender?” “Wie kommst du denn jetzt darauf? Na, egal... Also er hat einen Filzstift bekommen und den Rest weißt du ja.” “Ein Filzstift? Hmm, es passt gar nicht zu dir, ihm so etwas Langweiliges zu schenken.” “Der Stift war ja auch nur ein Symbol, wie viele seiner Überraschungen! Der Bastel- und Maltag war sein eigentliches Geschenk. Ich sehe gar nicht ein, warum man immer Geld ausgeben muss, um einem Menschen eine Freude zu machen.” “Das solltest du doch eigentlich am besten wissen, Siri-Pooh, dir kann man mit nichts so schnell ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wie mit etwas Essbarem!”, sagte James trocken und Remus nickte heftig mit dem Kopf. “Das... das stimmt jetzt ja so auch nicht. Mit Lils oder Harry Zeit zu verbringen ist sogar noch ein klitzekleines bisschen besser.” Er grinste und zwinkerte der Rothaarigen frech zu, woraufhin diese sich ans Herz griff, die Augen verdrehte und theatralisch seufzte. “Das ist ja so lieb von dir!” James und Remus warfen sich einen kurzen Blick zu und schienen sich völlig ohne Worte zu verstehen, denn sie fingen exakt in derselben Sekunde an zu jammern: “Du bist soooo gemein!” “Was?”, machte Sirius und schien diesmal wirklich keine Ahnung zu haben worum es ging. “Sind wir dir etwa nicht wichtiger als dein blödes Essen?”, jammerte Remus mit einer solchen Gekränktheit, wie man sie noch nie bei ihm gesehen hatte und für einen Moment wirkte sein Freund wirklich verunsichert, aber dann zuckten die Mundwinkel des Werwolfs und Sirius schlug ihm lachend gegen die Brust. “Blödmann!” “Angenehm, Lupin, Remus John Lupin.”

Stille. Die vier Erwachsenen sahen sich an und brachen dann gleichzeitig in ohrenbetäubendes Gelächter aus. “Du bist sooo genial, Remi-Baby”, gluckste Sirius, woraufhin ihn erneut ein tödlicher Blick traf. “Ähm Harry?”, machte Lily. “Ich denke, es wäre ganz gut, wenn du dich jetzt bettfertig machen würdest, ich glaube hier wird gleich jemand durchgekitzelt, bis er vor lauter lachen Schmerzen hat und heulend um Gnade winselt.” “Oh”, machte Harry. “Dann geh ich jetzt lieber ganz schnell. Soll ich schon Gute Nacht sagen?” Lily lächelte sanft. “Sag bloß, du hast vergessen, was ich dir heute Nachmittag gesagt habe? Heute Nacht kommt doch der Nikolaus, du musst vorher noch deine Schuhe putzen, sonst kriegst du nur Kohlen! Also mach dich jetzt bettfertig, zieh deinen Bademantel und deine Hausschuhe an und dann kommst du noch mal runter und wir putzen zusammen deine hohen Winterschuhe, in die passt am meisten rein und dann stellen wir dem Esel ein Schälchen Wasser und ein paar Karotten und ein wenig trockenes Brot hin, okay? Und morgen wenn du aufwachst war der Nikolaus da und hat dir Süßigkeiten und kleine Geschenke gebracht.” “Natürlich nur wenn du brav warst”, fügte Sirius hinzu und James grinste breit. “Glaub mir, darin hat Sirius Erfahrung, der hat nämlich letztes Jahr nichts gekriegt, weil er es lustig fand, Mummys Haare abzufackeln.” “Aber das war lustig”, beschwerte sich der Schwarzhaarige. “Außerdem konnte ich gar nichts dafür, das war ein Unfall... Aber witzig war es trotzdem!” Er gluckste, sah dann allerdings die Blicke, die ihm zugeworfen wurden und beeilte sich noch etwas hinzuzufügen: “Aber... aber das macht man natürlich nicht.”

Harry nickte ernsthaft und lief dann zur Küchentür, wo er sich noch einmal umdrehte. “Ihr müsst eure Geschenke mitnehmen, aber ihr dürft sie erst morgen angucken, okay? Und ihr müsst dem Nikolaus ja nicht sagen, dass ihr schon was von mir gekriegt habt, dann habt ihr morgen bestimmt die Stiefel voller Süßigkeiten. Und wenn nicht, dann bekommt ihr welche von mir ab, weil ich war nämlich brav für drei!” Damit drehte er sich um und hüpfte fröhlich aus der Küche hinaus, während Sirius die drei anderen verblüfft ansah. “Ich kenne kein Kind, das freiwillig etwas von seinen Süßigkeiten abgeben würde!” “Er ist eben etwas ganz Besonderes”, antwortete James mit stolzgeschwellter Brust und einem gewissen Funkeln in den Augen, das nur für seine Familie reserviert war. “Ja, eben”, sagte Sirius und sein schelmisches Grinsen kündigte die nächsten Worte an. “Und du bist dir wirklich sicher, dass du der Vater bist?”
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Mo Dez 06, 2010 1:59 pm

Donnerstag, 6. Dezember 1984, 6.30 Uhr

“Jungs, also wirklich!” Lachend verdrehte Lily die Augen und schüttelte über ihre vier Männer den Kopf, die mit gebeugten Knien, angewinkelten Armen und nach vorne gebeugten Oberkörpern dastanden und jederzeit bereit zu sein schienen, sich auf ihre Stiefel zu stürzen. Selbst Remus, der sonst alles andere als kindisch war, grinste vom einen Ohr bis zum anderen und seine Augen funkelten so fröhlich wie schon lange nicht mehr. Dieser Ausdruck war es auch, der Lily dazu brachte die vier nicht noch länger warten zu lassen und so lachte sie noch einmal leise und rief dann: “Okay, auf die Plätze, fertig, LOS!” Unter lautstarkem Gebrüll rannten ihre Jungs so schnell wie möglich von der Küche in den Flur, wobei allerdings alle drei Männer aufpassten, dass sie Harry nicht umrannten und er seinen Stiefel zuerst erreichte. Allerdings war Sirius selbst so ungeduldig, dass er nur eine Zehntelsekunde nach ihm ankam und gerade als die vier mit Feuereifer den Inhalt ihrer Stiefel inspizierten, betrat auch Lily den Flur und lächelte sanft über dieses so friedvolle Bild. Während Harry ganz langsam Stück für Stück aus seinem Winterstiefel klaubte und dann die geschrumpften Süßigkeiten eingehend zu studieren schien, hatte James seinen Schuh schon komplett ausgeschüttet und betrachtete jetzt mit glückseligem Grinsen die Schokoladentafeln in seiner Hand. “Mit Nüssen, Kekssplittern und Rum, dann noch Vollmilch, weiße Schokolade und... oh Nougat!” Er drehte sich zu seiner Frau um und hielt seine Ausbeute strahlend in die Höhe. “Das reicht für ein, zwei Tage.”

Ein paar Sekunden lang passierte nichts und Lily setzte schon an, Sirius zu fragen, ob er krank war oder heute Morgen noch nicht genug gefrühstückt hatte, als er sich die beiden Lutscher, auf denen er bis eben hingebungsvoll herumgelutscht hatte aus dem Mund zog und breit grinsend mit den Augenbrauen wackelte. “Wie war das noch mit der einzigen Möglichkeit, die dir einfällt um genügend Kalorien zu verbrennen? Ich bin sicher, dass Harry hier noch zwei, drei Minuten beschäftigt ist und länger hält Pro... AU!” Empört fasste Sirius sich an den Kopf und sah sich dann nach dem auf dem Boden liegenden Wurfgeschoss um. “Uh, Traube-Nuss! Lecker!” “Finger weg!”, maulte James, kroch über den Boden und riss seine Schokolade mit einem bösartigen Knurren an sich. “Aber der Nikolaus hat meinen Schuh gar nicht voll gemacht!”, maulte Sirius und versuchte sich an seinem besten Hundeblick, aber wenn es um Schokolade ging, hatte er da bei James nicht die geringste Chance. “Vielleicht fand der Nikolaus es etwas unverschämt, dass du dir einen von Hagrids Stiefeln ausgeliehen hast. Nur so eine Vermutung”, warf Lily trocken ein und James und Remus drehten ihre Köpfe gleichzeitig zu besagtem Schuhwerk herum. Tatsächlich stand dort ein riesiger, schlammgrüner, aber blitzsauberer Gummistiefel (Remus tippte auf den “Ratzeputz”, denn für alles andere war der Hundeanimagus eindeutig zu faul), aus dem eine Rute herausguckte, an der überall die verschiedensten Süßigkeiten befestigt waren. Der Werwolf schmunzelte, das war einfach mal wieder typisch Lily.

Wie jedes Jahr seit Harrys Geburt verbrachten sie den Nikolausmorgen zusammen, allerdings war es das erste Mal, dass sich auch die Stiefel von Remus und Sirius bei den Potters befanden. Zwar hatten sie auch die Jahre zuvor wie auch James einige kleine Aufmerksamkeiten in ihren Schuhen versteckt gefunden, aber früher war Harry der einzige gewesen, der im Kreise seiner Familie kleine Geschenke und einen Haufen Süßigkeiten auspackte. Aber um ehrlich zu sein genoss Remus es, wieder ein wenig Kind sein zu dürfen und Sirius und James waren sowieso begeistert, hatten sie diesen Muggelbrauch doch in ihrer Kindheit nicht gekannt und holten diese Erfahrung jetzt mit viel Freude und Begeisterung nach.“Warum ist bei mir alles so klein, Mummy?”, fragte Harry irritiert und als Sirius daraufhin mit einem lauten Prusten das Gleichgewicht verlor, nach vorne kippte und mit dem Kopf unsanft auf dem Boden aufschlug, warf Lily ihm einen giftigen Blick zu. “Achte gar nicht auf ihn, Schatz, der kommt gerade in die Pubertät und denkt nur an das Eine. Also... du meinst die Süßigkeiten? Oh, wahrscheinlich hat der Nikolaus einfach keine Chance gesehen, deine Geschenke in deine kleinen Winzlingsschuhe zu bekommen!” Sie kniff ihm leicht in die Wange, woraufhin er aufquietschte. “Und deswegen hat er sie bestimmt verkleinert!” “Oh”, machte Harry. “Kann der Nikolaus denn zaubern?” “Ja, Lily, sag mal, seit wann kann denn der Nikolaus zaubern?”, wiederholte Sirius breit grinsend, woraufhin sie ihm erneut einen bitterbösen Blick zuwarf. “Du hältst die Klappe und drückst deine Pickel aus!” Empört schnappte er nach Luft. “Wer hat hier Pickel? Vielleicht solltest du dir mal die Brille von Prongs leihen, du hast sie ja offenbar nötiger!” “Wer hier was nötiger hat müssen wir ja nun wirklich nicht diskutieren, ich bin nämlich nicht derjenige, der seit Monaten keine Verabredungen mehr hatte!” “Hast du gehört, James? Die betrügt dich, denn ihr habt jawohl kaum noch Dates!” “Die? “Die” hat nen Namen!” “Ja... Karottenkopf!” “NENN MICH NICHT... blöder Flohteppich”, murmelte sie und ihr Gegenüber hob eine Augenbraue. “Wer nennt dich denn bitte “blöder Flohteppich”? Also echt, eine Beleidigung sollte schon originell und auf die jeweilige Person zugeschnitten sein, da muss ich aber wirklich mal mit diesem jemand reden!” “Du... argh”, machte sie, warf die Hände frustriert in die Luft und stapfte in die Küche.

Keine zwei Minuten später folgten ihr James, der irgendetwas hinter dem Rücken versteckt hielt, Sirius, der fröhlich auf seinen beiden Lutschern herumkaute und Remus, der Harry auf dem Arm trug. “Schatz, bist du krank?”, fragte James gespielt besorgt und sie hob eine Augenbraue. “Na, weil du Sirius gewinnen lassen hast!” “Na ja, wenn er unsere Kabbeleien immer verliert, gibt er ja irgendwann auf und mit wem soll ich mich denn dann streiten?”, grinste sie und ihr bester Freund zwinkerte ihr frech zu. “Du willst ja nur nicht zugeben, dass du diesmal nichts mehr zu entgegnen wusstest!” “Wenn es dich glücklich macht”, antwortete sie nur und beobachtete dann stirnrunzelnd ihren Mann, der jetzt auf sie zukam und direkt vor ihr stehen blieb. “Du hast noch gar nicht geguckt, was dir der Nikolaus gebracht hat!” Die Rothaarige hob eine Augenbraue, als wolle sie sagen: “Ich weiß doch schon, was da drin ist, also wozu die Aufregung?” Aber James lächelte nur und hielt ihr dann einen ihrer langen, schwarzen Ausgehstiefel vors Gesicht. Vorsichtig, als erwarte sie irgendetwas Schleimiges, griff Lily mit misstrauischem Blick in den Stiefel und zog dann immer mehr Süßigkeiten heraus, bis er anscheinend leer war und sie fragend den Kopf schieflegte. Da ihr Mann aber erneut auffordernd nickte, verdrehte sie die Augen und tastete weiter umher, bis... “Oh, Moment, da ist noch was... Irgendetwas Glattes, Langes mit... keine Ahnung, aber da ist noch was dran.”

Mit einem Ruck zog sie die Hand aus dem Stiefel und starrte dann mit großen Augen auf den Gegenstand, der zwischen ihren Fingern herauslugte. “Eine Kette! Oh James!” Mit Freudentränen in den Augen sprang sie ihm stürmisch in die Arme und drückte ihn so fest sie konnte an sich, woraufhin er vor lauter Überraschung laut und wenig männlich aufquietschte. Neugierig rannte Harry zu seinen Eltern herüber, zupfte seinen Vater an der Schlafanzughose und streckte die Arme in die Luft und fragte so danach, hochgenommen zu werden. Sanft löste sich James von seiner Frau, hob seinen Sohn hoch und zeigte dann auf den Anhänger der Kette, die Lily immer noch in der Hand hielt. “Weißt du was das ist, Schatz?” “Puzzle!”, antwortete er stolz, woraufhin ihm sein Vater liebevoll durch die Haare wuschelte. “Warum...?”, machte Lily, woraufhin er verliebt lächelte und die beiden miteinander verbundenen Puzzleteile mit einem leisen Aufseufzen betrachtete. “Na ja... wir passen perfekt zueinander, wir ergänzen uns und ohne dich bin ich einfach nicht komplett. Ich liebe dich, Lily, du bist mein Gegenstück, mein Ein und Alles.”

“Uh, James!”, machte Lily, fiel ihm um den Hals und brach nun wirklich in Tränen aus. Während ihr Mann vom einen bis zum anderen Ohr strahlte, tätschelte ihr Sohn ihr hilflos den Rücken. “Nicht weinen, Mummy, ich mach dich wieder fröhlich, ja?” Sie schniefte und nahm ihn James aus den Armen. “Oh Schatz, ich bin fröhlich, sehr sogar. Ich bin nur sehr gerührt, das ist alles.” “Ja”, sagte Sirius. “Nicht geschüttelt.” “...” “Na, sie ist gerührt, nicht geschüttelt!” “Deine Wortspiele sind ja mal wieder der Knaller, Siri”, antwortete Lily trocken, während James mit geschickten Fingern die beiden Enden ihrer Kette in ihrem Nacken verschloss. Eine Weile schwiegen die fünf, bis Harry schließlich ungeduldig wurde, sich aus den Armen der Rothaarigen wand und zu seinem Adventskalender lief. Remus folgte ihm und während Lily ihren Sohn gespielt enttäuscht mit einem “Also wirklich, sag bloß du hast noch nicht genug Geschenke bekommen?” tadelte, suchten die beiden nach dem passenden Geschenk und auch in Sirius kam langsam wieder Bewegung. “Sag mal, Prongs, seit wann bist du denn so schnulzig?” Sein Freund hob eine Augenbraue. “Das hat aber gedauert, Pad! Hast du wirklich so lange gebraucht, um dir einen passenden Spruch auszudenken? Und der war ja noch nicht einmal irgendetwas Besonderes. Mann Pad, das ist echt erbärmlich.” “Dafür redest du wie ein Mä... argh... Märchenbuch, du redest so blumig wie ein Märchenbuch, ja genau. Wow, du kannst dich echt gut ausdrücken!”, lächelte der Hundeanimagus verkrampft, woraufhin Lily, die jetzt hinter ihm stand mit einem zufriedenen Lächeln wieder ihre Nägel aus seinem Rücken entfernte. “Du glaubst doch nicht ehrlich, dass ich zulasse, dass du ihn mit deinen blöden Kommentaren davon abhältst, auch weiterhin so unglaublich süße und rührende Sachen zu sagen, oder?”, zischte sie ganz nah an seinem Ohr und er schüttelte schnell den Kopf. “Dann hätten wir das ja geklärt”, sagte Lily, ging mit einem zufriedenen Lächeln an ihm vorbei und schenkte ihre Aufmerksamkeit dann Harry, der gerade sein sechstes Geschenk aus einem dunkelroten Beutel zog.

“Oh, noch ein Keks”, freute er sich. “Fahren wir wieder in den Zoo?” “Ähm”, machte Lily und wirkte mit einem Mal merklich unglücklich, wollte sie ihrem geliebten Sohn doch nicht die Freude kaputt machen. “Eigentlich hatten wir einen etwas ruhigeren Vormittag geplant. Onkel Remi”, sie wartete auf sein wütendes Knurren, das aber ausblieb, stattdessen grinste der Werwolf nur, “Onkel Remi geht es ja heute noch ganz gut und wir wollten vor Vollmond gerne noch einmal etwas zusammen unternehmen, aber es darf eben auch nicht zu anstrengend sein und es muss die Möglichkeit bestehen, sich jederzeit hinzulegen. Deswegen haben Daddy und Onkel Siri heute ihre Schichten getauscht, sodass sie den Vormittag frei haben und ich habe dich heute im Kindergarten abgemeldet. Wir wollten Kekse mit dir backen. Aber... aber wir können auch noch mal in den Zoo gehen, wenn du das möchtest. Wir... Wir können schnell umplanen, wir sind ja noch jung -na ja, die meisten von uns zumindest- und flexibel.” Der kurze, giftige Blick, den ihr Sirius daraufhin zuwarf brachte sie zum Lachen, aber dann konzentrierte sie sich wieder auf ihren Sohn und ein Troll sprang von ihrem Herzen, als sie bemerkte, dass er von einem Ohr bis zum anderen strahlte und aufgeregt an seiner kleinen Brille ruckelte. “Uh, Kekse, das ist noch viel, viel, viiiiiieeeel besser! Jetzt sofort?”, fragte er mit großen Augen und Lily nickte.

“Gut, dann können wir ja anfangen... Moment, hast du deine Geschenke schon komplett ausgepackt?” Der Kleine nickte und während Lily mit einer Bewegung den vorhin noch von ihr, James und Harry benutzten Frühstückstisch abräumte und ihn dann auf die doppelte Größe anwachsen ließ, erzählte der Schwarzhaarige ganz aufgeregt, was ihm der Nikolaus gebracht hatte. “Ganz, ganz viele, kleine Süßigkeiten und eine Tafel Schokolade, mit Nüssen, weißt du? Und zwei Holztiere, einen Löwen und eine Ziege! Und jetzt habe ich bestimmt schon hundert Millionen Tausend!” Lily lachte und säuberte den Tisch dann mit einem schnellen Zauberspruch. “Ja, du hast bald schon einen ganzen Zoo zusammen, nech?” Harry nickte aufgeregt. “Du Mummy, gucken wir heute Abend in meinem Hippogreif nach, ob ich jetzt schon genug Geld gespart habe? Weil du hast versprochen, dass wir dann nach London fahren. Aber fahren, nicht app... apprieren!” “Apparieren”, verbesserte die Rothaarige ihn, nickte aber dann. “Und du kriegst ja Sonntag auch noch dein Taschengeld, nech? Vielleicht hast du dann ja genug Geld.” Sie warf Remus einen kurzen Blick zu und er nickte, verstanden sie sich doch mal wieder auch ohne Worte.

“Nun, wie auch immer. Mina? Oh Miiiiiinaaaaaaaa!” Einen lauten Knall später (Harry versteckte sich prompt hinter James’ Beinen, er mochte plötzlich aufkommende, laute Geräusche einfach nicht und dabei war es egal, ob sie jetzt von seiner Familie oder seiner besten Freundin verursacht wurden) war die Hauselfe da und begann sofort in der Küche herumzuwuseln. “Ich kriege jeden Sonntag vierzig Knuts und wenn ich fünf bin, dann krieg ich fünfzig Knuts, toll nech?” Mit einem stolzen Funkeln in den Augen blickte Harry Remus an und als dieser daraufhin mit einem kleinen, zärtlichen Lächeln nickte, strahlte der Kleine noch euphorischer. “Aber das ist nur, weil ich jetzt noch nicht zur Schule gehe... Weil wenn ich zur Schule komme kriege ich ein bisschen mehr und wenn ich zaubern darf krieg ich noch viiiiieeeel mehr und dann bin ich reich!” “Dann weiß ich ja, von wem ich mir in Zukunft Geld leihe”, antwortete Remus mit einem gezwungenen Lächeln, kam aber gar nicht dazu, depressive Gedanken zu entwickeln, denn Lily griff sofort ein und fing an die Jungs herumzuscheuchen.

“James, hol das Mehl.”
“James, das ist kein Mehl, das ist Hefe! Mehl ist das in dem großen Behälter, nicht das in den Tüt... James! Ich kann sehen, dass du hinter meinem Rücken Grimassen schneidest, weißt du, man spiegelt sich im... James! Mach so weiter, Mister und du schläfst heute auf der Couch!”
“Harry, Schatz, holst du bitte mal die Eier aus dem Kühlschrank? Ich bin sicher, dass Onkel Remi dir hilft! Hey! Geh... geh weg! Was willst du mit dem... Pff...”

Mit bewegungslosem Gesicht wischte sie sich ein wenig weißes Pulver aus dem Gesicht und hielt ihrem Mann dann ungerührt ihre Finger vor das Gesicht. “Siehst du, James, das ist Mehl!” Für etwa eine Sekunde herrschte Stille und dann brachen die drei Männer gleichzeitig in ohrenbetäubendes Gelächter aus. “Du bist so genial, Lils”, gluckste Remus und wischte sich ein paar Lachtränen aus den Augen. “Ich weiß”, machte diese nur und nahm dann ihren Sohn hoch, um die restlichen Zutaten zusammenzusuchen und auf den Tisch zu stellen. Als sie sich kurz darauf wieder umdrehte, ging alles ganz schnell: Mit einem Mal hüllte Remus eine riesige Mehlwolke ein. Hustend schlug er um sich und als er endlich wieder freie Sicht hatte, war sein Gesicht genauso fleckig wie das seiner Freundin. Empört, aber mit deutlich zuckenden Mundwinkeln sah er sie an, woraufhin sie abwehrend ihren linken Arm hob. “Ich schwöre auf Sirius, dass ich das nicht war!” “Ey”, maulte dieser. “Wieso denn unbedingt auf mich? Harry... okay, James... na gut, aber dann schwöre doch wenigstens auf Moony!” Scheinbar entsetzt riss sie die Augen auf. “Auf Remus? Doch nicht auf meinen Remus!” Mit zwei schnellen Schritten ging sie auf besagten Mann zu und schlang ihren linken Arm um seine Hüfte. “Was würde ich denn ohne meinen Schatzi tun?” Ihr Freund grinste und drückte sie jetzt ebenfalls mit dem linken Arm an sich, sodass Harry jetzt zwischen ihnen eingequetscht war. Dieser quiekte erschrocken, drehte sich in den Armen seiner Mutter und stemmte protestierend seine kleinen Hände gegen Remus’ Brust. Dieser trat auch sofort zurück und wollte sich schon entschuldigen, als er plötzlich einen weißen Abdruck auf seinem Schlafanzug bemerkte.

“Sei froh, dass Lily gesagt hat, dass wir eine Pyjamaparty machen und wir uns gar nicht erst umziehen sollen, ansonsten wäre jetzt nämlich meine Ro... Hey, Moment mal! Du warst das? Du hast mich beworfen? Aber warum denn, du bist doch sonst so...” “Brav?”, half ihm Lily und er nickte. Harry zuckte nur mit den Schultern. “Du hast Mummy schmutzig gemacht, Mummy mag es nicht, schmutzig zu sein. Das ist jetzt deine Strafe! Und wenn alle dreckig sind, findet Mummy das bestimmt lustig und dann lacht sie. Und manchmal wenn Mummy ganz doll lacht, dann grunzt sie und das ist sooooo lustig!” “Das ist natürlich ein Grund”, antwortete Remus sarkastisch, runzelte dann aber die Stirn. “Okay, ich sollte bestraft werden, aber wenn alle dreckig werden sollten... also wieso hast du dann James, Sirius und vor allem dich nicht beworfen?” Harry rollte mit den Augen, als wäre die Frage total überflüssig. “Weil man nicht mehrmals das Gleiche machen kann, das klappt nicht! Und außerdem nascht Onkel Siri immer und saut sich dann ganz doll ein und wenn Daddy und ich was zusammen machen, passiert immer irgendwie eine Schlacht! Guck, dann werden wir eh dreckig, aber du bist ganz oft viel zu brav und... so sind wir bald alle schmutzig!”

Remus schwieg eine Weile und sah Lily dann überrascht an. “Ist es normal, dass ein Kind in dem Alter so... voraussehend ist?” Die Rothaarige zuckte mit den Schultern, drückte ihrem Sohn dann kurz einen Kuss auf die Wange und begann die Zutaten miteinander zu vermischen. “Normal trifft es bei unserer Familie generell nicht so... Ach, er kennt uns einfach gut und ist ein cleveres Kerlchen.” “Jo”, machte Harry und streckte dann die Arme nach seinem Vater aus, um sich hochnehmen zu lassen, zeigte dann zur Spüle und wusch sich dort die Hände. “Fertig”, strahlte er und hielt seinem Ebenbild seine Hände unter die Nase. “Riech mal!” “Mhhh, gut”, lächelte der Größere und ging dann zurück zu dem Tisch, wo er seinen Sohn in eine Ecke setzte. Dann ging er zu seiner Frau herüber und half ihr zusammen mit Remus den mittlerweile fertigen Teig durchzukneten. Harry versuchte seine Beine aus dem Schneidersitz zu entwirren, kippte dabei beängstigend weit nach hinten und... wurde von Sirius aufgefangen. “Langsam, langsam Stinker!”, lachte er und setzte den Kleinen etwas weiter in die Mitte des Tisches, sodass er bei einem erneuten Verlust des Gleichgewichts nicht hinunterfallen konnte. “Bin kein Stinker”, maulte der Kleine und schlug nach seinem Paten, woraufhin dieser betont schmerzerfüllt aufstöhnte. “Uh, du hast ja eine richtig kräftige Rechte”, grinste er, woraufhin sich der Schwarzhaarige in die Brust warf.

Weiter rumalbernd warteten die beiden ab, bis der riesige Berg an Teigmasse durchgeknetet war und als Lily ihn dann ausrollte, schlug sich Remus gegen die Stirn und zog den Zauberstab. “Das Wichtigste haben wir ja vergessen!” Damit rief er die Ausstechförmchen herbei und grinste dann zufrieden. “Das nennst du das Wichtigste? Schwachsinn!”, schimpfte Sirius und James nickte bestätigend. Während der Hundeanimagus jetzt zwei Zitronen und Puderzucker herbeirief, die sich dann von selbst zu Zuckerguss verarbeiteten, rief James nach Mina, die gerade in der Speisekammer nach Lebensmittelfarbe suchte und bat sie dann, etwas Schokolade für den Guss zu schmelzen. “Duuuu? Onkel Remi?”, fragte Harry mit großen Kulleraugen, woraufhin es verdächtig um die Mundwinkeln des Werwolfs herum zuckte. “Was ist denn, Harry?” “Haben wir jetzt Streit?” Der Angesprochene runzelte die Stirn. “Meinst du wegen des Mehls? Ach Quatsch. Und außerdem würde deine Mummy mich umbringen, wenn ich böse mit dir wäre.” “Mir oder zu ihm?”, warf Sirius ein und sein Freund rollte mit den Augen und griff stattdessen nach der ersten Ausstechfigur. “Beides. Aber ich muss mich jetzt nicht wirklich mit dir über die Spitzfindigkeiten unserer Sprache unterhalten, oder?” “Nö”, machte Harrys Pate fröhlich und nickte dem Kleinen dann auffordernd zu. “Na los, mach den ersten Stich!” “Huh?” “Er meint, dass du das erste Plätzchen ausstechen sollst”, seufzte James und Harry nickte. “Okay. Aber alle zusammen, ja?” Seine Eltern sahen sich kurz an und legten dann ihre Hände auf seine Finger, die schon die Ausstechform umfassten. “Alle!”, forderte Harry auch den Rest seiner Familie auf und als Sirius’ und Remus’ Hände dann auch an ihrem Platz lagen, übten sie gemeinsam den nötigen Druck aus und legten das erste Plätzchen dann auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech, das auf einmal wie durch Zauberhand vor ihnen schwebte. Im Nachhinein stellte sich dann aber heraus, dass es nur von Mina auf dem Kopf balanciert worden war und als James einen Stuhl heranschob, auf dem sie alle das Blech bequem erreichen konnten, eilte sie wieder davon, um dem Wunsch ihres Herrens nachzukommen und die Schokolade zu schmelzen.

Die nächsten Minuten verstrichen ohne weitere Kabbeleien, aber als Lily Harry half, das erste Blech in dem Ofen zu verfrachten und er fragte, ob man nicht vielleicht dem Nikolaus eine Eule mit ein paar selbstgebackenen Keksen schicken könnte, schließlich hatte er doch allen so tolle Geschenke gebracht, gluckste Sirius leise und wandte sich dann an die Rothaarige. “Prongs hat erzählt, dass Harry gestern ungewöhnlich lange auf war, da musste der Nikolaus wohl ziemlich lange warten, um nicht von ihm erwischt zu werden, oder?” Die Rothaarige nickte mit einem Augenrollen. “Er hat ja bis jetzt jedes Mal den Nikolaus und den Weihnachtsmann verpasst und deswegen wollte er dieses Mal unbedingt besonders lange ausharren. Der Nikolaus fand das eigentlich nicht so schlecht, aber seine Frau war ziemlich ungeduldig, die wollte nämlich unbedingt ins Bett und... ähm... lesen.” “Lesen, aha”, machte Sirius und wackelte bedeutsam mit den Augenbrauen. “Jup, lesen. Und als Harry dann herunterkam und sich das vierte Glas Milch holte, war unser Fräuleinchen kurz davor, ihm einen Schlaftrank unterzujubeln, aber dann musste unser Baby nach der ganzen Milch auf die Toilette und ist prompt mit heruntergelassener Hose auf dem Sitz eingeschlafen. Es war einfach zu niedlich!” Sirius lachte, stutzte und lachte noch mehr. Mit einem Schritt stand er neben ihr und beugte sich zu ihrem Ohr herunter, sodass nur sie ihn hören konnte. “Hast du eben Prongs als Frau bezeichnet?” Die Rothaarige gluckste, nickte und presste dann einen Finger auf ihre Lippen. “Psst.” Sirius grinste daraufhin so breit, dass man sein Zahnfleisch einer intensiven Begutachtung hätte unterziehen können und zwinkerte ihr zu.

“Was tuschelt ihr denn da?”, fragte James und legte einen halben Hundekopf (er hatte offensichtlich mal wieder vom Teig genascht) auf das Backpapier, woraufhin ihm der Animagus einen bitterbösen Blick zuwarf, dann aber den Kopf schüttelte und unschuldig grinste. “Ich habe mich nur gerade mit Lily darüber unterhalten, dass sie mich eigentlich gar nicht dafür verurteilen dürfte, dass ich mir einen Stiefel von Hagrid habe schicken lassen. Gut, die beiden Eulen waren von dem Gewicht nicht so begeistert, aber sie gehört jawohl nicht zum Tierschutzverein, oder? Sie...” “Vielleicht sollte ich tatsächlich einen gründen. Wie wärs mit “Räudig”? Rettet Äu... Eulen und Dinge in Gummistiefeln? Moment, das passt weder vom Sinn noch von der Schreibweise... Egal, ich überleg mir noch was und wenn es Tage dauert! Und irgendwann fängst du wieder damit an und dann haue ich dich mit meiner unglaublichen Schlagfertigkeit und Spontanität vom Hocker.” “Rrrr, weißt du eigentlich wie sexy es ist, wenn du dich über dich selbst lustig machst?”, schnurrte James und Sirius verdrehte die Augen. “Nimm dir nen Eisbeutel, Prongs, ich habe hier noch einen blöden Spruch abzugeben!” Er wandte sich an seine Freundin. “Du jedenfalls musst den Mund gar nicht so voll nehmen -uh, das war richtig, oder? Ich bin so gut, ich bin soooo gut. Hrm, zurück zum Thema-, denn in deine Nu... deine sexy Stiefel passt jawohl auch viel mehr als in die der anderen, HA!” “Das war schwach, Pad”, antwortete Lily trocken und half Harry dann ohne ein weiteres Wort vom Tisch, holte das erste Blech aus dem Ofen und schob das zweite hinein.

Während Remus und Sirius noch weitere Kekse ausstachen, machten sich Lily, James und Harry daran, die schon fertig gebackenen mit Zucker- und Schokoladenguss zu bestreichen und auf manche dann Nusssplitter oder Zuckerstreusel zu streuen. Lily hatte sogar noch eine Packung Marzipan gefunden, aus der sie jetzt mit viel Geschick winzige Kügelchen und extrem schmale Schlangen formte, die sie dann als Augen, Münder, Nasen und Haare benutze, was Harry immer wieder zu begeistertem Klatschen verführte. Als sie kurz darauf aufsah, um zu gucken, ob das nächste Blech schon fertig für den Ofen war, seufzte sie auf und rollte mit den Augen. “Sirius wenn du so viel Teig isst, kriegst du Bauchweh! Und mal davon abgesehen musst du heute um zwei zur Arbeit, wie willst du denn mit kugelrundem Bauch Verbrecher jagen?” “Es gibt kaum noch welche, die wir jagen müssen, die, die wir festnehmen müssen laufen nicht weg und wir haben zurzeit viel mehr Papierkram als Außendienst!”, maulte der Schwarzhaarige und Lily seufzte erneut. “Ich habe wirklich keine Lust, mich wie deine Mutter... entschuldige, wie eine Mutter zu verhalten, aber ich bin es dann wieder, die es ausbaden muss! Letztes Mal hatte ich einen halben Tag einen jammernden Vierundzwanzigjährigen auf dem Sofa liegen, der mich alle zwei Minuten gerufen hat, um mich mit irgendetwas zu nerven. “Lily, krieg ich 'ne Wärmflasche?” “Lily, machst du mir einen Tee?” “Lily, ich mag doch gar keinen Tee, wieso hast du mir welchen gebracht?” “Lily, kannst du mir den Bauch streicheln? Er tut so weh!” “Aber warum nicht, Lily, bei Harry machst du das doch auch?!” “Was soll das heißen “Harry ist auch ein Kleinkind?” Funktioniert das bei Erwachsenen nicht, oder was? Gibs doch zu, du bist nur zu faul!” “HEY! Schmeiß keine Kissen nach mir, ich bin pflegebedürftig!” Du hast mich irre gemacht! James, jetzt sag doch auch mal was! JAMES!”

Empört sah sie ihn an, woraufhin er unschuldig auf den angebissenen Keks in seiner Hand sah. “Was denn? Ich esse keinen Teig!” “Warme Kekse sind nicht besser, James! Also wirklich, Jungs, ihr benehmt euch unvernünftiger als Harry und zwingt mich damit in die Mutterrolle! Das ist so... argh! Aber ihr seid dabei so unglaublich süß und entzückend”, seufzte sie und konnte sich dann ein Lächeln einfach nicht verkneifen, als sie die schuldbewussten Blicke der beiden schwarzhaarigen Männer bemerkte. Es waren Momente wie diese, die ihr immer wieder bewusst machten, was für ein Glück sie eigentlich hatte. Remus, der in einem hellblauen Schlafanzug mit weißen Wölkchen darauf Kekse ausstach, Sirius, dessen Nachtzeug mit Cartoons bedruckt war, der schwarze Hundepantoffeln (ein Geburtstagsgeschenk seines Patensohns) trug und dessen Gesicht teigverschmiert war, James, der einen weißen, von Harry und Lily mit Stofffarben bedruckten, bemalten und beschriebenen Pyjama trug und jetzt mit deutlich schuldbewusstem Blick den Keks zurück auf das Backblech legte und natürlich ihr Sohn, der seinen Lieblingsschlafanzug mit den Quidditchspielern, die auf ihren Besen herumsausten und dem Schnatz, der immer wieder vor der eigenen Hand flüchtete und den man mit viel Geduld und einigen Verrenkungen selbst fangen konnte, waren ihr großes Glück. Und solange sie nicht zu viel Keksteig gefuttert hatten und sich dann wie dem Tode geweiht auf ihrem Sofa zusammenkrümmten, liebte sie sie auch mehr als alles andere auf der Welt. Sie waren ihr Halt, ihre Hoffnung und ihr Herz, sie waren einfach alles, alles was ihr Leben ausmachte.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Di Dez 07, 2010 3:18 pm

Freitag, 7. Dezember 1984, 12.07 Uhr

“Hey Stinker!” Verärgert verschränkte Harry die Arme vor der Brust und blitzte seinen Paten beleidigt an. “Ich bin kein Stinker!” “Nun, jemand der auch nur einmal das Vergnügen hatte dir die Windeln wechseln zu dürfen, würde das sicher anders sehen, aber gut, lassen wir das. Fangen wir noch mal von vorne an.” Er ging in die Knie und breitete seine Arme aus. “Haaaarryyyyyy!” “Onkel Siiiiriiiii”, kreischte der Kleine vergnügt zurück, stürzte auf den Schwarzhaarigen zu und ließ sich herumwirbeln. “Hast du mich vermisst, Welpe?” “Welpe?” Der Vierjährige runzelte die Stirn. “Welpe? Aber das passt nicht, weil Kinder von Hirschen sind... sind... Hirschbabies!” “Das Baby von einem Hirsch ist soweit ich weiß ein Kitz, aber das hört sich doch total doof an”, sagte Sirius. “Aber lassen wir auch das. Ich jedenfalls habe dich ganz, ganz doll vermisst. Und du? Du bist bestimmt ganz verrückt geworden in der laaaangen Zeit, die du ohne mich verbringen musstest, was?” Harry runzelte die Stirn. “Du hast mir gestern Abend nach der Arbeit noch Gute Nacht gesagt! Und heute Morgen warst du im Kamin und hast mit Mummy geredet, wann du mich wieder nach Hause bringen sollst! Das ist keine lange Zeit.” “Uhhh”, machte Sirius und griff sich mit einer theatralischen Geste ans Herz. “Das tut echt weh! Ich vermisse dich in jeder freien Sekunde und du... du vermisst mich nur, wenn wir uns mehrere Tage nicht sehen? Uuuuhhh!” Harry verzog irritiert das Gesicht. “Uhm...” “Oh, vergiss es ,Harry, entschuldige. Ich vergesse manchmal, dass du noch ein Kind bist und diese Art von Humor noch nicht verstehst. Ähm... wie wärs, wenn wir dich schell anziehen und dann nach Hause apparieren?”

