Guten Tag, Frau Gier. Wir freuen uns sehr, dass Sie unserer Interview-Anfrage spontan zugesagt haben und sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten.




1.) Sie sind bereits seit einigen Jahren in der Bücherwelt aktiv dabei und haben neben Frauenliteratur auch ein herzallerliebstes Jugendbuch (die Rede ist natürlich von „Jungs sind wie Kaugummi“) geschrieben. Nun sind Sie zudem noch in die Welt der Fantasy abgetaucht und haben damit direkt eine breite Masse an Jugendlichen und Erwachsenen begeistert. Wie ist es zu der Idee gekommen?


Ich wollte gern alles das miteinander kombinieren, was ich selber gern lese: Eine mystische Fantasy-Erzählung mit einer romantischen Liebesgeschichte und einer Gegenwarts-Komödie…





2.) Zeitreisen ist ja nun etwas, was jeder von uns manchmal gerne können würde. Ist das auch ein Grund dafür, weshalb Sie gerade dieses Thema für ihre Trilogie gewählt haben?


Ehrlich gesagt war es eine Idee des Verlegers, o.g. in eine Zeitreisegeschichte zu betten. Und ich fand die Idee gut.





3.) Die Cover der Bücher stechen einen direkt ins Auge und versprechen eine bezaubernde Geschichte. Haben Sie daran mitgewirkt und Ideen einfließen lassen?


Nein, für die entzückenden Cover ist Eva Schöffmann-Davidov ganz allein verantwortlich. Sie hatte die wunderbare Idee mit den Scherenschnitten und den vielen witzigen Details. Ich finde ja, dass jedes Cover noch schöner ist als das vorherige.




4.) Seit Rubinrot haben Sie nun auch eine stetig wachsende, jugendliche Fangemeinde. Wie fühlt es sich an, Autorin eines Buches/mehrerer Bücher zu sein, die haufenweise Teenager ins Schwärmen bringen?


Ziemlich gut. Ich bekomme sehr viel süße Post von Leserinnen ab 12. Die meisten haben Angst, es könne kein Happy End geben und drohen mir für den Fall, dass einer ihrer Lieblingsfiguren stirbt, an, nie wieder ein Buch von mir in die Hand zu nehmen




5.) Die Geschichte um Gwen und Gideon spielt -mit kleinen Abwandlungen- in einer Welt, wie wir sie kennen. Könnten Sie sich auch vorstellen, noch tiefer in das Fantasy-Genre abzutauchen und eine völlig neue Welt zu erfinden?


Nein, ich glaube, High Fantasy wäre nichts (mehr) für mich.




6.) Sie sind bereits fest in der Autorenwelt integriert. Gibt es etwas, was Sie innerhalb dieser Welt unbedingt noch machen möchten?


Ja, ich habe noch viele Pläne, sowohl im Erwachsenen- als auch im Kinderbuchbereich. Und da ist ja auch immer noch das Gartenbuch, das ich unbedingt schreiben will…




7.) Autor zu werden und mit dem Schreiben seine Brötchen zu verdienen ist für viele ein Traum. Was ist für Sie das schöne daran, Autorin zu sein und was macht für Sie dieser Beruf aus?


Ich bin jetzt genau fünfzehn Jahre dabei und kenne die Höhen und Tiefen dieses Berufs ganz gut. Es ist lange nicht so gemütlich, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Denn wenn man vom Schreiben leben will, muss man schon sehr viel arbeiten (was ich getan habe) und sehr viel Glück haben (was ich hatte). Trotzdem gab es einige Jahre, in denen ich sicher nicht allein vom Schreiben hätte leben können, egal wie bescheiden. Aber ich liebe meine Arbeit, unabhängig vom Erfolg der Bücher. Es ist immer wieder von neuem wunderbar, in eine Geschichte abzutauchen, auch wenn man damit für Monate kein „normales“ Leben mehr führt. Nicht alle Freunde, Bekannte und Verwandte verstehen übrigens, dass man sich in dieser Phase wirklich nur noch dem Buch widmen kann und zu nichts anderem mehr in der Lage ist. Deshalb ist es besonders schön, dass ich mit anderen Autorinnen befreundet bin, die genau so ein verrücktes Leben führen.




8.) Sie und weitere Autoren sind ein Vorbild für viele junge Menschen, die ebenfalls den Wunsch hegen, Autor zu werden. Leider ist es nicht leicht in diesem Beruf Fuß zu fassen. Was würden Sie ihnen für ihren weiteren Autoren-Weg raten?


Weiterschreiben, besser werden, dazu lernen. Und das schreiben, was man selber am liebsten lesen würde. Wenn ich ein Manuskript hätte, von dem ich wirklich überzeugt wäre, würde ich versuchen, eine (seriöse) Literaturagentur dafür zu gewinnen.




9.) Nicht selten vermitteln Autoren in ihren Büchern Werte und bringen ihre Botschaften an die Leser. Gibt es etwas, was Ihnen besonders wichtig ist und das Sie als Autorin ihren Lesern mit auf den Weg geben wollen?


