Beim Spiegelsee

Die geballte Ladung an Energie fegte Leonora das Lächeln vom Gesicht und riss sie von den Füßen. Sie schlug hart auf dem Boden auf und spürte, wie ihr Bewusstsein schwand.

Als sie ihre Augen wieder aufzwang, war um sie herum das Chaos ausgebrochen war. Kreaturen beider Seiten rappelten sich gerade vom Boden hoch und rannten oder krochen in alle Richtungen davon. Überall lagen regungslose Körper, von denen einige wohl noch bewusstlos, viele aber ganz offensichtlich tot waren.
Leonoras Kopf dröhnte, während sie vergeblich versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Am Rand ihres Sichtfelds bewegte nahm sie eine Bewegung war. Nicht weit von ihr richtete sich gerade ein kleiner Kobold mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
„Du da!“, rief sie, doch ihre Stimme klang nicht ganz so herrisch wie sonst.“Komm hier her, sofort!“ Vielleicht konnte die bedauernswerte Kreatur ihr Auskunft darüber geben, was geschehen war. Doch der Kobold riss bei ihrem Anblick nur entsetzt die Augen auf und humpelte davon.
„Du wagst es..?“, schrie Leonora. Sie richtete sich halb auf und jagte ihm einen Fluch hinterher. Doch ihr Zauber war schwach und verfehlte den Kobold. Blind vor Angst stolperte der geradeaus, ohne auf den Weg zu achten. Als ihm plötzlich der Spiegelsee jegliche weiteren Fluchtwege abschnitt, sprang er ohne zu zögern hinein.
Sobald er unter der Wasseroberfläche verschwunden war, wandte Leonora den Blick ab. So unbeholfen wie er sich schon an Land bewegt hatte, würde er vermutlich innerhalb kürzester Zeit ersaufen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf das Wesentliche. Irgendetwas war anders gelaufen als geplant, sodass sie sich nun geschwächt und ungeschützt mitten auf einer freien Fläche voller potentieller Feinde befand – ihre Untergebenen waren offenbar geflohen und hatten sie zurückgelassen.
Angetrieben von einem plötzlichen Zorn richtete Leonora sich auf und bahnte sich ihren Weg durch das Schlachtfeld.
Sie bemerkte nicht mehr, dass sich hinter ihr ein keiner Auflauf um den Spiegelsee bildete.