Der Kleine hüpfte folgsam zurück in die Garderobe vor dem Gemeinschaftsraum, in der die Kinder jeden Morgen ihre Jacken und Straßenschuhe auszogen, um dann in ihre Hausschuhe zu schlüpfen. Mit schnellen Bewegungen öffnete er die Klettverschlüsse und zog sich die Puschen von den Füßen. Mit einem einzigen Griff schnappte er sich seine Schuhe, quetschte seine Füße mit Hilfe seines Patens hinein und hielt sie diesem dann vors Gesicht. “Ich glaube, die kannst du schon selbst zumachen, oder?”, fragte Sirius und wollte sich schon wieder erheben, als sich kleine Hände in den Stoff seiner Jacke krallten. “Aber guck, das sind die anderen Winterschuhe, die mit den Bändern!” Er hob die Füße höher und wackelte demonstrativ mit ihnen, woraufhin er nach rechts kippte und fast von der kleinen Bank fiel. “Na schön”, machte sein Pate und bemühte sich nicht zu lachen. “Du kannst ja Mummy mal fragen, ob sie das Schleifen binden mit dir übt. Aber ich kanns dir ja jetzt schon einmal zeigen. Also...
Kreuz die Arme, schlüpf unten vor,
zieh ganz fest und leg ein Ohr.
Den Ring drumrum, zum Fenster raus,
zieh die Ohren lang, und jetzt ists aus.
Kapiert?” “Nein”, sagte der Kleine nur, schien aber auch nicht wirklich interessiert daran zu sein, diese Wissenslücke zu füllen, war es doch viel einfacher seine Familie die Arbeit machen zu lassen.

“Na hopp”, sagte Sirius und hielt dem Vierjährigen ungeduldig seine Jacke hin. “Wir haben eine Menge vor, also beeil dich ein bisschen!” Die Augen des Kleinen funkelten aufgeregt und er sprang schnell auf und ließ sich in die Jacke helfen. Als er kurz darauf den Reißverschluss hochzog und Sirius ihm seine Mütze mit den langen Troddeln dran aufsetzte und ihm dann einen Schal umband, betrat eine Frau mit langem, schwarzem Haar den Raum. “Oh Harry, du bist noch da?”, fragte sie und lächelte den Kleinen an, woraufhin dieser fast unmerklich das Gesicht verzog. “Ja.” “Und Sie sind...?” “Sirius”, stellte sich dieser vor und reichte ihr mit seinem typischen, gewinnenden Lächeln die Hand. “Stacey”, erwiderte die Schwarzhaarige. “Ich habe am Montag meine Probezeit hier angefangen. Wow”, sie blickte auf seine Finger und lächelte dann kokett, “Haben Sie etwa ihren Ehering heute neben der Dusche vergessen?” “Äh nein?”, machte Sirius und ignorierte dabei geflissentlich das energische Zupfen an seiner Jacke. “Ich bin nicht verheiratet.” “Oh, gut”, zwitscherte sein Gegenüber und ihr breites Lächeln entblößte mit Lippenstift verschmierte Zähne. “Wie wäre es, wenn Sie mich morgen Abend mal ins “Chez nous” einladen?” “Ähm”, machte Sirius überrascht, mochte er zwar selbstbewusste Frauen, aber sich selbst einzuladen war dann doch etwas anderes. “Ähm, morgen ist ganz schlecht, aber sonst...” “Ach so”, fauchte sie pikiert. “Erst baggern Sie mich aufs Schärfste an und dann zeigen Sie mir die kalte Schulter?! So werden Sie aber keine Freundin finden!” “Er braucht keine Freundin”, mischte sich Harry ein und schob seine Hand in die seines Patens. “Meine Mummy ist die einzige Frau in seinem Leben, jawohl!” “Oh. OH! Sie... Sie... Sie sind der Vater? Sie Schwein, Sie! Flirten mit mir, laden mich ein und sind schon vergeben? Nicht, dass ich da generell was dagegen hätte, aber mit einem Kind? Ich habe keine Lust jetzt schon Mutter zu spielen!” “Öhm, okay... Ja genau, Sie haben recht”, machte Sirius, schnappte sich seinen Patensohn und flüchtete dann fast schon aus der Kindertagesstätte.

“Mann Harry, bin ich jetzt schon so alt, dass ich nicht mehr mitkriege, wenn ich flirte?”, lachte Sirius nach einem Moment des Schocks, woraufhin sein Patensohn den Kopf schüttelte und ihn ernsthaft und sehr erwachsen ansah. “Ich hab ja versucht dich zu warnen, aber du musstest ja unbedingt mit ihr reden. Ich mag die nicht, die kichert den ganzen Tag und weißt du was? Die raucht im Garten und dabei darf man das gar nicht! Aber Stevie sagt, dass die bestimmt bald wieder weg geht, weil die hilft uns nämlich gar nicht, sondern tut immer so als wären wir total doof! Und die will uns immer küssen! Aber ich mag das nicht, dann hab ich nämlich bestimmt das ganze Gesicht voll Farbe und deswegen renn ich immer weg. Und dann läuft sie hinter mir her und kichert, dass wir jetzt Fangen spielen. Die ist sooo doof, Onkel Siri!” “Aber hübsch”, warf dieser mit einem wehmütigen Lächeln ein, winkte dann aber ab. “Jedenfalls weiß ich jetzt wieder, warum ich single bin. Wo zum Henker verstecken sich nur die guten Frauen? Egal, bist du bereit zum Apparieren?” “Nein”, sagte Harry und versuchte seine Finger aus der Hand seines Patens zu ziehen, aber da war es auch schon zu spät.

Mit einem lauten “Plopp!” erschienen sie in der Küche von Sirius’ Wohnung, wo sich der Schwarzhaarige sofort bei dem Sohn seiner besten Freunde entschuldigte. “Aber jetzt sind wir wenigstens da”, sagte er. “Und wir haben richtig viel Zeit gespart!” “Mummy holt mich immer zu Fuß oder mit dem Auto ab”, maulte der Vierjährige und versuchte sein Gleichgewicht wiederzufinden. “Ich wohne aber auch weiter vom Kindergarten entfernt”, widersprach Sirius, schüttelte dann aber den Kopf und grinste. “Und ich bin auch ein klitzekleines bisschen faul.” Damit half er seinem Patenkind aus der Jacke, schnappte sich seine Mütze, seinen Schal und mit einem Wink seines Zauberstabes auch seine Schuhe und ging in den Flur. Harry, der prompt auf dem Hintern gelandet war, als die Schuhe einfach so unter ihm weggerissen worden waren, stand jetzt murrend wieder auf, ging zur Besteckschublade, griff sich das extra für ihn besorgte Kindergeschirr, kletterte auf seinen Lieblingsstuhl am Fenster und wartete dann auf den besten Freund seiner Eltern. Als dieser auf seinen Socken in die Küche geschlittert kam, fing der Kleine an, rhythmisch mit Gabel und Löffel auf den Tisch einzuklopfen. “Wir haben Hunger, Hunger, Hunger, haben Hunger, Hung...” “Wir? Ich sehe hier nur dich”, unterbrach ihn Sirius breit grinsend und ging zum Kühlschrank, um einen Topf mit Milchreis herauszunehmen, ihn auf den Herd zu stellen und diesen dann anzustellen. “Oh, magst du nichts essen? Na gut, dann hab ich mehr”, grinste der Vierjährige breit, woraufhin Sirius’ Augen groß wurden und er schnell den Kopf schüttelte. “Nee, du hast natürlich recht.” Dann betrachtete er das Ebenbild seines besten Freundes (von Lilys Augen natürlich mal abgesehen) und runzelte die Stirn. “Du klingst schon wie deine Mummy und dein Daddy, du lernst wirklich schnell!”

Harry grinste fröhlich und begann wieder zu singen und nach ein paar Sekunden stimmte auch Sirius mit ein. Nach der dreiundzwanzigsten Wiederholung allerdings klang Harry langsam etwas heiser und so sprach der Hundeanimagus leise einen Zauber und Sekunden später war der Milchreis dann auch endlich warm. Schnell füllte Sirius die Teller bis zum Rand und stellte sie auf den Tisch. Dann ging er zum Kühlschrank, holte ein Glas Apfelmus heraus und als er sich kurz darauf wieder umdrehte, konnte er sich ein sanftes Lächeln nicht verkneifen. Harry hatte den Löffel mit der ganzen Faust umklammert, hing mit dem Kopf nur Zentimeter über dem Tellerrand und schaufelte den Reis nur so in sich hinein. Sein Gesicht war völlig verklebt, seine Wangen gerötet und er sah einfach nur bezaubernd aus.

“Schling nicht so, sonst hast du nachher Bauchschmerzen”, sagte Sirius, setzte sich hin und winkte sich selbst einen Löffel herbei, als ihn der Blick seines Patenkinds traf. Irgendwie erinnerte ihn dieser Ausdruck sehr an den von James, wenn er “Das sagt der Richtige!” dachte. “Daddy ging es übrigens den ganzen Tag gut”, plapperte der Kleine. “Aber er hat ja auch auf Mummy gehört! Und er hat gesagt, dass du bei der Arbeit in deine Schublade gekotzt hast!” “Das ist kein schönes Wort, Harry”, mahnte Sirius, grinste aber dann. “Aber es ist auch keine schöne Tätigkeit, von daher...” Er stutzte und setzte noch einmal neu an: “Außerdem haben weder der Keksteig noch die Kekse danach meinem Magen geschadet, das waren das Fischbrötchen und die Sahnetorte, die ich mir zum Mittagessen gegönnt hatte! Kurz darauf bin ich appariert und ja... das fand mein Magen wohl nicht so toll.” “Uäh”, machte Harry und verzog das Gesicht, wie er es auch immer tat, wenn sich seine Eltern leidenschaftlich küssten. “Voll eklig!” “Ich hatte da aber Hunger drauf”, maulte Sirius. “Und bevor du jetzt fragst, ob ich schwanger bin... Das kannst du dir sparen, das hat Lily gestern Abend schon getan.”

Harrys Löffel hing sekundenlang in der Luft und der Schwarzhaarige starrte irritiert vor sich hin. “Männer können keine Kinder kriegen. Und deswegen musst du dir nämlich eine Freundin suchen und dann kriegt ihr ein Baby und ich kann für immer mit ihm spielen.” “Ah”, machte Sirius wenig intelligent und mit offenem Mund, schüttelte dann aber den Kopf und wechselte das Thema. “Und was hast du heute im Kindergarten gemacht?” “Uhh, wir haben ein neues Lied gelernt und dann hab ich mit Amy in der Puppenküche gespielt und dann kam Thomas und er hat mich ausgelacht und er hat gesagt, dass ich voll ein Mädchen bin...”, seine Stimme wurde weinerlich, “Und dann... dann hat sich der Stuhl bewegt und ihm ein Bein gestellt und er ist hingefallen und hat sich den Kopf angehauen! Und dann hat er geheult und ich bin hingegangen und wollte sagen, dass er jetzt das Mädchen ist, aber dann hat er mir Leid getan und ich habe ihn getröstet und jetzt sind wir Freunde und nächstes Mal kochen wir zusammen .” “Aha”, nickte Sirius mit einem breiten Grinsen und schob sich einen weiteren Löffel Milchreis in den Mund. “Un wasch wa in dei Klenda?”, schmatzte er und mischte noch etwas Apfelmus unter sein Essen. Harry brauchte eine Weile, verstand dann aber doch, was sein Pate hatte fragen wollen, sprang auf und rannte in den Flur. Sirius wirkte merklich verblüfft und blickte immer wieder zwischen seinem Teller und der Tür, durch die Harry verschwunden war hin und her und wirkte dabei leicht verzweifelt, aber bevor er sich entschieden hatte, was jetzt Vorrang hatte, schlitterte Harry schon wieder zurück zu ihm und blickte ihn dann von unten herauf an. “Guck”, strahlte er und hielt seinem Gegenüber eine kleine Tüte vor das Gesicht.

“Uh, Kekse”, strahlte Sirius, schnappte sich die Tüte, holte ein Gebäckstück heraus und biss genüsslich hinein. “Uh... Kekse”, machte er erneut, streckte die Zunge raus und kratzte dann mit den Fingern über eben diese, um auch selbst den kleinsten Rest von seinem Geschmacksorgan zu entfernen. “Das ist ja widerlich!” “Das ist nicht widerlich, das sind Hundekuchen”, belehrte ihn Harry mit erhobenen Zeigefinger. “Mummy wollte mir eigentlich eine Leine schenken, aber sie hat gesagt, dass sie Angst hat, dass du sie damit stra... stran... dass du damit irgendwas machst, was sie nicht gut findest.” “Vielleicht hätte sie Wahrsagen doch nicht abwählen sollen”, knurrte der Hundeanimagus und schob sich schnell einen weiteren Löffel Milchreis in den Mund, der ihm allerdings nicht mehr zu schmecken schien, denn er spuckte ihn kurzerhand wieder aus. “Das darf man nicht”, rügte ihn Harry erneut, woraufhin er sich einen tödlichen Blick einfing.

“Bist du jetzt böse auf mich?”, fragte Harry leise und Sirius seufzte. “Nein, natürlich nicht, ich bin nur ein bisschen doof, aber erzähl Mummy nicht, dass ich das gesagt habe, sonst schmeißt die eine Riesenparty, weil ich es endlich zugegeben habe.” Er lachte, riss sich dann aber schnell wieder zusammen, als er das irritierte Gesicht seines Patenkinds sah. “So, jetzt bin ich wieder normal, versprochen. Zumindest für die nächsten zwei Minuten”, murmelte er leise und verdrehte die Augen. “Oh je, ich tue es ja schon wieder. Jetzt aber. Also Hundekuchen, ja? Na gut, Mummy will ja eh, dass wir nachher noch rausgehen, damit du ein wenig Bewegung hast, dann kann ich dich ja auch als Padfoot begleiten. Aber du bleibst immer in Sichtweite, klar? Ich habe nämlich keine Lust, von deinem Vater kastriert und von deiner Mum jedes Haar an meinem Körper -und ich meine wirklich jedes Haar- einzeln ausgerissen zu bekommen, weil ich dich verloren habe!” “Okay”, grinste Harry und entblößte dabei sämtliche Zähne. “Warum lachst du?” “Weil... Ich musste doch letztens geimpft werden, nech? Und ich hatte ganz doll Angst und Mummy hat gesagt, sie lässt sich auch spritzen, aber das ging nicht, weil sie das erst kurz vorher getan hat. Und...”, er kicherte, “Mummy hat dann rausgefunden, dass Daddy gar nicht mehr richtigen... ähm... Schutz hat. Und dann hat sie gesagt, dass er nicht einen Trank, sondern eine Spritze nehmen soll und dann musste er mit und wir haben uns impfen lassen und das hat auch gar nicht doll wehgetan. Und wir haben ein Pflaster und einen Lolli gekriegt und daaaannn...”, er grinste breit, “Dann hat Daddy das Pflaster abgerissen und dann hat er geschrien, das war sooo lustig! Weil da hat er sich Haare mit ausgerissen und dann hat Mummy ihn getröstet, aber sie musste auch lachen und da war Daddy ganz beleidigt und hat auf der ganzen Fahrt nach Hause nicht mit uns geredet.”

Sirius lachte bis ihm die Tränen kamen. “Oh Merlin, das hat Lils mir ja gar nicht erzählt, wie genial! Uh Harry, dafür hast du dir echt eine Extraportion Eis verdient!” Der Kleine strahlte fröhlich und sah seinen Paten dann auffordernd an. “Oh”, machte dieser. “Jetzt?” Harry schob schmollend seine Unterlippe vor, woraufhin sein Gegenüber immer noch lachend die Augen verdrehte. “Okay, wie wäre es mit einem Kompromiss? Wir gehen gleich eine Runde auf den Spielplatz und dann gehen wir beim Kiosk vorbei und du darfst dir aussuchen, was auch immer du willst. Eis, Kekse, Weingummi... Was du willst, okay?” “Okay”, strahlte Harry und sah den besten Freund seiner Eltern dann neugierig an. “Und was machen wir heute?” “Tja, ich hatte eigentlich gehofft, dass es schneien würde, aber da haben wir ja leider noch kein Glück gehabt. Ich wollte dir da nämlich noch... etwas zeigen. Aber aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben. Uh, ich LIEBE diese Redewendung.” Er gluckste, sprang aufgekratzt auf und fing an in der Küche auf und ab zu laufen. “Wir können Zoo spielen oder wie wärs mit fernsehen? Oder wir gehen jetzt schon raus und spielen ein bisschen Fangen. Es ist dein Patentag, also darfst du entscheiden. Wir könnten auch Verstecken spielen! Aber nicht, dass du wieder Daddys Tarnumhang klaust, du hast mir damals nämlich echt einen Riesenschrecken eingejagt!” “Okay”, lachte Harry und setzte den berühmten Hundeblick auf, den er sich von seinem heißgeliebten Paten abgeguckt hatte. “Können wir dann mit Padfoot spazieren gehen?” “Sicher”, sagte Sirius und wunderte sich, dass Harry deswegen solche Geschütze aufgefahren hatte, musste ihm doch klargewesen sein, dass sein Pate sofort zustimmen würde. “Also du gehst dann natürlich mit Padfoot spazieren, nicht ich, das geht ja nicht.” “Nein... also...ja... aber... können wir bitte eine Leine mitnehmen? Weil das ist nämlich das Coolste an einem Hund, die führt man mit so lustigen Ausziehleinen aus, die sind ganz, ganz toll!”

“Boah”, sagte Sirius. “Das tat jetzt aber weh.” Theatralisch griff er sich ans Herz und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. “Du liebst ja gar nicht mich, du liebst nur mein Ausseh... meine Leine!”, schluchzte er im Stil einer verletzten Freundin und als Harry daraufhin verwirrt die Nase kräuselte, winkte er lachend ab, nahm seine Hand und zog ihn in den Flur. “Aber ich muss noch Zähne putzen”, widersprach der Vierjährige. “Du bist ein komisches Kind”, antwortete Sirius langsam, schwang dann allerdings den Zauberstab und murmelte “Ratzeputz!”, woraufhin Harry zu würgen anfing und erst einmal eine halbe Minute lang Schaum durch die Gegend spuckte. “Das war nicht sehr nett, Mummy macht das so nie! Und sowieso... Mummy sagt, sie muss sich auf mich verlassen können.” Er nickte heftig und ließ sich dann von seinem Paten erneut in die Schuhe helfen. “Und Mummy ist ganz schlau und weiß alles und wenn sie sagt, dass man sich die Zähne putzen muss, weil sie sonst kaputt gehen, dann ist das so! Und wir haben zusammen ein Buch gelesen, da sind da so kleine Dinger in den Zähnen rumgelaufen und die hatten Namen und haben da gelebt und das war ganz, ganz gruselig! Und dann hab ich so doll meine Zähne geputzt, dass der Griff abgebrochen ist und dann hat Mummy noch mal mit mir geredet und gesagt, dass da keine dicken Männchen in meinem Mund leben!” Aufgekratzt wie (fast) immer nickte er mit dem Kopf.

“Soso”, unterbrach Sirius und hielt ihm die Jacke hin. “Aber du hast recht, deine Mummy ist wirklich clever. Sie hat das Talent, Spaß und Nützliches unter einen Hut zu bringen und dafür beneide ich sie echt, ich kann ja noch nicht einmal fernsehen und gleichzeitig bügeln! Zum Beispiel heute... Sie weiß genau, dass wir total gerne Zeit zu zweit verbringen und hat so schon vor Wochen den Termin mit mir ausgemacht und jetzt kann sie in Ruhe Geschenke einpacken. Und irgendetwas ist auch mit James, der hat sich nämlich für heute Nachmittag freigenommen und war ganz aufgeregt!” Nachdenklich sah er an die Wand und zuckte erschrocken zusammen, als er die Stimme seines Patenkinds hörte. “Du bist ja doof!”, lachte Harry. “Weißt du denn nicht, dass der Weihnachtsmann die Geschenke einpackt?” “Boah”, machte Sirius beleidigt. “Wen nennst du hier doof? Pass bloß auf, du, sonst spreche ich mal ein paar Wörtchen mit dem Weihnachtsmann, den interessiert dein Benehmen sicher sehr.” “Pah”, schnaubte Harry. “Du kennst den Weihnachtsmann doch gar nicht, du hast den bestimmt noch nie gesehen und Geschenke kriegst du bestimmt auch nur ganz selten von ihm! Weil man muss nämlich brav sein und das bist du gar nicht! Du bist immer ganz frech und unartig, jawohl!” “Sagt Mummy, oder was?”, fragte Sirius mit zuckenden Mundwinkeln und Harry schüttelte den Kopf. “Nee, sag ich!” “Boah”, machte Sirius erneut und stürzte sich mit einem “Kitzelattacke!” auf den Vierjährigen.

“Ah... nein...hihi... nein... Onkel... hihi... Onkel... Onkel...hihi... nein, nein, hör auf!”, quietschte der Kleine und schlug dabei so heftig wie möglich um sich. “Ich ka... kann nicht mehr, ich kann nicht... nicht mehr, hör auf!” Sirius stoppte allerdings erst in dem Moment, als Harry vor lauter lachen kaum noch Luft bekam und merklich erschöpft wirkte. “Ich wusste gar nicht, dass ich Hihi heiße”, sagte der Hundeanimagus todernst und hob den Kleinen vom Boden auf, nur um dann den Reißverschluss seiner Jacke zu schließen und ihm die Mütze so schief auf den Kopf zu setzen, dass sie seine Augen komplett verdeckte. “Naja, Onkel Hihi ist wenigstens besser als Onkel Pipi”, sagte er dann trocken, wusste er doch, dass diese Art der Wortwahl Kinder immer zum Lachen brachte und tatsächlich kicherte der Kleine, während er gleichzeitig versuchte die Mütze in eine anständige Position zu bringen, was ihm auch gelang und mit einem stolzen Aufschrei quittiert wurde. “So, fertig? Gut, dann gehen wir”, sagte Sirius und wollte schon die Tür öffnen, als sich sein Patensohn mit einem breiten Grinsen räusperte und dann auf seine Socken mit dem Kuchenstückenaufdruck zeigte. “Oh”, sagte Sirius. “Das... das wusste ich. Das war nur ein Test, ich wollte sehen, ob du genauso gut darauf achtest, dass es mir gut geht, wie ich es auch bei dir tue.” “Oh”, sagte jetzt auch Harry und blickte seinen Paten voll unschuldigem Vertrauen an. “Habe ich den Test besteht... bestanden?” Sirius schmolz bei seinem Anblick dahin und lächelte den Kleinen zärtlich an. “Mit Auszeichnung. Dafür kriegst du noch mehr Süßes. Das ähm... müssen wir ja Mummy und Daddy nicht verraten, nech? Mummy haut mich glatt und Daddy... Daddy tut es wahrscheinlich auch, aber aus einem anderen Grund, der wäre nämlich ganz schön beleidigt, dass wir ihn nicht auch zum Futtern eingeladen haben!”

Damit setzte er Harry ab, streifte sich schnell die nächstbesten Schuhe über, griff nach seiner Jacke und nahm die Hand des Kindes. “Na komm, Harry. Holen wir uns so viele Süßigkeiten wie wir tragen können und veranstalten ein Wettessen.” “Aber wenn ich mich dann übergeben muss, schreit Mummy dich an”, widersprach der kleine Wuschelkopf, sah ihn aber trotz seiner Worte mit großen, sehnsüchtigen Augen an. “Sie wird viel zu sehr damit beschäftigt sein, meine Haare von der Kloschüssel fernzuhalten", antwortete der Schwarzhaarige trocken und grinste leicht. “Okay”, sagte Harry, runzelte die Stirn und folgte ihm durch die Tür. “Aber wieso hören wir nicht auf zu essen, bevor uns schlecht wird?” “Merlin!”, machte Sirius und sah sein Patenkind fast schon entsetzt an. “Was bist du für ein Kind? Kinder essen, was sie in die Finger kriegen und sie denken nicht im Voraus!” “Hmm.” “Was “hmm”?” “Mummy hat genau das gestern über dich gesagt. Und das stimmt voll, weil du hast Kuchenteig gegessen und dann ist dir schlecht geworden, genau wie Mummy gesagt hat!” “Jaja, Mummy hat immer recht, ich weiß”, knurrte Sirius, aber seine Mundwinkel zuckten verräterisch. “Natürlich”, sagte Harry und nickte energisch. “Meine Mummy weiß alles und sie ist die beste und liebste Mummy auf der ganzen, ganzen Welt!” Und diesmal widersprach Sirius nicht.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Mi Dez 08, 2010 5:11 pm

Dieses Kapitel ist Svenja gewidmet, obwohl ich nicht weiß, ob sie es liest. Denke zurzeit wieder viel an dich, hab dich lieb, Süße... fehlst mir Sad



Samstag, 8. Dezember 1984, 10.27 Uhr

“Mummy, Mummy guck! Da ist Ron, da ist Ron! Mummy, jetzt komm doch! Mummy, guck, da ist Ron, guck doch! Jetzt beeil dich doch mal, da ist Ron! Guck, da ist er, ist das nicht toll?” Aufgeregt zog Harry an der Hand seiner Mutter, woraufhin die Rothaarige leise aufseufzte und dann die Augen verdrehte. “Jetzt reg dich doch nicht so auf, Schatz und hetz mich bitte nicht, er wird auch in einer Minute noch dort stehen!” “Aber Mummy! Da ist Ron, guck doch, da ist Ron!” Unverständig schüttelte er den Kopf. “Ja”, antwortete seine Mutter trocken. “Ist es nicht aufregend und ein absolutes Wunder, dass wir ihn in seinem eigenen Zuhause antreffen?” Ihr Sohn blickte sie irritiert an, zog aber gleichzeitig weiter energisch an ihrer Hand. “Natürlich ist er hier, hier wohnen doch seine Mummy und sein Daddy und Kinder leben bei ihren Eltern!” “Ja”, sagte Lily und lächelte traurig. “Meistens ist das so.” Harry nickte energisch und ging nicht weiter auf ihren betrübten Unterton ein, vielleicht hatte er ihn auch gar nicht bemerkt. “Und außerdem spielen wir doch heute, warum sollte er denn dann woanders sein?” Seine Mutter stutzte, lachte und schüttelte den Kopf. “Das hab ich doch ge... Ach, vergiss es. Na los, lauf schon mal vor, ich finde den Weg auch alleine.” Harry runzelte die Stirn. “Natürlich tust du das, guck doch, der Weg ist nur noch ganz kurz, da könnte sich nicht mal Onkel Siri verlaufen!” Seine Mutter warf ihm einen kurzen Blick zu. “Nicht schon wieder, oder?” Harry zuckte mit den Schultern. “Er hat gesagt, er holt mir ein Glas Wasser, weil ich von den vielen Süßigkeiten solchen Durst hatte, aber als ich ihm sagen wollte, dass ich doch lieber Milch will, kam er gerade aus dem Abstellraum! Und er war ganz rot und dann hat er gesagt, dass er sich neue Topflappen bestellen wollte und dass er dafür so ein Heft brauchte und dass er das da gesucht hat.” Harry kratzte sich am Kopf. “Aber er hatte gar keins dabei!” Er stutzte und sah die Rothaarige, die gerade mit hochrotem Kopf versuchte das Lachen zu unterdrücken nachdenklich an. “Jetzt siehst du aus wie Onkel Siri!”

“Hey, keine Beleidigungen, bitte!”, antwortete Lily automatisch, hielt inne und winkte dann lachend ab. “Frag nicht nach, vergiss es einfach, Harry. Aber vielen Dank für diese Information, dann kann ich Onkel Siri demnächst wieder damit ärgern, dass er sich immer noch ab und zu in seiner eigenen Wohnung verläuft.” “Wenn er dich wieder Wurzelgesicht nennt!”, fügte Harry ernsthaft nickend hinzu, woraufhin Lily irritiert die Nase kräuselte, dann aber recht schnell verstand, welchen ihr so verhassten Spitznamen ihr Sohn gemeint hatte. “Nun, ein Wurzelgesicht ist wohl... nun, alles andere als ansehnlich”, sagte sie schließlich, schnappte sich ihren Sohn und trug ihn die letzten Meter auf das windschiefe Häuschen der Weasleys zu. “Und benimm dich, ja? Es werden unter dem Tisch keine Schnürsenkel zusammengebunden, nächstes Mal tut sich vielleicht wirklich jemand weh! Und es werden keine Furzkissen unter den Sofakissen verteilt, auch wenn Onkel Siri dir die immer wieder zusteckt, klar? Und dein Kaugummi gehört in den Mülleimer, nicht auf Ginnys Kopf! Molly musste ihr die Haare ganz kurz schneiden und das arme Mädchen hat sich einen ganzen Tag nicht unter ihrer Bettdecke hervorgetraut, also wirklich! Gott sei Dank hat Daddy den Haarverlängerungsspruch von früher nie vergessen, ansonsten würde die arme Kleine wahrscheinlich immer noch für einen Jungen gehalten werden! Also wirklich, Harry, das war unglaublich peinlich, ich möchte mich nie wieder so schämen müssen, ist das klar?” Streng blickte sie ihren Sohn an und als er daraufhin brav nickte, lächelte sie, ließ ihn herunter und zeigte auf den roten Haarschopf, der sich durch den Spalt der Haustüre zwängte. “Na los, Ron wartet schon auf dich!”

Begeistert rannte Harry auf seinen besten Freund zu, der daraufhin mit einem freudigen Schrei auf ihn zustürzte. Wild gestikulierend redete er auf ihn ein, nahm seine Hand und zog ihn ins Haus, ohne Harrys Mutter auch nur eines Blickes zu würdigen. Die Rothaarige grinste und betrat dann selbst das Heim der Weasleys, das wie sie wusste nur durch etliche machtvolle Zauber zusammengehalten wurde. “Ronald Bilius Weasley!”, erklang in diesem Moment eine zornig klingende Stimme. “Du kommst sofort wieder runter und begrüßt Lily richtig, haben wir uns verstanden?” Eine rothaarige, etwas rundliche Frau stürzte in den Flur und schüttelte heftig den Kopf. “Also wirklich, was habe ich nur falsch gemacht? Bei Fred und George habe ich mich ja mittlerweile damit abgefunden, dass sie keine Manieren haben, aber Ron?” Frustriert warf sie die Hände in die Luft, woraufhin Lily lachte. “Hey, jetzt beruhige dich mal, Molly! Es sind Kinder, die achten nicht so sehr auf Etikette, sondern wollen einfach nur spielen und Spaß haben. Aber lass mich erst mal richtig Hallo sagen!” Grinsend drückte sie ihre ältere Freundin an sich und ließ sich dann von dem heraneilenden besten Freund ihres Sohnes die Hand geben. “Schön dich zu sehen, Ron”, begrüßte sie ihn lächelnd, woraufhin er nickte, sich dann aber sehr schnell wieder seiner Mutter zuwandte und sie bittend ansah. Diese rollte mit den Augen und machte eine wegwerfende Handbewegung. “Na los, geh schon. Aber ihr klettert nicht wieder an der Dachrinne runter, ist das klar? Dafür gibt es ja die Bäume im Garten... Ach was sag ich, klettert am besten nirgendwo drauf, ich habe nämlich echt keine Lust euch wieder zusammenzuflicken und mir ewig dein Gejammer anzuhören!”

Ron nickte schnell mit dem Kopf und flitzte dann auch schon wieder von dannen. Lily lächelte und schob Molly bestimmt in die Küche zurück. “Mach dir keine Sorgen, ich habe schon mit Harry geredet, er weiß, dass ich sein Taschengeld einziehe, wenn er sich noch mal so in Lebensgefahr begibt. Und James hat ihm klargemacht, dass es dann keine Patentage und kein gemeinsames Fliegen mehr gibt. Ich finds zwar eigentlich nicht gut, zu solchen Mitteln zu greifen, aber wie gesagt... Sie sind kleine Kinder, sie können die Folgen ihres Handelns meist einfach nicht voraussehen.” Molly nickte und drückte ihre Freundin dann auf einen Stuhl herunter. “Merlin, du wirst ja von Mal zu Mal dünner! Gut, dass ich einen Kuchen gebacken habe!” Energisch nickte sie mit dem Kopf, winkte mit ihrem Zauberstab ein Messer heran und schnitt eine besonders dicke Scheibe für Lily ab. Diese amüsierte sich mal wieder insgeheim über die mütterliche Art ihrer Freundin, die diese nicht einmal bei Erwachsenen wirklich ablegen konnte. Allerdings war Mollys Kuchen immer das Highlight eines jeden Besuchs und da sie auch so gut wie jedes Mal ein Stück für James und Remus einpackte, nahm sie ihr diese übertriebene Fürsorge auch nicht krumm.

Warum Sirius keinen Kuchen bekam? Tja, seit sie ihn einmal dabei erwischt hatte wie er Fred und George ein paar Feuerwerkskörper zusteckte (zwei Tage zuvor hatten drei verzauberte Raketen mehrere Stunden lang die Bewohner des Hauses gejagt und leider war dabei Mollys Lieblingsmorgenrock zerstört worden, was sie einfach nicht verzeihen KONNTE, es war schließlich der einzige gewesen, auf dem ein paar grellbunte Blumen fröhlich und leider auch etwas schief Volkslieder zum Besten gaben), hatte er bei der siebenfachen Mutter die A... die absolut schlechteste Karte gezogen und in ihrer Wut hatte sie ihm nicht nur seinen heißgeliebten Kuchen verwehrt, nein, sie hatte es sogar gewagt ihm zu sagen, dass er sowieso langsam fett wurde und sich dieses Naschwerk eigentlich gar nicht mehr erlauben durfte. Lily hatte zwar noch mit zuckenden Mundwinkeln versucht, alles auf das wirklich üppige Mittagessen zu schieben, während James inmitten eines Hustenanfalls wenig glaubhaft beteuerte, dass sein bester Freund ja nun wirklich der Letzte war, der mit diesem furchtbaren Begriff in Verbindung gebracht werden sollte (und das stimmte ja auch, denn Sirius war alles andere als dick, nur wusste leider jeder, dass man ihn genau da treffen konnte), aber nichts hatte mehr geholfen: Seitdem sprach Sirius kein Wort mehr mit Molly und weigerte sich strikt, ihr Haus auch nur zu betreten. Und da Rons Mutter wiederum nicht bereit war, den tatsächlich von Sirius vorformulierten Entschuldigungstext vorzulesen, in dem sie beteuerte, noch nie einen so attraktiven Mann gesehen zu haben und sich sicher zu sein, dass er in seinem ganzen Leben niemals Bauchweghosen oder Haarteile benötigen würde, würde sich die Lage auch sicher nicht so schnell entspannen.

“Mum? Gibt es Kuchen?” “Ja, Mum, gibt es Kuchen?”, rissen sie in diesem Moment zwei ihr wohlbekannte Stimmen aus den Gedanken und Lily gluckste leise, als sie das Gesicht ihrer Freundin sah. “Nur brave Kinder bekommen Kuchen”, knurrte diese. “Und brave Kinder beschmieren nicht die Bettlaken ihres Bruders mit Schokocreme und behaupten dann vor seinen Freunden, dass er noch ins Bett macht!” Die Zwillinge blickten sich kurz an und drehten sich dann mit ungläubigen Gesichtern wieder zu ihrer Mutter um. “Mum”, sagte der eine. “Das war gestern, das kannst du uns doch jetzt nicht mehr vorhalten, das ist nicht fair!” Der andere nickte bekräftigend. “Wie wäre es damit”, sagte Lily und grinste. “Ihr steckt meinen Sohn nicht mehr ins Klo und dafür schicke ich euch heute Abend ein paar selbstgebackene Kekse vorbei?!” Die beiden Rothaarigen sahen sie empört an. “Aber wie sollen wir sonst Frisör spielen?” “Das ist mir egal”, entgegnete Lily und ihre Mundwinkel zuckten. “Ich möchte jedenfalls nicht, dass mein Baby wieder auf dem ganzen Heimweg nach Klostein duftet!” “Oh”, machten die beiden Sechsjährigen synchron. “Okay.” Die Vierunzwanzigjährige grinste breit und verwuschelte den beiden die Haare. “Schön, dass wir das geklärt haben. Dann werde ich nachher ein paar besonders schöne Kekse für euch heraussuchen, okay?” “Okay”, antworteten die beiden erneut, drehten sich um und marschierten im Gleichschritt aus der Küche hinaus.

“So”, machte Lily, drehte sich wieder um und lachte leise. “Da wir das jetzt geklärt hätten... Es ist echt lange her, dass wir das letzte Mal wirklich Zeit hatten uns richtig zu unterhalten. Also, was gibts Neues? Hat Minerva dir mal wieder eine Eule geschickt, weil sie findet, dass Bills ungepflegtes Äußeres eine Schande für ihr Haus ist?” Das Gesicht ihres Gegenübers verzog sich gequält. “Er lässt mich seine Haare einfach nicht abschneiden! Ich hoffe ja, dass das nur eine Phase ist, aber trotzdem... Er sieht ganz furchtbar aus! Und jetzt hat Charlie auch noch erzählt, dass sich mein herzallerliebster Erstgeborener von seinen Freunden ein Ohrloch hat stechen lassen! Ein Ohrloch, Lily, ein Ohrloch! Was sind wir, Hippies, oder was?” Lily hob eine Augenbraue. “Ich sehe schon, mein Geburtstagsgeschenk an Arthur zeigt Wirkung.” Sie schüttelte den Kopf. “Nein, im Ernst, Molly, reg dich nicht so auf. Er ist ein Teenager, das ist keine große Sache, du warst doch in dem Alter bestimmt auch nicht so brav wie deine Eltern sich das gewünscht hätten!” Die Angesprochene wurde prompt knallrot und Lily hob eine Augenbraue. “Interessant, wirklich interessant. Aber lassen wir das, ich glaube, das will ich gar nicht so genau wissen, oder?” Molly nickte heftig mit dem Kopf und Lily grinste. “Themawechsel: Sag mal... jetzt wo du Bills Geburtstag hinter dich gebracht hast... Hast du dir schon was zu Charlies zwölftem überlegt?” Molly verdrehte die Augen. “Du kennst ihn ja, er liegt mir schon seit Jahren in den Ohren, dass er unbedingt einen eigenen Babydrachen haben möchte und tja... ich kenne da jemanden, der wiederum jemanden kennt... naja, jedenfalls darf er im Sommer eine Woche lang nach Rumänien und sich da alles angucken.”

Verblüfft sah Lily ihre ältere Freundin an. “Ist das dein Ernst? Du bist doch sonst so übervorsichtig, wie kannst du denn dann ruhig schlafen, wenn er sich mit Drachen umgibt? Also wenn ich mir vorstelle, dass Harry... ich würde durchdrehen! Ich meine, ich sterbe ja schon vor Angst, wenn er mit James auf dem Besen sitzt und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich jemals aufhören werde mich um ihn zu sorgen. Und ihn dann noch freiwillig in so eine Situation bringen, also ich weiß nicht...” “Er wird natürlich nur mit den ungefährlichen zu tun haben”, nickte Molly heftig und Lily hob innerlich über so viel Naivität eine Augenbraue. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es auch nur einen einzigen ungefährlichen Drachen gab, aber sie würde dem Zwölfjährigen ganz sicher nicht diese Chance kaputtmachen und sie wollte auch nicht, dass sich Molly unnötige Sorgen machte. Die Leute da würden schon aufpassen, dass Charlie nichts passierte und er sich nicht in Gefahr begab. Lily nickte, machte sich aber in Gedanken eine Notiz, sämtliche Begeisterung ihres Sohnes für gefährliche Tiere im Keim zu ersticken, schlimm genug, dass er sich in naher Zukunft vermutlich regelmäßig die Knochen von Klatschern würde brechen lassen, da musste er ja nicht auch noch von einer Riesenschlange als kleiner Appetithappen für zwischendurch verspeist werden.