Bestimmt kann man in meinen Büchern auch die Werte wieder finden, die mir selber wichtig sind (Solidarität, Freundschaft, etc), aber eine Botschaft habe ich keine: Ich möchte, dass das Lesen Spaß macht und gut unterhält.




10.) Nicht selten passiert es, dass einer Trilogie am Ende doch noch ein weiteres Buch hinzugefügt wird. Besteht diese Möglichkeit bei ihrer Trilogie auch?


Nein! Auf keinen Fall. Es wird nur ziemlich dick, dieses letzte Buch.




11.) Hobby-Schreiberlinge erleben es oft, dass sie ab und an unter einer Schreibblockade leiden. Ist dieses Problem Ihnen, als erfahrene Autoren, auch ein Begriff und wenn ja, wie lösen Sie es?


Ich habe oft Anfälle von akuter Faulheit, die ich aber überwinde, wenn der Abgabetermin nur nahe genug rückt. (Hier hilft auch ein Szenentreatment ganz gut, an dem man sich vorwärts hangeln kann.) Eine Schreibblockade stelle ich mir aber schrecklich vor.




13.) Gibt es Orte, an denen sie besonders gerne und gut schreiben und unter welchen Umständen sind Sie am kreativsten?


Ich schreibe am liebsten zu Hause – und am kreativsten bin ich, wenn um mich herum alles in bester Ordnung ist, sprich, wenn niemand von meinen Lieben krank ist oder andere Probleme hat.




14.) Das erste Buch ihrer Trilogie, Rubinrot, wird verfilmt. Zur Zeit sitzen die fleißigen Köpfe an dem Drehbuch und bereits jetzt wurden die Fans darüber in Kenntnis gesetzt, dass das ein oder andere in dem Film anders wird, als es im Buch der Fall war und zusätzlich noch Szenen vorkommen werden, die die Leser noch gar nicht kennen. Wie stehen Sie als Autorin dazu? Tut es Ihnen ein wenig in der Seele weh, dass Ihr Werk von anderen abgeändert wird, oder sehen Sie das alles recht locker?


Ich bin sicher, das wird ein ganz toller Film – wichtig ist mir, dass der „Geist“ des Buches (also, nicht James oder Xemerius ) eingefangen wird und die Figuren ihrem Charakter treu bleiben, und das wird hier ganz sicher der Fall sein. Die Drehbuchautorin, Katharina Schöde, hat ganz wunderbare Ideen. (Ich wünschte, ich hätte beim Schreiben auch ein paar davon gehabt.)




15.) Wen könnten Sie sich für die Rollen Gwen und Gideon vorstellen, wenn jeder einzelne Schauspieler dieser Welt für Rubinrot zur Verfügung stehen würde?


Na, hier könnte ich wohl eine Menge nennen, die ich NICHT haben wollte – aber ich halte mich besser zurück, Geschmäcker sind so fürchterlich verschieden. (Zum Glück, wahrscheinlich! Sonst wären wir ja immer alle in den selben Mann verliebt, nur so zum Beispiel…)




16.) Die Welt dreht sich immer weiter und so ist es nicht verwunderlich, dass ein paar schlaue Köpfe das Ebook erfunden haben. Für manche Buchliebhaber, die den Duft und den Charakter eines Buch lieben, ist der Gedanke daran ein Graus und die Befürchtung liegt nahe, dass im Laufe der Zeit die Bücher völlig aussterben und von der Technik ersetzt werden. Wie sehen Sie das? Glauben sie, dass es Bücher, so wie wir sie kennen, irgendwann nicht mehr geben wird? Könnten Sie sich vorstellen, alles nur noch per Ebook zu lesen?


Nur schwer. Ich gehöre zu den Menschen, die Bücher streicheln und an ihnen riechen. Und die gern ihr Bücherregal sortieren…. Aber es müssen schon eine ganze Menge Bäume für das viele Papier dran glauben, und vielleicht wird das Buch, wie wir es kennen, wirklich mal ausgedient haben.




17.) Sie sind ein großer Fan von Harry Potter, den Büchern von Jonathan Stroud (Autor von Bartimäus, Der Spur ins Schattenland, Drachenglut, Eisfestung, Tal der Wächter) und auch die Chroniken der Unterwelt haben Sie gelesen. Was machen diese Jugendbücher Ihrer Meinung nach aus und wieso, denken Sie, finden sie soviel Anklang bei den Erwachsenen?


Alle drei Buchreihen sind sehr spannend und actionreich und damit unglaublich unterhaltsam. Die Harry Potter-Bücher bestechen vor allem durch die liebevollen Details und den feinen Humor von Joanne K. Rowlings, und auch bei Jonathan Stroud (speziell bei Bartimäus) ist wohl der Humor das herausragende Element. Die Chroniken der Unterwelt sind auch noch sehr romantisch. Erwachsene brauchen das von Zeit zu Zeit genau wie Kinder.




Wir bedanken uns für das Interview mit Ihnen, Frau Gier und hoffen, Ihnen hat es genauso viel Spaß gemacht wie uns!


Auf jeden Fall!!