“Schön, dass wir mal wieder ein bisschen Zeit für Frauengespräche haben”, lächelte Molly und auch Lilys Mundwinkel hoben sich fast automatisch. “Na ja, Frauengespräche sehen irgendwie anders aus, meinst du nicht? Wann haben wir das letzte Mal über Kleider, Songs oder Männer geredet? Stattdessen geht es immer nur um unsere Kleinen, was sie mal wieder angestellt haben, was sie Neues gelernt haben... was man mit ihnen unternehmen könnte, wie man ihnen am besten bestimmte Dinge beibringt... Das Mutterdasein verändert einen ganz schön, hmm?” Molly lachte und schob sich eine Gabel voll Kuchen in den Mund. “Aber man würde für nichts in der Welt tauschen, nech?” Lily nickte. “Ich habe bis jetzt keine einzige Sekunde bereut, dass wir uns so früh entschlossen haben, ein Kind zu bekommen, es war die beste Entscheidung seit ich James eine Chance gegeben habe und er mir zeigen konnte, was für ein unglaublich toller Mensch er ist. Und hey, ich habe auch fünf Kinder zu Hause, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, was du jeden Tag durchmachst!” “Fünf?”, fragte Molly und kräuselte die Stirn. “Ich komme nur auf drei.” “Sirius und James zählen natürlich doppelt, was denkst du denn?”, scherzte Lily und gluckste dann leise, als sie das Gerumpel von oben hörte.

“Was ich dir noch erzählen wollte... So süß, das glaubst du gar nicht: Also Harry hatte gestern mal wieder einen seiner Patentage und ich habe dann die Zeit genutzt und seine Geschenke eingepackt und am Nachmittag waren James und i...” Sie brach ab und sah mit einem Mal so ertappt aus, dass Molly in Gelächter ausbrach. “Ja, ich kann mir denken, wo ihr wart und was ihr dort gemacht habt.” “Keine Ahnung, was du meinst, Mollyröllchen”, antwortete Lily trocken, woraufhin ihre Freundin dunkelrot anlief. Die ehemalige Gryffindor wollte noch etwas hinzufügen, winkte dann aber ab. “Na ja, jedenfalls hat Sirius ihn pünktlich zum Abendessen wieder nach Hause gebracht. Ich sage dir, es war soooo niedlich! Nach der üblichen Begrüßung kam er wieder auf mich zu, zupfte mich am Hosenbein und guckte mich mit ganz großen Augen an. Und dann...”, Lachend brach sie ab uns setzte erneut an: “Er guckt mich also mit diesen riesigen Kulleraugen an und sagt: “Mummy, können wir heute Brokkoli essen?” Und du weißt ja, dass das sein absolutes Hassgericht ist! Na ja, jedenfalls meinte Sirius dann, dass er ja einen ach so tollen Einfluss auf den kleinen Zwerg hätte und dass wir ihn doch jetzt bestimmt öfter zu ihm schicken. Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass die beiden innerhalb von ein paar Stunden so viel Eis, Schokolade, Weingummi und Kekse in sich hineingestopft hatten, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass sie sich nicht übergeben mussten. Aber Harry war wirklich niedlich. Er meinte: “Ich esse jetzt für mindestens zweieinhalb Tage nichts Süßes mehr und jetzt will ich Brokkoli, weil der ist ganz doll gesund!” Ich hätte ihn echt auffressen können, so niedlich war sein Gesicht dabei!” “Eine wirklich lange Zeit ohne Süßigkeiten”, antwortete Molly trocken und Lily grinste. “Wenn du mit Sirius und James aufwächst, dann auf jeden Fall, ja.” “Dann sollte ich ihm jetzt vielleicht keinen Kuchen anbieten”, grinste Molly, woraufhin Lily halb ernst, halb scherzhaft antwortete: “Wenn du nicht willst, dass er dir die Küche vollkotzt, dann nicht, nein. Das hatten wir gestern schon, Sirius wollte partout nicht glauben, dass sein geliebter Fresskumpan jetzt keine Süßigkeiten mehr sehen kann und hat ihm prompt eine von James’ Schokoladentafeln unter die Nase gehalten. James hat ihn gezwungen, das Malheur ohne Zauberei zu beseitigen, während ich Harry saubergemacht und danach lieber ohne Abendessen ins Bett gebracht habe. Ich glaube, demnächst ist der Flohteppich etwas vorsichtiger.”

“Mum?” Ein Wirbelwind aus roten Haaren fegte in die Küche, erblickte Lily und blieb erschrocken stehen, ließ etwas Großes, Haariges fallen und schob sich den Daumen in den Mund. “Hallo Ginny”, sagte Harrys Mutter sanft und betrachtete das kleine Mädchen mit einem sehnsüchtigen Lächeln. “Oh”, machte diese, legte von einer Sekunde auf die andere ihre Schüchternheit ab und flog praktisch in die Arme der Vierundzwanzigjährigen. “Lily!”, quiekte sie und klammerte sich an ihren Hals, woraufhin diese lachte. “Sag bloß, du hast mich schon wieder nicht erkannt? Langsam wird das wirklich kränkend, Gin!” Grinsend verwuschelte sie ihr die Haare und blickte dann in Richtung Tür. “Hallo Putzi!” Angesprochene Katze fiepte bestätigend, kam auf sie zu und strich schnurrend um ihre Beine herum. “Oh”, machte Ginny erneut und sprang von Lilys Schoß herunter. “Guck mal, ich kann Putzi auch dressieren, genau wie Charlie!” Aufgeregt hielt sie ihre Hände über den Kopf der Katze, was diese aber nicht weiter zu interessieren schien. Ginnys Unterlippe zitterte als sie es erneut versuchte, aber auch dieses Mal wirkte Putzi alles andere als motiviert. Dann plötzlich, als Ginny kurz davor stand in Tränen auszubrechen, stellte sich das Tier auf seine Hinterbeine und wedelte begeistert mit den Pfoten in der Luft herum. Zufrieden und unwahrscheinlich stolz strahlte Ginny ihre Mutter und Lily an und bemerkte in ihrer Aufregung gar nicht, dass Letztere gerade unauffällig ihren Zauberstab verschwinden ließ.

“Wie wärs, wenn du mal schaust was Harry macht? Er freut sich bestimmt dich zu sehen!”, lächelte die ehemalige Gryffindor und Ginny machte große Augen. “Oh”, sagte sie zum dritten Mal innerhalb so kurzer Zeit. “Ja! JA!” Strahlend sprang sie auf, wobei sie fast über die jetzt wieder am Boden liegende Katze stolperte und rannte dann in einem selten gesehenen Tempo die Treppenstufen bis zu dem Zimmer ihres Bruders hinauf. Mit zitternden Händen und geröteten Wangen drückte sie die Klinke herunter und schob sich in den Raum. Vor ihr auf dem Boden saßen ihre Brüder und tauschten mit ihrem Schwarm Schokofroschkarten. “Hi Harry”, quiekte sie und ging langsam auf ihn zu. Als dieser sich daraufhin umdrehte und sie ansah, verfärbte sich ihr Gesicht wenn möglich noch weiter und sie begann hektisch eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern hin und her zu zwirbeln. “Hallo Ginny!”, murmelte er und auch seine Wangen verfärbten sich leicht, was das Mädchen mit einem verzückten Glucksen zur Kenntnis nahm. “Darf ich mitspielen?”, fragte sie und als Fred, George und Harry daraufhin zu einem Nicken ansetzten, gab Ron ein missbilligendes Grunzen von sich. “Du hast ja gar keine Karten! Und außerdem spielen jetzt nur wir Jungs, jawohl!” Die Unterlippe seiner Schwester fing gefährlich an zu zittern und der Rothaarige verdrehte die Augen. “Na schön, dann machen wir halt was anderes, aber dafür krieg ich dann heute deinen Nachtisch.” “Nein”, sagte Ginny einfach, woraufhin ihr Bruder mit den Schultern zuckte. “Hätte ja klappen können.”
“Aber was sollen wir denn dann spielen?”
“Fangen!”
“Verstecken!”
“Zaubern!”

Harry strahlte und hielt einen merkwürdig verbogenen, schwarz angemalten Stock in die Luft, den er in letzter Zeit oft mit sich herumtrug und auch die Zwillinge nickten wild mit dem Kopf. “Ja, dann kannst du Percy seine Doofheit weghexen!”, grinste der eine und der andere nickte mit glänzenden Augen. “Genau, der meldet sich nämlich immer so doll, dass er Mum schon in der Nase bohrt, jawohl! Und uns verpetzt er immer wenn wir nicht aufpassen und dann kriegen wir Ärger!” “Und wir müssen in seiner Nähe immer leise sein”, fügte der andere Zwilling hinzu und runzelte -sich offenbar schwer beleidigt aufgrund dieser Aufforderung fühlend- die Stirn. “Voll das alte Waschweib!” “Waschweib”, wiederholte Ron glucksend und wie auf sein Kommando hin brachen die Kinder in Gelächter aus. “Ich mag Percy”, sagte Ginny schließlich, als das Gelächter wieder abgeflaut war. “Und er würde ganz bestimmt sagen, dass Harry eure Komischheit wegmachen soll, ja genau!” “Würde er gar nicht”, sagte einer der Zwillinge. “Weil Komischheit ist nämlich gar kein richtiges Wort und unser Herr Professor macht immer alles richtig!” “Ich mag ihn”, betonte Ginny noch einmal. “Er ist ganz doll lieb und er spielt mit mir immer Schule!” Die drei rothaarigen Jungen verdrehten die Augen und öffneten fast gleichzeitig die Münder, kamen aber gar nicht so weit ihr etwas entgegenzusetzen, denn Harry ging sofort dazwischen und erstickte jeglichen Streit im Keim.

“Lasst uns einfach rausgehen, ja? Weil dann fällt uns bestimmt was ein!” Die vier anderen nickten und als Fred (oder war es George?) dann einen Wettlauf vorschlug, war die Begeisterung groß. “Aber Ginny kriegt einen Vorsprung”, sagte Harry und nickte dabei heftig mit dem Kopf. “Weil sie ist nämlich viel kleiner und das ist sonst voll unfair.” Das Mädchen kicherte verlegen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. “Du bist voll lie...” “Ha!”, unterbrach sie in diesem Moment einer der Zwillinge. “Du bist voll die Kirsche mit Haaren!” Die Rothaarige schaffte es daraufhin tatsächlich, ihre Geschwister anzuschmollen und gleichzeitig mit verachtenden Blicken zu bombardieren und das war für eine Dreijährige, die den Ausdruck “Verachtung” vermutlich noch nicht einmal kannte nun wirklich eine beachtenswerte Leistung.

Anstatt jetzt aber in Tränen auszubrechen, wie man es von einem kleinen, beleidigten Mädchen vielleicht erwartet hätte, streckte Ginny ihren Brüdern kurzerhand die Zunge raus, rannte zur Tür und von dort aus in den Flur und startete damit das Wettrennen. “Hinterher!”, brüllte Ron und sputete los und auch die Zwillinge folgten ihm mit lautem Kriegsgeheul. Harry dagegen verdrehte die Augen, hielt dann aber inne, zuckte mit den Schultern und folgte seinen Freunden laut kreischend. Er war zwar für sein Alter schon sehr weit und vernünftig, aber er war in erster Linie nun mal ein Kind und da ihn seine Eltern auch immer wieder dazu ermutigten, das Leben unbeschwert zu genießen und sich nicht mit zu viel Etikette unnötig aufzuhalten, hatte er auch keine Hemmungen in dem Haus seiner Freunde einen Riesenkrach zu veranstalten und so sprang er am Ende der Treppe die letzten Stufen mit einem lauten Triumphschrei herunter und... landete prompt auf Ginny, die dort mit einem verzückten Lächeln im Gesicht auf ihn gewartet hatte.

“Uff”, machte Harry, während sich das, was Ginny von sich gab eher nach einem “Hui!” anhörte. Bewegungslos blieb er auf dem Mädchen liegen und starrte sie völlig überfordert an. Das erste Mal in seinem Leben fielen ihm die etwas dunkleren, fast schon herzförmigen Flecken in den braunen Seelenspiegeln des Mädchens auf, auch wenn er das vermutlich etwas anders formuliert hätte. Das Lachen seiner Freunde riss ihn aus seinen Gedanken und mit einem lauten Räuspern krabbelte er so schnell wie möglich von der Rothaarigen herunter. Mit gesenktem Kopf beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie sich auch Ginny aufrappelte und ihm dann immer wieder kurze Seitenblicke zuwarf. Ein zweistimmiges “Oooohhhh!” ließ ihn mit dem Kopf hochrucken und so blickte er mitten in die verzückt dreinblickenden Gesichter von seiner und Ginnys Mutter. Letztere wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, während Lily eine Hand auf ihr Herz gepresst hatte und gerührt aufseufzte. “So. Was. Von. Niedlich!” Molly wedelte sich schniefend Luft zu, kam aber gar nicht dazu noch etwas zu sagen, wurde sie doch von einem ihrer Söhne unterbrochen: “Küssen, küssen!” Und dabei zeigte er immer wieder auf einen Punkt über Harry. Erschrocken riss dieser den Kopf nach oben und bemerkte so, dass er genau unter einem Mistelzweig stand. Während er noch überlegte, wie er den Zauber, der in der magischen Welt auf jedem Mistelzweig lag und der verhinderte, dass man auch nur einen Schritt machen konnte, bevor man nicht einen Kuss ergattert hatte, bemerkte er Ginny, die gerade mit schmerzverzehrtem Gesicht am Ärmel ihrer Mutter zupfte. “Nicht jetzt, Gin”, wehrte diese ab. “Ich muss unbedingt wissen, wie das zwischen Ginny und Harry ausgeht! Moment... Ginny? Was ist denn?” Hektisch winkte das Mädchen ihre Mutter zu sich herunter und wisperte ihr dann leise etwas ins Ohr. “Was tut dir weh? Wa... Ginny, jetzt red doch mal lauter!” “MEIN POPO!”, kreischte sie, schlug sich die Hand vor den Mund und lief dunkelrot an. Harry grinste. Kirsche mit Haaren, jap, definitiv.

“Ähm”, machte Lily und versuchte die Situation zu entschärfen, was ihr allerdings... nicht wirklich gelang. “Harry sollte vielleicht mal geküsst werden, sonst kommen wir heute nämlich nicht mehr nach Hause.” Sie grinste. “Jaja, schon klar, ihr würdet das ganz toll finden, aber James wäre sicher nicht so begeistert, der kann nämlich alleine nicht schlafen und das würde sich wiederum auf Sirius und Remus auswirken, die müssen es nämlich immer ausbaden, wenn mein Göttergatte nicht genügend Schlaf bekommen hat. Also wo waren wir? Ach ja: Küssen, küssen, küssen!” Während Ginny ihr einen dankbaren Blick zuwarf, war der von Harry eher tödlich und Lily zuckte erschrocken zurück, fing sich dann aber sogleich wieder. “Ich küss dich, Ba... Schatz.” Harrys dankbarer Gesichtsausdruck daraufhin war Antwort genug, denn sie hatte nicht nur gerade noch verhindert, ihn vor seinen Freunden mit seinem verhassten Kosenamen zu blamieren, nein, sie rettete ihn jetzt offenbar auch noch aus der für ihn so peinlichen Situation.

Schnell beugte sich Lily zu ihrem Sohn herunter und drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Erleichtert wollte Harry lossprinten und damit seine Freunde mit einem Wettrennen von der Sache ablenken, aber seine Füße hoben sich nicht mal einen Millimeter vom Boden. Während Lily nun das Gesicht ihres Sohnes mit Küssen bedeckte und dabei von Sekunde zu Sekunde fröhlicher wirkte, versuchte Molly ihre immer noch jammernde Tochter zu trösten. “Bis zur Hochzeit ist alles wieder verheilt”, sagte sie und sah Harry dabei bedeutend an, woraufhin es von einer Sekunde auf die andere totenstill wurde. Während die Weasley-Jungen versuchten, auch jede noch so kleine Reaktion mitzubekommen, Ginny und Harry sich immer wieder peinlich berührte Blicke zuwarfen und gleichzeitig zu versuchen schienen im Erdboden zu versinken und Lily sich auf die Unterlippe biss, um bei dem Gesichtsausdruck ihres Babys nicht in Gelächter auszubrechen, schien Molly nicht verstehen zu können, was sie Falsches gesagt hatte und blickte ihre Tochter und ihren Wunschschwiegersohn irritiert an.

Lily versuchte erneut, ihren Sohn aus seiner misslichen Lage zu befreien oder zumindest die Aufmerksamkeit von ihm zu lenken, stürzte ihn dabei aber nur von einer unangenehmen Situation in die nächste. “Das scheint bei Verwandten irgendwie nicht zu funktionieren. Und um ehrlich zu sein bezweifle ich auch, dass der Zauber sich bei Molly aufhebt, denn soweit ich das verstanden habe, gibt es Mistelzweige, um Paare zusammenzubringen. Von daher... Wer darf es sein: Fred, George, Ginny oder doch Ron?”, machte sie in der Manier eines Moderators und hielt ihrem Sohn ein unsichtbares Mikro unter die Nase, woraufhin dieser die Augenbrauen zusammenschob und dabei einen Gesichtsausdruck aufsetzte, der dem seines Patens ähnelte, wenn man es wagte ihn zu fragen, ob er schon stubenrein war. Kurz darauf schlug seine Stimmung um und er warf seinem besten Freund einen so flehenden Blick zu, dass dieser erschrocken zurückwich und sich hinter seinen großen Brüdern versteckte. “Denk nicht mal dran, nimm gefälligst Ginny!” “Ich... ich wollte gar nicht...”, machte Harry empört, brach dann aber von selbst ab und sah das kleine, rothaarige Mädchen stattdessen an. “Wir... wir sind doch Freunde, oder?” Er machte ein nachdenkliches Gesicht. “Ich habe Kekse, wenn das irgendwie hilft?!”

Ginny achtete nicht auf seine Worte, sondern trat auf ihn zu, nahm ihren ganzen Mut zusammen und legte dann ihre deutlich zitternden Hände an seine Wangen. Als sie Sekunden später seinen Kopf zu sich herunterzog und ihre warmen, weichen Kinderlippen auf die seinen presste, waren die Scham, die unendliche Peinlichkeit der Situation und die umstehenden Personen mit einem Mal vergessen und er schloss einfach nur die Augen und genoss die Wärme, die in Wellen durch seinen Körper zu fließen schien. Und während Fred, George und Ron ein lautes, synchrones “Iiiihhhh!” von sich gaben, Molly sich lautstark in ihre Schürze schnäuzte und Lily sich eine mentale Notiz machte, diese Erinnerung irgendwie in Harrys Album einzubinden und sich auch schon auf die stolzen Gesichter ihrer Männer freute, genossen Ginny und Harry einfach nur diesen Moment des Glücks, der Zufriedenheit und der inneren Ruhe.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Do Dez 09, 2010 2:49 pm

Sonntag, 9. Dezember 1984, 9.57 Uhr

“Oh Baby, komm mal her!” Tröstend nahm Lily ihren Sohn auf den Arm und legte sanft eine Hand auf seine Stirn. “Na, haben wir ein bisschen Fieber?” Der Schwarzhaarige winselte leise und versteckte sein Gesicht an ihrem Hals. “Ist ja gut, Schatz”, murmelte sie, drückte ihn ein wenig fester an sich und trug ihn dann von der Küche in das Wohnzimmer, wo sich Remus gerade auf dem Sofa von der letzten Nacht erholte. “Hey”, nuschelte er und versuchte krampfhaft die Augen offenzuhalten. “Was ist denn mit ihm?” “Ich denke, dass er sich bei den Weasleys die Zauberergrippe geholt hat. Molly meinte gestern zu mir, dass sich ihre Kleinen gegenseitig angesteckt haben und auch Arthur war wohl vor ein paar Tagen krank, vermutlich hatte sich einer von ihnen noch nicht ganz auskuriert. Na ja, aber das ist auch nicht weiter schlimm, nicht wahr, Schatz? Wir geben dir gleich einen von Mummys Tränken und dann bist du heute Nachmittag wieder ganz gesund, ja?” Der Kleine nickte schniefend und schmiegte sich noch enger in die Umarmung seiner Mutter, die ihm daraufhin vorsichtig über den Rücken strich. Remus runzelte die Stirn. “Versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass deine Eigenkreationen gut sind, du hast Sirius und James schließlich dadurch nach der einen oder anderen kalten Vollmondnacht vor zu vielen Fehltagen bewahrt...” “Glaub mir, das hab ich nur für mich und meine Nerven getan, die beiden sind nämlich echt anstrengend wenn sie krank sind, das hält man nicht länger als ein paar Stunden durch, bevor man große Lust bekommt sich in der nächsten Kloschüssel zu ertränken!”

Remus lachte und beobachtete dann seine Freundin, die mit Harry auf dem Arm nach einer Wolldecke und einem kleinen Kissen griff. “Onkel Remi”, wimmerte der Kleine, drehte sich in ihren Armen herum und zeigte auf das Sofa. “Onkel Remi!” Lily warf dem Angesprochenen einen kurzen, fragenden Blick zu und als dieser daraufhin nickte, ging sie zu ihm herüber, legte ihm ihren Sohn auf den Bauch und deckte ihn dann mit der großen Wolldecke zu, die bis jetzt über Remus’ Beinen gelegen hatte und schob ihm das Kissen unter den Kopf, sodass er bequem liegen konnte. “Ich meinte eigentlich auch eher, dass Harry noch ein kleines Kind ist, da wirkt der Trank doch ganz anders und ich kann mir nun mal nicht vorstellen, dass du seine Gesundheit leichtfertig aufs Spiel setzen würdest”, führte der Werwolf seine Überlegungen zu Ende und Lily nickte, nur um dann Sekunden später den Kopf zu schütteln. “Der Trank wirkt bei Erwachsenen und Kindern absolut gleich, aber du hast recht: Man muss ihn natürlich in Relation zu seinem Gewicht einnehmen, ich werde die Dosis für ihn gleich mal ganz genau ausrechnen.” Sie stutzte. “Sag mal, wo sind denn James und Sirius abgeblieben? Ich meine, ich weiß, dass sie sich wie immer noch ein paar Stunden hinlegen wollten, die Nacht war ja schließlich lang genug, aber vom gemeinsamen Frühstücken hat sie das doch noch nie abgehalten.” Remus zuckte mit den Schultern und streichelte dem Gewicht auf seinem Bauch sanft über den Kopf. “Na ja, dieser komische Wecker von Pad, der wie eine Frau aussieht und ähm... zur Weckzeit unanständige Laute von sich gibt... also... der ist ja nun nicht so wirklich zuverlässig, von daher... Aber du kannst ja schon mal mit Harry frühstücken, sie sind bestimmt nicht böse.”

Lily schüttelte den Kopf. “Das was ich vorhin mit dir zusammen gegessen habe reicht mir und Harry hat keinen Appetit, glaub mir, ich hab ihm sogar Muffins angeboten, aber er will einfach nichts essen, nicht wahr, Schatz?” Der Kleine nickte und kuschelte sich noch näher an seine Wärmequelle heran. “Sie werden schon kommen, Lils, mach dir bitte keine Sorgen.” Sie lächelte. “Oh, das tu ich nicht, aber du solltest es vielleicht, du weißt ja wie die beiden sind, aufgekratzt und voller Adrenalin von der vergangenen Nacht, das kann doch nur schief gehen.” “Na ja, viel schlimmer kann meine Wohnung ja nicht mehr aussehen”, murmelte Remus mit einem gequälten Grinsen. “Und solange Sirius diesen peinlichen Wecker wieder mitnimmt...” Er lachte und strich dann Harry, der ganz ruhig geworden war und mit seiner verstopften Nase in diesem Moment leise zu schnarchen begann, zärtlich über den Rücken. “Wie wärs, wenn du ihm jetzt den Trank holst, damit er dann in ein paar Stunden wieder gesund ist? Scheint ihm nämlich wirklich nicht besonders gut zu gehen.” Lily wackelte nachdenklich mit dem Kopf. “Lassen wir ihn erst mal ein wenig schlafen, je mehr er bei Kräften ist, desto schneller wirkt der Trank. Aber du hast recht, ich könnte auf jeden Fall schon mal die richtige Menge ausrechnen und abmessen.”

Mit einem Wink ihres Zauberstabs rief sie ein kleines, unscheinbares Fläschchen herbei, in dem ein babyblauer Trank schimmerte. Dann beschwor sie einen Zettel und einen Bleistift herauf und begann mit gerunzelter Stirn ein paar Zahlen aufzuschreiben. “Ooookay”, murmelte sie kurz darauf. “Ich habs.” Eine weitere Zauberformel später befand sich ein Teil des Trankes in Harrys Lieblingsbecher -der mit den Hunden, die sich gegenseitig am Hintern herumschnüffelten und dann begannen, ihren eigenen Schwänzen nachzujagen, was Sirius jedes Mal ein beleidigtes Schnauben entlockte- und das restliche Gebräu lag wieder gut versteckt hinter ihren alten Schulbüchern, wo sie alle Tränke versteckte, die sie selbst weiterentwickelt oder gar neu erfunden hatte, denn so konnte sie sicher gehen, dass sie niemand aus ihrer Familie zufällig in die Finger bekam und sich damit vergiftete.

Ein leises Stöhnen riss sie aus ihren Gedanken und sie warf ihrem Freund einen besorgten Blick zu, der ihr daraufhin ein gequältes Lächeln schenkte. “Hast du den Muskelentspanner genommen? Und die Salbe gegen Dehnungsstreifen?” Remus nickte und rollte mit den Augen, woraufhin sie eine Augenbraue hob. “Was denn? Du erlebst sozusagen einmal im Monat am ganzen Körper eine extreme Schwangerschaft, dein Körper wird auseinandergerissen und schrumpft dann wieder zusammen! Aber wenn du lieber wie ein Streifenhörnchen aussehen willst, bitte, von mir aus!” Remus lachte. “Gut, dass Pad jetzt noch nicht da ist, den Spitznamen würde ich sonst sicher nie wieder loswerden. Und hey, natürlich bin ich dir dankbar, dass du die Salbe weiterentwickelt hast und ich im Sommer auch mal mit kurzen Sachen rumlaufen kann, ohne die Blicke sämtlicher Leute auf mich zu ziehen.” Lily grinste fröhlich. “Hey, wozu hat man sonst eine Freundin, die ständig mit Zaubertränken herumexperimentiert? Und außerdem habe ich aus der Salbe ja auch meinen Nutzen gezogen, von daher... Ach ja, bevor ich es vergesse: Die Leute starren dich sehr wohl an, aber nur weil du so gottverdammt sexy bist!” Remus schnaubte. “Ja, ich kann mich vor Verehrerinnen kaum noch retten. Wollen wir nicht alle einen arbeitslosen und gefährlichen Werwolf?” “Remus?” “Hmm?” “Hör auf so einen verdammten Mist zu reden!” “Aber...” “Nichts aber!” “Ich bin nun mal...” “Tss, was habe ich gerade gesagt?” “Aber ich...” “Kscht! Wirst du wohl ruhig sein?!” Halb ernst, halb belustigt blickte sie ihn an und er schloss ergeben die Augen. “Trotzdem...” “Das gibts doch nicht? Wirst du wohl aufhören mir zu widersprechen?! Du bist ein toller Mensch, Remus! Und du wärst ein unglaublich liebevoller Ehemann und Vater und eines Tages wirst du die Richtige finden, das weiß ich. Und wenn du dann mit deinen Selbstzweifeln alles kaputt machst... dann reiß ich dir sowas von den Ar... das Popoloch auf, das glaub mal!”

Remus gluckste und Lily beobachtete zufrieden, wie sich seine Gesichtszüge langsam wieder entspannten und er Harry zärtlich betrachtete. “Danke, dass du mich hier bleiben lässt, das müsstest du nicht tun...” Die Rothaarige seufzte, kam auf ihn zu und setzte sich auf die Sofakante. “Das haben wir doch jetzt schon so oft besprochen! Wir haben dich gerne bei uns und du bist uns keine Last, du hilfst uns so oft, dann können wir uns ja auch mal revanchieren! Und was sollst du in deiner Wohnung? Ich kann mich hier viel besser um dich kümmern, du bist nicht alleine und Harry freut sich sowieso immer dich zu sehen! Es ist schön, dass du jetzt wieder regelmäßig zu Besuch kommst, wir haben dich in den letzten Wochen wirklich schmerzlich vermisst!” Remus sagte nichts, sondern lächelte nur, aber man konnte ihm seine Rührung deutlich ansehen. “Hrm”, machte er und wechselte schnell das Thema. “Du hast bis jetzt noch so gut wie gar nichts von gestern erzählt, also lass mal hören: Was habt ihr gemacht?”

Lily zog in altbekannter Manier eine Augenbraue hoch. “Du warst doch überhaupt nicht richtig bei Bewusstsein, Mister, wie hätte ich dir da etwas erzählen sollen? Aber okay... also... Es gab da ein sehr... rührendes Ereignis, aber die Erinnerung zeige ich dir, wenn James und Sirius dabei sind, Albus leiht mir sicher mal sein Denkarium und wenn ich dir das jetzt schon erzähle, ist ja die ganze Spannung weg. Hmm... was noch? Ich hatte eine sehr interessante Unterhaltung mit Percy darüber, wie er sich seine Zukunft vorstellt. Er ist ja wirklich ein cleveres Kerlchen und mit seinen acht Jahren hat er auch eine beeindruckend genaue Vorstellung von seinem Traumberuf, aber trotzdem ist mir ein ganz normales Kind wie Harry doch lieber. Ich meine, der arme Percy wird ständig aufgezogen, er gehört nie richtig dazu und Freunde macht er sich mit seiner besserwisserischen und leicht arroganten Art nun mal auch nicht wirklich. Und dann noch diese Hornbrille... der arme Junge tut mir wirklich Leid. Wobei Molly ihm wohl vor kurzem vorgeschlagen hat, sich ein neues Gestell auszusuchen, aber er scheint dieses Modell zu lieben.”

“Ist vielleicht auch besser so, denn sieben Kinder zu unterhalten ist allein schon verdammt teuer, wenn sie sich dann auch noch eine neue Brille vom Mund absparen müssten...” Lily schüttelte den Kopf. “Aber Arthur wurde doch befördert! Oh Moment, das hab ich noch nicht erzählt, richtig? Okay, das ist jetzt peinlich... Also noch mal von vorne: Arthur kam gestern Nachmittag mit Percy von irgendeinem Wettbewerb wieder und hat dann erst mal mit den Kindern Indianer gespielt. Wie gesagt, ich habe mich mit Percy unterhalten und irgendwann kamen die Kids dann wieder rein, nur von Arthur fehlte jede Spur. Molly war dann natürlich schwer beschäftigt damit, die Kleinen mit Saft und Keksen zu verwöhnen und weil die fünf Rabauken die ganze Zeit am kichern waren, bin ich schließlich rausgegangen und was soll ich sagen? Sie hatten den armen Mann mit ihren Schals an die große Kastanie gefesselt, er konnte sich keinen Zentimeter bewegen! Und weißt du was? Er stand einfach nur da, hat sich gefreut und wären seine Ohren nicht im Weg gewesen, hätte er sicherlich im Kreis gegrinst.”

Remus prustete los und schlug sich schnell die Hand vor den Mund, als Harry daraufhin unwillig grummelte und sich den Daumen in den Mund schob. Lily lächelte sanft über das so friedvolle Bild, wandte sich dann aber wieder an ihren Freund. “Ich hab ihn dann jedenfalls losgemacht und wir sind ein bisschen draußen geblieben und haben uns unterhalten... Und da hat er mir halt übers ganze Gesicht strahlend erzählt, dass er befördert wurde... Du hättest ihn sehen sollen, er war so stolz und glücklich... Seine Augen haben geleuchtet, wie ich es das letzte Mal gesehen habe, als er uns Ginny kurz nach ihrer Geburt gezeigt hat. Ich freue mich so für ihn, er hat sich das wirklich verdient.” Remus nickte langsam und lächelte, aber seiner Freundin entging natürlich nicht der sehnsüchtige Ausdruck in seinem Gesicht. Es war nur ein kurzes Flackern in seinen Augen und ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel, aber Lily kannte ihn gut genug. Sie waren mittlerweile seit neun Jahren befreundet und auch wenn sie Sirius oft als ihren besten Freund bezeichnete, so stand Remus ihm doch in nichts nach und war eine genauso wichtige Bezugsperson wie er, nur eben auf eine andere Weise... Während sie mit Sirius eher herumalberte, standen bei Remus und ihr meist ernsthafte Gespräche im Vordergrund, wobei das auch oft genug anders herum war, von daher war das so allgemein vielleicht nicht zu sagen... Lily liebte ihre Jungs, liebte jede Seite, jede Macke, jede Eigenart an ihnen und konnte sich nicht vorstellen, jemals damit aufzuhören.

“Jedenfalls hat Arthur mich dann irgendwann allen Ernstes gefragt, wie denn so der Berufsalltag eines Gartenzwerges aussieht”, sagte Lily und verbiss sich das Lachen. “Ich...” In diesem Moment verfärbte sich das Feuer im Kamin und eine eingemummte Person stolperte heraus und fiel prompt auf die Nase. “Uff!” Sekunden später verfärbte sich das Feuer erneut und... “Uff!” “Autsch!” “Pad?” “Ja, Prongs?” “Fällt dir irgendetwas auf?” “Öhm, nö?” “Ach, na dann... VERDAMMTER DRACHENMIST! BEWEG SOFORT DEINEN FETTEN HINTERN VON MIR RUNTER!” “Ey”, maulte der Hundeanimagus, krabbelte aber gehorsam von seinem besten Freund herunter. Auch dieser begab sich mühsam wieder in die Vertikale und versteckte sich dann schnell vor Sirius, der wild schimpfend versuchte ihn in die Finger zu kriegen. “Ähm, Jungs?”, machte Lily amüsiert, woraufhin beide gleichzeitig mitten in ihren Bewegungen innehielten, Sirius’ Hände um James’ Hals und dessen Knie verräterisch angewinkelt. “Was?”, machten sie synchron und James schwankte leicht nach vorne, wurde aber von Sirius in Position gehalten. “Also wirklich, kannst du nicht mal auf einem Bein stehen? Das kann ja sogar Harry!” “EY!”, machten dessen Mutter und Vater gleichzeitig, wobei Letzterer sich selbst und sie ihren Sohn verteidigte. “Bringe niemals das Wort “sogar” in Zusammenhang mit meinem Sohn, es sei denn du hast deine Familienplanung schon abgeschlossen!”

Gespielt verschreckt blinzelte der Schwarzhaarige seine Freundin an, die daraufhin die Augen verdrehte und noch einmal neu ansetzte: “Ähm, Jungs? Habt ihr nicht irgendetwas vergessen?” Verwirrt blickten die beiden sich an, woraufhin sich Remus in das Geschehen einmischte, um es etwas abzukürzen. Er winkte breit grinsend und wackelte dabei fröhlich mit den Augenbrauen. “Ups”, machten die beiden anderen Rumtreiber gleichzeitig und eilten dann auffällig schnell auf ihren Freund zu. “Tschuldige, Rem. Aber du verstehst doch, dass wir das erst mal klären mussten?!” “Natürlich”, nickte dieser gespielt ernst. “Solch wichtige Dinge können nun mal nicht warten.” “Eben”, meinten die beiden, sahen ihn dann aber beunruhigt an. “Wie gehts dir, Moony? Du hättest uns wecken können, dann hätten wir dich hergebracht!” “Hey, ich bin nicht der alte Mann in unserer Runde!”, antwortete der Werwolf trocken, woraufhin Sirius ihn böse anblitzte. “Ich bin fünfundzwanzig, verdammt, das ist nicht alt!” “Dann weiß ich nicht, warum du dich so aufregst”, grinste Remus breit. Oh ja, auch bei Sirius gab es einen Running Gag, was sein Aussehen betraf war er nun mal ziemlich empfindlich und steigendes Alter war für ihn gleichbedeutend mit Unattraktivität und so war er mehr als empfänglich für diese Art des Neckens.

“Onkel Siri? Onkel Remi?”, nuschelte Harry verschlafen und blinzelte langsam. James verzog das Gesicht und ging vor seinem Sohn in die Knie. “Hast du nicht jemanden vergessen?”, fragte er und verwuschelte ihm zärtlich das Haar. “Mhh, Mummy?”, machte der Kleine unschuldig, woraufhin seinem Vater die Gesichtszüge entglitten, er prompt aufstand und sich mit einem Räuspern umdrehte. “Oh Daddy, das war doch nur ein Scherz”, jaulte Harry erschrocken und rutschte von Remus’ Bauch herunter. “Sei nicht böse auf mich, bitte Daddy, sei nicht böse auf mich!” So schnell er konnte stürzte er auf seinen Vater zu, blieb aber schon nach zwei Schritten stehen und hielt sich schwankend den Kopf. “Mummy, mir ist ganz doll schwummrig”, jammerte er, woraufhin James schnell auf ihn zueilte und ihn hochnahm und Lily nach dem abgefüllten Trank griff. “Okay, Baby”, sagte sie sanft und strich ihm über die erhitzte Stirn. “Es schmeckt nicht so gut, ich weiß, aber es sind nur ein paar Schlucke und dann bist du heute Nachmittag ganz bestimmt wieder gesund!” Der Kleine nickte langsam und als sie ihm daraufhin den Becher an die Lippen hielt, kniff er die Augen zusammen und stürzte das bittere Gebräu tapfer herunter.

“Bah”, machte Harry und wischte sich den Mund ab, nur um sich dann noch fester an seinen Vater zu schmiegen. Dieser lächelte gerührt, verzog aber Sekunden später das Gesicht. “Sag mal, Harry, du wischst dir nicht gerade zufällig deine Nase an meinem Mantel ab?” “Nein?” Unschuldig blickte der Kleine ihn an und James schnaubte, zuckte dann aber mit den Schultern, als er die plötzlich feucht werdenden Augen seines Sohnes bemerkte. “Hey, ist nicht schlimm”, beruhigte er ihn und wiegte ihn sanft im Arm auf und ab. “Du kannst auch ruhig meinen ganzen Umhang vollschnoddern, nur weine nicht, okay, Schatz? Das kann Daddy nämlich gar nicht gut ertragen!” “Tschi”, nieste der Schwarzhaarige leise und ließ sich erneut die Stirn fühlen. “Er hat Fieber”, sagte James besorgt und wischte sich nur nebenbei das Gesicht ab. “Zauberergrippe?” Lily nickte. “Ich tippe darauf, dass ihn Ginny angesteckt hat. In ein paar Stunden müsste er wieder vollkommen gesund sein und wenn nicht, dann schauen wir mal bei Poppy oder im Mungos vorbei, ja, Baby?” Ihr Sohn nickte müde und legte seinen Kopf auf der Schulter ihres Mannes ab. “Kein Widerspruch?”, fragte sie halb lächelnd, halb besorgt. “Geht es dir so schlecht?” Sirius runzelte die Stirn, warf noch einen letzten Blick auf den Werwolf, dessen Augen mittlerweile geschlossen waren und dessen Brust sich gleichmäßig auf und ab senkte und ging dann zu seinem Patensohn herüber. Seine Besorgnis gekonnt überspielend kniff er ihm sanft in die Wange und grinste frech. “Na, wer wird denn so maulig sein? Das ist doch nur eine kleine Grippe, die haut doch keinen gestandenen Mann um! Stell dich mal nicht so an und sei ein großer Junge!” Harrys einzige Reaktion war ein Drehen seines Kopfes, ein bitterböser Blick und ein lautes “Tschi!”

Zwei Stunden später lagen Sirius und James schniefend, zitternd, niesend und hustend auf dem Sofa, während sich Remus und Harry, die sich mittlerweile beträchtlich besser fühlten, mit einer warmen Wolldecke in einen Sessel gekuschelt hatten. “Nimm deine Stinkefüße aus meinem Gesicht!” Die Stimme des Fünfundzwanzigjährigen klang weinerlich. “Nimm du doch deine Stinkefüße aus meinem Gesicht”, maulte James zurück und hob dabei den rechten Fuß so an, dass er ihn auf Sirius’ Mund pressen konnte. Dieser würgte oder schimpfte allerdings nicht, wie er es erwartet hatte, sondern biss kurzerhand in den Zeh seines besten Freundes, woraufhin dieser empört aufschrie und seine Gliedmaßen in Sicherheit brachte. “Na, so schlecht scheint es euch ja nicht zu gehen”, erklang in diesem Moment die Stimme einer bestimmten Rothaarigen, die jetzt ein Tablett auf den Tisch stellte und den beiden je eine Tasse Tee reichte. “Trinkt das, dann müsste wenigstens das Kratzen im Hals aufhören.” Sirius nieste und wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab. “Das ist nicht fair! Bei Harry hat der Trank doch fast sofort gewirkt und... und... und wir haben ihn schon vor einer Stunde genommen und nichts, rein gar nichts hat sich geändert! Wir haben nur zusätzlich zum Fieber noch Schnupfen und Husten bekommen!” “So verläuft nun mal eine Zauberergrippe”, antwortete Lily achselzuckend. “Und was den Trank betrifft, das ist ganz einfach: Ich hatte eine Dosis für einen etwa achtzig Kilo schweren Menschen vorrätig. Harry hat die für ihn nötige Trankmenge bekommen, somit bleibt noch genug für einen ungefähr dreiundsechzig Kilo schweren Menschen übrig. Tja, diesen Rest musstet ihr euch teilen. Bei der kompletten Dosis dauert es zwischen drei und sieben Stunden, je nach vorherigem Gesundheitszustand, somit kannst du dir ja ausrechnen, wann ihr ungefähr wieder gesund sein dürftet.” Sirius machte ein angestrengtes Gesicht und sie verdrehte die Augen. “Am späten Abend dürftet ihr euch so gut wie neugeboren fühlen.”

Sie reichte Harry ein Glas Saft und Remus einen Stärkungstrank und warf den anderen beiden dann einen so bösen Blick zu, dass sie prompt gleichzeitig einen besonders großen Schluck Tee nahmen, woraufhin sie befriedigt nickte. “Du hast gesagt, dass Ginny Harry angesteckt hat. Er ist viel kleiner als wir, wie kann es dann möglich sein, dass es bei ihm so lange dauert und er uns innerhalb von einer Stunde infiziert?!” Lily rollte mit den Augen. “Ginny war nicht mehr krank, Harry dagegen befand sich mitten in...” “Wenn sie nicht mehr krank war, konnte sie ihn auch nicht anstecken!”, fuhr Sirius trotzig dazwischen, woraufhin ihn James in die Wade zwickte. “Kriegst du es hin meine Frau ausreden zu lassen oder muss ich dir zu Weihnachten einen Maulkorb schenken?” Der Schwarzhaarige grummelte, aber Lily ging nicht weiter darauf ein, kannte sie diese quengelige Art ihrer Männer wenn sie krank waren doch schon. “Durch Speichel übertragene Viren... egal. Sie hat ihn angesteckt. Punkt, aus, Ende.” “Hmm”, machte Sirius, schien aber auch weiterhin nicht gewillt zu sein, das Meckern und Fragen zu lassen. “Und warum sind dann nur James und ich krank? Gibs doch zu, du hast uns irgendeinen Fluch auf den Hals gehetzt, jawohl!” Lily machte ihre Lieblingsgeste und hob eine Augenbraue. “Jetzt pass mal auf, Mister! Ich werde in den nächsten Stunden bei euch ziemlich oft Fieber messen müssen, es liegt an dir wohin ich dir das Thermometer schiebe!”

“Hrm hrm”, räusperte sich ihr bester Freund. “Verstanden.” “Schön, dass wir das geklärt haben”, lächelte sie zuckersüß und schmiss ihrem Mann eine Packung Taschentücher herüber, was dieser mit einem dankbaren Krächzen quittierte. “Und weil du so ein braves Hundileinchen warst, beantworte ich dir jetzt sogar deine Frage, das ist nämlich ganz einfach! Ich habe euch gesagt, dass ihr die Vorbeugetränke nehmen sollt, aber ihr wolltet ja nicht und weil ihr so rumgejammert habt, dass die Tränke ja ach so widerlich wären, hat Harry sich natürlich auch geweigert. Aber er ist sowieso noch so jung und jeder Trank belastet seinen Organismus und er wurde ja gerade erst geimpft, hatte also schon genügend Antiviren in seinem Organismus rumschwirren, von daher... Und vielleicht ist es auch ganz gut, dass wir nicht jede Krankheit im Voraus bekämpfen, ansonsten könnte sein Körper ja nie Abwehrkräfte entwickeln und würde vielleicht von der kleinsten Kleinigkeit umgehauen werden. Und warum ihr krank geworden seid ist ganz einfach: Harry hat euch angeniest.” “Das hat er doch mit Absicht gemacht”, quengelte Sirius und bekam prompt einen Hustenanfall. “Hab ich”, gluckste Harry und fing sich dafür einen ungläubigen, aber auch bewundernden Blick von seinem Paten ein. “Du warst voll doof zu mir, aber ich wollte nicht, dass du krank bist, ich wollte nur dass du “Ihh!” sagst, das ist immer so lustig! Und Daddy hab ich gar nicht angeniest.” “Doch”, krächzte James. “Aber das macht nichts. Zu dritt ist krank sein doch viel lustiger, meinst du nicht?” Der Kleine nickte fröhlich und wischte sich verstohlen die immer noch triefende Nase an Remus’ Ärmel ab, was dieser mit einem drohenden Finger quittierte, was wiederum nicht über seinen zärtlichen Blick hinwegtäuschte.

“Na schön”, maulte Sirius und nahm noch einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. “Und warum ist Moony dann nicht krank geworden? Harry lag schließlich auf seinem Bauch, da hat er doch bestimmt auch was abbekommen!” “Ich bin ein Werwolf, erinnerst du dich?”, antwortete Remus trocken. “Unsere Gene sind um einiges komplizierter und so kurz nach einer Verwandlung ist der Wolf in mir noch viel zu stark, als dass meinen Körper die Grippeviren auch nur im Geringsten interessieren würden.” Sirius grummelte etwas, das sich auffällig nach “Ich wünschte, ich wäre auch ein Werwolf!” anhörte, woraufhin Lily und Remus synchron die Augen verdrehten. “Du hast recht, so ein paar Stunden mit Fieber, Husten und Schnupfen sind natürlich viel schlimmer als ein Leben voller schmerzhafter Verwandlungen!” “Ich leide auch!”, schmollte Sirius betont beleidigt und Lily und Remus warfen sich einen kurzen Blick zu. “Na, wer wird denn da so maulig sein?”, fragte der Werwolf mit einem frechen Grinsen. “So eine kleine Grippe haut doch keinen gestandenen Mann um”, fügte Lily spöttisch hinzu und verpasste ihm dann zusammen mit Remus den Todesstoß: “Sei ein großer Junge, Sirius!”
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Fr Dez 10, 2010 7:36 pm

Montag, 10. Dezember 1984, 13.19 Uhr

Große, bittende, kullerrunde Augen.
Smaragdgrün traf auf Smaragdgrün.
Ein schiefgelegter Kopf auf der einen Seite, zuckende Mundwinkel auf der anderen. Dann, endlich...

“Na schön, Harry!” Lily lachte. “Du hast dein Gemüse aufgegessen und dein Zimmer haben wir auch aufgeräumt. Na los, geh zu deinem Adventskalender, dieser Hundeblick ist ja nicht mehr zu ertragen!” Der Kleine quietschte begeistert, hüpfte vom Sofa herunter, auf dem er sich mit seiner Mummy nach dem Aufräumen noch ein Bilderbuch angeguckt hatte und lief dann so schnell er konnte in die Küche. Seine Mutter schmunzelte, ließ das Bilderbuch mit einem Wink ihres Zauberstabes wieder in seinem Zimmer erscheinen und folgte ihrem Sohn dann. Dieser stand mal wieder auf einem Stuhl und streckte jetzt die Arme in die Höhe und griff nach einem der Säckchen. Diesmal machte er sich nicht die Mühe, den Knoten zu öffnen, sondern zog einfach so heftig an dem Stoffstück, dass es aus dem Bändchen herausrutschte. “Uhm”, machte er nachdenklich, legte den Kopf schief und sah seine Mutter fragend an. “Wofür ist der Schlüssel, Mummy?” Lily lächelte. “Überleg doch mal, Schatz. Was ist dein Lieblingsraum im Haus, in den du aber nur mit einem Erwachsenen zusammen gehen darfst?” Die Augen des Kleinen leuchteten auf und er klatschte vergnügt in die Hände. “Der Dachboden!” Ihr Lächeln wurde noch breiter und sie nickte zustimmend. “Richtig, Liebling. Und wofür brauchen wir einen Schlüssel?” Harry runzelte die Stirn und machte dabei ein so angestrengtes Gesicht, dass Lily in Versuchung kam, ihm eine Windel anzuhexen, weil er ja offenbar gerade dabei war sein großes Geschäft zu verrichten. Aber Harry war nicht Sirius, mit dem man diese Art der Scherze durchaus machen konnte und wenn der andere nicht wenigstens innerlich mitlachte, machte das Ganze ja nun wirklich keinen Spaß, wie sie vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal festgestellt hatte.

“Die Schatztruhe!”, kreischte Harry plötzlich und seine Stimme überschlug sich vor lauter Aufregung. “Wow”, murmelte die Rothaarige und rieb sich instinktiv über das rechte Ohr. “Du hast Sirius’ Organ geerbt!” “Huh?” “Seine Stimme, du hast seine Stimme geerbt! Meine ist nämlich nicht so laut und durchdringend, das hast du von ihm!” “Geht ja gar nicht!”, widersprach Harry, schien sich da aber nicht so ganz sicher zu sein und machte sein nachdenkliches Gesicht, was Lily erneut zum Schmunzeln brachte. “Du hast recht, wir gehen auf den Speicher und dann durchsuchen wir die Schatztruhe und nehmen so viel mit herunter, wie wir tragen können!” Auffordernd hielt sie ihm ihre rechte Hand hin, die er prompt ergriff, dann auf den Boden sprang und ihr in den ersten Stock folgte, wo sie mit einem Wink ihres Zauberstabes eine zusammengeklappte Treppe aus der Decke zauberte. Mit drei geübten Griffen klappte sie diese auf, immer darauf bedacht, dass ihr Sohn nicht im Weg stand und möglicherweise verletzt wurde. Dann schob sie ihn auf die Treppe zu und kletterte hinter ihm hoch, sodass sie ihm im Falle eines Sturzes auffangen konnte.

Auf der letzten Stufe angekommen beugte sich Harry nach vorne, sodass er ohne das Gleichgewicht zu verlieren von der Treppe auf den Boden gelangen konnte. Allerdings stand er danach nicht auf, sondern krabbelte auf Händen und Knien über den leicht staubigen Boden und als Lily ihm gefolgt war, machte sie zwei schnelle Schritte auf ihn zu, packte ihn unter den Achseln und stellte ihn auf die Füße. “Bist du ein Baby, Harry? Wenn ja muss ich dir vielleicht wieder eine Windel umlegen und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Babys keinen Adventskalender bekommen!” Für einen Moment sah der Schwarzhaarige so aus als wolle er ihr reumütig zustimmen, aber dann verschränkte er trotzig die Arme vor der Brust und schob die Unterlippe vor. “Aber du sagst immer “Baby” zu mir!” “Wow”, machte Lily und nickte beeindruckt. “Touché!” Grinsend verwuschelte sie sein Haar und schob ihn dann weiter durch den Raum, wusste sie doch, dass ihr Sohn die Angewohnheit hatte, sich schnell ablenken zu lassen und sie hatte wirklich keine Lust, längere Zeit in dem unbeheizten Raum zu verbringen und damit eine erneute Erkrankung ihres Babys zu riskieren. Sie hatte schließlich noch eine Menge für die nächsten zwei Wochen geplant und davon abgesehen war sie natürlich wie jede Mutter ein wenig übervorsichtig wenn es um ihr Kind ging.

“Mit vier Jahren bist du schon so verd... so schlagfertig! Mann, wenn wir das Onkel Siri erzählen... der platzt uns glatt vor Stolz!”, lachte sie, woraufhin Harry die Nase in die Luft streckte. “Ich bin schon halbfünf!” Lily verdrehte die Augen. “Erstens heißt es viereinhalb und...” “Aber halbfünf hört sich viel cooler an!” Er hielt inne, als er den Blick seiner Mutter bemerkte. “Nicht unterbrechen?” Sie nickte. “Jap. Also, was ich sagen wollte: Und zweitens stimmt nicht mal das, denn da fehlen dir nämlich noch sechseinhalb Wochen!” Sie lächelte zärtlich, als sie den leicht beleidigten Blick des Kleinen sah. “Aber du hast natürlich völlig recht, es hört sich viel cooler an”, fügte sie ernsthaft hinzu und er begann zu strahlen, woraufhin sie dann auch lachen musste. “Weißt du eigentlich wie lieb ich dich habe?”, fragte sie mit zärtlichem Blick und er nickte ernsthaft. “Sooooo doll”, antwortete er und riss dabei die Arme so weit wie möglich auseinander. “Nein”, sagte Lily und für einen Moment erschien ein unsicherer Ausdruck in seinen Augen. “So doll hab ich dich lieb!” Dabei öffnete auch sie die Arme so weit wie möglich und ihr Sohn machte große Augen. “Das ist aber ganz schön doll!” “Jup”, grinste Lily. “Und wo wir jetzt schon so dastehen, müssten wir uns doch eigentlich umarmen, oder was meinst du?” “Hmm”, machte Harry und schien ernsthaft darüber nachzudenken, woraufhin Lily schmunzelte, aber geduldig auf seine Entscheidung wartete. “Ja”, sagte er schließlich und schlang seine kurzen Ärmchen dann blitzschnell um die Oberschenkel seiner Mutter. Diese quiekte, schaffte es aber trotz der Überraschung, das Gleichgewicht zu halten und erwiderte die Umarmung zärtlich.

“So”, sagte sie nach einer Weile und schob ihn sanft von sich. “Wollen wir jetzt mal nach der Schatztruhe suchen? Wir haben heute nämlich noch eine ganze Menge vor und dein Adventsgeschenk musst... darfst du auch noch auspacken!” “Du bist ja dumm”, sagte Harry kopfschüttelnd. “Das habe ich doch grad gemacht!” Er kicherte. “Oder bist du auch schon so alt wie Onkel Siri?” “Wow”, machte Lily erneut. “Du wirst ja immer besser! Bist du sicher, dass du mein Harry-Schatzi-Butzilein bist?” Der irritierte Blick und das “Aber guck doch, ich bin doch hier!” ließen sie lächelnd aufseufzen, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, entdeckte Harry schon die Schatztruhe und stürzte mit einem begeisterten Schrei auf sie zu. Wie die Schatztruhe zu ihrem Namen gekommen war? Vor etwa ein oder zwei Jahren hatte Harry seine Piratenphase gehabt und als er dann das erste Mal mit seiner Mutter auf den Dachboden durfte um den Weihnachtsschmuck herunterzuholen, hatte er die große Truhe mit dem glitzernden Inhalt sofort als Piratenschatz identifiziert und seitdem liebte er diese Box heiß und innig.

Kurz nach seiner Entdeckung und während Lily gerade mit den drei Rumtreibern die passende Weihnachtsdekoration zusammensuchte und nach unten trug, schaffte es Klein-Harry damals den Speicher unbemerkt mit Ron zu erklimmen, dem er unbedingt sein neues Lieblingsspielzeug zeigen wollte. Während Lily und Remus den leicht blass um die Nase wirkenden Sirius verarzteten, der es irgendwie hingekriegt hatte, eine Schneekugel herunterzuschmeißen und dann in die Scherben hineinzutreten und sich James über ihn lustig machte, weil er zwar ohne mit der Wimper zu zucken Todesser aus dem Weg räumte, ihm aber bei einem einzigen Blutstropfen ganz flau im Magen wurde (was er erst überwand, als es sein Patensohn schaffte, von seinem Kinderbesen zu fallen, im Schotter zu landen und sich das Knie bis aufs Fleisch aufzuschaben, seitdem war er zwar geheilt, aber Lily ließ ihren Sohn nicht mehr alleine in die Nähe eines Besens), versteckte sich Harry in seiner Schatztruhe und ließ sich von seinem besten Freund suchen. Dieser -damals nicht wirklich die hellste Leuchte, um es mal vorsichtig auszudrücken- vergaß prompt, was er hatte tun wollen, als er die große Truhe entdeckte und begann Pirat zu spielen. Nachdem er schließlich lange genug auf dem Deckel herumgeklettert war und die Luftmünzen großzügig an seine Crew verteilt hatte, schloss er das große Vorhängeschloss und nahm so dem Schwarzhaarigen, der Minuten vorher in die Kiste gekrabbelt und den gegen die Wand angelehnten Deckel irgendwie über sich zugezogen hatte, jegliche Chance sich wieder zu befreien. Es dauerte eine Weile, bis Ron sich wieder daran erinnerte, dass er ja seinen besten Freund hatte finden wollen und Harry bemerkte, dass er eingeschlossen war. Als der Rothaarige schließlich verstand, wo sich sein bester Freund befand und dieser langsam Panik bekam, wie verrückt gegen das Holz schlug und anfing zu schreien, bekam auch er Angst und nachdem er in Tränen ausgebrochen war, riss er sich zusammen, straffte seine Schultern und rief immer wieder nach Harrys Mutter.

Als diese schließlich angelockt von der Panik in seiner Stimme mit James, Remus und einem humpelnden Sirius die Treppe hochstürmte und dann von dem mittlerweile wieder schluchzenden Rothaarigen über die Situation aufgeklärt wurde, hatte Remus alle Mühe gehabt, die völlig panischen Eltern davon abzuhalten, die Truhe in die Luft zu sprengen, um ihren Sohn zu befreien und von seiner Angst zu erlösen, beziehungsweise sogar noch Schlimmeres zu verhindern. Als Sirius dann das einzig Richtige und Ungefährliche tat und mit einem einfachen “Alohomora!” das Schloss knackte und dann den Deckel der Truhe hochriss und den laut schluchzenden Harry in seine Arme schloss, hatten Lily und James den armen Remus in ihrem Eifer zur Seite gerempelt, sodass er unsanft auf dem Boden aufkam und ihren Sohn minutenlang zitternd an sich gedrückt. Seitdem war die Truhe stets verschlossen, der Schlüssel wurde an einem für Harry unerreichbaren Ort versteckt und es war dem Kleinen strengstens verboten, den Speicher alleine zu betreten.

Lily schüttelte sich als sie an den Vorfall dachte, lächelte dann aber betont fröhlich und nickte Harry zu, der daraufhin mit dem Schlüssel das Vorhängeschloss öffnete und mit seiner Mutter zusammen den Deckel der Truhe hochstemmte. “Was wollen wir denn mit runternehmen? Die Engel auf jeden Fall, oder?” Harry nickte und drückte seiner Mutter zwei große Tonfiguren in die Arme. Wie jedes Mal, wenn es um seine geliebte Schatztruhe ging, übernahm er die Führung, schickte seine Mutter herum und bestimmte was nach unten kam und was nicht. Lily konnte sich wie immer wenn er sich mit seinem wichtigen Gesicht ein wenig wie ein Erwachsener verhielt ein Lächeln nicht verkneifen und kam seinen Aufforderungen brav nach. Als sie schließlich mit Engeln, Schneekugeln, einer Kiste voll kleiner Figuren und mehreren Kerzen bepackt die Leiter wieder herunterwankte und Harry ihr folgen wollte, warf sie ihm über einen goldenen Flügel hinweg einen strafenden Blick zu. “Was hatten wir gesagt? Ich hole dich gleich, ich möchte nicht, dass du die Treppe herunterfällst!” Der Kleine nickte, setzte sich an den Einstieg der Treppe und fing fröhlich an mit den Beinen hin und her zu wackeln, worüber seine Mutter alles andere als begeistert zu sein schien, ihre besorgten Blicke sprachen Bände. So schnell sie konnte stapelte sie die Dekoration auf dem Boden des ersten Stocks und kletterte dann wieder zu ihrem Sohn hinauf. Dieser wollte die riesige, hässliche Weihnachtsmannfigur aber partout nicht loslassen und so hielt er das Plastikteil schließlich fest umklammert, während Lily sich mit der einen und ihn mit der anderen Hand festhielt und sie so Schritt für Schritt dem sicheren Boden entgegensteuerten.

Lily wirkte merklich erleichtert, als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und auch ihrem Sohn nichts mehr passieren konnte, wackelte schnell mit dem Zauberstab, woraufhin sich die Treppe zusammenklappte und dann wieder in der Decke verschwand. Erneut bis oben hin beladen schaffte es Lily trotzdem noch darauf zu achten, dass sich ihr Sohn auf die Stufen konzentrierte und so sicher in der Eingangshalle ankam. Während Harry nun die leichten Sachen im Untergeschoss verteilte, zauberte Lily mit einer schlichten Bewegung einen Haufen Lichterketten herbei, die sie nicht mehr hatte tragen können und wollen und legte sie dann auf den Wohnzimmertisch, wo auch schon ein paar frisch geschnittene Mistelzweige lagen. Lily lächelte. “Danke Mina!”, rief sie in den Raum hinein und einen Wink später befanden sich die Mistelzweige über der Haustür, inmitten des Wohnzimmers und im Schlafzimmer der Potters, wobei Lily allerdings darauf verzichtete, sie mit dem sonst so häufig benutzten Zauber zu belegen, erinnerte sie sich doch noch zu genau an die Situation im Fuchsbau und war auch nicht wirklich erpicht darauf, dass ihr Sohn sich an solche Zärtlichkeiten gewöhnte und dann vielleicht schon früh und unüberlegt Vater wurde und sich so seine Zukunft verbaute, die Sorgen einer Mutter eben. Natürlich waren Lily und James selbst relativ früh Eltern geworden, aber zum einen hatten sie gewusst, dass der jeweils andere der bzw. die Richtige war und zum anderen war Harry mehr als geplant gewesen, sie hatten praktisch auf ihn hingefiebert und unzählige Schwangerschafttests gemacht. Außerdem hatten sie ihre Ausbildungen etwa ein halbes Jahr vor seiner Geburt beendet und die Zeiten waren auch nicht so einfach gewesen, dass sie ihren größten Wunsch noch hätten aufschieben können, denn dann wäre es vielleicht zu spät und nicht mehr möglich gewesen.

Lily schüttelte den Kopf und versuchte so die aufsteigenden Gefühle von damals zu unterdrücken. Die Vergangenheit war vorbei und so eine Situation würde ganz sicher nie wieder entstehen, denn jetzt waren die Hexen und Zauberer gewarnt und könnten im Notfall schon früher eingreifen und das Ausbreiten des... des Virus verhindern. Mal davon abgesehen waren sämtliche gefährlichen Todesser tot oder in Askaban, es gab also keinen Grund sich zu sorgen. Aber das sagte man mal einer Mutter...

“Wo soll ich die Lichter anbringen, Schatz?”, fragte die Rothaarige und beobachtete mit einem Schmunzeln, wie ihr Sohn sich in die Brust warf und ganz offensichtlich stolz die Entscheidung fällen zu dürfen auf eine Stelle über dem Kamin zeigte. “Und aufs Dach!”, bestimmte er und sie nickte. “Aber das machen Daddy und Onkel Siri dann heute Abend, okay? Mummy kann das nicht so gut mit dem Zauberstab und per Hand ist mir das wirklich zu gefährlich.” Zwar war Lily mindestens so talentiert wie ihre Jungs, aber sie hatte nicht so viele Ideen wie die Rumtreiber, die es letztes Jahr sogar geschafft hatten, aus den Lichtern Figuren zu zaubern, die dann leuchtend über das Dach galoppiert und gerannt waren und damit die Hauptattraktion des Gegend gewesen waren. Lily selbst war zwar schwer beeindruckt gewesen, hatte gleichzeitig aber auch erleichtert aufgeseufzt, dass mehrere Zauber auf ihrem Anwesen lagen und sie so nicht in Gefahr gerieten, ihre gesamte Existenz zu verraten.

“Ich muss dann mal eben in den Schuppen, die Leiter holen. Du wartest hier und bleibst vom Kamin weg, klar?” “Aber...” Lily hob eine Augenbraue. “Harry!”, sagte sie warnend, aber er öffnete trotzdem erneut den Mund. “Aber Mummy...” “Harry!” Ihre Augenbrauen hoben sich in Richtung Haaransatz, aber diesmal gehorchte er nicht, sondern verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. “Mummy, es ist nicht sehr höflich mich zu unterbrechen! Ich wollte sagen, dass du gar keine Leiter brauchst! Du kannst doch hexen!” “Uhm”, machte Lily. “Du meinst, dass ich sie auch bunt zaubern soll? Dann sollten wir vielleicht lieber auf Daddy warten, du weißt doch, dass er da viel bessere Ideen hat!” Harry runzelte die Stirn. “Nein, nicht bunt! Aber du kannst doch fliegen, dann geht das viel schneller!” Lilys linke Augenbraue verschwand fast unter dem Haaransatz. “Fliegen ist cool, keine Frage, aber du kennst doch die Regeln: Keine Besen im Haus.” “Außer zum Putzen”, gluckste Harry und seine Mutter nickte lachend. “Außer zum Putzen, richtig.” “Aber du kannst doch in der Luft schweben! Weißt du, so wie dieser kleine Mann, der immer die Weihnachtsbäume hübsch macht!” “Uuuhh!”, machte Lily und schlug sich gegen die Stirn. “Natürlich. Mann, du bist ja richtig gut, Baby, da wäre ich alleine nie drauf gekommen!” Harry grinste stolz und lief dann in die Küche, um die Stuhl- und Tischbeine mit Lametta zu umwickeln.

Lily lächelte, schüttelte dann aber den Kopf und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf sich selbst, woraufhin sie sich ganz langsam in die Luft erhob, bis sich ihre Füße irgendwann etwa eineinhalb Meter über dem Boden befanden und sie so die Lichterketten an die Wand halten und mit schwachen Klebeflüchen befestigen konnte. Als Harry ein paar Sekunden später in das Wohnzimmer zurück lief und in seiner Eile ausrutschte und mit einem lauten, erschrockenen Quietschen auf dem Hintern landete, wollte sich Lily -durch den Schrei ihres Kindes aufgeschreckt- instinktiv umdrehen, verlor das Gleichgewicht, kippte mit dem Oberkörper nach hinten und als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, dass sie nun wie ein Käfer auf dem Rücken lag, löste sich durch die fehlende Konzentration jetzt auch noch der Zauber, sie fiel mit einem erschrockenen Schrei von der Decke und landete dann mit einem lauten Knacken auf dem Wohnzimmerboden.

Harry schrie panisch auf, rappelte sich hoch und rannte zu seiner Mutter herüber, wo er sich auf die Knie fallen ließ und zitternd nach ihrer Hand griff. “Mummy?” Ihre Augen waren geschlossen und sie rührte sich nicht, woraufhin ihr Sohn noch ängstlicher wurde. “Mummy? Mummy!”, weinte er mit gebrochener Stimme und patschte mit seinen Händen immer wieder gegen ihre Wangen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, die ihm allerdings wie Stunden erschienen, bis Lily wieder zu sich kam und nach Luft schnappte. Das Atmen fiel ihr deutlich schwer und trotz ihrer offensichtlichen Schmerzen quälte sie sich in eine sitzende Position und nahm ihren Sohn tröstend in die Arme, woraufhin er sich laut schluchzend an sie klammerte. “Schschsch, alles gut”, murmelte sie und strich ihm vorsichtig über den Kopf. “Ist ja nichts passiert, mir gehts gut!” Seine Finger krallten sich in ihren Rücken und sie biss sich so heftig auf die Unterlippe, dass diese zu bluten begann. Sanft aber bestimmt schob sie ihn von sich, stemmte sich hoch und ging dann langsam zum Sofa herüber. Als sie die nötigen drei Schritte endlich geschafft hatte, seufzte sie erleichtert auf, als sie sich daraufhin aber hinsetzen wollte, durchschoss ein scharfer Schmerz erneut ihren Rücken und so schoss sie sofort wieder hoch, was ihr erneute Schmerzen bescherte. “Schatz, wärst du so lieb und guckst mal, ob Daddy seinen Zweiwegspiegel in seiner Nachttischschublade hat?”, bat sie ihn verkrampft lächelnd und er nickte schnell und rannte auf die Treppe zu. “Geh langsam!”, ermahnte sie ihn. “Ich möchte nicht, dass du dich verletzt und es eilt auch wirklich nicht!”

Als ihr Sohn allerdings daraufhin nickte und langsam aus ihrem Sichtfeld verschwand, fiel die Maske aus ihrem Gesicht und Lily verzog schmerzerfüllt das Gesicht. “Verdammte Scheiße”, murmelte sie leise. “Das ist jawohl mal wieder typisch, warum passiert so was immer mir? Hab ich irgendsoein Schild auf dem Rücken, auf dem “Bitte treten, ich kanns vertragen!” steht? Findet ihr da oben das irgendwie lustig?” Anklagend blickte sie gen Himmel und verschickte dabei so bitterböse Blicke, dass sie fast schon wieder schmunzeln musste. Als sie kurz darauf wieder die Schritte ihres Sohnes hörte, setzte sie erneut ein unverfängliches Lächeln auf und als er ihr dann das gewünschte Objekt in die Hand drückte, strich sie ihm lobend über den Kopf und klappte den schwarzen Spiegel auf. “Sirius Black”, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und war einmal mehr froh, dass James den Spiegel nur mitnahm, wenn er ganz alleine einen Auftrag ausführte und ansonsten darauf bestand, dass er bei Lily blieb, damit sie und Harry sich jederzeit im Notfall an Sirius wenden konnten, man hatte schließlich nicht in jeder Situation eine Eule zur Hand und mit Mina oder dem Kamin konnte man eben nur die Personen erreichen, von denen man genau wusste, wo sie sich in dem Moment befanden.

“Lily?”, riss sie in dieser Sekunde die Stimme ihres besten Freundes aus ihren Gedanken, sie senkte den Kopf und blickte mitten in das breit grinsende Gesicht des Schwarzhaarigen. “Was, Lils? Soll ich wieder alles stehen und liegen lassen, um dir acht verschiedene Sorten Eiscreme vorbeizubringen?” “Ey!”, maulte die Rothaarige und trotz ihrer Situation zuckten ihre Mundwinkel deutlich. “Ich war im fünften Monat und hatte Hunger und wir hatten nun mal nur noch Schoko, Schoko-Karamell und Schoko-Schoko!” Sie gluckste, schrie aber nur eine Zehntelsekunde später auf und ließ prompt den Spiegel fallen, als sie sich instinktiv an den Rücken griff. Zischend biss sie die Zähne zusammen und versuchte den Schmerz wegzuatmen, was das Ganze allerdings nur noch schlimmer machte. Völlig in ihren Schmerzen gefangen bekam sie gar nicht mit, dass Sirius immer wieder nach ihr rief und langsam wirklich panisch wirkte und Harry dann nach dem auf dem Boden liegenden Spiegel griff und mit weinerlicher Stimme berichtete, dass es seiner Mummy gar nicht gut ginge. Keine Minute später leuchtete das Feuer im Kamin grün auf, Sirius trat heraus und stürzte sofort auf Harry zu, nahm ihn hoch und trug den jetzt wild schreienden und protestierenden Schwarzhaarigen die Treppe hoch in sein Zimmer. “Ja, ignorier mich, bin ja nur ich”, maulte Lily gespielt beleidigt, fand sie doch auch, dass ihr Sohn sie in diesem Zustand nicht sehen sollte, sie wollte schließlich nicht, dass er noch mehr Angst bekam.

Nur Sekunden später trat James aus dem Kamin und stürzte mit besorgtem Gesichtsausdruck auf seine Frau zu. “Ich hab Moony meinen Patronus geschickt, er kommt gleich vorbei, notfalls holen wir noch Poppy. Was ist denn passiert?” “Bin auf den Rücken geknallt, als ich eine Lichterkette anbringen wollte”, murmelte seine Frau, woraufhin er sich hinter sie stellte und vorsichtig ihren Pullover hochschob. “Ähm, Lils? Ich will dir ja echt keine Angst machen, aber da ist so ein Knubbel, der sieht irgendwie seltsam aus.” “Aha”, murmelte Lily nur und schloss erschöpft die Augen. “Sirius kümmert sich um Harry, ja?” “Ja”, sagte James und strich vorsichtig über ihren Rücken, woraufhin sie schmerzerfüllt aufschrie. “Tut mir Leid. Du hast uns übrigens echt Angst gemacht, du hättest Sirius sehen sollen. Er ist auf mich zugestürmt, hat mich von meinem Schreibtisch weggerissen, gesagt, dass mit dir was nicht stimmt und ist dann im Kamin verschwunden, ich habe ihn selten so erschrocken erlebt.” “Wow, pass auf, dass ich nicht total eingebildet werde, weil Sirius, der Sirius Black mich so sehr liebt, dass er panisch wird, wenn irgendetwas bei mir nicht in Ordnung zu sein scheint. Ich meine, er wusste ja noch nicht einmal was los war.” “Du weißt doch, dass er dich liebt”, lachte James und drückte ihr dann von hinten einen kurzen Kuss auf die Wange. “Aber nicht so sehr wie ich!” “Natürlich nicht”, antwortete Lily ernst und entspannte sich ein wenig. “Das bei dir grenzt ja fast schon an Wahnsinn.”

Empört holte James aus, um ihr einen Klapps zu verpassen, erinnerte sich dann aber noch rechtzeitig daran, dass das vermutlich keine gute Idee gewesen wäre und ließ die Hand schuldbewusst wieder sinken. Lily gluckste, sagte aber nichts, was allerdings auch daran liegen konnte, dass in diesem Moment endlich Remus aus dem Kamin trat. “Wow, das ging ja schnell”, kommentierte Lily und erklärte ihm dann mit knappen Worten was passiert war und dass sie vermutete, sich eine Rippe gebrochen zu haben. “Ich hab oben einen Trank, der die Knochen in Windeseile wieder zusammenwachsen lässt, aber es wäre vielleicht ganz gut, wenn du vorher mal guckst...” Remus nickte. Er war zwar alles andere als ein ausgebildeter Heiler, aber als Lily mit ihrer Ausbildung begonnen hatte, hatte sie meist mit ihm zusammen gelernt, weil ihn das Heilen schon immer interessiert hatte und mittlerweile kannte er sich zumindest mit Knochenbrüchen ganz gut aus und auch bei anderen Verletzungen hatte er zumindest mehr Ahnung als Sirius und James und so arbeiteten Lily und Remus eigentlich immer Hand in Hand, jedenfalls wenn es nichts Ernstes war.

Der Werwolf schwang seinen Zauberstab und sprach einen lautlosen Zauber, woraufhin Lily das altbekannte Kribbeln ihn ihrem Oberkörper spürte. Sie zählte innerlich bis drei, dann... “Uäh, man sieht ja ihre Innereien!”, machte James und verzog das Gesicht. “Ähm, ich meine... also bei dir sind natürlich auch deine Knochen und Organe attraktiv, versteht sich doch von selbst”, versuchte er zu retten, was zu retten war und Remus und Lily verdrehten gleichzeitig die Augen. “Und?”, fragte die Rothaarige schließlich und Remus räusperte sich. “Eine deiner Rippen hat sich ein wenig verdreht oder verbogen oder was auch immer... Jedenfalls drückt sie gegen deine linke Lunge. Wir müssen sie zurück in ihre alte Lage bringen, danach können wir den Bruch ohne jegliche Probleme heilen. Aber...” “Es wird wehtun”, nickte Lily, lächelte aber tapfer. “Hey, ich habe Harry mit seinem Dickschädel zur Welt gebracht, dann schaffe ich das auch!” “Von wem er den wohl hat?”, murmelte James, woraufhin sie ihm einen gekonnten Schlag in die Magengegend verpasste. “Na, so schlecht kann es dir ja nicht gehen”, lachte er und sie blitzte ihn bitterböse an. “Dafür reicht meine Kraft gerade noch! AAAAAAAHHHHHHH! Remus, du verdammter Mistkäfer!”

Der Angespro... pardon, der Angeschrieene hob entschuldigend die Hände. “Man sagt doch, dass es weniger weh tut, wenn man nicht daran denkt.” “Falsch!”, fauchte sie. “Man hat dann weniger Angst, aber das ändert doch nichts an den Schmerzen, du Oberpflaume!” “Au”, setzte sie noch maulend hinzu, lächelte ihren Freund dann aber entschuldigend an. “Du weißt, dass ich dich liebe, oder?” Remus lächelte nur milde und griff nach ihrem Zauberstab, der auf dem Boden lag und glücklicherweise nicht kaputtgegangen war. “Ich weiß nicht, wo der Trank ist, also...” “Alles klar”, sagte sie und bewegte leicht die Schulterblätter, woraufhin sie erneut das Gesicht verzog. “Richtig, eingerenkte Knochen heißt nicht geheilte Knochen. Aua”, machte sie trocken und rief dann ohne ein weiteres Wort den Trank herbei. “Urgh”, kommentierte sie den Geschmack und brachte damit James und Remus zum Lachen. “Ich sag ja immer wieder, dass es eine völlig veraltete Vorstellung ist, dass Tränke scheußlich schmecken müssen, aber du...” “Zucker zerstört die Wirkung der meisten Tränke, Mister Besserwisser!”, fuhr sie dazwischen, woraufhin er ihr die Zunge rausstreckte. “Sagte die Frau, die mir in der dritten Klasse erzählen wollte, dass in meinen Hausaufgaben über Werwölfe ein Fehler steckte.” “Du hattest “wir” statt “sie” geschrieben! Und außerdem: Sagte der Mann, der meine Tampons für übergroße Ohrenstäbchen hielt, sie sich in die Gehörgänge stopfte und dann breit grinsend damit herumrannte.” “Das war Harry”, antwortete Remus trocken und sie zog eine Schnute. “Verdammt. Okay: Sagte der Mann, der mein Hochzeitskleid den Bedürftigen spenden wollte!” “Das war James”, entgegnete er ohne eine einzige Regung im Gesicht, woraufhin dieser ein bockiges Gesicht machte. “Sie braucht es jawohl nicht mehr, sie hat nämlich schon den perfekten Mann gefunden!” “Arrogant sind wir ja mal gar nicht, oder?”, schnaubte Lily, stutzte aber dann. “Moment mal, hast du ernsthaft geglaubt, dass du mich an dich bindest und ich für immer bei dir bleibe, wenn du mein Hochzeitskleid weggibst?” “Uhm, nein?”, machte er, aber seine geröteten Wangen sprachen eine ganz andere Sprache. “Oooohhh”, seufzte Lily. “Du bist ja sooo süß!” “Hrm”, machte James. “Ich... ich geh mal nach oben und sag Sirius und Harry Bescheid, dass mit dir wieder alles in Ordnung ist.” Damit flüchtete er praktisch aus dem Wohnzimmer.

Lily kicherte und auch Remus konnte sein breites Grinsen nicht verbergen. “Er ist schon niedlich, nech?” Zum Abknutschen”, antwortete der Werwolf trocken, lachte aber leise. Lily und James waren einfach ein Traumpaar. Sie passten zusammen wie Topf und Deckel, Romeo und Julia, Eier und Speck. Sie waren wie... Sirius und sein heißgeliebter Schokoladenkuchen: Süß und absolut zum Auffressen.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Sa Dez 11, 2010 4:15 pm

Dienstag, 11. Dezember 1984, 14.05 Uhr

“Und wir gehen jetzt wirklich meinen Zoo kaufen? Wirklich wirklich?” Lachend nickte Lily und hielt ihrem Sohn die Jacke hin, sodass er in sie hineinschlüpfen konnte. “Wirklich wirklich, ja. Wir warten nur noch auf Remus.” “Onkel Remi”, verbesserte der Kleine automatisch und seine Mutter lächele sanft. “Onkel Remi, richtig. Und warum warten wir auf Onkel Remi?” “Weil er heute auch Arbeit kriegt?”, fragte Harry und die Rothaarige lächelte gequält. “Das wäre schön, ja. Aber wenn das nicht klappt ist Onkel Remi bestimmt ganz, ganz traurig und dann trösten wir ihn, ja?” Ihr Sohn nickte ernst. “Ich drück ihn gaaaaanz fest, dann kann er nämlich gar nicht mehr traurig sein!” Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. “Ja, da hast du wohl recht. Ziehst du jetzt bitte deine Schuhe an?” “Okay”, nickte der Kleine folgsam und hüpfte auf seine Winterschuhe zu. “Welche denn? Die einfachen oder die schweren?” Lily grinste. “Zieh dir die mit den Klettverschlüssen an, die anderen sind noch schlammverschmiert vom Kindergarten.” “Aber du kannst sie saubermachen!” “Zaubern meinst du? Das könnte ich wirklich, aber zum einen tut das dem Leder auf die Dauer nicht wirklich gut, selbst putzen ist viel schonender und zum anderen hab ich auch echt keine Lust, dir alle fünf Minuten die Schuhe zuzubinden. Wird Zeit, dass du es selbst lernst!” “Mrmpf”, machte Harry und beeilte sich in seine Schuhe zu schlüpfen. Auch Lily zog sich ihre Winterschuhe mit den kleinen Absätzen an und schlüpfte dann in ihren Lieblingsmantel. “Fertig?”, fragte sie und Harry nickte und riss die Arme in die Luft. “Fertig!” “Und... du hast nicht zufällig irgendetwas vergessen?” Lilys Gesichtsausdruck war betont unschuldig, aber man sah deutlich, dass sie sich das Lachen verkneifen musste.

“Uhm... nein?” Unsicher blickte Harry seine Mutter an und diese erbarmte sich. “Was haben wir am Sonntagabend gemacht?” “Du hast Daddy und Onkel Siri Kekse gebracht. Und Saft. Und Extradecken. Und Kissen. Und Obst. Und noch mehr Kekse. Und Tee. Und Taschentücher. Und Schoko...” “Ja, Harry, ich weiß, glaub mir, ich weiß das noch, ich war nämlich am Ende kurz davor die beiden mit einem ihrer hundert Kissen zu ersticken!” “Und ich habe Daddy und Onkel Siri Geschichten erzählt. Von Pferdchen! Die hatten nämlich gaaaanz viele Geschwister und die hatten total super mega viel Spaß!” Er warf seiner Mutter einen anklagenden Blick zu, welche sich daraufhin das Lachen verkneifen musste. “Schon gut, Baby, ich habs verstanden! Aber was haben wir gemacht, bevor du ins Bett gegangen bist?” “Du hast mir eine Geschichte vorgelesen, wie immer. Und dann hat Onkel Siri gebrüllt, dass du sofort runterkommen und ihm ein Brötchen schmieren sollst und dann bist du runtergegangen und hast ihn ausgeschimpft. Und dann hast du mir noch eine Extrageschichte vorgelesen und die war ganz, ganz lang und Onkel Siri hat gar nicht mehr geschimpft!” “Ja, so ein Silencio hat schon seine Vorteile”, murmelte Lily, schüttelte dann aber den Kopf. “Wir haben davor noch etwas gemacht. Denk mal nach, du musstest dir danach die Hände waschen!” “Oh, ich hab Taschengeld gekriegt! Und dann haben wir gezählt wie viel... MEIN RUCKSACK!” Er schlug sich gegen die Stirn, lief in die Küche und kam dann eine Minute später wieder in den Flur zurück. Mit beiden Händen hatte er den Griff eines großen Rucksacks umklammert und zerrte ihn nun unter Aufwendung all seiner Kräfte hinter sich her.

In diesem Moment klingelte es an der Tür und während Lily nun herübereilte, um Remus zu begrüßen, setzte sich Harry auf den Boden, schob seine Ärmchen durch die Schlaufen des Rucksacks und stand dann auf, pardon, versuchte aufzustehen. Kaum, dass er es in die Hocke geschafft hatte, zog ihn das Gewicht wieder nach hinten und er landete auf dem Rücken, wo er verzweifelt mit Armen und Beinen zappelnd versuchte sich wieder aufzurichten. Ein raues Lachen ertönte und mit einem Mal schob sich ein freundliches Gesicht mit hellbrauen Haaren und Augen in sein Blickfeld. “Na, du Käfer”, lachte Remus, umfasste mit einer Hand seine Taille und mit der anderen den Rucksack und stellte ihn wieder auf die Füße. “Meinst du nicht, dass er zu schwer ist? Ich kann ihn für dich tragen, wenn du willst!” Harry schüttelte energisch den Kopf. “Nei-ein! Das mach ich, weil ich bin nämlich schon ganz groß und stark und ich kann das selbst!” “Okay”, machte Remus und hob ergeben die Hände. “Aber wenn er dir zu schwer wird sag mir Bescheid, dann übernehme ich!” Der Kleine blickte ihn daraufhin so bitterböse an, als wolle er sagen: “Ich kann das alleine, also widersprich mir nicht, sonst tret ich dich!”

Remus lachte, streckte dem Schwarzhaarigen die Hand hin und als dieser sie daraufhin nahm, zog er ihn ins Wohnzimmer zu dem Kamin. “Monsieur hasst das Apparieren, also werden seine Untertanen natürlich andere Fortbewegungsmitteln benutzen.” “Hä?” Lily gluckste. “Ab in den Kamin, Dicker!” “Wen nennst du hier dick? Wers sagt ist es selber”, maulte ihr Sohn sofort, kletterte aber folgsam in den Kamin und wartete darauf, dass sich seine Mutter neben ihn stellte. “Och, ich dachte eigentlich, dass Remus heute mal bei dir bleibt”, murmelte diese und betrachtete eingehend ihre Fingernägel. Angesprochener runzelte die Stirn, stellte sich dann aber zu dem Sohn seiner besten Freunde, legte ihm eine Hand auf die Schulter und griff mit der anderen nach dem Flohpulver, das ihm die Rothaarige hinhielt. Ein “Winkelgasse” später waren die beiden verschwunden und tauchten kurz darauf im Tropfenden Kessel wieder auf. Lily folgte nur Sekunden später und strich ihrem Sohn, der ungewöhnlich blass um die Nase herum wirkte über den Kopf. “Alles gut, Baby?” Er nickte schwach, umklammerte aber gleichzeitig ganz fest ihre Hand und schien nicht riskieren zu wollen, ein Wort von sich zu geben. Lily schwieg einen Moment, blinzelte Remus dann aber kurz zu und wandte sich wieder an ihren Sohn. “Vielleicht sollten wir deinen Zoo ein anderes Mal kaufen.” “Ja”, sagte Remus. “Wir kommen einfach in einer Woche noch einmal wieder und dann...” “Nein, nein”, widersprach Harry hastig und seine Augen glänzten voll Vorfreude. “Ich hab jetzt schon soooo lange gewartet, dann müssen wir ihn auch jetzt kaufen! Mummy hat es versprochen, Mummy hat gesagt, wenn ich genug Geld gespart habe, darf ich mir den Zoo kaufen, sie hat es versprochen!”

Lily grinste. “Wie schnell es dir auf einmal wieder gut gehen kann ist immer wieder bemerkenswert. Na schön, Liebling, gehen wir mein Versprechen einhalten.” Mit einem freudigen Aufschrei zog Harry an ihrer Hand und versuchte so, sie so schnell wie möglich aus dem Tropfenden Kessel zu ziehen. “Falsche Richtung, Zwerg!”, lachte Remus, ergriff seine andere Hand und führte ihn dann in den Hinterhof, wo er seinen Zauberstab zog und mehrere Ziegelsteine an der gegenüberliegenden Wand antippte. Wie immer wenn sich der Durchgang öffnete, machte Harry große Augen und kletterte so schnell wie möglich hindurch, immer noch seine Mutter und Remus hinter sich herziehend und dabei fröhlich vor sich hinplappernd. Dann stoppte er mitten in der Bewegung und sah den Werwolf fragend an. Dieser grinste, sagte aber nichts und zeigte stattdessen unauffällig mit dem Kopf nach links, woraufhin der Schwarzhaarige sie in genau diese Richtung zu einem kleinen Geschäft führte. “Den Weg hast du dir aber gut gemerkt”, lobte Lily ihren Sohn und zwinkerte Remus frech zu. Harry nickte stolz, umfasste die Hände der beiden noch etwas fester und zerrte sie dann in den Laden.

Eine Verkäuferin wuselte sofort auf sie zu, aber Harry machte nur eine herrische Geste und erklärte ihr hochnäsig, dass er genau wisse wonach er suche und keine Hilfe benötige. Lily hob aufgrund der Sprache ihres Sohnes eine Augenbraue und schmunzelte, sagte aber nichts und als der Kleine Sekunden später ihre Hand losließ und mit einem begeisterten Kreischen auf eines der hinteren Regale zulief, schüttelte sie nur den Kopf und folgte ihm lächelnd. “Warum musste ich noch mal mit?”, fragte Remus leise und beobachtete mit einem sanften Lächeln, wie Harry ein großes Paket ganz fest an sich drückte und dann auf die Kasse zuflitzte. Lily verdrehte die Augen, wechselte die Richtung und folgte ihm. “Weil du ein bisschen gute Laune gut gebrauchen kannst, alter Muffelbär”, antwortete sie schließlich und der Braunhaarige hob eine Augenbraue. “Muffelbär? Okay... Außerdem habe ich keine schlechte Laune!” “Nein, noch nicht”, sagte Lily schließlich leise. “Hör zu Remus, du wirst einen Job finden, also sei bitte nicht enttäuscht, wenn es heute nicht klappt!” “Reizend, dass du schon mit meinem Versagen rechnest”, muffelte er (Aha, daher also der Name!) und Lily verdrehte erneut die Augen. “Pass auf, eines Tages erschrickst du dich und dann bleiben sie so stehen”, sagte Remus trocken und die Rothaarige wiederholte ihre ach so gefährliche Handlung. “Das sagt man beim Schielen und selbst das ist eine Lüge, die sich peinlich berührte Eltern ausgedacht haben, damit ihre Kinder sich benehmen. Was ich sagen wollte: Du glaubst doch schon selbst nicht mehr daran. Ich meine, sieh dich doch an: Früher bist du immer mit Anzug ins Amt gegangen und hast dich herausgeputzt, jetzt trägst du nur noch Alltagsklamotten. Und auch sonst... Du hast schon längst aufgegeben, Rem und ich wage zu behaupten, dass dieser Tag im Monat für dich und uns noch schlimmer als jeder Vollmond ist.”

“An Enttäuschungen kann man sich eben nicht gewöhnen, an Schmerzen schon”, antwortete Remus bitter, woraufhin Lily kommentarlos eine Tafel Schokolade aus der Jackentasche zog und sie ihm hinhielt. “Erstens: Wieso bei Salazar trägst du Schokolade mit dir herum? Okay, Frage zurückgezogen, wenn man mal bedenkt, wer dein Ehemann ist. Also... zweitens: Danke, du weißt ja, dass ich Schokolade in den Tagen um Vollmond herum fast schon kiloweise esse.” “Daran habe ich gerade nicht gedacht, ich war eigentlich nur der Meinung, dass du etwas Süßes gebrauchen könntest, um deine Bitterkeit zu ertränken. Und außerdem isst du auch sonst Schokolade, also tu bloß nicht so, als würdest du dich ach so gesund ernähren, ich hab die Chipstüte und die Schokokekse unter deinem Bett bei meiner letzten Aufräumaktion durchaus bemerkt!” Remus knurrte unwillig, aber seine Mundwinkel hoben sich dann doch an, als er sah wie Harry umständlich seinen Rucksack abnahm, ihn auf die Theke stemmte und dort begann ihn auszuleeren. “Wenn ich deprimiert bin esse ich, so ist das eben. Und ich bin ziemlich oft deprimiert, schließlich bin ich ein arbeitsloser, ungeliebter Werwolf.” Lily schnaubte. “Ach, hör mir mit deinem Selbstmitleid auf, das ist ja unerträglich. Du hast eine Familie, die dich mehr als alles andere auf der Welt liebt und alles für dich tun würde und das ist mehr als so manch anderer von sich behaupten kann! Und wenn du endlich anfängst an dich zu glauben, wirst du auch einen Job finden, das weiß ich. Oder willst du etwa behaupten, dass ich lüge?”

Remus öffnete den Mund, schloss ihn dann aber unverrichteter Dinge wieder und schüttelte schmunzelnd den Kopf. “Das war wohl mal überfällig, ich hatte mich schon gefragt, wie lange du bei meiner Selbstzerfleischung noch mitmachst. Tut mir Leid, Lils, ich versuche mich zu ändern, ja?” Die Rothaarige nickte nur, griff nach seiner Hand und drückte sie kurz. “Ich find deinen Sachbearbeiter ja sowieso total unfähig, es sollte doch nun wirklich kein Problem sein, mit deinen hervorragenden Zeugnissen, deiner Intelligenz, deinem Fleiß und nebenbei erwähnt deinem Ruf als Kriegsheld einen passablen Job zu finden, Werwolf hin oder her. Und dann wirst du auch endlich wieder Geld haben, dir eine anständige, warme -ich bin nicht doof, Rem, ich weiß, warum du zu Hause immer mit Decke rumrennst- Wohnung leisten, ausgewogen essen und dir endlich mal wieder ein paar neue Klamotten kaufen können, denn langsam krieg ich das mit dem Flicken nicht mehr so hin und von James’ Sachen willst du ja nichts annehmen. Du wirst bald einen Job finden, das weiß ich und es wird auch langsam Zeit, wenn das so weiter geht wirst du noch ernsthaft krank!”

“Onkel Remi?”, erklang in diesem Moment eine leise, unsichere Stimme und er drehte seinen Kopf und blickte das Abbild seines besten Freundes fragend an. “Was ist denn, Harry?” Dieser biss unglücklich auf seiner Unterlippe herum, blickte den Werwolf aber trotz allem entschlossen an. “Du kannst mein Geld haben. Ich mag nicht, dass du krank wirst, ich hab dich nämlich ganz, ganz doll lieb!” “Oh, Schatz”, seufzte Lily und presste eine Hand auf ihr Herz und auch Remus wirkte merklich gerührt. “Du würdest mir dein Zoogeld geben? Aber du hast doch jetzt mindestens ein Jahr auf ihn gespart und dich so gefreut, mit ihm spielen zu können!” “Mit dir kann ich auch spielen”, antwortete der Kleine schulterzuckend, warf dem Paket aber gleichzeitig einen sehnsüchtigen Blick zu. “Und außerdem hab ich dich viel viel lieber als alle Zoos der Welt, jawohl!” Er nickte energisch. “Das ist wirklich lieb von dir, Zwerg, aber nicht nötig, ich komme auch so ganz gut klar und deine Mummy hat recht: Ich finde ganz bestimmt bald eine Arbeit und weißt du was? Das erste, was ich dann tun werde, ist dir ein weiteres Tier für deinen Zoo zu kaufen, okay?” Harrys Gesicht, das sich bei dem Wort “Zwerg” merklich verdüstert hatte, hellte sich jetzt wieder auf und er nickte begeistert. “Das heißt, dass ich den Zoo jetzt haben darf?”, fragte er hoffnungsvoll und Lily und Remus nickten gleichzeitig. “Du hast so brav gespart und ich bin sehr stolz auf dich, dass du wirklich ein Jahr durchgehalten hast. Du bist tatsächlich schon ein großer Junge!” Sie strich ihm zärtlich durch die Haare. “Weißt du, wenn man immer sofort alles bekommt was man sich wünscht, hat man irgendwann alles, will immer größere Geschenke und kann sich trotzdem nicht richtig freuen. Wenn man allerdings selbst für etwas arbeitet oder lange auf etwas, das man sich wünscht spart, dann ist die Freude umso größer und man weiß diese Dinge erst richtig zu schätzen, meinst du nicht auch?”

Ihr Sohn nickte wichtig mit dem Kopf. “Vorfreude ist die schönste Freude”, zitierte er stolz und sie lächelte. “Das habe ich zwar nicht gemeint, aber das stimmt natürlich auch, gut gemacht, Schatz.” Der Schwarzhaarige nickte erneut, schien aber nicht ganz bei der Sache zu sein, sondern drehte jetzt den Rucksack um und schüttelte so auch die letzten Münzen heraus. Der halbe Tresen war unter den Knuts und Sickeln nicht mal mehr zu erahnen und es hätte vermutlich mindestens eine halbe Stunde gedauert das Geld zu zählen, aber glücklicherweise gab es ja Zählzauber und so hatte sich die Angelegenheit innerhalb von Sekunden erledigt. “Da fehlt ei...” “Oh Harry, sieh mal, da unten liegt noch ein Knut”, plapperte Lily aufgeregt dazwischen und zog dabei so unauffällig wie möglich zwei Münzen aus der Jackentasche, von der sie eine auf den Boden fallen ließ. Harry bückte sie sofort um sie aufzuheben und währenddessen drückte Lily der Verkäuferin schnell eine goldene Münze in die Hand. Als Harry daraufhin den Knut zurück auf den Tresen legte, lächelte die Frau und nickte zustimmend. “Ja, jetzt stimmt es. Viel Spaß mit Ihrem Zoo, junger Mann!” Harry strahlte sie an, schnappte sich das Paket und presste es mit beiden Händen ganz fest an seine Brust.

Während sie den Laden verließen und wieder zum Tropfenden Kessel zurückkehrten, erzählte Harry ganz stolz und aufgeregt, welches seiner Tiere er in welches Gehege verfrachten würde, was für Abenteuer die Verkäufer mit ihren Ständen erleben würden und als er dann auch noch bemerkte, dass in dem Karton mehrere Zoowärter waren, begann er zu überlegen, welches Tier welchen Wärter fressen sollte. Remus dagegen stupste Lily kurz an und zog dann fragend die Augenbraue hoch, woraufhin sie lächelte. “Es ging ums Prinzip. Er hat ein Jahr gespart und als ich am Sonntag gemerkt habe, dass eine Galleone und ein Knut fehlten... Er hat sich so gefreut und so lange darauf hingefiebert, er hat es sich wirklich verdient. Den Großteil hat er selbst bezahlt, du hast ja gesehen, dass der Rucksack bis oben hin gefüllt war. Er hat gelernt, dass man nicht immer alles kriegt und sich selbst bemühen muss, Kompromisse einzugehen hat, dass man dann eben auf Süßes oder zusätzliche Tiere verzichten muss und das ist die eine Galleone nun wirklich wert. Oder meinst du, dass ich ihn noch vier Monate hätte warten lassen sollen?” Remus schüttelte den Kopf und als sie kurz darauf erneut die Mauer, die die Muggelwelt von der Winkelgasse trennte passierten, plapperte Harry immer noch fröhlich vor sich hin, während Remus nach einem Blick auf seine Uhr merklich stiller geworden war.

Mit einem nachdenklichen Blick auf ihren Freund kniete sich Lily vor ihren Sohn hin und schaffte es sogar, seine Aufmerksamkeit für einen Moment wieder auf sich zu lenken.“Okay, Schatz, Mummy muss noch Lebensmittel einkaufen gehen. Du kannst mitkommen oder du gehst mit Onkel Remi gucken, ob er heute einen Job bekommt.” “Aber ich wollte noch Besen gucken”, beschwerte er sich und Lily lächelte. “Wir kommen nächste Woche sowieso noch einmal wieder, dann können wir bei “Qualität für Quidditch” vorbeischauen, versprochen. Aber jetzt musst du dich entscheiden, ob du lieber einkaufen oder zum Arbeitsamt möchtest.” “Ich bleib bei Onkel Remi, weil dann kann ich ihn trösten, wenn er traurig ist!” “Okay”, nickte Lily und wirkte dabei merkwürdig zufrieden, während der Werwolf nicht besonders begeistert aussah. Ob das nun an der Nennung seines von Harry verpassten Kosenamens lag oder an der Aussicht, gleich wieder eine Absage zu bekommen war nicht ganz klar, aber im Endeffekt war es auch egal, denn Harrys warme Hand in seiner und sein vertrauensvoller Blick brachten ihn wie fast immer zum Lächeln und als er den Kleinen daraufhin zum Kamin zog und ihn hineinschob, hielt ihn noch einmal die Stimme seiner besten Freundin auf. “Ach ja, wenn der Typ dir diesmal keine Arbeit besorgt, kann ich ja mal vorbeikommen und ihn so lange in den Schwitzkasten nehmen, bis er dir höchstpersönlich seinen Job überlässt!”, bot sie an und Remus lachte leise auf. “Das wird ihn sicherlich überzeugen, vor allem weil er locker einen Kopf größer ist als du”, meinte er trocken und Lily schob gespielt beleidigt die Unterlippe vor. “Ich kann sehr überzeugend sein wenn ich will!” Remus grinste nur, schnappte sich eine Hand voll Flohpulver, kletterte zu dem Jungen in den Kamin, hielt ihn fest und verschwand dann mit einem leise gemurmelten Wort in dem grünen Feuer.

“Hui, das ist ja noch mal gut gegangen”, lachte er kurze Zeit später und hielt den leicht schwankenden Jungen dabei fest an sich gepresst. “Alles okay?” Der Kleine nickte nur und ließ zu, dass Remus ihm sanft den Ruß von der Kleidung klopfte. “Brauchst du ein Stück Schokolade?”, fragte der Werwolf noch einmal nach und hielt die Tafel hoch, die ihm Lily vorhin in die Hand gedrückt hatte. Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf und wirkte mit einem Mal so grün um die Nase herum, dass Remus die Schokolade lieber ganz schnell wieder wegsteckte. “Na, dann lass uns mal da rüber gehen”, sagte der Braunhaarige und zeigte auf das Ende eines Flurs. “Nicht, dass wir noch zu spät kommen, das wäre vermutlich nicht besonders förderlich.” Harry nickte, griff erneut nach seiner Hand und ging dann neben ihm her auf eine Tür zu. “Nächstes Mal musst du deutlich sprechen, weil sonst kann das nämlich ganz doll schief gehen!” Remus grinste breit, erinnerte er sich doch noch zu genau an einen Vorfall Mitte Juni, als Sirius offenbar schon leicht angetrunken versucht hatte nach Godrics Hollow zu flohen und letzendlich in einem... besonderen Etablissement gelandet war, wo ihn die Damen wiederum nicht mehr hatten gehen lassen wollen. Im Endeffekt war es Remus gewesen, der sich Sorgen um seinen Freund gemacht hatte, als er sich nicht wie versprochen noch einmal gemeldet hatte und ein paar Ortungszauber später hatte er ihn komplett bekleidet in einer Badewanne voll Sahne, mit Cocktailkirsche im rechten Nasenloch und selig schnarchend vorgefunden. Bis jetzt hatte er ihm diese Erinnerung noch nicht vorgehalten, dazu war er vermutlich einfach zu anständig, aber vielleicht bewahrte er sie sich ja auch nur für einen besonderen Moment auf.

“Mr. Lupin?”, erklang in diesem Moment eine schnarrende Stimme und Remus’ Finger verspannte sich um Harrys. “Ich bin hier”, sagte er leise, ging auf den Mann zu und hielt ihm die Hand zur Begrüßung hin. Diese geflissentlich ignorierend drehte sich der Mann um, ging auf einen im Zimmer stehenden Schreibtisch zu und ließ sich auf dem dahinterstehenden Sessel nieder. Leise seufzend schloss Remus die Tür und nachdem er vergeblich auf eine Aufforderung Platz zu nehmen gewartet hatte, rückte er sich schließlich selbst einen Stuhl zurecht, setzte sich hin und zog Harry auf seinen Schoß. Sein Gegenüber grunzte mit hochgezogenen Augenbrauen und lehnte sich dann mit verschränkten Armen zurück. “Der alleinerziehende Vater? Ich habe schon bessere Mitleidstouren gesehen.” Remus’ Zähne gaben ein knirschendes Geräusch von sich, aber er sagte nichts und strich dem Kind auf seinem Schoß stattdessen in beruhigenden Kreisen über den Rücken. “Onkel Remi ist doch nicht mein Daddy”, lachte Harry. “Und wir sind hier, weil Onkel Remi nämlich einen Job will und du beeilst dich besser mal, weil ich will nämlich nach Hause und mit meinem Zoo spielen und sowieso... Wenn du ihm keine Arbeit gibst, kommt meine Mummy und haut dich!”

Der Werwolf schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er lachen oder weinen sollte und entschied sich so zu einem leisen Prusten in das schwarze, in alle Richtungen abstehende Haar seines Welpens. “Reizend”, knurrte der Mann und strich sich über den Bürstenhaarschnitt. “Wie auch immer. Ich habe mich in den letzten vier Wochen stark für Sie eingesetzt und tatsächlich einen Job gefunden!” Remus’ Kopf ruckte hoch und mit einem Mal glänzten seine Augen so hoffnungsvoll, dass es Lily, James und Sirius vermutlich das Herz gebrochen hätte. “Eine Putzstelle im Ministerium”, schloss der andere, grinste breit und entblößte dabei eine Reihe schiefer und gelber Zähne. Remus schluckte. Toiletten schrubben an dem Ort, wo seine Freunde Karriere machten und von allen bewundert und geachtet wurden? Ein neuer Tiefpunkt in seinem Leben, aber andererseits war der Braunhaarige sich noch nie für etwas zu schade gewesen. “In Ordnung”, sagte er und ein erstes, freudiges Lächeln huschte über sein Gesicht. “Das ist wunderbar, Mr. Ferris. Wann soll ich anfangen?” “Uhm”, machte dieser und wirkte ehrlich überrascht, dass der Werwolf noch nicht einmal nach dem Lohn fragte. “Morgen, vermute ich.” “Schö...” “Anubis?” Eine hübsche, braunhaarige Frau stürmte in den Raum, hielt kurz inne und blickte irritiert auf Remus und Harry, die sie beide mit großen Augen anstarrten. “Hi. Kennen wir uns? Na, egal. Anubis, hast du eine Ahnung wie ich mit der Muggelwelt verhandle? Ich habe drüben Mr. Stubis sitzen und er möchte unbedingt Koch werden. Soweit ich von seiner Frau weiß, lässt er alles anbrennen, was nicht schnell genug aus seinem Topf flieht, aber gut, jedem das Seine, nicht wahr?” Sie wandte sich erneut Remus zu. “Und Sie sind sicher, dass wir uns nicht kennen? Nein? Okay. Ach ja, Cynthia hat vorhin wieder eine Eule geschickt und gefragt, ob wir nicht vielleicht doch noch ein paar Leute wissen, die für den medizinischen Bereich geeignet sind. Und du bist sicher, dass niemand Interesse hat? Oh Mann, langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich ihr sagen soll, die sind im Mungos nämlich gänzlich unterbesetzt! Und Sie sind sicher, dass wir uns nicht kennen?”, fragte sie und blickte den Braunhaarigen mit schiefgelegtem Kopf an.

“Ähm”, machte Remus deutlich überfordert von der Schnelligkeit ihres Sprechens. “Remus Lupin, hi.” “Remus? Remus Lupin?” “Sagte ich gerade, oder?” “Oh, das ist ja toll! Mensch, erkennst du mich denn nicht? Ich bins, Lisa! Hallo? Hallo-oh, aufpassen!” Energisch schnipste sie vor seinem Gesicht herum und kicherte dann aufgekratzt. “Wir waren im selben Jahrgang, erinnerst du dich? Wir sind in der fünften öfter ausgegangen, ich stand damals total auf dich, aber als das zwischen uns ernster zu werden schien, hast du dich mit einem Mal kaum noch bei mir gemeldet.” Sie runzelte die Stirn. “Das fand ich echt nicht so lustig.” “Oh”, murmelte Remus. “Hi Lisa!” “Oh, du hast mich erkannt? Wir waren nämlich in... Oh Moment, das sagte ich schon, richtig?”, kicherte sie fröhlich und blickte ihren ehemaligen Klassenkameraden neugierig an. “Du bist Vater geworden wie ich sehe. Steht dir, das Kind meine ich. Na ja, so ist das eben, die Guten sind immer schwul oder nicht mehr zu haben. Aber sagt man nicht eh über Männer, dass sie wie Toiletten sind? Entweder besetzt oder beschissen. Haha!”, prustete sie und Harrys Augen wurden wenn möglich noch größer. “Die redet aber viel”, wisperte er in Remus’ Ohr und dieser nickte mit einem Lächeln. “Und was machst du so? Lass mich raten, du bist Auror geworden. Nein, nein, nichts sagen! Heiler, du bist Heiler! Ich meine, du hattest ja damals immer irgendwas und hast dich meist selbst versorgt, im Nachhinein weiß ich natürlich warum. Sag mal, hast du mich eigentlich deswegen abgesägt, wolltest du nicht, dass ich es erfahre? Na, egal. Also was machst du? Ich suche mir gerade nen Mann, nee Scherz”, plapperte sie und hielt dann tatsächlich für zwei Sekunden inne, sodass Remus antworten konnte.

“Ich bin sicher nicht wegen des netten Gesprächpartners hier”, meinte er trocken, woraufhin es Harry wohl für nötig hielt, sich einzumischen. “Er putzt jetzt”, sagte er mit wichtigem Gesicht. “Und dann kann er sich wieder Essen kaufen und heile Klamotten, jawohl!” Lisa blickte den Kleinen nachdenklich an und warf dann Anubis Ferris, der mit einem Mal auffällig ruhig war einen kurzen Seitenblick zu. “Du weißt doch, dass noch händeringend Heiler gesucht werden und soweit ich weiß hat Remus sogar mal ein Praktikum im Mungos gemacht und war mit Lily zusammen für die Erstversorgung der Verletzten bei der finalen Schlacht verantwortlich. Wieso zum Henker hast du ihm nicht die Ausbildung angeboten?” “Er ist ein Werwolf”, platzte der Angesprochene wütend heraus. “Ein Werwolf und eine Stelle im Sankt Mungos, ja wo kommen wir denn da hin?” Remus runzelte die Stirn, blieb aber still, während Lisa geradezu explodierte. “Das liegt jawohl nicht bei dir, das zu entscheiden! Na warte, wenn ich das Dad erzähle, der schmeißt dich hochkannt raus und sorgt dafür, dass du nie wieder irgendwo eine Selle findest. Rassisten können wir hier nicht gebrauchen und vor allem niemanden, der gegen meinen Remus arbeitet!” “Hrm”, machte dieser. “Das äh... ist ja nett, dass du dich so für mich einsetzt, wirklich... aber ich bezweifle, dass sie mich nehmen würden.”

“Papperlapapp”, zwitscherte Lisa und schickte immer wieder bitterböse Blicke in Richtung Anubis Ferris ab, woraufhin dieser immer kleiner zu werden schien. “Natürlich würden sie dich nicht einfach als Heiler einstellen...” “Sag ich ja!” “Unterbrich mich gefälligst nicht, sonst beiß ich dich! Nein, tu ich nicht, aber klingt witzig, nicht?” Sie kicherte, wurde dann aber schnell wieder ernst. “Du musst zuerst eine Ausbildung machen, das ist ja klar! Du kriegst natürlich am Anfang noch nicht so viel Gold, aber es müsste zum Leben reichen und die eine oder andere Sache kannst du dir zwischendurch auch leisten, nur mit dem Whirlpool solltest du vielleicht noch ein bisschen warten.” Sie kicherte erneut. “Und du bist ein Kriegsheld, die Leute schauen zu dir auf, ich verstehe überhaupt nicht, warum du arbeitslos bist. Wie lange geht denn das schon so?” “Na ja, ich habe ab und zu mal einen Gelegenheitsjob vermittelt gekriegt, aber eigentlich... seit meinem Schulabschluss!” Er hob die Schultern und zuckte dann leicht zurück, als die Augen der jungen Frau fast schon zu glühen begannen. “Seit der finalen Schlacht werden überall Heiler und Auroren gesucht, du weißt genau, wie viele getötet wurden um unsere Chancen zu schmälern! Und Heiler benötigen wir noch viel dringender, denn im Gegensatz zu den Verbrechen werden die Krankheiten, fehlgeleiteten Flüche und anderen Missgeschicke nicht weniger sondern mehr!” Sie schüttelte den Kopf. “Also wirklich Anubis, das ist unter aller Kartoffel!” “Kartoffel?” “Kartoffel! Klingt doch voll lustig, oder?”

Die junge Frau schüttelte den Kopf und kehre dann abrupt zu ihrem eigentlichen Thema zurück. “Die Werwölfe haben doch mittlerweile schon eine viel bessere Stellung, wobei es natürlich immer noch Schwachköpfe gibt, die sich für etwas Besseres halten.” Sie warf dem Blonden mit den eiskalten, jetzt nicht mehr so selbstbewussten Augen einen bitterbösen Blick zu. “Man kann doch so viele Vorkehrungen treffen. Ich meine, man kann diese Muggelhandschuhe tragen, dann kann selbst bei einer eigenen Verletzung kein Blut in die Wunden der Patienten fließen, falls es das ist, was dir Kopfzerbrechen bereitet!” “Durch Blutübertragung wird man kein Werwolf”, antwortete Remus knapp. “Da müsste ich schon ziemlichen Hunger haben und aus demjenigen an Vollmond ein Stück rausbeißen.” “Siehst du”, strahlte Lisa. “Umso besser! Dann weiß ich aber wirklich nicht, wo dein Problem liegt, du alter Grummelbär!” “Grummelbär”, murmelte er und schüttelte dann den Kopf. “Was ist nur los mit euch Frauen? Hör zu, Liz, das ist wirklich lieb von dir und es wäre ein absoluter Traum, aber ich würde mindestens drei Tage im Monat fehlen und das lässt sich doch kein Arbeitgeber gefallen!” “Papperlapapp”, winkte sie ab. “Ich werde mich jetzt sofort mit Cynthia in Verbindung setzen, sie ist eine alte Bekannte von mir und ich habe ihr schon oft von dir erzählt, sie wird sicher begeistert sein! Gib mir fünf Minuten, länger dauert das über den Kamin nicht!” Damit rauschte sie mit wehendem Umhang aus dem Zimmer und ließ einen langsam blinzelnden Remus und einen Harry zurück, dessen Mund vor lauter Überraschung weit geöffnet war. “Die redet aber viel”, murmelte er erneut perplex und Remus nickte. “Und schnell, ja.” Damit stand er auf, nahm Harry auf den Arm und ging auf die Tür zu. “Hey! Ich... ich habe nicht gesagt, dass Sie gehen dürfen!”, fauchte der Mann hinter ihm, offenbar jetzt, wo Lisa weg war wieder Oberwasser gewinnen wollend, woraufhin sich der Werwolf erneut umdrehte und ihm einen verachtenden Blick zuwarf. “Ich habe mich von Ihnen jetzt lange genug demütigen lassen, habe jeden noch so unangenehmen Job übernommen, nur um zu überleben und meinen Freunden nicht auf der Tasche liegen zu müssen! Und die ganze Zeit habe ich mir eingeredet, dass es an mir liegt, dass ich es nicht wert bin, eine bessere Arbeit zu bekommen und ich war Ihnen dankbar, dass Sie mir ab und an die Möglichkeit gegeben haben, etwas Geld zu verdienen! Ich war auf Sie angewiesen und Sie haben das schamlos ausgenutzt! Das ist einfach nur erbärmlich, mehr nicht! Aber damit ist jetzt Schluss. Auf Wiedersehen, Mr. Ferris. Oder besser nicht”, schnaubte er, trat durch die Tür und schmiss sie dann mit einem lauten Knall hinter sich zu. Was für ein Abgang, aber bei dem Mann auch kein Wunder, oder?

Harry und Remus verbrachten keine zwei Minuten im Flur, bis Lisa aus einer weiteren Tür herausstürmte. Und um ehrlich zu sein war der Werwolf darüber auch ganz froh, denn die vielen deprimiert wirkenden Menschen in teilweise wirklich zerlumpten Kleidern waren nicht das, was er Harry sehen lassen wollte, denn zu diesem Zeitpunkt sollte der Kleine einfach noch ein unbeschwertes Kind sein, er würde schon viel zu schnell erwachsen und mit dem Leben und seinen schlechten Seiten konfrontiert werden und bis dahin sollte er so lange wie möglich seine Unschuld behalten. “Remus, hallo? Also ehrlich, hörst du mir vielleicht mal zu? Ich habe alles geklärt, das mit den Fehltagen geht klar. Wenn du Glück hast, fallen die meisten Tage eh aufs Wochenende und ansonsten arbeitest du halt an den anderen Tagen ein, zwei Stunden länger und dann hast du die verpassten Arbeitstage auch wieder drin, das ist kein Problem. Cynthia war schwer begeistert, sie wird dir noch heute Abend deinen Arbeitsvertrag eulen, vielleicht kannst du sogar noch bei dem Gehalt verhandeln, sie sucht wirklich händeringend neue Mitarbeiter und das kannst du ja ruhig ein wenig für dich ausnutzen. Gut, wie auch immer, du kannst dann Anfang Januar anfangen, sie freut sich schon auf dich. Und dann kannst du ja jetzt mal deine Reserven anbrechen und deinem Sohn ein richtig schönes Weihnachtsgeschenk machen”, lächelte sie, winkte dem Schwarzhaarigen zu und verschwand prompt wieder in einem der Zimmer.

“Er ist nicht... uhm... ja...”, machte Remus, schüttelte den Kopf, starrte die geschlossene Tür an und ging dann auf den Sohn seiner besten Freunde zu. “Du musst nicht traurig sein”, sagte dieser gerade zu einem krank wirkenden Mann mit schütterem Haar und eingefallenen Wangen. “Meine Mummy sagt, am Ende wird alles gut, du darfst nur die Hoffnung nie aufgeben!” Und in diesem Moment wurde Remus bewusst, dass sich sein Leben jetzt endlich zum Positiven wandeln würde, dass er jetzt eine echte Chance hatte sich zu verändern. Mit einem zutiefst glücklichen Lächeln und Tränen in den Augen riss er den überrascht quiekenden Harry an sich und drückte ihn ganz fest an seine Brust. Lily hatte mal wieder recht gehabt, am Ende wurde wirklich alles gut.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel So Dez 12, 2010 6:36 pm


Mittwoch, 12. Dezember 1984, 15.30 Uhr

“Und den ganzen, ganzen Morgen hat es geschneit und wir haben Schneelieder gesungen, damit es nicht aufhört, aber wir durften nicht raus, weil die meisten hatten gar keine richtig warmen Sachen mit und das war ganz doof”, plapperte Harry und schnibbelte gleichzeitig weiter an einem weißen Stück Papier herum. “Und du bist mit mir sofort appriert, das war ganz gemein!” “Appariert”, verbesserte Lily automatisch und griff rechtzeitig nach seiner Hand, sodass er sich nicht selbst verletzte. “Entweder du konzentrierst dich oder du musst wieder die Kinderschere nehmen, aber dann werden das keine schönen Schneeflocken!”, sagte sie streng und Harry zog eine Schnute, widersprach aber nicht. “Und außerdem hat Daddy mir heute Morgen extra noch eine Eule geschickt, damit wir den ersten Schnee nicht ganz alleine genießen, dann ist er nämlich ganz traurig!” “Okay”, murmelte Harry und schob vor lauter Konzentration die Zunge zwischen seinen Lippen hindurch, woraufhin Lily leise lachte. “Er müsste jeden Moment da sein, also schneide diese Schneeflocke noch zu Ende und dann ziehen wir uns an, ja?” Der Kleine nickte enthusiastisch, machte noch zwei Schnitte und schmiss die Schere dann mit einem lauten “Fertig!” auf den Tisch. Dann klappte er das weiße Papierstück auseinander und hielt es stolz in die Höhe. “Toll gemacht, die sieht richtig gut aus”, lobte Lily ihn, hob ihn erst hoch und danach mitsamt gebastelter Schneeflocke auf die Küchenzeile und befestigte sie mit einem Wink ihres Zauberstabes an dem Fenster. “Sieht das so gut aus?”, fragte sie und betrachtete die von schiefen Schneeflocken übersäte Scheibe. Harry nickte mit stolzgeschwellter Brust und als sie ihm daraufhin das Haar verwuschelte, blickte er sie beleidigt an und schob schmollend die Unterlippe vor. “Entschuldige”, lachte sie, zupfte sein Haar wieder in Form (wobei man allerdings keinen Unterschied feststellen konnte), gähnte verstohlen und hob ihn erneut in ihre Arme. “Wie siehts aus, hast du Lust noch ein bisschen Buchstaben zu üben?”

Harry nickte heftig, strampelte und als sie ihn daraufhin auf den Boden herunterließ, flitzte er so schnell wie möglich aus dem Raum. Lily lachte und räumte die Bastelsachen weg. Während sie noch den Futter- und Trinknapf für eine gewisse orangerote Katze auffüllte, hörte sie ihren Sohn die Treppe wieder heruntertrampeln und wurde kurz darauf von hinten angesprungen. Mit einem erschrockenen Aufschrei kippte sie nach vorne und landete auf dem Boden. Blitzschnell drehte sie sich um, schnappte sich ihren Sohn und begann ihn durchzukitzeln. Laut schreiend schlug er um sich, aber Lily ließ erst Gnade walten als sein Gesicht schon puterrot war und er verzweifelt nach Luft schnappte. Grinsend legte sie ihren Kopf auf seinem Bauch ab und piekste ihn noch ein paar Mal, bis sie sich schließlich erhob, sich ihren Sohn unter den Arm klemmte und sich dann mit ihm auf einen der Stühle setzte. Mit der einen Hand hielt sie ihn fest, mit der anderen griff sie nach dem Block mit den herumfliegenden Quidditchspielern und dem riesigen Bleistift, der ungefähr zehnmal so dick wie seine Artgenossen war. Bei den beiden Dingen handelte es sich um Harrys zehntes Adventskalendergeschenk und da es ihrem Sohn am Sonntag nun mal alles andere als gut gegangen war, hatte Lily erst am Montag damit begonnen, ihrem Sohn die benötigten drei neuen Buchstaben beizubringen.

“Das sah doch gestern schon gar nicht so schlecht aus, aber zeig mit bitte erst noch einmal die beiden Wörter, die du schon seit ein paar Monaten kannst.” Einen Moment lang schien Harry nicht zu wissen was sie meinte, aber dann schlug er sich gegen die Stirn, umfasst den Bleistift mit der ganzen Faust und kritzelte in mühsamer Kleinarbeit erst ein “Harry” und dann ein “Mummy” auf den Block. “Sehr schön”, lobte Lily und strich ihm sanft über den Kopf. “Dann versuchen wirs noch mal mit “Daddy”, ja? Das hat ja gestern schon ganz gut funktioniert und das “D” ist ja auch nicht so schwierig, richtig?” Der Kleine nickte und zeichnete dann mehr als dass er schrieb den ersten Buchstaben auf das Papier, wobei die darauffolgenden dann schon um einiges schneller erschienen. “Sehr schön”, lobte Lily und Harry nickte heftig. “Und bis Weihnachten kann ich auch Onkel Remis und Onkel Siris vollen Namen schreiben, nech?” Lily nickte. “Habe ich ja gestern versprochen. Ich finde zwar eigentlich, dass man in deinem Alter noch nicht schreiben können muss, aber du hast dir ja so gewünscht, diesmal an Weihnachten die Kärtchen für die Geschenke selbst zu beschriften und da du ja nun “Harry” und “Mummy” schon schreiben kannst, sind die drei zusätzlichen Buchstaben auch durchaus zu schaffen, denke ich. Das “s” und das “e” sind zwar etwas schwierig, aber wir kriegen das schon hin, oder was meinst du?” Harry nickte eifrig und verbrachte die nächsten Minuten dann konzentriert damit, die ihm vorgeschriebenen Buchstaben so gut wie möglich zu kopieren.

Als sie dann allerdings die Haustür hörten, blickte Harry seine Mutter erschrocken an und machte dabei so große Augen, dass ihr das Herz aufging. Mit einem Wink ihres Zauberstabes beförderte sie den Block und den Stift ungesehen in Harrys Zimmer und ihr Sohn nickte befriedigt, wollte er doch nicht, dass seine Überraschung frühzeitig entdeckt wurde. Als er dann ein “Hallo, seid ihr tot, oder was?” aus dem Flur hörte, gab es für ihn kein Halten mehr und er lief mit einem lauten “Daddy! Daddy ist zu Hause!” zu eben diesem hin und ließ sich in die Luft heben und dort herumwirbeln. Lily lächelte, ging auf ihren Mann zu und drückte ihm einen sanften Kuss auf den Mund. “Mistelzweige”, lachte sie und deutete nach oben, woraufhin ihr Göttergatte ihr ein freches Grinsen schenkte. “Dann gehen wir doch lieber auf Nummer sicher”, zwinkerte er, zog sie an sich heran und küsste sie erneut, nur diesmal etwas... intensiver. Harry auf seinem Arm schaffte es irgendwie, sich gleichzeitig die Augen zuzuhalten, an den Haaren seiner Mutter rumzufummeln und Würgegeräusche zu machen. “Das ist nicht sehr nett, Harry”, schimpfte Lily nachdem sie sich von ihrem Mann gelöst hatte, beugte sich blitzschnell vor und biss ihm spielerisch in die Nase. Dann wandte sie sich dem in der Ecke stehenden Sirius und dem immer noch von innen strahlenden Remus zu und drückte sie zur Begrüßung fest an sich.

“Krieg ich auch nen Kuss?”, fragte Sirius mit wackelnden Augenbrauen, woraufhin sie nur grinste. “Stehst nicht unter dem Mistelzweig, Pad, Pech gehabt.” “Nächstes Mal”, lachte der Hundeanimagus und ging zu seinem Patensohn herüber, um ihn ausführlich durchzuknuddeln. Lily dagegen lächelte Remus zu und stupste ihn dann sanft an. “Hast du den Vertrag gestern noch unterschrieben?” Der Werwolf schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf und als ihr daraufhin die Gesichtszüge entglitten, lachte er frech. “Ich habe mich gestern noch mit dieser Cynthia getroffen und ja... Liz war auch da und hat noch eine ganze Menge an meinem Gehalt gedreht, mir war das fast schon peinlich, aber na ja... jetzt habe ich wirklich keine finanziellen Probleme mehr. Ich wage gar nicht daran zu denken, was passieren könnte, wenn ich nach der Ausbildung übernommen werde.” “Das wirst du ganz sicher, es sei denn du lieferst dir mit Sirius im Aufenthaltsraum eine Essensschlacht. Wobei...” Sie stutzte und lachte. “Nein, selbst danach wurde mir nicht gekündigt.” Remus lächelte und sah sie dann fragend an. “Wirst du eigentlich ins Mungos zurückkehren? Ich meine, sie scheinen da echt noch Leute zu brauchen und es hat dir doch so viel Spaß gemacht!” Lily wackelte mit dem Kopf. “Na ja, eigentlich wollte ich wieder anfangen halbtags zu arbeiten, wenn Harry in knapp zwei Jahren in die Grundschule kommt, aber... ähm... ich denke, ich werde dann doch noch warten, bis er in Hogwarts ist.” “Oh, warum?” “Ich... ich will einfach für mein Baby da sein”, antwortete Lily knapp und warf ihrem Mann, der gerade gemeinsam mit Sirius Harry an den Fußgelenken packte und ihn nun heftigst durchschüttelte einen liebevollen Blick zu. “Aber wenn du halbtags...” “Remus! Ich... ähm... du wirst das irgendwann verstehen.” “Spätestens wenn du selbst Kinder hast”, fügte James in diesem Moment hinzu und stellte seinen leicht grünlich wirkenden Sohn wieder auf die Beine.

Mit einem Lächeln küsste er sanft die Handflächen der Rothaarigen und zog sie dann enger an sich. Lily legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab und umschlang seinen Körper mit beiden Armen. “Müde?”, fragte er leise und sie nickte. “Seid ihr mir sehr böse, wenn ich mich jetzt ein, zwei Stunden hinlege und erst später zu euch stoße?” Ihre vier Jungs schüttelten gleichzeitig den Kopf und Harry ging sogar so weit, dass er versprach, sie zuzudecken und ihr eine Gute Nacht Geschichte zu erzählen. Lily lehnte dankend ab, küsste ihren Sohn auf den Kopf und begab sich dann ins Wohnzimmer, wo sie sich ein Kissen und eine Wolldecke schnappte und tatsächlich innerhalb von Sekunden einschlief. “Wow James, du musst sie ja heute Nacht ganz schön geschafft haben”, grinste Sirius anzüglich, woraufhin ihm sein bester Freund einen so wütenden Blick zuwarf, dass der Hundeanimagus erschrocken die Hände hob. “Du hast ja keine Ahnung!”, fauchte James, woraufhin Sirius eine Augenbraue hob. “Wie man jemandem das Hirn rausvö...” “Das hat wohl eher jemand bei dir gemacht”, knurrte James und sein Gegenüber schob schmollend die Unterlippe vor. “Wieso denken eigentlich immer alle, dass ich schwul bin? Nur weil ich Käsesahnetorte mag? Das ist nicht fair!” “So ist die Welt”, sagte James nur, schnappte sich seinen Sohn, verpasste ihm mit einem Wink seines Zauberstabes Jacke und Winterschuhe und trug ihn dann nach draußen.

Remus und Sirius sahen sich kurz an, zuckten mit den Schultern und folgten ihrem Freund dann. “James, was ist los?”, fragte der Schwarzhaarige leise und beobachtete nur nebenbei sein Patenkind, das sich jauchzend im Schnee herumrollte. “Es ging ihr heute Nacht nicht so gut, sie hat mir echt einen Riesenschrecken eingejagt”, murmelte sein Gegenüber leise und wich seinem Blick aus. “Dann sollten wir vielleicht lieber reingehen und nach ihr sehen”, antwortete Sirius besorgt, aber James schüttelte den Kopf. “Was denkst du, warum ich heute Morgen zwei Stunden zu spät gekommen bin? Wir haben Harry in den Kindergarten gebracht und sind danach sofort ins Mungos und haben sie untersuchen lassen. Es geht ihr gut, sie haben ihr ein paar Vitamin- und Stärkungstränke gegeben und wenn sie müde ist soll sie sich halt ein bisschen hinlegen, aber eigentlich dürfte das nicht wieder vorkommen.” “Okay”, meinte Sirius wenig überzeugt und mal wieder war es Remus, der versuchte die Situation zu retten. “Wie wäre es, wenn wir jetzt ein wenig Spaß haben und nachher für Mummy einen ganz großen Schneemann bauen, den sie sich dann später vom Wohnzimmerfenster aus ansehen kann?” “Und eine Schneefrau”, nickte Harry heftig und stand wieder auf. “Und einen Schneehund”, fügte Sirius mit leuchtenden Augen hinzu und James lachte leise. “Natürlich. Wie wärs, wenn du dich als Modell bereitstellst?” Der Hundeanimagus nickte langsam und nachdenklich und auch Remus schien noch nicht ganz zu wissen, worauf Harrys Vater hinauswollte. “Du verwandelst dich einfach und wir überschütten dich dann mit Schnee. Voilà: Ein Schneehund.” “Das war kein besonder guter Witz, Prongs.” Dieser grinste nur. “Darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich jedenfalls finde den Gedanken von einem zum Schweigen gezwungenen Siri-Pooh ganz ansprechend und amüsant, doch, ja!” “Witzig”, maulte Sirius und James nickte. “Sag ich ja.”

Remus verdrehte die Augen und wechselte dann erneut das Thema. “Also Leute, was wollen wir machen? Wir könnten auch erst mal ein Iglu bauen, da gibts bestimmt keine Streitereien. Wobei, wer euch kennt...” “Oder wir fliegen eine Runde!”, sagte Sirius mit leuchtenden Augen. “Es gibt nicht Schöneres als den Schnee auf seiner Haut, den Wind in seinem Haar und ein langsam einschlafendes Hinterteil zu spüren!” “Ähm... okaaaaay”, machte Remus, nickte dann aber. “Hört sich cool an, wir sind schon lange nicht mehr geflogen.” Er wandte sich an James. “Denkst du, dass das für Lily okay ist?” Der Angesprochene nickte. “Sicher, sie möchte nur nicht, dass er alleine auf einem richtigen Besen sitzt. Aber er hat ja seinen Kinderbesen, von daher...” “Aber das macht keinen Spaß”, maulte Sirius und zog eine Schnute. “Ich will nicht nur über dem Fußboden rumfliegen, das ist jawohl mal voll ätzend!” Seine Augen leuchteten auf. “Er kann doch bei einem von uns mit auf dem Besen sitzen!” Der Kleine nickte begeistert und blickte seinen Vater mit riesigen, bittenden Augen an, woraufhin dieser mit zuckenden Mundwinkeln aufseufzte. “Jetzt habe ich ja gar keine Chance mehr! Aber du setzt auf jeden Fall deinen Fahrradhelm auf, haben wir uns verstanden?” Harry nickte eilig und rannte auf den Geräteschuppen zu, um dann für etwa eine Minute in diesem zu verschwinden. “James, das Teil ist pink”, knurrte Sirius. “Das ist peinlich, damit können wir uns doch nicht sehen lassen!” “Mein Sohn mag diese Farbe eben”, entgegnete der Schwarzhaarige pikiert, dabei geflissentlich ignorierend, dass er noch vor gar nicht allzu langer Zeit einen Riesenaufstand wegen eines gleichfarbigen Stiftes gemacht hatte, aber das war schließlich auch etwas ganz anderes, er war schließlich der Vater, er durfte das! Sirius als Patenonkel und Remus als Harry ebenso nahestehende Person wurde ein solcher Spruch gerade noch so verziehen, jeden anderen hätte der stolze Vater schon längst in der Luft zerfetzt.

“Außerdem passt pink gut zu deinen Haaren”, fügte er noch hinzu und als Harry kurz darauf mit dem Schutzhelm wieder auf die drei Männer zugerannt kam, war der nachdenklich wirkende Sirius mit einem Mal tatsächlich der Meinung, dass sein Patensohn unbedingt mit ihm fliegen müsse, schließlich verbringe er viel zu selten alleine Zeit mit ihm. Harry allerdings lehnte entschieden ab. “Aber ich hab doch meinen Helm auf, da muss ich doch bei Daddy sitzen! Weil pink ist nämlich seine liebste Farbe auf der ganzen Welt!” James strich seinem Sohn mit einem Lächeln über die Wange, machte sich aber gleichzeitig eine gedankliche Notiz, seine Frau für ihren damaligen Kommentar noch einmal gebührend zu bestrafen. Vielleicht sollte er sie zwingen mit Sirius Hosen kaufen zu gehen, aber diese Strafe war dann wohl doch nicht angemessen. Schließlich brauchte der Schwarzhaarige meist Stunden, fragte jeden im Laden, ob sein Hintern auch genug in Szene gesetzt wurde und ob sein Sitzfleisch in dem jeweiligen Kleidungsstück eher einer Birne oder einem Apfel glich. Das war für die dort herumstehenden Frauen zwar immer eine Freude (und um ehrlich zu sein auch für den einen oder anderen Mann, aber das verschwieg Sirius natürlich geflissentlich), aber sein jeweiliger Begleiter verkroch sich von Minute zu Minute mehr in seinem Sessel, schirmte mit seiner Hand das Gesicht ab und versuchte sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Um mit Sirius einkaufen zu gehen brauchte man wirklich eine verdammt niedrige Schamgrenze.

James schüttelte den Kopf, sah seinen Sohn liebevoll an und genoss für einen Moment den vertrauensvollen Blick, den der Kleine ihm schenkte. “Du hältst mich ganz doll fest, nicht, Daddy?” Er nickte. “Natürlich, das weißt du doch, dir wird nichts passieren.” “Ja, deine Mummy würde ihn sonst langsam und genüsslich von Kopf bis Fuß aufschlitzen”, sagte Sirius und Remus sah ihn strafend an, als er Harrys verwirrtes Gesicht sah. “SIRIUS!” “Was denn?”, machte dieser unschuldig. “Stimmt doch, sie ist so unglaublich vorsichtig, ich schwörs dir, eines Tages erfindet sie einen Kindersitz, den man hinten auf den Besen schnallen kann!” James lachte, unterband dann allerdings jede weitere Diskussion mit einem “Accio Besen!”. Nur Sekunden später öffnete sich die Haustür erneut und zwei Besen flogen heraus. “Aber...”, machte Sirius, wurde allerdings sofort von seinem besten Freund unterbrochen. “Deiner kommt noch, reg dich ab. Wenn er intelligent genug ist den Kamin zu nehmen, müsste er in ein, zwei Minuten da sein. Denke ich zumindest.” “Mein Besen ist intelligent”, schmollte Sirius und Remus hob nur eine Augenbraue. Intelligente Besen, das war ja mal wieder typisch... “Okay Schatz, nehmen wir Mummys oder Daddys Besen?”, fragte James seinen Sohn und der Kleine zeigte begeistert auf den leicht rosa angehauchten Stiel mit den vielen Aufklebern von Cartoonfiguren, die er dort über die Jahre draufgeklebt hatte, der von seinem Dad war schließlich tabu. “Warum frage ich eigentlich noch?”, lachte James, befahl dem Besen seiner Frau sich zu erheben, setzte sich auf ihn und platzierte dann seinen Sohn so, dass er gleichzeitig ihn und den Besen festhalten konnte. “Na dann mal los”, rief er, stieß sich kraftvoll ab und entlockte seinem Ebenbild einen begeisterten Schrei. Remus schnappte Sirius James’ Besen vor der Nase weg und flog dann laut lachend immer wieder um ihn herum. Es dauerte nicht lange bis der Schwarzhaarige fuchsteufelswild seinen Zauberstab zog und der Werwolf breit grinsend das Weite suchte.

“Du bist total ätzend geworden, seit du einen Job gefunden hast!”, brüllte Sirius ihm hinterher, woraufhin ihm der Braunhaarige nur die Zunge rausstreckte, den Kopf in den Nacken legte und befreit auflachte. Auch Sirius konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, denn mal abgesehen von der Zeit, die er mit Harry verbrachte, war Remus meistens eher ernst und bedrückt und der Schwarzhaarige musste zugeben, dass er mehr als nur erleichtert war, dass diese Episode seines Lebens jetzt wohl endgültig abgeschlossen war.

Der Schrei seines Patenkindes riss ihn aus seinen Gedanken und er griff instinktiv nach seinem Zauberstab, um ihn vor einem möglichen Sturz zu retten. Als er dann aber bemerkte, dass James den Besen in diesem Moment wieder hochriss und Harry fröhlich lachte, nur um dann einen erneuten Sturzflug zu fordern, atmete er beruhigt wieder aus und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Auch wenn er es selten so direkt zeigte, er liebte Harry wie verrückt und machte sich ebenso wie seine Eltern oft Sorgen um ihn. Wobei er und James im Gegensatz zu Lily keinen Mein-Baby-ist-in-Gefahr Radar hatten und manchmal auch einfach handelten ohne nachzudenken. Aber das würde sich in den nächsten Tagen noch allzu bemerkbar machen.

Die nächste halbe Stunde verbrachten die vier Jungs sehr ausgelassen. Während Harry James immer wieder zu immer gewagteren Sturzflügen anstachelte und Sirius auch endlich fliegen konnte, machte sich Remus immer wieder über den Hundeanimagus lustig und wurde daraufhin vor lauter lachen so unaufmerksam, dass er prompt einen besonders großen Ast übersah und von diesem vom Besen geworfen wurde. Glücklicherweise reagierte Sirius schnell genug und so landete Remus mit einer eleganten Drehung und weit ausgebreiteten Armen auf den Füßen und verbeugte sich tief. Der Spaß am Fliegen war ihm aber fürs Erste vergangen und so begnügte er sich die nächsten Minuten mit zuschauen. James, sehend, dass sein Besen nun nicht mehr benutzt wurde, landete prompt mit einem zufriedenen Grinsen, flog er doch auf seinem eigenen Besen um einiges lieber. Es waren die paar Sekunden, in denen James abstieg und Harry ausnahmsweise allein auf dem Besen sitzen ließ, die die nächste Viertelstunde veränderten. Normalerweise wäre der Vierjährige nie auf die Idee gekommen, ganz alleine auf einem “großen” Besen zu fliegen, denn seine Mummy sagte ihm immer, dass das sehr gefährlich war und für Harry war alles, was seine Mummy sagte richtig und auch wenn er ihre Regeln manchmal doof fand (zum Beispiel, dass er kein Süßes vor dem Schlafen gehen essen durfte, mal ehrlich, was sollte das denn?), so befolgte er sie doch eigentlich immer (ein bisschen Gemurre war jawohl erlaubt, oder?).

Jetzt allerdings, angestachelt und sich sicher fühlend durch die vielen heil überstandenen Sturzflüge wurde Harry übermütig und als er dann auch noch ganz alleine auf dem Besen für die Großen saß, fasste er einen Entschluss. Er setzte seinen altbewährten Hundeblick auf, schob sie Unterlippe vor und zupfte am Umhang seines Vaters herum. “Darf ich alleine fliegen? Nur einmal ganz kurz, ja? Und ich flieg auch nicht hoch! Nur... nur einmal alleine, ja? Weil guck mal, ich bin schon groß und es kann auch gar nichts passieren, weil du bist ja da! Bitte Daddy, bitte, bitte, bitteeee!” James schüttelte den Kopf, merkte aber gleichzeitig, dass sich sein Herz bei den großen Augen seines Sohnes deutlich erweichte. “Ach komm”, sagte Sirius und landete neben ihm. “Er muss doch auf dem Kinderbesen auch das Gleichgewicht halten und wir passen auf! Und er wird ja auch nicht zu hoch fliegen, sonst können wir ihn notfalls auch noch per Zauberhand runterholen.” “Daddy!”, jammerte Harry erneut, umfasst mit der Hand seinen Umhang und machte dabei so große Augen, dass man Angst haben musste, dass sie ihm jeden Moment herausfallen könnten.

“Na schön”, murmelte James widerstrebend. “Aber du fliegst höchstens so hoch, dass wir dich mit den Armen noch erreichen können, klar?” Harry nickte eifrig und lehnte sich dann nach hinten, sodass der Besen nach oben flog. Laut quietschend riss er die Ärmchen in die Höhe, woraufhin James erschrocken aufschrie und der Kleine den Stiel ganz schnell wieder umklammerte. “Alles okay, Daddy”, lachte er. “Das ist ganz, ganz toll!” Er verlagerte sein Gewicht und sorgte so dafür, dass der Besen beschleunigte. James’ Gesichtsmuskeln spannten sich deutlich an und seine Finger umfassten den Besenstiel so fest, dass man Angst haben musste, dass dieser jede Sekunde zerbrechen könnte. Als sein Sohn dann eine scharfe Rechtskurve flog, ließ James vor lauter Schreck den Besen fallen. “Hey, jetzt beruhig dich mal”, sagte Sirius und drehte eine kleine Runde um seinen Freund herum. “Du benimmst dich ja schon wie Lily!” “Bei dir hört sich das wie eine Beleidigung an!”, knurrte der Schwarzhaarige und ließ seinen Sohn keine Sekunde aus den Augen. “Aber du hast recht, es ist das erste Mal, dass ich praktisch schon sehen kann, was alles passieren könnte. Und das macht einen echt verrückt, das glaub mal!” Er runzelte die Stirn. “Harry! Komm wieder runter, du fliegst zu hoch!” “Nur noch ein bisschen, Daddy!”, schrie der Kleine zurück, beschleunigte und gewann gleichzeitig an Höhe.

“Harry!”, schrie James jetzt schon leicht panisch. “Komm runter! AUF DER STELLE!” Harrys Kopf ruckte herum und er kam seiner Aufforderung sofort nach, merkte er doch instinktiv, dass sein Vater langsam Angst bekam und diesmal wirklich keine Widerrede duldete. Nun, so ganz stimmte das nicht. Er wollte seiner Aufforderung nachkommen, aber irgendwie stieg der Besen entgegen seiner Bemühungen noch höher und Harry machte ein erschrockenes Gesicht, wollte er doch auf keinen Fall, dass sein Vater wütend auf ihn wurde und versuchte so noch einmal, den Besen nach unten zu lenken. James fluchte ein “Hoch!”, schwang sich auf den Besen und stieß sich dann kräftig ab. Auch Sirius wirkte mit einem Mal nicht mehr sonderlich entspannt, hielt sich aber noch zurück und beobachtete aus der Ferne, wie James in einer mörderischen Geschwindigkeit auf seinen Sohn zusauste. “HARRY! RUNTER, SOFORT!”, brüllte er erneut und der Kleine zuckte zusammen. Hektisch riss er an dem Besenstiel herum, verlor prompt das Gleichgewicht und... stürzte in die Tiefe.

Die nächsten Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe. James wurde blass, beschleunigte den Besen erneut und rief mit deutlich erkennbarer Panik in der Stimme nach Sirius, woraufhin dieser seinen Besen herumriss und auf die Stelle zustürzte, auf der Harry ungefähr aufkommen musste. Der Vierjährige dagegen schrie nach Leibeskräften nach seinem Daddy. Dieser riss in diesem Moment den Besen scharf nach unten, stürzte auf den Boden zu und griff in der Höhe von etwa zwei Metern nach seinem Sohn. Mit einer schnellen Bewegung umfasste er dessen Bauch und zog ihn auf seinen Besen, erst dann verlagerte er sein Gewicht wieder so, dass der Besen in der Waagerechten schwebte. Sie befanden sich jetzt nur noch etwa einen halben Meter über dem Boden und als James aufstand und seinen Sohn dabei so fest an sich presste als wolle er ihn nie wieder loslassen, fühlten sich seine Beine so schwach an, dass er sich in den Schnee fallen ließ und sein Gesicht in dem Nacken seines Kindes vergrub.

Er merkte nicht, dass Sirius neben ihm landete, hörte nicht Remus’ erschrockene Frage ob alles okay wäre und spürte auch nicht die kleinen Hände, die tröstend über seinen Rücken strichen. Irgendwann, als sein Herz nicht mehr ganz so laut und schmerzhaft pochte und sein Atem sich einigermaßen reguliert hatte, drang ganz leise die Stimme seines Sohnes zu ihm durch. “Was hat Daddy denn? Hat er sich wehgetan? Ich kann pusten, dann ist das ganz schnell wieder heile!” “Nein, es geht ihm gut”, sagte Sirius. “Er hat sich sehr erschrocken und hatte ganz fürchterliche Angst um dich, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. “Okay”, sagte Harry, löste sich von seinem Vater und sah ihn -offenbar den ersten Schrecken längst vergessen habend- mit schelmisch blitzenden und unbeschwerten Kinderaugen an. “Können wir noch mal?”
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Di Dez 14, 2010 5:37 am

Dieses Kapitel ist zum einen all den Menschen gewidmet, die einmal einen Menschen verloren haben und zum anderen denen, die alles auch mal gerne von einer anderen Seite sehen und sich nicht nur mit einer einseitigen Sicht der Dinge zufriedengeben

Donnerstag, 13. Dezember 1984, 16.32 Uhr

“Harry! Ich warne dich, ich rufe nicht noch einmal!” Erschrocken zuckte der Vierjährige zusammen, rannte zur Zimmertür und steckte den Kopf hinaus. “Ich komme gleich, Mummy, wirklich! Ich brauche nur noch zweieinhalb Minuten!” Die Rothaarige hob eine Augenbraue und schmunzelte leicht. “Das kannst du so genau sagen?” “Ja?!” Damit zog er seinen Kopf zurück, schlug die Tür wieder zu und rannte zu seinem Platz zurück. Das Knarren der Treppe ließ ihn noch schneller werden und so huschte der dicke, grüne Stift mit einer Geschwindigkeit über das Papier, dass einem beim Zuschauen wirklich schwindelig werden konnte. Langsam schob Lily die Tür auf, blieb im Rahmen stehen und beobachtete ihren Sohn mit einem sanften Lächeln. “Was machst du denn noch hier, Harry? Wir wollen doch Grandma und Grandpa besuchen. Daddy wartet schon!” Der Kleine nickte, stand aber nicht auf, sondern griff einfach nach einem anderen Stift. “Harry!”, seufzte sie. “Was soll denn das? Hör zu, ich kann ja verstehen, dass du da nicht so gerne hingehst, aber...” “Aber ich muss doch Grandma was mitbringen”, unterbrach er sie unwirsch und bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. “Weil es ist ihr Geburtstag und draußen sind gar keine Blumen mehr, die ich pflücken kann.” Lily trat näher und kniete sich neben ihm nieder. “Und deswegen malst du ihr ein paar? Das ist aber wirklich süß von dir, mein Schatz!” Er nickte bestätigend und zeichnete dann konzentriert an dem bunten Strauß weiter.

Lily dagegen stand wieder auf, beseitigte Papierschnipsel und Buntstiftspäne, lehnte sich an eine Wand an und sah sich in dem Raum um. Zweimal in der Woche räumten Lily und Harry zusammen sein Zimmer auf und auch an das Putzen hatte sie ihn von Anfang an spielerisch herangeführt und so sah sein Kinderzimmer eigentlich immer ganz ordentlich aus. Na ja, so ordentlich wie man es von einem Kind erwarten konnte, aber alles andere wäre Lily auch nicht recht gewesen, denn ihr Kleiner sollte schließlich unbekümmert spielen können, ohne sich Gedanken machen zu müssen, dass er sofort wieder alles aufräumen musste, denn darum ging es nicht, es sollte nur kein Sau... keine Hundehütte werden, wie James es gerne scherzhaft bezeichnete. Lily gluckste und ließ ihre Augen dann über die Wandbemalung des Zimmers wandern. Es war ein riesiges Schloss mit vielen Türmen. Zwischen den Zinnen steckten Kinder und Tiere ihre Köpfe hindurch, aus den Türmen winkten Prinzen und Prinzessinnen in teuren Gewändern heraus, Ritter fochten auf einer der Brücken einen Schwertkampf aus und am Himmel konnte man mehrere herumfliegende Drachen erkennen. Lily hatte Stunden, Wochen, ja vielleicht sogar Monate in diesem Zimmer verbracht und jeden Zentimeter in liebevoller Kleinarbeit bemalt, für ihr Baby hatte alles perfekt sein sollen und davon abgesehen war es auch so ziemlich das einzige gewesen, was ihr Mann sie hatte tun lassen und sie war froh gewesen, auch etwas Sinnvolles machen zu können.

Ihr Blick glitt über die mit herumfliegenden Besen bedruckten Gardinen, den alten Eichenschrank, das von einem Baldachin umgebene Bett, die Truhe, in der ihr Sohn sein Spielzeug aufbewahrte, den kleinen Tisch mit den winzigen Stühlen, das große Bücherregal und blieb dann an dem großen, weißen Einhorn hängen, das mit einem pinken Pullover bekleidet in der Ecke des Zimmers stand und Harrys ganzer Stolz war. Es war Petunia gewesen, die Lily das Kuscheltier zu ihrem zehnten Geburtstag von ihrem ersten selbstverdienten Geld gekauft hatte und eines der wenigen Dinge, die Lily aus ihrem Elternhaus gerettet hatte.

“Mummy?”, riss sie in diesem Moment eine unsicher klingende Stimme aus den Gedanken und sie blinzelte hastig und sah ihren Sohn dann fragend an. “Was ist denn, Schatz? Ist das Bild fertig?” Er nickte zögernd, ließ sie aber nach wie vor nicht aus den Augen. “Bist du traurig, Mummy?” Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn gespielt fröhlich an. “Nein, ich habe nur etwas ins Auge bekommen.” “In beide?”, fragte er misstrauisch und sie hob die Schultern. “Du kennst doch mein Glück. Wir alle springen durch Pfützen, aber meine ist die einzig wirklich tiefe und prompt stehe ich bis zu den Knien im Dreck. Und wer schlägt sich dauernd den Kopf an, bekleckert seine Lieblingsjeans und wirft Gegenstände herunter? Ich! Ich sags dir, wenn ich keine Hexe wäre, hätte ich ständig Beulen und vor allem ver... äh... echt schlechte Laune!” “Ah”, machte Harry und gluckste, offenbar seine vorherigen Zweifel längst vergessen habend. “Ich bin fertig, Mummy, wir können los!” “Okay”, sagte sie und nahm seine Hand. “Dann sagen wir mal Daddy Bescheid, der sitzt nämlich unten und starrt den Kamin an.”

Harry nickte und ging dann still mit ihr die Treppe herunter. Im Flur riss er sich von seiner Mutter los und lief ins Wohnzimmer, wo er die Arme um den Hals seines am Boden sitzenden Vaters schlang und seinen Kopf gegen den seines Ebenbilds lehnte. James lächelte und strich mit der Hand abwesend durch das Haar seines Kindes. Dann stand er auf, hob Harry in seine Arme und ging mit ihm in den Flur. “Sirius kommt später”, sagte er. “Er hat meinen Papierkram übernommen, damit ich eher nach Hause konnte.” “Okay”, sagte Lily und griff nach Harrys Jacke. “Na los, Schatz, wir sind schon fertig, zieh dich schnell an, dann können wir los.” Der Kleine nickte und sah seinen Vater auffordernd an, aber dieser schüttelte den Kopf, setzte sich auf den Boden, griff nach den Schuhen seines Sohnes und zog sie ihm an. Lily hob eine Augenbraue, sagte aber nichts und reichte ihm stattdessen die Jacke und den mit Löwen bestickten Schal, den sie ihrem Sohn gestern geschenkt hatte und sah schweigend zu, wie ihr Mann den Vierjährigen anzog und dann aufstand und ihn auch weiterhin fest an sich gepresst hielt.

“Nähe, hmm?”, machte sie wissend und James lächelte zustimmend. “Lasst uns gehen”, sagte Lily leise, schloss die Tür auf und trat ins Freie. Die beiden Schwarzhaarigen folgten ihr und sie verließen gemeinsam das Grundstück und liefen schweigend die Straße entlang, bis sie vor einer kleinen Kirche ankamen. Sie gingen um das alte Gemäuer herum, bis sie zu einem kleinen Schwingtor kamen, das ein leises Quietschen von sich gab, als sich Lily, James und Harry hindurchquetschten. Selbst der sonst so mitteilungsbedürftige Vierjährige schwieg, als sie den Friedhof durchschritten und in den nächsten Minuten hörte man nichts außer dem leisen Knirschen des Schnees unter ihren Schuhen, bis James schließlich vor einem großen Grabstein aus Marmor Halt machte. Mit einem leisen Seufzen ließ er seinen Sohn auf den Boden herab und kniete sich hin, die Kälte und Nässe nicht einmal wahrnehmend. Vorsichtig, fast schon zärtlich strich er den Schnee von dem Grabstein und legte so die Inschrift frei.



Wir versuchen nicht so sehr zu trauern,
weil wir euch verloren haben.
Wir denken dankbar an die Zeit, in der ihr bei uns wart.

“Hallo Grandma”, sagte Harry. “Happy birthday! Ich hab dir einen Blumenstrauß gemalt!” Damit legte er das Blatt Papier vor den Grabstein, küsste seine Finger und drückte sie auf die Inschrift. “Ich hab dich lieb, Grandma. Und dich auch Grandpa.” Er winkte mit der Hand und lief dann ganz schnell wieder zu seiner Mutter zurück, um sich hochnehmen zu lassen. Er mochte Friedhöfe nicht, die waren gruselig, da gab es Vampire und Monster, die sich von den Eingeweiden kleiner Kinder ernährten, das sagten Fred und George zumindest. Aber glücklicherweise kamen sie nur dreimal im Jahr her, der Friedhof lag zwar in der Nähe, aber sein Daddy sagte immer, dass er sonst zu traurig werden würde. “Wir können gehen”, sagte James und stand auf. “Sollen wir noch...?”, fragte Lily leise und er zuckte mit den Schultern. “Wenn wir schon mal da sind, sicher, warum nicht?” Damit nahm er der Rothaarigen ihr gemeinsames Kind aus den Armen und stapfte voraus, während Lily noch kurz stehen blieb, einen Strauß Lilien heraufbeschwor und sie auf das Grab legte. “Er vermisst euch”, sagte sie leise und folgte ihrem Mann dann.

Er stand etwas abseits des Weges vor einem kleinen, etwas verkommenen Grab. “Es ist lange keiner mehr hier gewesen”, stellte er emotionslos fest und betrachtete den grauen, mit Moos überwucherten Stein mit zusammengekniffenen Augen. Lily schwang den Zauberstab und murmelte eine lautlose Formel. “Das hat niemand verdient”, erklärte sie auf seinen Blick hin und er zuckte mit den Schultern. “Wir alle treffen manchmal falsche Entscheidungen, James”, sagte sie leise. “Es kommt dann darauf an, was wir daraus machen. Er hat eure Freundschaft verraten, ja, aber er hat versucht es wieder gutzumachen. Deinen Hass hat er nicht verdient, er war kein schlechter Mensch, er war schwach, aber im richtigen Moment war er dann stark und ist für seine Fehler geradegestanden. Und dieser Zorn in deinem Herzen... James, du bestrafst damit nicht ihn, du verletzt dich nur selbst! Hass bringt niemandem etwas, er tut nur weh und zerfrisst dich ganz langsam von innen.”

James starrte sie an, schüttelte den Kopf, sah wieder auf den Grabstein und runzelte dann die Stirn. “Was ist das denn?”, murmelte er und kniete sich hin. “Da steht ja noch etwas unter dem Spruch seiner Mutter... Unvergesslich unsere leuchtenden Tage... Warst du das?” Lily hob einen Mundwinkel und nickte. “Aber du mochtest ihn nie!” “Na ja”, sie wurde etwas rot. “Ich mochte das Bild, das ich von ihm hatte nicht, das ist richtig. Ich meine, er hat ständig wiederholt was ihr gesagt habt, ist euch hinterhergelaufen, hat fast schon gesabbert... Das ist nicht die Art Mensch, die ich mag. Aber... Sieh mal, James, ohne ihn wären wir ganz sicher nicht mehr mit unserem Baby zusammen und das ist das größte Geschenk, das er uns machen konnte. Er hat für seine Schuld gebüßt.” “Ach komm”, fauchte James und blitzte sie böse an. “Ohne ihn wäre es doch gar nicht so weit gekommen, ohne ihn wären wir nie in Gefahr gewesen!” “Jetzt redest du Unsinn und das weißt du auch. Wir sind Voldemort schon vor seiner Geburt dreimal entkommen.” Sie nickte in Richtung Harry. “Sagen wir, Peter wäre kein Todesser gewesen. Früher oder später wären sie drauf gekommen, dass er unser Geheimniswahrer war und dann? Denkst du ehrlich, dass er einer Folter standgehalten hätte? Wohl kaum... Oder wenn wir Sirius genommen hätten... Natürlich, er wäre eher gestorben als uns zu verraten, aber wer sagt uns denn, dass ein so mächtiger Zauberer wie Voldemort ihn nicht mit dem Imperius dazu hätte bringen können, unseren Aufenthaltsort zu verraten? Oder wenn er ihn getötet hätte? Wir hätten uns unser Leben lang Vorwürfe gemacht. Und selbst wenn nicht... Wie lange hätten wir uns noch verstecken müssen? Jahre? Jahrzehnte? Was wäre das für ein Leben gewesen, James? Nein, es ist alles gut so, wie es gekommen ist, denn so konnten wir alles im Voraus planen und Voldemort eine Falle stellen.”

James nickte schließlich, legte ihr einen Arm um die Schultern, drückte Harry fester an sich und drehte dem Grabstein den Rücken zu. “Wer hätte gedacht, dass du Peter mal verteidigen würdest?” Lily lachte. “Er hat mir ein Leben mit meiner Familie geschenkt und ich habe ihm verziehen, so wie auch Remus euch verziehen hat, dass ihr ihn für den Verräter gehalten habt.” “Jaja, reib mir nur immer wieder unter die Nase, dass du es die ganze Zeit nicht für möglich gehalten hast. Das ging doch nicht gegen ihn, es war nur... bei Sirius war es klar, dass er uns nie verraten würde und Peter hatte nicht mal besondere Fähigkeiten, wieso also hätte er für Voldemort interessant sein sollen? Und Remus... Remus hat sich sein Leben lang nach Anerkennung gesehnt, er wurde von der Gesellschaft konsequent ausgeschlossen und hatte keine wirkliche Zukunftsperspektive. Er schien halt am anfälligsten...” “Ich weiß”, murmelte Lily. “Wie gesagt, er hat euch und auch Peter verziehen. Wir waren bei seinem letzten Geburtstag gemeinsam hier, du wolltest ja nicht. Hat Sirius eigentlich mittlerwei...” “Nein.” James schüttelte den Kopf. “Er will von dem Thema nichts wissen, er wird nur jedes Mal sauer und fängt an zu loszubrüllen. Er ist da ziemlich empfindlich, ich glaube nicht, dass er sein Grab jemals besuchen wird. Nach dem Tod meiner, unserer Eltern waren wir die einzige Familie die er noch hatte und er kann und will Peter nicht verzeihen, dass er uns in Gefahr gebracht hat. Glaub mir, gäbe es dich nicht würde ich genauso denken, vielleicht solltest du in einem ruhigen Moment auch mal mit ihm reden. Wobei ich mir nicht so sicher wäre, dass er deinen Argumenten so erlegen ist wie ich, ihn kannst du immerhin nicht auf die Couch verbannen...” Seine Lippen zuckten.

Lily schwieg eine Weile und als sie den Friedhof verlassen und das quietschende Tor wieder hinter sich geschlossen hatten, lächelte sie plötzlich. “Vielleicht sollten wir Harry auf ihn ansetzen. Ein paar gut platzierte Sabberküsse und er ist Wachs in seinen Händen.” James lachte. “Ja, da könntest du recht haben, so haben wir ihn ja immerhin auch dazu gebracht, beim letzten Kindergartenfest Plätzchen zu verkaufen.” “Jaaa”, machte Lily und blickte träumerisch in die Luft. “Er sah so niedlich aus mit seiner pinken Schürze, den großen Topflappen und der Schmolllippe. Göttlich und einfach zum Abknutschen.” “ Göttlich und zum Abknutschen? Na, wer redet da von mir?”, ertönte in diesem Moment eine belustigte Stimme und als Lily und James sich umdrehten, blickten sie mitten in die schelmisch blitzenden Augen ihres besten Freundes. Harry quietschte begeistert auf und fing in den Armen seines Vaters an zu zappeln. Sirius grinste und schnappte sich seinen Patensohn, nur um ihn dann auf den Kopf zu drehen und mit der freien Hand durchzukitzeln. Harry schrie vor Freude und James und Lily warfen sich einen kurzen, wissenden Blick zu und verdrehten gleichzeitig die Augen. “Hallo Sirius”, begrüßten sie ihn wie aus einem Mund und der Schwarzhaarige winkte kurz, nur um sich dann wieder seinem Patensohn zuzuwenden, der mittlerweile einen puterroten Kopf hatte, was ihn aber nicht davon abhielt auch weiterhin fröhlich zu quietschen.

“Du meine Güte, Harry, du siehst ja aus wie Mummys lebendig gewordener Lippenstift”, spöttelte James, woraufhin er sich einen Seitenhieb von seiner Frau und einen beleidigten Blick von seinem Sohn eintrug. Er konnte allerdings auch Zahnschmerzen haben, so genau war das in dieser Position nicht zu erkennen. “Sirius, dreh ihn wieder um, sonst sterben ihm noch ein paar wichtige Körperteile ab”, fügte er noch hinzu, woraufhin sich der Kleine tatsächlich innerhalb von einer Sekunde wieder in einer gesünderen Position befand. James grinste, kannte er seinen besten Freund doch so gut, dass er genau wusste, womit er ihn kriegen konnte und für den Verlust der Männlichkeit seines heißgeliebten Patenkindes verantwortlich zu sein... nun, das stand auf seiner to do Liste nicht gerade ganz oben.

Bevor er allerdings noch einen passenden Spruch ablassen konnte, riss seine Frau neben ihm die Augen auf und zeigte auf das pottersche Dach. “Was zum... James! Das war da gestern aber noch nicht drauf!” “Gefällts dir?”, grinste der Schwarzhaarige und auch Sirius’ Brust schien vor lauter Stolz anzuschwellen. “Unser Meisterwerk”, schniefte er und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. “Okay, Leute, ich hatte euch gebeten, die Lichter auf dem Dach anzubringen und ich habe euch auch wie jedes Jahr freie Hand gelassen, weil ich genau weiß, dass ihr immer die besten Ideen habt, aber das geht jetzt wirklich zu weit! Was bei Salazar ist bitte lustig an einem Bier trinkenden Weihnachtsmann und einem torkelnden Rentier? Wie habt ihr das eigentlich hingekriegt? Okay, Frage zurückgezogen. Aber das ist jawohl... Oh mein... FÄNGT DER JETZT AN ZU STRIPPEN?” Schockiert schnappte sie nach Luft. “Okay, das wars! Das ist das letzte Mal gewesen, dass ich euch an der Dekoration mitwirken lassen habe, dass das klar ist! Und wenn ich das ganze Jahr üben muss wie man aus stinknormalen Lichterketten per Zauberhand Leuchtfiguren formt, das ist das letzte Mal, dass ich mich wegen euch schämen muss!” Sie schnappte erneut nach Luft, stutzte dann und legte den Kopf schief. “Was macht der denn... OH MEIN... BESPRINGT ER GERADE DAS RENTIER?” Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung und erst jetzt fiel ihr Blick auf ihren Sohn, der die Szene mit großen, interessierten Augen beobachtete.

Mit einem empörten Schrei riss sie ihren Sohn an sich und hielt ihm die Augen zu. “Ihr... ihr könnt doch nicht... das... das ist jawohl... wenn die Muggel das sehen!” James hob eine Augenbraue und warf Sirius einen kurzen Blick zu. “Willst du oder soll ich?” “Du!”, antwortete sein bester Freund und machte eine gebieterische Geste, woraufhin James salutierte, lachte und sich dann wieder zu seiner Frau herumdrehte. “Erstens: In dieser Gegend leben mittlerweile hauptsächlich Zauberer, das weißt du genau. Zweitens: Auf dem Haus liegt schon seit Ewigkeiten ein Zauber, der die Muggel nichts Magisches sehen lässt, auch das weißt du, ansonsten würdest du nicht einfach aus dem Vorgarten heraus apparieren oder uns im Garten herumfliegen lassen. Und selbst wenn, dann würden sie es vermutlich für irgendeine neumodische Erfindung halten. Ich meine, es gibt jetzt bei den Muggeln sogar Toilettenwärmer, Toilettenwärmer, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!” “Hätte meine Idee sein können”, warf Sirius ein und Lily hob eine Augenbraue. “Das glaub ich dir sogar.” Sie wandte sich an ihren Mann, wirkte aber um einiges ruhiger als noch Sekunden zuvor. “Hier laufen Kinder rum, James, wenigstens von dir hätte ich ein wenig mehr Verantwortungsbewusstsein erwartet! Meinetwegen lasst ihn Bier trinken und einen Rülpswettbewerb veranstalten -denk nicht mal dran, Sirius, ihr werdet so etwas nicht in unserem Haus veranstalten, es sei denn, du hast Lust demnächst mal mit pinken Strähnchen rumzulaufen-, aber macht das Ganze wenigstens einigermaßen jugendfrei, ich habe nämlich echt keine Lust von den Müttern hier abschätzig angeguckt zu werden und ich bin auch nicht gerade scharf darauf, meinem Sohn zu erklären, warum dem Weihnachtsmann so warm ist, dass er sich ausziehen muss und ihm Fragen zu beantworten wie... wie... ob er und Onkel Rentier demnächst heiraten! Nein, danke! Es ist eure Sache, wenn ihr den Jungen unbedingt verderben wollt, aber dann beschwert euch nicht, wenn er ihn zehn Jahren in einem Tutu durch die Gegend läuft und alles aufreißt, was weniger als fünf Beine hat!”

Ihre absichtlich übertriebene Zukunftsprognose ließ ihre beiden Männer schlagartig erbleichen und während sie sich innerlich die Hände rieb und um ein imaginäres Feuer herumtanzte, zog sich der Weihnachtsmann auf dem Dach wieder seinen Mantel und die Schuhe an, setzte sich in seinen Schlitten und paffte genüsslich eine Zigarre. “Mummy?”, riss sie in dem Moment die weinerliche Stimme ihres Sohnes aus den Gedanken und als sie ihn daraufhin ansah, fiel es ihr wirklich schwer sich das Lachen zu verkneifen. Von dem Gesicht ihres Kindes war nur der unglücklich verzogene Mund zu sehen, die obere Hälfte verdeckten immer noch ihre Finger. “Tschuldigung”, gluckste sie und zog ihre Hand zurück, woraufhin ihr Sohn ihr einen beleidigten Blick zuwarf und sich dann so gut es eben möglich war von ihr wegdrehte. “Ähm”, machte Lily und überlegte angestrengt, wie sie ihr Baby wieder versöhnen konnte. Dann fiel ihr Blick auf den vorderen Teil des potterschen Anwesen und ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. “Oh mein...” Sie machte ein paar schnelle Schritte auf das Gartentor zu, schob sich hindurch und lief dann -wissend dass ihre beiden Jungs ihr folgen würden- auf die große Eiche zu, vor der das Ergebnis stundenlanger, teilweise sehr detaillierter Arbeit stand.

“Das ist ja genial! Habt ihr die gebaut?” Mit großen Augen ging sie auf die Schneefiguren zu und betrachtete staunend den lebensgroßen Hirsch. Sein Geweih bestand aus zwei langen Stöcken, seine Nase glänzte und sein aus kleinen Steinen geformter Mund hatte sich zu einem leicht dümmlichen Grinsen verzogen. Zufall oder nicht, sein Kopf war leicht gedreht und er schien nur Augen für die Schneefrau neben ihm zu haben. Lily hob belustigt eine Augenbraue und warf ihrem Mann einen kurzen Seitenblick zu. “Lass mich raten... die ist von dir?” Er klimperte unschuldig mit den Wimpern. “Wieso?” “Oh, keine Ahnung”, sagte Lily und verlagerte Harrys Gewicht in ihren Armen. “Vielleicht weil sie meinen Bikini trägt und ihr die Dinger überall rausquillen?” “Das ist ein Indiz, kein Beweis”, entgegnete er gespielt trotzig und verschränkte mit vor Freude blitzenden Augen die Arme vor der Brust. “Und wie erklärst du dir dann die Tatsache, dass er sabbert?”, fragte sie und zeigte auf die kleine Pfütze, die sich unter der Schnauze des Tieres gebildet hatte. “Er sabbert nicht”, entgegnete James beleidigt. “Er schmilzt.” “Schicksal”, machte Lily und betrachtete dann den erstaunlich gut getroffenen Werwolf, was aber schnell uninteressant wurde und so wandte sie sich wieder dem Hirsch zu. Es gab doch bestimmt noch irgendetwas, womit sie ihn ärgern konnte...

“Lily? Was machst du denn da?” Stirnrunzelnd beobachtete James seine Frau, die in die Knie gegangen war und gerade eingehend den Unterleib des Tieres zu begutachten schien. “Also entweder brauche ich eine Lupe oder das da ist ein Weibchen”, stellte sie trocken fest und als ihr Mann daraufhin einen hochroten Kopf bekam und fast schon krampfhaft nach Luft schnappte, fügte sie besänftigend hinzu: “Also kannst du es natürlich nicht sein, denn du bist ja... ähm... ja... Wie komm ich da jetzt wieder raus? Sirius? Hilfe, bitte!” “Ich... ich brauchte noch Schnee für meine Ohren”, sprang er tatsächlich für sie in die Bresche und zog damit die Wut seines besten Freundes auf sich. Mit zu Schlitzen verengten Augen sah Harrys Vater dessen Paten an und zischte dann mit leiser, gefährlicher Stimme: “Versuchst du mir gerade durch die Blume zu sagen, dass irgendetwas an mir nicht ganz ausgereift ist und nur für Hundeohren reicht? Pass bloß auf, du Zwergpinscher!” “Boah”, machte Sirius. “Das war gemein! Die Viecher sind hässlich und klein und... bah!” Er griff sie theatralisch an die Brust. “Das tut so weh, das tut so unwahrscheinlich weh!” “Dein Herz ist auf der anderen Seite”, antwortete James trocken, Sirius erstarrte und stampfte dann frustriert mit dem Fuß auf. “Verdammt, warum passiert das immer mir?” “Hrm hrm”, machte Lily und entschloss sich, den Gefallen zurückzugeben und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

“Also du hast die Ohren gemacht, ja? Und der Werwolf ist ganz eindeutig von Remus, das sieht man, die Schneefrau von James- Hey, guck mal, Baby, da hinter mir stehst ja du, spielst du etwa Verstecken?- und der Hund und der Hirsch sind jawohl ganz eindeutig von Harry. Klar, die Formen sind etwas unscharf und demoliert, aber man kann erkennen, was es ursprünglich werden sollte. Was habe ich für ein talentiertes Baby!” Stille. Irritiert blickte Lily von ihrem Sohn, der mit einem verträumten Gesichtsausdruck an ihren Haaren herumnestelte zu ihren beiden Männern. Sirius schmollte sie pikiert an, während James sich nicht ganz sicher zu sein schien, ob er jetzt lachen oder weinen sollte und sich so für die goldene Mitte entschied, was ihn wie einen von Blähungen geplagten Frosch aussehen ließ. “Oh”, machte Lily und versuchte krampfhaft das Lachen zu unterdrücken. “Ihr ähm... ihr habt Hirsch und Hund ganz alleine gebaut, richtig? Das äh... das habt ihr gut gemacht, sieht wirklich naturgetreu aus, ganz toll.” “Sagst du mir gerade, dass ich aussehe wie eine runde Kugel mit nem Quaffel auf den Schultern und nem Stock im Arsch?”, fauchte Sirius und Lily klappte die Kinnlade herunter. In ihrem Schock vergaß sie ganz, ihren besten Freund für seine Ausdrucksweise in der Nähe seines Patenkindes zu maßregeln und schien absolut sprachlos zu sein. “Harry muss aufs Klo”, murmelte sie schließlich. “Und ich muss die Küche putzen, weil äh... ich... ich sie vorhin angemalt habe?” Damit flüchtete sie mit dem wild protestierenden Harry ins Haus und ließ zwei breit grinsende Schwarzhaarige zurück. “Tja”, sagte der Hundeanimagus. “Lily dreihundertvierundneunzig, Sirius eins.” Und er wirkte dabei so unglaublich selbstzufrieden und stolz, dass James es einfach nicht übers Herz brachte, ihm zu sagen, dass das kein besonders guter Schnitt war. “Ich... ähm... ich geh Lily helfen. Ich glaube, ich... äh... habe die Lappen im Klo vergessen, ja genau! Und wie soll sie denn sonst putzen?!” Damit drehte er sich um und folgte seiner Frau so schnell wie möglich, wobei er überlegte, des Effekts wegen durch das Wohnzimmerfenster zu springen, sich dann aber doch dagegen entschied, wollte er doch sein wunderschönes, einmaliges und einfach umwerfendes Gesicht nicht in Gefahr bringen. Zurück blieb ein breit grinsender Sirius, der über seinen ausgestreckten Zeigefinger pustete, ihn in die Hosentasche steckte und sich selbstzufrieden eine Strähne aus der Stirn pustete. “James einhundertsiebenundneunzig, Sirius einhundertachtundneunzig. Oh ja!” Damit küsste er seine Finger, drückte sie auf sein Hinterteil, gab ein lautes “Zschschsch” von sich und folgte seinen Freunden dann hüftwackelnd, um seiner Bestimmung nachzukommen und ihnen den letzten Nerv zu rauben. Alles andere konnte warten.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Di Dez 14, 2010 1:16 pm

Und das zweite Chap für heute Smile


Freitag, 14. Dezember 1984, 12.45 Uhr


“Harry Potter! Wirst du wohl aufhören deinen Teller abzulecken?!” Empört blickte Lily ihren Sohn an, der besagtes Objekt mit beiden Händen umklammert hielt und von dessen Gesicht nur noch die unschuldig dreinblickenden Augen zu sehen waren. “Aber Padfoot tut das auch!” Lily hob eine Augenbraue. “Padfoot benutzt auch nicht die Toilette, sondern lässt einfach alles fallen”, antwortete sie trocken. “Tust du das auch?” Prompt stellte der Kleine seinen Teller zurück auf den Tisch und blickte seine Mutter mit geröteten Wangen und schuldbewusstem Blick an. “Das eine Mal zählt nicht, da hattest du dich noch nicht ganz ans Töpfchen gewöhnt”, beruhigte Lily ihn mit zuckenden Mundwinkeln und der Vierjährige nickte erleichtert. “Okay.” “Schön, dann räum nur schnell deinen Teller und dein Besteck weg und dann machen wir gemeinsam dein Geschenk auf, ja?” Der Kleine nickte begeistert, sprang von seinem Stuhl herunter, schnappte sich besagte Gegenstände und wartete bis seine Mutter die Spülmaschine öffnete und er sein Geschirr hineinstellen konnte. “Fertig”, lachte er und riss seine Hände in die Luft. Lily lächelte, räumte schnell den restlichen Tisch ab, schloss die Spülmaschine und streckte ebenfalls ihre Hände in die Luft. “Fertig!”

“Und?”, machte Harry, sah sie auffordernd an und trat dabei immer wieder vom einen Fuß auf den anderen. “Was “und”, Harry? Musst du mal aufs Klo?” Verständnislos schüttelte er den Kopf. “Darf ich jetzt, darf ich jetzt?” “Aufs Klo? Na sicher, Schatz, da musst du doch nicht fragen!”, antwortete sie und beobachtete amüsiert das Augenrollen ihres Kindes. “Mum-my!” “Na schön”, lachte sie. “Dann schauen wir mal, was du heute kriegst!” Blitzschnell umfasste sie seinen Oberkörper, hob ihn hoch und kitzelte ihn dabei am Bauch. Der Kleine begann sofort zu schreien, zu quietschen und zu zappeln, was auch sie zum Lachen brachte und erst als Harry eine Obstschale vom Tisch trat, hörte sie auf und hob ihn ein wenig höher, sodass er es jetzt auch ohne große Probleme schaffte, den Inhalt des Weidenkorbes unter die Lupe zu nehmen.

Als er allerdings zwei Minuten später immer noch nicht das richtige Geschenk gefunden zu haben schien, wurden ihre Arme dann doch langsam schwer und sie stupste ihn mit ihrem Kopf leicht gegen das Bein. “Beeil dich mal, Schatz! Das Geschenk kann doch nicht so schwer zu finden sein und Mummy kann dich gleich echt nicht mehr halten!” “Was für ein Geschenk?”, fragte Harry unschuldig und Lily schnappte nach Luft. “Das ist jetzt jawohl nicht dein Er...” “Scherz”, grinste ihre Sohn und hielt ihr ein großes Päckchen, das in buntes Geschenkpapier eingewickelt war vors Gesicht. “Du Schlingel!”, lachte sie, stellte ihn auf dem Boden ab und setzte sich auf einen in der Nähe stehenden Stuhl. Harry folgte ihr sofort und versuchte auf ihren Schoß zu klettern, was allerdings nicht besonders gut klappte, da er sein Geschenk partout nicht loslassen wollte. Lily grinste, packte ihn unter den Achseln und hob ihn auf ihren Schoß, wo er mit einem zufriedenen Glucksen sofort begann, das bunte Papier von dem Geschenk zu fetzen.

“Hmm”, machte er schließlich, packte das merkwürdige Plastikdings an dem etwas dünneren Schlauch und hielt es in die Höhe. “Ich glaub, das ist kaputt, Mummy!”, sagte er schließlich nach einer etwas intensiveren Begutachtung und blickte die Rothaarige ernst und ein wenig vorwurfsvoll an. Lily gab ein ersticktes Glucksen von sich und verwuschelte ihrem Kind dann grinsend die Haare. “Du musst ihn aufblasen, Harry! Du kannst ja Daddy fragen, er hilft dir bestimmt.” “Oh”, machte der Schwarzhaarige und seine Augen glänzten freudig. “Kommt Daddy heute schon früher nach Hause?” “Wenn nicht, muss ich ihm mal wieder Bleichmittel ins Shampoo mischen”, antwortete Lily grimmig und ihr Sohn kicherte. “Er sah aus wie Onkel Albus, nur ohne Bart und nicht so alt.” Lily grinste. “Das lass mal lieber nicht Daddy hören, sonst setzt er sich in die Ecke und schmollt und wir kommen heute zu nichts mehr.” “Soso”, ertönte in diesem Moment eine amüsiert klingende Stimme und die beiden drehten sich ertappt um. “Reizend zu hören, was Miss Ich-wachse-meinem-Mann-die-Beine-weil-er-ein-Nickerchen-macht so über mich denkt.” Lily warf ihm einen vernichtenden Blick zu, setzte Harry auf dem Boden ab und stand auf. “Du bist mitten dabei eingeschlafen, das ist verdammt noch mal unhöflich.” Sie hob abwehrend eine Hand. “Ich weiß, dass man das nicht sagen darf, Harry, aber das gilt nur für Kinder und Siriusse, Mummys dürfen das manchmal.” “Dann will ich später auch eine Mummy werden”, antwortete ihr Sohn ernsthaft und während James nach Luft schnappte, warf Lily ihm einen kurzen Seitenblick zu und setzte ein teuflisches Grinsen auf. “Oh, das lässt sich sicher machen, Liebling. Die eine oder andere Opera...” “LILY!” James’ Gesicht war hochrot, sein rechtes Auge zuckte merkwürdig und er schien kurz vor einem Herzinfarkt zu stehen. Sie täschelte ihm beruhigend den Arm. “Alles gut, Schatz, das war nur ein Scherz, alles gut, ganz ruhig!”

Als sich ihr Mann langsam wieder zu beruhigen schien, grinste sie kurz und holte zu ihrem nächsten Rundumschlag aus. “Aber vielleicht sollten wir mal bei dir über eine Op nachdenken. Ich meine, wenn du einfach so mittendrin einschläfst...” “ICH HATTE EINE 36-STUNDENSCHICHT HINTER MIR!”, schrie James und seine Stimme überschlug sich vor lauter Aufregung. “Ich war müde und es war ein Wunder, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben!” Lily öffnete schon den Mund, um zu entgegnen, dass Sirius oder -in der gemeineren Variante- Severus es bestimmt zu Ende gebracht hätten, aber dann wäre aus Spaß vermutlich Ernst geworden und das war es ihr dann doch nicht wert, das Wortgefecht zu gewinnen. “Du warst schon mal schlagfertiger”, sagte sie stattdessen und klopfte ihm tröstend auf den Rücken. “Aber ich habe dich ja sowieso nur wegen deines Aussehens geheiratet.” “Ich weiß”, sagte James leichthin, schlang einen Arm um sie, zog sie näher an sich heran und grinste sein Ebenbild dann an. “Lass mich dir einen Tipp geben, Sohn: Heirate niemals eine rothaarige Frau.” “Lieber einen rothaarigen Mann?”, wisperte Lily in sein Ohr. “Ich bin mir sicher, da gibt es den einen oder anderen Interess... AU!” Empört rieb sie sich die Seite. “Oh, habe ich dich gekniffen? Das tut mir aber Leid, wie konnte das denn nur passieren?”, machte James trocken und sie hob anerkennend eine Augenbraue und setzte zu einer Antwort an, wurde aber von ihrem Sohn unterbrochen. “Ich will Ginny gar nicht heiraten! Wer hat das gesagt? Weil der lügt nämlich!” Lily warf einen kurzen Blick auf seine ertappt hin und her flitzenden Augen und verpasste ihrem Mann dann einen kurzen Seitenhieb. Dieser keuchte und blickte sie empört an, verstand dann aber doch und zwinkerte seinem Sohn frech zu. “Ich kann mich nicht daran erinnern, von Ginny gesprochen zu haben.” “Oh”, machte der Kleine und sein Gesicht lief prompt puterrot an. “Freudscher Versprecher”, flötete Lily zuckersüß und James verzog den Mund. “Er ist viel zu jung um sich schon einfangen und zähmen zu lassen.”

“JAMES POTTER!”, fauchte die Rothaarige, machte sich los und stemmte wütend die Arme in die Seiten. “Wie kannst du es wagen, dem Jungen so etwas zu erzählen? Na warte, du kannst die nächsten Nächte auf der Couch verbringen, das glaub mal! Ach was, die Couch ist viel zu gut für dich, du bleibst bei Sirius, jawohl!” James riss die Augen auf und sah sie flehend an. “Das kannst du nicht machen! Das... das ist nicht fair, so schlimm war das doch jetzt gar nicht!” Sie blickte ihn nur unbeeindruckt an und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich packe dir gleich heute Abend deine Sachen zusammen.” Er starrte sie entsetzt an. “Das kannst du mir nicht antun! Er schnarcht und furzt im Schlaf, das ist widerlich, willst du, dass ich an Sauerstoff- und Schlafmangel sterbe?” “Er furzt nur, wenn man sich einen Spaß daraus macht, ihn vorher zu einem Weltrekord im Erbsensuppe essen anzustacheln!”, entgegnete Lily trocken und James hob eine Augenbraue. “Woher willst du das denn wissen?” “Er ist mein bester Freund, natürlich haben wir schon das eine oder andere Mal das Bett geteilt”, sagte sie und mit einem Mal verschwand der Schalk aus ihren Augen und machte einem ungewohnt ernsten Ausdruck Platz, was James aber erst nach seinem nächsten Satz bemerkte. “Wie kannst du mir so etwas einfach an den Kopf werfen? Und überhaupt, wann soll denn das bitte gewesen sein?”, fauchte er ihr regelrecht entgegen und die Eifersucht schwang ganz deutlich in seiner Stimme mit. “Zum Beispiel als Monsieur sich unbedingt mit auf die Suche nach den Mördern von Mollys Brüdern machen musste? Als du die Reichweite des Fidelius-Schutzes verlassen hast und auf einmal spurlos verschwunden warst? Als ich dir folgen wollte und von Sirius und Remus mit Gewalt und etlichen Zaubern im Haus festgehalten werden musste? Als ich drei Tage am Stück nicht schlafen konnte und wollte, weil ich krampfhaft nach einer Möglichkeit dich zu finden gesucht habe? Als ich durch die Aufregung und den Kräfteverlust fast unser Kind verloren hätte? Stell dir vor, James, da hat mir Nähe echt geholfen und ohne Remus und Sirius hättest du heute ganz sicher keine Familie, also hör auf dich so aufzuspielen!”

James sah seine schwer atmende Frau bestürzt an und legte seine Hand auf ihren Unterarm, die sie sofort unwirsch abschüttelte. Harry blickte unglücklich zwischen seinen Eltern hin und her, konnte er Streit doch gar nicht gut ertragen und auch wenn er nicht genau verstanden hatte worum es ging, so konnte er doch an der Stimme seiner Mutter erkennen, dass sie wirklich, wirklich aufgebracht war. Reflexartig schob er sich den Daumen in den Mund, umklammerte mit der anderen Hand ganz fest sein Adventsgeschenk und zog sich dann still und leise in eine der Ecken zurück. Lily, die die Verunsicherung ihres Sohnes instinktiv zu spüren schien, drehte sich ruckartig um und starrte den kleinen, verängstigten Jungen erschrocken an. Mit zwei Schritten war sie bei ihm, ging in die Hocke und zog ihn in eine sanfte, schützende Umarmung. Sofort krallte er seine Hände in ihren Pullover und verbarg sein Gesicht an ihrem Hals. “Schschsch”, murmelte sie, drückte ihm immer wieder Küsse auf das Haar und strich ihm sanft über den Rücken. “Jetzt haben wir dich erschreckt, hmm?”, fragte sie leise und der Kleine schniefte und nickte. Lily seufzte, stand auf und hielt ihn dabei eng an sich gedrückt, wobei das gar nicht nötig gewesen wäre, denn ihr Sohn klammerte sich mit Armen und Beinen an ihr fest und schien sie nie wieder loslassen zu wollen.

Die Rothaarige warf ihrem Mann, der sich nicht von der Stelle bewegt hatte und betroffen auf die zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben starrte, einen kurzen Blick zu und winkte ihn dann mit einem Rucken ihres Kopfes zu sich heran. Mit der einen Hand immer noch ihren Sohn haltend, rückte sie sich einen Stuhl zurecht und ließ sich darauf nieder. Dann löste sie sanft aber bestimmt die Hände des Vierjährigen aus ihrem Haar und setzte ihn auf dem Tisch ab. “Trennt ihr euch jetzt?”, fragte Harry und sah seinen Vater mit großen, feuchten Augen an. Der Schwarzhaarige schluckte bitter, trat auf den Tisch zu, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich dann so hin, dass er seinem Sohn in die Augen blicken konnte. “Aber nein, natürlich nicht! Schau, Mummys und Daddys streiten sich manchmal und ich weiß, dass das sehr erschreckend ist und deswegen tun sie das normalerweise auch nicht vor ihren Kindern, aber du musst dir keine Sorgen machen.” “Aber Stevies Mummy und Daddy haben sich auch immer gestritten und die haben ganz, ganz laut geschrien und er hat dann im Kindergarten immer ganz doll geweint und wenn ich ihn trösten wollte, hat er mich gehauen! Und jetzt wohnt er mit seinem Daddy und seiner Schwester zusammen und sieht seine Mummy nur ganz selten. Aber ich will nicht von Mummy weg, ich will bei ihr bleiben!” Er sah die Rothaarige mit großen, bittenden Kinderaugen an und ihr wurde ganz schwer ums Herz.

Heftig gegen die Tränen ankämpfend und krampfhaft schluckend spürte sie mit einem Mal die warme, große Hand ihres Mannes in der ihren. Sanft und beruhigend strich sein Daumen über ihren Handrücken und gab ihr so die Kraft mit ihrem Sohn zu reden. “Es tut mir Leid, dass wir dir Angst gemacht haben”, sagte sie mit leiser, zittriger Stimme. “Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, wir werden uns nicht trennen und du musst auch ganz sicher nicht weg von mir, versprochen. Mummy und Daddy haben sich ganz doll lieb, aber manchmal sind wir nicht einer Meinung und dann diskutieren wir und ganz, ganz selten muss man auch mal schreien, damit man sich wieder gut fühlt. Aber wir vertragen uns ja wieder und wir haben uns auch nicht weniger lieb, du musst wirklich keine Angst haben.” Harry warf seinem Vater einen kurzen Blick zu und als dieser nickte, streckte er trotzig das Kinn vor und verschränkte die Arme vor der Brust. “Aber ihr streitet sonst nie!”

“Nun”, sagte James und warf seiner Frau einen kurzen, fragenden Blick zu. “Wir diskutieren manchmal, aber das muss so sein, das ist in jeder gesunden Beziehung so.” Harry blickte ihn irritiert an. “Wieso ist es gut, miteinander böse zu sein?” “Aufeinander”, korrigierte Lily automatisch, schüttelte dann aber über sich selbst den Kopf. “Eigentlich geht beides... Nein, was ich sagen wollte... Lass es mich so erklären: Du findest doch manchmal auch nicht gut, was Ron macht, richtig? Wenn er dir zum Beispiel die Schokofroschkarten wegnimmt, obwohl du sie dir gerade anguckst, dann sagst du ihm doch auch, dass du das nicht gut findest, nicht? Und so ist das bei Mummy und Daddy auch, wenn wir uns nicht sagen, wenn uns etwas nicht passt, kann es der andere ja beim nächsten Mal auch nicht besser machen, verstehst du?” “Ja”, nickte Harry ernsthaft und legte mit blitzenden Augen den Kopf schief. “Aber wenn Ron mir meine Karten wegnimmt, dann haue ich ihn, weil anders kapiert er das nämlich nicht! Fred sagt, das ist weil er doof ist.” “Harry!”, machte Lily halb lachend, halb tadelnd. “Du kannst doch nicht so über deinen besten Freund reden!” “Ach”, sagte James, offenbar froh darüber, dass sein Sohn sich beruhigt hatte und das Thema anscheinend schon wieder vergessen war. “Er hat doch recht. Was denkst du wie ich Sirius davon abhalte mir mein Mittagessen zu klauen? Mausefallen, Heuler, Juckpulver in seinen Unterhosen, selbst auf diese Art und Weise kapiert er es einfach nicht. Harry hat recht, manchmal muss man zu härteren Mitteln greifen, auch wenn das bei Sirius natürlich eine Menge heißt, aber glaub mir, irgendwann finde ich eine Möglichkeit ihn von meinem Essen fernzuhalten und wenn ich ihm einen Maulkorb anlegen muss!” “Du könntest ihm sagen, dass er dann keine Bussis mehr kriegt”, schlug Harry hilfreich vor und James wackelte mit dem Kopf. “Uhm... Ich glaube nicht, dass das hilft.” “Ich glaube, Harry meinte seine eigenen Küsse, nicht deine”, grinste Lily breit, woraufhin ihr Sohn ernsthaft nickte und James rot anlief. “Hrm... das... das wusste ich!”

“Sicher”, antwortete Lily nur, stand dann aber auf und ließ sich auf dem Schoß ihres Mannes nieder und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab. “Tut mir Leid.” “Ich weiß, mir auch”, sagte er leise und streichelte ihr sanft über die Seite. “Was ich fragen wollte... Ich weiß, wir wollten heute... du weißt schon... Aber ich habe heute Morgen kurz Arthur getroffen und er hat mir total aufgeregt erzählt, dass er heute mit seinen Kids in eins dieser Muggeldinger fährt, damit sie den Weihnachtsmann treffen können. Er war ganz aufgeregt und hat wohl auch schon Tickets für die U-Bahn besorgt, du kennst ihn ja, er ist da wie ein kleines Kind. Kaufhaus, das wars, Kaufhaus! Na ja und morgen hatten wir doch eigentlich nichts Festes geplant, also nichts, was wir nicht auf den Abend verschieben könnten und deswegen dachte ich, dass wir du-weißt-schon-was einfach morgen machen und dafür heute Harry den Weihnachtsmann treffen lassen. Wir können es natürlich auch später machen, aber ich dachte... Na ja, ein wenig Harmonie wäre jetzt vielleicht ganz gut und ich glaube, es würde ihm gefallen. Aber wenn du nicht willst...” “James!” Sie lachte und strich ihm sanft über die Wange. “Seit wann bist du denn so unsicher? Das ist eine superschöne Idee, ich bin sehr froh, dass du das vorgeschlagen hast, wirklich! Und du-weißt-schon-was können wir genauso gut morgen machen, wir hatten das ja nur so geplant, damit es vor Sonntag geschieht.” James nickte wissend und Harry runzelte irritiert die Stirn. “Worum gehts, Mummy? Mummy, hey Mummy! Schließ mich nicht aus!”, maulte er mit einer so trotzigen Stimme, dass Lily lachen musste und ihm schmunzelnd das Haar verwuschelte.

“Also wie siehts aus, Harry? Möchtest du heute lieber dein Adventskalendergeschenk ausprobieren oder den Weihnachtsmann treffen?” “Uhm”, machte er. “Beides?” “Für beides haben wir keine Zeit”, sagte Lily und hob bedauernd die Arme. “Aber das andere machen wir dann morgen, versprochen.” “Oh”, murmelte Harry, sah sie misstrauisch an und nickte langsam. “Okay. Dann möchte ich zum Weihnachtsmann, bitte.” “Überraschung”, sagte Lily trocken, stand vom Schoß ihres Mannes auf und hob ihren Sohn in ihre Arme. “Dann gehen wir uns mal ganz schnell anziehen, sonst müssen wir so lange warten und das wäre ja voll doof, nech?” Harry nickte energisch, warf dem seltsam aussehenden Gummiding auf dem Boden noch einen sehnsüchtigen Blick zu und kuschelte sich enger an seine Mutter. “Trägst du mich?”, fragte er bittend und sie lachte, umfasste ihn ein wenig fester und ging dann mit ihm zusammen in den Flur, wo sie ihn auf der kleinen Bank absetzte und auf die Schuhe zeigte. “Zieh sie schon mal an, ja? Ich hol nur noch schnell die Kamera, dann können wir gleich ein paar Fotos für dein Album machen, okay?”

Damit ging sie in die Küche, wo sie auf ihren Mann traf, der gerade das Geschenkpapier entsorgte und sie jetzt ansah. “Alles wieder okay?”, fragte er mit besorgtem Gesichtsausdruck und sie lächelte gequält, überwand mit zwei schnellen Schritten die Distanz zwischen ihnen und nahm seine Hände in ihre. “Es tut mir Leid”, sagte sie leise und spielte unruhig mit seinen Fingern. “Ich wollte nicht... so zu dir sein, aber in dem Moment kam alles wieder hoch und ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. Ich hatte damals so eine Angst, James, ich bin fast verrückt geworden vor Sorge. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen und allein der Gedanke, dass du mir irgendwann genommen werden könntest... Ich könnte das nicht ertragen... Du bist... Ich kann nicht...” Sie schluchzte trocken auf und James drückte sie beruhigend an sich. “Es wird mir nichts passieren, Lily. Und auch Harry, Sirius und Remus nicht. Voldemort ist tot und die Todesser sind in Askaban. Ich bin Auror, ja, aber der Job ist nicht mal mehr halb so gefährlich wie in den Zeiten vor Voldemort. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sirius mal an einem verfetteten Herzen stirbt ist höher.” Sie lachte erstickt auf. “Du bist unmöglich, James!” “Ich weiß”, antwortete er leichthin, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, schlang einen Arm ganz fest um ihre Taille und schlenderte dann mit ihr in den Flur, wo sein Sohn schon bis obenhin eingemummelt in Jacke, Schal, Handschuhe und Mütze breit grinsend und mit vor Aufregung geröteten Wangen auf sie wartete.

Lily lachte leise auf, ging zur Garderobe und griff nach ihrem Mantel. “Oh, jetzt habe ich glatt die Kamera vergessen. James, würdest du...?” Er nickte, beschwor das gewünschte Objekt mit einem Schlenker seines Zauberstabes herauf und begutachtete es dann stirnrunzelnd. “Sag mal, hast du Sirius letztens den Rucksack ausräumen lassen?” “Ja, wieso?” “Tja, sieht aus, als hätte er mal wieder zwischendurch das Bedürfnis nach einem Eis gehabt und musste die Kamera irgendwo ablegen.” Er hob den Fotoapparat in die Höhe und Lily verdrehte die Augen. “Sag bloß, er hat sie wieder ins Eisfach gepackt? Ich glaubs ja nicht... Na ja, du kennst ja mittlerweile den Zauber, oder?” James nickte, führte einige kompliziert aussehende Zauberstabbewegungen aus und zog sich dann selbst an. Harry dagegen wurde langsam etwas ungeduldig, lief auf die Schuhe seiner Mutter zu, um sie ihr zu bringen und fiel prompt auf die Nase. “Au”, murmelte er, stand wieder auf und starrte irritiert auf seine Füße. “Mummy, ich glaube, meine Schuhe sind zu klein!” Lily warf ihm einen kurzen, geübten Blick zu und verdrehte die Augen. “Es könnte helfen, wenn du sie richtig herum anziehst.” “Hä?”, machte Harry, blickte nach unten und kicherte. “Uh, richtig, deswegen drücken sie so!” Damit setzte er sich auf den Boden, zog beide Schuhe aus, nur um dann endlich mit dem rechten Fuß in den rechten Schuh zu schlüpfen und genauso mit dem linken Schuh zu verfahren.

Drei Minuten später standen die drei Potters vor ihrer Haustür, die sie jetzt abschlossen und mit einem Zauber versiegelten und dann kurz abklärten, wo genau sie am unauffälligsten landen konnten. Da auf dem Haus ein Apparierschutz lag und außerhalb des Grundstücks die Gefahr bestand von einem Muggel überrascht zu werden, war dies der geeignete Platz und als Lily und Sekunden später auch James mit Harry auf dem Arm apparierten, bekam niemand etwas davon mit.

Zwei Plopps später befand sich die kleine Familie in einem Waschraum und während Lily und James fast gleichzeitig ihren Sohn anblickten, schien den Vierjährigen diese Art der Fortbewegung diesmal gar nicht zu stören, im Gegenteil: Seine Augen leuchteten vor Aufregung und er strampelte heftig mit den Beinen, es offenbar gar nicht erwarten könnend, endlich den Weihnachtsmann zu treffen. “Schon gut”, lachte James und ließ ihn herunter, woraufhin der Kleine sofort losdüste und prompt durch die nächste Tür verschwand. “Von mir hat er das nicht”, sagten Lily und James gleichzeitig, nur um sich dann anzusehen und völlig synchron ein “Oh, bitte!” von sich zu geben. Während sie allerdings noch in Gelächter ausbrachen und ihrem Sohn dann folgten, trafen sie auf eine etwas ältere Dame mit einer riesigen Handtasche, die sofort begann, mit dem Monsterteil auf James einzuschlagen. “Das ist eine Damentoilette, Sie Flegel, Sie! Sie haben hier nichts verloren! Die Jugend von heute, also das ist jawohl...” “Was soll ich verloren haben?”, wisperte James und Lily gluckste und wandte sich an die Frau. “Erst einmal vielen Dank, dass sie meinen Schatz offenbar jünger einschätzen als er ist, das freut Schnucki-Pups immer. Vielleicht können Sie ja mal bei unserem besten Freund vorbeigucken, das wäre das beste Weihnachtsgeschenk, das Sie ihm machen könnten!” Die Frau blinzelte irritiert und Lily grinste und setzte dann noch einen drauf: “Und übrigens: Sie sollten sich wirklich mal etwas mehr Feingefühl antrainieren, sehen Sie nicht wie sehr Sie meinen Liebling gerade verletzt haben?” Sie zeigte auf James, der zwar nicht wusste was seine Frau vorhatte, aber sofort ein leidendes Gesicht aufsetzte. “Mein Schatz hat nämlich gerade erst eine Geschlechtsumwandlung hinter sich und die Hormone schlagen noch nicht so ganz an, da ist e... sie sehr empfindlich!”

Während die Frau nun völlig schockiert nach Luft schnappte, zog Lily den etwas unglücklich dreinblickenden James hinter sich her und blickte sich dann hektisch nach ihrem Sohn um. “Ich dachte immer, man nimmt zuerst die Hormone”, murmelte James. “Das... das hab ich letztens im Fernsehen gesehen, du weißt schon, als wir krank waren und Sirius gerade schlief und ich mir endlich keine Cartoons mehr angucken musste, da brauchte ich unbedingt etwas Informatives und die Nachrichten waren schon vorbei. Jedenfalls... uhm, jetzt hab ich vergessen, was ich sagen wollte.” “Da ist Harry”, seufzte Lily schließlich erleichtert und man konnte praktisch sehen, wie sich die Panik langsam wieder aus ihrem Gesicht verflüchtigte. “Ich fürchte, wir werden ihm noch mal erklären müssen, dass man nicht einfach so wegrennt.” “Du kennst ihn ja, so ist er nun mal wenn er aufgeregt ist. Und wir hätten sofort hinterherlaufen müssen, wir hätten nicht davon ausgehen dürfen, dass er vor der Tür wartet. Ich meine, der Weihnachtsmann, Lily, der Weihnachtsmann! Den findet er ja fast noch toller als diese blöden Einhörner... Sagte ich blöd? Ich... ich meine blond, ja genau, blond!” “Du warst schon mal kreativer”, sagte die Rothaarige nur und schob sich durch die Menge auf ihren Sohn zu, der wild gestikulierend auf dem Schoß eines Mannes mit langem, weißen Bart und roter Kleidung saß. “Wie hat er es denn schon wieder geschafft der Erste zu sein?”, wisperte sie dem ihr folgenden James zu und er hob die Schultern. “Vielleicht hat er wieder ein Feuerwerk herbeigezaubert und damit alle abgelenkt? Obwohl... nein, ich sehe hier keine Ministeriumsangestellte, die laut schimpfend die Erinnerungen der Leute verändern. Also hat er wahrscheinlich einfach nur mal wieder seinen Hundeblick aufgesetzt.”

“Und dann will ich noch mehr Tiere für meinen Zoo. Und ein Geschwisterchen. Und ein Malbuch. Und noch mehr Stifte. Und Leckerlis für Sunny. Und weißt du, was ich mir noch wünsche?” Der Mann schmunzelte leicht und schüttelte den Kopf. “Dass mein Daddy und Onkel Siri auch was kriegen. Weil die sind nämlich nicht so brav gewesen, aber wenn sie nichts kriegen, sind sie bestimmt ganz traurig. Du kannst ihnen auch welche von meinen Geschenken geben, aber nicht so viele, ja? Weil ich war nämlich wirklich ganz doll brav!” Er nickte ernst mit dem Kopf und Lily stupste ihrem Mann grinsend an. “Das hat er von mir!” “Du träumst wohl”, entgegnete James trocken und dann... ja dann ging das Ganze wieder von vorne los.
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Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15) Empty Re: Klein-Harry wartet auf Weihnachten (Kapitel 15)

Beitrag von LittleAngel Do Dez 16, 2010 11:03 am

So, hier möchte ich euch auf den Absatz mit Harrys Adventskalendergeschenk und auf Padfoots Abneigungen hinweisen, darauf baut das Kapitel nämlich auf und ansonsten wünsche ich euch ganz viel Spaß und gebe euch hiermit die einmalige Möglichkeit, euch einmal kräftig über meinen heißgeliebten Siri aufzuregen Very Happy



Samstag, 15. Dezember 1984, 10.42 Uhr

“Ha-rry!” Lachend warf sich Lily auf das Bett ihres Sohnes, begrub ihn unter sich und begann ihn zu kitzeln. Schreiend und quietschend versuchte der Kleine gleichzeitig ihre Hände abzuwehren und sie selbst zu kitzeln, was aber nicht sonderlich gut klappte und so lag er schon kurze Zeit später völlig außer Puste unter seiner Mutter, die ihren Kopf auf seinem Bauch abgelegt hatte und ihn so von unten herauf ansah. Grinsend wickelte er eine ihrer Haarsträhnen um seinen Finger und sah sie still an. Auch Lily sagte nichts, sondern genoss einfach diesen Moment der Ruhe und betrachtete ihren Sohn mit einem Lächeln. “Hübsch siehst du heute aus, Schatz”, sagte sie sanft und er zog eine Schnute. “Aber Mummy, Jungs sehen doch nicht hübsch aus!” “Richtig”, antwortete Lily mit einem Augenrollen. “Ich wollte natürlich sagen, dass du sehr cool und männlich und gefährlich aussiehst”, berichtigte sie sich mit ernstem Gesicht und ihr Sohn nickte befriedigt. Schmunzelnd richtete Lily sich auf und als ihr Blick dabei auf den Bauch ihres Kindes fiel, konnte sie sich einfach nicht beherrschen und prustete mit einem breiten Grinsen gegen die weiche Kinderhaut. Harry quietschte begeistert und bäumte sich auf und Lily lachte. “Ich wusste, dass das noch funktioniert, da warst du nämlich schon als Baby verrückt nach.” Sofort verdüsterte sich sein Gesicht und so beeilte sich die Rothaarige, noch ein “Aber das bedeutet natürlich nicht, dass das nur Babys mögen... Ich wette, Onkel Siri ist da auch ganz verrückt nach!” hinzufügte. Harrys Augen begannen sofort zu leuchten und Lily grinste innerlich. Harry vergötterte seinen Paten nun mal und fand alles toll, was dieser machte, was lustigerweise auf Gegenseitigkeit beruhte, denn Sirius lächelte sogar gerührt, wenn der kleine Vierjährige mit einer Wasserpistole so tat als pinkle er dem Schwarzhaarigen gerade ans Bein. Aber gut, Sirius liebte es sowieso mit Harry “Hund” zu spielen und wenn der Kleine dann von selbst ankam, ihn anbellte, mit dem Hintern wackelte als hätte er einen Schwanz und das Bein hob und so tat als markiere er sein Revier, sah der Hundeanimagus das vermutlich einfach als Zuneigungsbekundung an.

“So”, sagte Lily und setzte sich auf. “Um auf unsere kleine Diskussion zurückzukommen... DU KLEINER FRECHDACHS!” Grinsend piekste sie ihn zwischen die Rippen und griff dann nach dem giftgrünen Stoffstück, das bei ihrer Kitzelattacke auf den Boden gefallen war. “Du ziehst jetzt deine Badehose an und meinen Bikini aus, klar?” “Mrmpf”, machte Harry und sah leicht enttäuscht an sich herunter. Er trug tatsächlich einen schwarzen Bikini mit roten Punkten drauf, der trotz der eng geschnürten Bänder nur so um ihn herumschlackerte und wenn man genau hinsah, konnte man mehr erkennen als man vielleicht wollte. “Onkel Siri und ich haben Verkleiden gespielt und er hat gesagt, dass ich sehr hübsch aussehe”, maulte er und Lily hob eine Augenbraue. “Aber er darf das sagen, oder was? Moment mal, soll das heißen, dass ich gleich Sirius in meinem Badeanzug antreffe? Mist, ich wusste doch, dass es keine gute Idee war euch allein zu lassen. Bei der nächsten Mummy/Daddy Stunde frage ich doch lieber Remus, ob er Zeit hat.” “Der zieht aber nicht deine Sachen an”, schmollte Harry und Lily hob eine Augenbraue. “Eben.” “Aber das ist witzig! Weil er sieht nämlich ganz, ganz lustig aus!”, widersprach ihr Sohn bockig und Lily schlug ihm mit dem giftgrünen Stoffstück leicht auf den Po. “Mal sehen, ob du das auch noch so lustig findest, wenn er deine Badehose anzieht. Urgh!” Sie verzog das Gesicht, der Gedanke, wie Sirius in so einem winzigen Höschen aussehen würde schien ihr nicht wirklich zu behagen oder -um es deutlicher zu sagen- sie schien kurz davor zu stehen, rückwärts zu frühstücken.

“Hrm”, machte Lily schließlich und schüttelte so energisch den Kopf, dass Harry ihren scharf vorbeizischenden Haaren gerade noch ausweichen konnte. Als sie dann wohl der Meinung war, die Gedanken jetzt genügend vertrieben zu haben, stand sie auf und sah ihren Sohn auffordernd an. “Ziehst du dich dann jetzt bitte um? Mir ist nicht wirklich wohl dabei, Onkel Siri mit Daddy alleine zu lassen, nachher sitzen die da unten und diskutieren darüber, welcher Nagellack am besten zu ihren Augen passt.” “Okay”, sagte Harry und sah sie dann auffordernd an, woraufhin sie fragend eine Augenbraue hob. “Mum-my! Du musst dich umdrehen! Daddy sagt, bis ich erwachsen bin, darf kein Mädchen meinen Pipimann sehen!” Lily machte ein unterdrücktes, glucksendes Geräusch. “Soso, sagt Daddy das? Tja, ich würde ja meinen, bei mir kann man da eine Ausnahme machen, schließlich habe ich dir bis vor zwei Jahren noch jeden Tag die Windeln gewechselt und deinen Popo gepudert”, grinste sie breit, gab ihm einen kleinen Klaps auf besagtes Hinterteil und stand auf. “Na gut, dann zieh dich mal an, ich gucke währenddessen mal nach, ob Daddy und Onkel Siri unten gerade einen Modenschau veranstalten.”

Damit verließ sie sein Zimmer, ging die Treppe herunter und von dort aus in das Wohnzimmer, aus dem sie eine ihr merkwürdig bekannt vorkommende, aber unnatürlich hohe Stimme vernahm. Als sie allerdings die Tür öffnete und die sich ihr bietende Szene erblickte, musste sie erst einmal schlucken. Sie war zwar von Sirius schon einiges gewöhnt, aber... so etwas hatte sie dann doch nicht erwartet. Sie starrte entgeistert auf Sirius' muskulösen Rücken, der aus ihrem Lieblingsabendkleid herausguckte, offenbar hatte er es nicht einmal annähernd geschafft, den Reißverschluss zu schließen. Auf seinem Kopf trug er einen großen Strohhut, in der Hand hielt er eine große, braune Handtasche und um seinen Hals hatte er ein silbernes Tuch geschlungen. Lily gab ein gurgelndes Geräusch von sich und Sirius drehte sich blitzschnell um und nicht mal eine Sekunde später erhellte ein greller Blitz das Zimmer. “Danke”, grinste der Schwarzhaarige breit. “Ein perfektes Motiv für meine Weihnachtskarten!” Damit malte er mit dem Finger einen unsichtbaren Haken auf seine ebenso unsichtbare Liste und lachte bellend auf, als er in das fassungslose Gesicht seiner besten Freundin sah. “Allein das war all der Aufwand wert!”

“Raus aus meinem Kleid”, sagte Lily schließlich und versuchte dabei vergeblich ein böses Gesicht aufzusetzen. “Ich habe dich wirklich schon mal schlagfertiger erlebt. Da ist doch nicht etwa jemand etwas überfordert mit der Situation? Tja Lily, peinlich, peinlich!” “Ich glaube, wir müssen nicht darüber diskutieren, wer von uns hier peinlich ist”, antwortete sie trocken und grinste triumphierend. “Touché”, gab Sirius lachend zu und ging dann auf seine Freundin zu, woraufhin James, der sich bis dahin demonstrativ die Augen zugehalten hatte, die Hand senkte und den Kopf schieflegte. “Du hast Männerschuhe an!”, stellte er fest, woraufhin Lily schnaubte. “Das ist das Einzige, was du dazu zu sagen hast?” Sirius dagegen drehte sich um und sah seinen Freund mit einem Schulterzucken an. “Lilys Schuhe haben mir nicht gepasst”, antwortete er als wäre es das Natürlichste der Welt und die Rothaarige verdrehte die Augen, nur um dann Sekunden später mit zuckenden Mundwinkeln hinzuzufügen: “Hübsche Kombination übrigens, um einiges stilbewusster als das, was du sonst trägst.” “Einen hübschen Mann kann sowieso nichts entstellen”, antwortete der Schwarzhaarige hochnäsig und seine besten Freunde hoben gleichzeitig die Augenbrauen. “Schon klar, aber was hat das mit dir zu tun?” “Boah”, machte Sirius. “Ihr passt ja so was von perfekt zusammen, ihr seid wie Dick und Doof!” “Ich bin Doof”, sagten die beiden gleichzeitig und Sirius grinste breit. “Endlich gebt ihr es zu. Oh Mann, auf diesen Moment habe ich jahrelang gewartet und jetzt wo er endlich da ist, kann ich es gar nicht fassen”, schniefte er gespielt gerührt und Lily schnaubte und warf ihrem Mann einen belustigten Blick zu. “Findest du nicht, dass es hier mit einem Mal etwas... warm wird?” “Ich kann den Kamin ausmachen”, bot James hilfreich an und sprang sofort auf, woraufhin Lily gerührt lächelte und Sirius die Augen verdrehte. “Mann James, sie meinte... na ja “warm” im Sinne von “schwul”, das habe ja sogar ich kapiert. Was ist denn los mit dir, seit wann bist du so... überfürsorglich?” James wurde rot, nuschelte irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart und wirkte merklich erleichtert, als sein Sohn plötzlich in das Zimmer gerannt kam.

Aufgeregt hüpfte er mit einem großen Sprung über die Türschwelle und blieb dann wie erstarrt stehen, nur um Sekunden später begeistert aufzuschreien. “Onkel Siri! Spielen wir jetzt Zirkus?” “Wa...?” “IST DAS MEIN LIPPENSTIFT?”, kreischte Lily dazwischen und Harry hielt sich erschrocken die Ohren zu. “Mann, für die Stimme brauchst du ja einen Waffenschein”, sagte Sirius trocken. “Und vielleicht solltest du dir mal Prongs’ Brille ausleihen, denn so weit bin selbst ich nicht bereit für einen guten Scherz zu gehen.” “Was ein guter Scherz ist, müssen wir jetzt nun wirklich nicht diskutieren”, schnaubte Lily. “Und Harry hat recht, du siehst tatsächlich aus wie ein Clown!” Reflexartig griff sich Sirius an den Mund und schien dann eine Erleuchtung zu haben. “Uhm... Also ich hatte vorhin Mina gebeten mir von irgendwo ein paar Erdbeeren zu besorgen... Aber... aber selbst wenn, Gleichberechtigung, ja genau! Warum sollte es nur einem Geschlecht erlaubt sein, Lippenstift zu tragen?”, fragte er störrisch und ignorierte dabei geflissentlich seine roten Wangen, aber so war er nun mal schon immer gewesen, er konnte es einfach nicht gut sein lassen und versuchte immer das letzte Wort zu behalten, was ihm allerdings so gut wie nie gelang. “Genau”, schimpfte er und man sah ihm deutlich an, dass er improvisierte. “Gleichberechtigung ist ein wichtiger Faktor, Gleichberechtigung...” “Gibts nur für Frauen”, unterbrach Lily ihn trocken und blitzte ihren Freund dann bitterböse an. “Und jetzt zieh endlich mein Kleid aus, du machst dich ja lächerlich! Merlin und Gott wissen, dass das bei dir ständig der Fall ist, aber heute hast du dich wirklich selbst übertroffen!”

“Ich trage aber nichts drunter”, antwortete Sirius und sein Gesicht verriet nicht, ob er das ernst meinte oder Lily nur ärgern wollte. Diese inszenierte prompt einen Würgreflex und schüttelte sich dann. “Na super, jetzt muss ich es verbrennen! Toll Sirius, vielen Dank, das war mein Lieblingskleid!” Ihr Freund lachte nur, schmiss den Hut, den Schal und die Handtasche auf den Boden und zog sich mit einer Bewegung das Kleid über den Kopf. “Bitte keinen Tanga, bitte keinen Tanga”, flehte Lily und presste die Augen ganz fest zusammen. “Ich schwöre dir, Sirius, wenn du jetzt einen dieser Tigertangas anhast, kotze ich dir mitten vor die Füße!” Das Lachen ihres Freundes ließ sie die Augen öffnen und anerkennend mit dem Kopf nicken. “Schicke Boxershorts, Siri.” Er grinste breit. “Ich weiß, die hat mir ja auch Harry zum Geburtstag geschenkt.” “Mummy und ich haben sie bemalt”, nickte der Kleine heftig und strahlte seinen Patenonkel an. “Gehen wir baden? Ich mag baden!” “Fast”, sagte Lily und lächelte ihn sanft an. “Hol doch schon mal dein Adventsgeschenk von gestern, ja? Dann gehts auch schon los.” Der Kleine nickte und flitzte prompt aus dem Raum, während James jetzt auf seine Frau zuging und einen Arm um sie legte. “Alles gut?”, murmelte er leise in ihr Haar und sie nickte. “Könnte nicht besser sein.” “Schön”, sagte er, drückte sie fester an sich und wandte sich dann an seinen besten Freund. “Du bist wirklich der Letzte, von dem ich... so was erwartet hätte. Wie bei Salazar bist du auf so einen Quatsch gekommen?” Sirius verzog leicht gequält das Gesicht. “Na ja, ihr wolltet ein wenig Zeit für euch haben, ihr wisst schon, abgesehen von den Momenten, wenn Harry im Bett ist und er wollte unbedingt Verkleiden spielen... Und na ja... Er fing an zu fragen, woher die Babys kommen und dann habe ich mich ein bisschen verzettelt und das schien mir die einzige Möglichkeit zu sein, ihn abzulenken. Ich meine, hey, denkt ihr ich weiß nicht, dass ihr mich damit jetzt mein Leben lang aufziehen werdet?” “Damit könntest du recht haben”, grinste Lily. “Aber wenn es dir ein Trost ist: Du hättest eine sehr reizende Frau abgegeben!”

Sirius schaffte es gerade noch, sich gespielt hochnäsig zu bedanken und einen Knicks zu machen, bevor Harry zurück in das Wohnzimmer gerannt kam und wieder die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. “Uhm”, machte er und hob das seltsame Gummidings und ein Spielzeugsauto in die Höhe. “Wusste nicht, welches ich holen sollte.” Sirius gab ein ersticktes Geräusch von sich und warf dem Auto einen so misstrauischen und bitterbösen Blick zu, dass Lily ernsthaft an seinem Verstand zweifelte. “Hrm”, machte sie schließlich. “Nimm einfach beides mit.” “Okay”, sagte Harry und blickte sie dann fragend an. “Wohin gehen wir denn? Weil ich muss mich erst noch anziehen, weil sonst werde ich nämlich krank!” Er nickte wichtig mit dem Kopf und Lily lachte, schnappte ihn sich und warf ihn dann wie einen Sack Kartoffeln über ihre Schulter. “Das ist nicht nötig, Schatz, wir bleiben im Haus. Also los, Leute, ab in den Keller!”

Nun, Keller traf es vielleicht nicht ganz, denn der Raum glich viel mehr einer riesigen Eingangshalle wohlhabender Leute. Hohe Wände, Marmorfliesen und -als Highlight- ein riesiger Swimmingpool, der von der heißen Quelle unter dem potterschen Anwesen erwärmt wurde. “Urgh!”, machte sich Harry auf Lilys Rücken bemerkbar und so stellte sie ihn schnell wieder auf seine Füße. “Hui”, murmelte der Kleine und hielt sich für einen Moment an dem Bein seiner Mutter fest, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Sanft strich ihm Lily über die dunkelroten Wangen und als sich das Blut langsam wieder gleichmäßig in seinem Körper verteilte, drehte er sich zu seinem Vater um und hielt ihm den seltsam verformten Plastikschlauch hin. “Aufblasen!” “Wie heißt das?”, fragte James mit hochgezogenen Augenbrauen und der Kleine blickte ihn mit großen Kulleraugen an. “Aufblasen, bitte?” “Na, das lass ich dir mal durchgehen”, lachte der Schwarzhaarige, faltete Harrys Adventskalendergeschenk komplett auseinander und seufzte. “Hätte es nicht auch ein kleineres Teil getan?”, maulte er seine Frau an, aber die zuckte nur mit den Schultern und grinste. Während sie nun ihren Bikini heraufbeschwor und James sich ans Aufblasen machte und schon nach zwei Minuten angestrengten Pustens einen hochroten Kopf bekam, begannen Sirius und Harry mit dem heutigen Adventsgeschenk des Letzteren zu spielen.

Nun, so ganz stimmte das nicht, denn streng gesehen war Sirius eher ein passiver Bestandteil des Spiels, denn Harry setzte gerade an und fuhr seinem Paten dann mit voller Wucht in die Hacken. Der Schwarzhaarige brüllte schmerzerfüllt auf und sprang gleichzeitig in die Luft. “Au, verdammt Ha... AU! Hörst du wohl auf?! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass...” “Man darf nicht “verdammt” sagen”, berichtigte Harry ihn altklug und versuchte ihm das Auto ein weiteres Mal in die Hacken zu rammen. “Nur Mummys und Daddys dürfen das manchmal und du bist kein Daddy!” “Man darf auch seinem Paten nicht wehtun”, motzte Sirius zurück und wirkte für einen Moment richtig aufgebracht, ehe er sich wieder zur Ruhe zwang und sein Patenkind neutral ansah. “Und irgendwann werde ich ein Daddy sein!” “Ja, aber da musst du langsam mal hinne machen, weil du bist auch nicht mehr so jung!” Sirius schnappte nach Luft und sah sein Patenkind entsetzt an. “Bitte?” Harry rollte mit den Augen. “Du musst dir jetzt eine Frau suchen, das hab ich doch schon mal gesagt!” “Warum?”, fragte James aus dem Hintergrund, wandte sich dann aber sofort wieder seiner Aufgabe zu. “Na, weil Männer und Jungs keine Babys kriegen können”, antwortete Harry als wäre die Antwort mehr als nur klar. “Mummy sagt, wir können das nicht, weil sonst würden wir die ganze Zeit jammern, weil das ist nämlich noch viel schlimmer als wenn man von der Schaukel fällt!” Er nickte heftig mit dem Kopf und warf einen kurzen Blick in die Ecke, in der sich seine Mutter gerade hinter einer Abtrennung umzog, dann fixierte er erneut seinen Patenonkel. “Ich wünsche mir nämlich ganz doll ein Geschwisterchen, mit dem kann ich dann immer spielen und ich kann es lieb haben und beschützen und es findet mich dann ganz toll.” Er nickte bestätigend. “Und Mummy und Daddy geben mir kein Baby und dann musst du das machen, weil du bist auch meine Familie und dann bin ich der große Bruder!”

Während Sirius den Vierjährigen immer noch entsetzt anstarrte, offenbar nicht mal ansatzweise darüber hinwegkommend soeben als alt bezeichnet worden zu sein, lachte James in das halb aufgeblasene Gummiteil herein und als Lily kurz darauf wieder auf die Gruppe zukam, hatte sie ein breites Grinsen im Gesicht. “Den Tag streichen wir im Kalender an”, gluckste sie. “Das erste Mal, dass du Onkel Siri sprachlos gemacht hast, ich gratuliere! Mögen noch viele weitere Tage folgen”, lachte sie und betrachtete dann mit gerunzelter Stirn ihren mittlerweile dunkelrot angelaufenen Mann. “Sag mal, James, warum benutzt du denn nicht deinen Zauberstab?” Besagter Schwarzhaariger hielt mitten im Luftholen inne und starrte sie fassungslos an, woraufhin langsam die Luft aus dem Gummitier (Harry hatte mittlerweile enttäuscht festgestellt, dass es kein Horn auf der Stirn trug und war jetzt ein wenig beleidigt) entwich. “Uhm”, murmelte er. “Ich wollte dir nur eine Freude machen, du weißt schon... nicht immer alles mit Zauberei erledigen, deine Wurzeln achten und so...” Damit zog er als einziger Angezogener seinen Zauberstab aus der Hosentasche und das Tier begann sich wie von selbst aufzublasen. “Wirklich gut”, sagte Lily trocken. “Wenn sich dabei nicht deine Nasenlöcher aufgebläht hätten... Ich sags ja, du kannst einfach nicht lügen.” Reflexartig griff sich ihr Mann an die Nase. “Die... die blähen sich überhaupt nicht auf!”, widersprach er wenig überzeugt und die Vierundzwanzigjährige grinste breit. “Nein, tun sie nicht, aber du hättest mal dein Gesicht sehen sollen”, feixte sie und nur der Schrei ihres Kindes bewahrte sie vor einem Kitzelfluch. “Dino”, brüllte Harry und zeigte auf das Tier, das jetzt in seiner vollen Größe vor ihm stand und bei dem sich in diesem Moment der Stöpsel an einer leicht pikanten Stelle schloss. “Ich hatte gerade den Hintern eines Dinos im Mund”, murmelte James fassungslos und Lily kicherte. Harry allerdings blickte seinen immer noch unter Schock stehenden Paten an und hüpfte aufgeregt auf ihn zu. “Guck mal, Onkel Siri, ein Dino! Ist das nicht toll? Weil die gibts eigentlich gar nicht mehr, die sind ganz alt und...” PLATSCH!

Im Nachhinein konnte keiner mehr sagen, was genau in dem Hirn des Schwarzhaarigen vorgegangen war, vielleicht hatte er einfach nur ganz schnell das Thema wechseln wollen, aber vielleicht hatte das ihm so verhasste Wort auch einfach eine Synapse durchbrennen lassen. Fakt war, dass Harry nur eine Zehntelsekunde später mit einem lauten Schrei ziemlich genau in der Mitte des Swimmingpools landete. Laut klatschend prallte er in dem tiefen Teil des Beckens auf, ging unter, nur um dann fast sofort laut schreiend und Wasser spuckend wieder aufzutauchen. Lily, die ihren Schreckensmoment als Erste hinter sich brachte, sprang mit einem gekonnten Kopfsprung hinterher, tauchte auf ihren erneut untergehenden Sohn zu und als ihn das erbarmungslose Wasser dann innerhalb so kurzer Zeit zum dritten Mal nach unten zog, packte sie ihn und tauchte wieder auf. Laut schluchzend krallte sich Harry an ihr fest und riss ihr in seiner Panik sogar ein paar Haare aus, aber das kümmerte sie nicht, sie drückte ihn nur noch fester an sich und bewegte gleichzeitig kräftig die Beine, um nicht erneut unterzugehen. Sich fragend, wie sie ohne ihre Arme zu benutzen zum Beckenrand schwimmen sollte, spürte sie mit einem Mal einen schützenden Unterarm, der sich um ihren Bauch legte und sie dann langsam aber behutsam in die richtige Richtung lenkte. Sie brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass es James war, der ihre Not und Unsicherheit erkannt hatte und sie jetzt zum sicheren Beckenrand führte. Harry an ihrem Hals weinte leise und umschlang sie mit seinen Ärmchen immer fester und so nahm sie ihre Umwelt erst wieder wahr, als sie aus dem Wasser gehievt wurde und ihr Mann zu schreien begann.

“BIST DU WAHNSINNIG?”, brüllte er, woraufhin Harry noch lauter zu schluchzen begann und er seine Stimme schnell senkte. “Wenn du Todessehnsucht hast, kannst du das gerne sagen, da brauchst du so eine Aktion nicht zu starten, dann kaufe ich dir nämlich höchstpersönlich einen Strick!” Klatschnass, mit schiefer Brille auf der Nase und vor Wut bebend stand er da und strahlte dadurch eine solche Autorität aus, dass Sirius automatisch einen Schritt zurückwich. “Ich... ich wollte doch nicht...”, stotterte er und starrte dabei völlig schockiert auf sein Patenkind, das ihn keines Blickes würdigte und das Gesicht an dem Hals seiner Mutter verbarg. “Wie... wieso weint er denn?” “WIESO ER WEINT?”, brüllte James und schnappte krampfhaft nach Luft, um sich wieder zu beruhigen. “Weil du ihm eine Scheißangst eingejagt hast? Weil er beinahe ertrunken wäre? Weil er...” “Kinder können unter Wasser atmen”, unterbrach ihn Sirius mit einem fast schon trotzigen Gesichtsausdruck. “Ich habe das in einem dieser Muggelfilme gesehen, da sind die Babys unter Wasser geschwommen und die mussten nicht sofort wieder auftauchen!” Fassungslos blickte James ihn an. “Erstens”, sagte er bemüht ruhig. “Harry ist kein Baby und zweitens: WAS DENKST DU WAS ER IST, EIN VERDAMMTER FISCH, ODER WAS?!” Sein Gesicht lief hochrot an und Sirius war heilfroh, dass sein bester Freund seinen Zauberstab bei seiner Rettungsaktion achtlos auf den Boden hatte fallen lassen, auch wenn das vielleicht nicht die intelligenteste Reaktion gewesen war. “Ich schwörs dir, Black, halt dich ja von meinem Sohn fern!”

Sirius erstarrte. Noch nie, nie hatte sein bester Freund ihn so genannt und noch nie hatte er auch nur im Traum daran gedacht, seinem Freund, seinem Bruder bei irgendetwas nicht zu vertrauen. Und da wurde es ihm schlagartig bewusst, der Schock und die Irritation lösten sich und er verstand, was er in dieser Minute, die Harry und Lily im Wasser verbracht hatten nicht hatte sehen können und er wurde kreideweiß. “Oh mein... Ich.. Oh Merlin, Gott, ich...” Am ganzen Körper zitternd ließ er sich auf den Boden fallen und verbarg dort sein Gesicht in seinen Händen. Ein paar Sekunden lang herrschte absolute Stille, aber dann erklang das so typische, schmatzende Geräusch, das nur nasse Füße verursachen konnten und kurz darauf spürte er, dass sich jemand neben ihm niederließ und schweigend seine Hand drückte. In der Hoffnung, dass ihm sein bester Freund vielleicht doch vergeben hatte, hob er den Kopf und sah mitten in Lilys Augen. Das Seltsame war, dass er in ihnen keinen Vorwurf, keinen Hass sah, nur Verständnis und eine gewisse Traurigkeit. “Nicht weinen”, wisperte sie leise, woraufhin Sirius’ Hand automatisch zu seiner Wange schnellte und er verwundert feststellte, dass sie tatsächlich nass war. “Wieso hasst du mich jetzt nicht?”, fragte er erstickt, stand auf und drehte sich weg. “Gerade du...” “Weil du ihn nie absichtlich in Gefahr bringen würdest”, sagte sie ruhig. “Glaub mir, ich hätte gerade große Lust, mal den Hundefänger anzurufen...” Sie warf ihm einen kurzen, fragenden Blick zu und als sie merkte, dass ihre Aufmunterung nicht geklappt hatte, seufzte sie. “Weil ich weiß, dass du dir gerade selbst die größten Vorwürfe machst, dass du jetzt ernsthaft darüber nachdenkst, ob du ein schlechter Pate bist, ob es für den Kleinen nicht besser wäre, wenn du dich von ihm fernhältst. Weil ich das Gefühl kenne, Sirius. Nichts was ich sagen könnte, würde dir helfen und genauso wenig könnte ich dich jetzt wirklich bestrafen, denn es würde an deine eigenen Vorwürfe und die Selbstzerfleischung, die gerade in deinem Innersten stattfindet nicht mal im Geringsten herankommen. Du musst damit ganz allein fertig werden und irgendwann stellst du fest, dass sie nicht wegen dir gest... dass du zwar einen Fehler gemacht hast, aber dass du nun mal ein Mensch bist und nicht alles weißt und dass du, da du ab jetzt vorsichtiger und überlegter handeln wirst, keine Gefahr für Harry darstellst.”

“Lily hat recht”, sagte James leise und wischte sich erschöpft das nasse Haar aus dem Gesicht. “Ich habe selbst bei ihm früher genug Fehler gemacht und hatte nur das Glück, dass sie nicht so ausgeartet sind wie dieser eben, aber das hätte passieren können und wahrscheinlich habe ich deswegen... Entschuldige. Du bist ein guter Pate und natürlich darfst du Harry auch weiterhin sehen.” “Wenn er das überhaupt noch will”, murmelte Sirius leise und warf dem kleinen Schwarzhaarigen einen zweifelnden Blick zu. Mit einem leisen Seufzen ging er vor ihm in die Knie und legte vorsichtig seine Hand auf dessen Schulter. “Harry? Es tut mir wirklich sehr Leid, ich wollte dir keine Angst machen!” Der Kleine schniefte und drängte sein Gesicht noch weiter gegen die Haut seiner Mutter. “Ich bin sicher, dass ein Schokoriegel hier eine Menge ausrichten könnte”, antwortete Lily grinsend und bemerkte auch sofort das Rucken des Kopfes an ihrer Schulter. “Ein Schokoriegel? Das ist doch viel zu prophan, wieso sollte er mir denn dann wieder vertr... Oh... nein, natürlich. Ich... ich habe heute Morgen das letzte Stück meiner Geburtstagstorte wieder aufgetaut. Was meinst du, Harry, hättest du das gerne? Du magst doch Schokolade, oder?”

Mit leicht verquollenen Augen drehte sich der Schwarzhaarige zu ihm um und betrachtete ihn misstrauisch. “Aber du teilst nie Süßigkeiten und Schokokuchen ist dein allerallerliebster Kuchen auf der ganzen, ganzen Welt!” “Und du bist mein allerallerliebster Harry auf der ganzen, ganzen Welt”, sagte Sirius und lächelte als er daraufhin die freudig strahlenden Augen seines Patenkindes sah. “Wirklich?” “Wirklich.” “Wirklich wirklich?” “Wirklich wirklich.” “Wi...” “Harry!”, ermahnte Lily ihn mit einem Lachen, strich ihm dann durch die Haare und sah ihn ernst an. “Weißt du, Mummy und Daddy und Onkel Siri und Onkel Remi haben morgen etwas ganz Tolles vor und deswegen wollten wir dich heute schon mal an etwas tieferes Wasser gewöhnen. Das ist jetzt natürlich total schiefgegangen und ich kann auch verstehen, wenn du Angst hast, aber soll ich dir ein Geheimnis verraten? Wenn du jetzt wieder ins Wasser gehst -und ich verspreche, dass wir alle mitkommen und aufpassen, dass dir nichts passiert-, dann wirst du später ganz stolz auf dich sein, aber wenn wir das jetzt nicht machen... dann hast du morgen bestimmt Angst und dann können wir den Ausflug nicht machen und das wäre doch echt blöd, nech? Da gibt es nämlich Eiscreme...” “Eiscreme”, wiederholte Harry mit leuchtenden Augen, während James hinter Sirius die Stirn runzelte. “Ich finde, wir sollten das Thema jetzt erst mal lassen und etwas anderes machen, du siehst doch...” “Wenn wir ihm jetzt nicht zeigen, dass tiefes Wasser überhaupt keinen Unterschied zu seiner heißgeliebten Badewanne macht, dass es nur ein wenig tiefer, aber überhaupt nicht gefährlich ist, wird er immer Angst haben, dann wird er sich da von Tag zu Tag mehr hineinsteigern! Meine Ablehnung in der Schule dir gegenüber ist vielleicht nicht das beste Beispiel, aber wenn wir uns damals nach der Situation im Zug auch nur einmal alleine unterhalten hätten... ich glaube, dann hätte sich das nie so hochgeschaukelt.” “Oh”, machte James überrascht. “Harry, wir gehen ins Wasser, sofort!”

“Und ich krieg dann morgen Eiscreme? Und Schokokuchen von Onkel Siri?”, fragte der Vierjährige zögernd nach und man sah ihm ganz deutlich an, dass selbst diese Verlockungen noch nicht genug waren, um ihm die Angst zu nehmen. “Wie wärs, wenn ich mich verwandle?”, hatte Sirius die rettende Idee. “Dann kannst du am Anfang auf Padfoots Rücken sitzen und später hältst du dich dann einfach an seinem Fell oder an Mummys oder Daddys Armen fest, ja?” “Okay”, stimmte der Kleine langsam zu, sah seinem Patenonkel allerdings noch immer nicht richtig in die Augen, was diesem fast das Herz brach. “Du... du könntest später noch mit Padfoot Gassi gehen, sogar mit Leine! Wir könnten Katzen jagen und Laternen anjaulen, darin bist du doch so gut! Und... und ich würde mich auch baden lassen und aus einem Napf fressen, wenn das irgendwie hilft und du mich wieder lieb hast.” “Aber Onkel Siri”, sagte Harry und sah ihn ungewöhnlich ernst an. “Ich habe dich doch immer lieb!”
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